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Already Dead

Timeshares? Wer is’n das? Trotz großer Umtriebigkeit in den vergangenen fünf Jahren. die es die Band nun schon gibt, sind sie noch längst nicht jedem in der erdigen Emo-Punk-Szene bekannt. Dabei sind sie musikalisch in einem Atemzug mit Größen wie Samiam, Red City Radio oder Nothington zu nennen. Gerad diese drei Vertreter geben perfekt wieder, was Timeshares auf ihrem zweiten Album vermitteln: Das Herz von Samiam, die grandiosen Melodien von Red City Radio und den erdigen Sound von Nothington. So könnte der Stil in aller Kürze beschrieben werden. Allerdings würde man den New Yorkern damit nicht ganz gerecht werden, denn da ist noch mehr. Etwas ganz Eigenes, das über die bloße Daseinsberechtigung in der Szene hinausgeht. Das Album ist nach dem ersten Hören leicht einzuordnen und die einzelnen Songs sind einfach und verträglich. Keine unangenehmen Ecken und Kanten, sehr rund. Solche Platten werden oft mit ‚Da weißt du, was du bekommst‘ oder ’solide‘ beschrieben. Aber auch damit wäre der Band Unrecht getan, denn neben einer Menge Herzblut, das quasi direkt aus den Boxen läuft, ist das Album erfrischend abwechslungsreich, ohne zwischendurch an Fahrt zu verlieren.

Der Opener ‚State Line To State Line‘ beginnt eher ’schmusig‘ und erinnert stark an die wunderschönen, verträumten Samiam-Klassiker. Die kratzig-gefühlvolle Stimme von Frontmann Jason Mosher verstärkt diese Assoziation. Es ist kein klassischer Punkrock mit drei Akkorden und einem rumpelnden Schlagzeug. Die Songs sind einfach strukturiert, aber halten trotzdem Überraschungen bereit. Während der Opener schon fast in Richtung Country geht, stampfen Timeshares in ‚Tail Light‘ mehr. Es wird ein wenig poppiger und fröhlicher. Dieser Song lässt noch einen vierten Vergleich zu. Gerade der Pop-Einfluss in Verbindung mit rauchigem Gesang erinnert an The Holy Mess. Bei ‚Heavy Hangs‘ kehren Timeshares wieder auf den Boden zurück. Sie stampfen, schreien und rocken sich mit einem ’schweren Hang‘ (mag am Songtitel liegen) zum Country direkt ins Herz. Klar, das klingt schon sehr verträumt, fast schnulzig, aber genau das lösen die Songs beim Hörer aus. Diese Effekt bringt auch immer wieder eine Band ins Gedächtnis: Samiam. Auch, wenn die New Yorker immer wieder aus diesem Vergleich ausbrechen, zum Beispiel mit klirrenden Gitarren à la Nothington. Sie sind auf diesem Album so etwas wie Samiam 2.0. ‚Aufgepimpt‘ sagt man heutzutage gerne dazu. Die genannten Bands sind natürlich nicht die schlechtesten Referenzen. Dennoch will natürlich niemand ein Abklatsch von alten und aktuellen Helden sein. Das sind Timeshares glücklicherweise auch nicht. Sie sind auf Augenhöhe mit Genre-Nachbarn und bereichern den emotionalen, country-esken Punkrock mit ihrer Auffassung von in Whiskey getränkten, dennoch poppigen Songs.

Auf ‚Already Dead‘ ist für jeden etwas dabei. Auch, wenn dieser Satz mindestens fünf Euro fürs Phrasen-Schwein bedeuten, ist er genau das, was das zweite Album der Band am besten beschreibt. Man kann die CD im Hintergrund laufen lassen und wird es als angenehm und nicht störend aufnehmen. Andererseits lohnt es sich auch, genauer hinzuhören und sich von der Band direkt auf dem Herzen herumstampfen zu lassen. Es gibt Punkrock, Country, Pop und Emo-Punk in einem runden Mix, der wohl nicht nur Liebhaber dieser Genres dahin schmelzen lassen. Unaufdringlich, aber nicht uninteressant.

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