ALEX MOFA GANG – Euphorie am Abgrund

Seit mittlerweile einem Dutzend Jahren ist die Alex Mofa Gang unterwegs, um eine gekonnte Mischung aus Rock, Punk und ganz leisen Pop-Einflüssen mit deutschen Texten unter das Volk zu bringen. Zwei Jahre nach dem letzten Album liegt nun mit „Euphorie am Abgrund“ das bereits sechste Werk vor (zählt man die Debüt-EP mit), und das kann was!
Wie das Quintett sich organisiert, obwohl alle „nebenbei“ in anderen Jobs zumindest einen Teil ihrer Lohntüte füllen, wieso sie immer noch in der Kategorie „Platte“ denken und warum sie sich selbst als „Männer von gestern“ bezeichnen, haben Frontmann Sascha und Drummer Michael uns in zwei Gesprächen in diesem Jahr erzählt, eins vor einem halben Jahr bei der Support-Show von Madsen (hier zu lesen) und ganz frisch zum Release vor wenigen Tagen (hier).
„Treppenhaus“, „Mann von gestern“ und „Lass los“ eröffnen den Reigen und haben alle eins gemein: Knallige Riffs, treibende Rhythmusfraktion und immer wieder ein Keyboard, das bei dieser Art von Musik durchaus ein wenig überraschend, aber trotzdem sehr passend daher kommt. Klar, Saschas Stimme ist der größte USP, ansonsten gibt es immer wieder Anleihen bei klassischen Rock-Kapellen aller Art. Hier gibt es voll auf die Zwölf, bevor im zweiten Drittel ein kleines bisschen das Tempo rausgenommen wird, so wie bei dem eher poppigen „Eiszeit in Berlin“, was zusammen mit dem späteren „Hand aufs Herz“ (einschließlich Schrummel-Gitarren-Intro) die beiden Highlights bilden.
Aber auch die anderen Nummern sind allesamt tanzbar und gehen direkt ins Ohr. Zum Ende der ersten Halbzeit gibt es mit „Ich sing nicht mehr mit“ gar eine lupenreine Klavier-Ballade. Danach wird das Tempo wieder angezogen. „Game Over“ sticht dabei mit 80er Computer-Spiel-Sounds und Special Guest Sebastian Krummbiegel (genau, der von den Prinzen!) ein wenig heraus, bis „Nur ein Wort“ einen etwas unerwarteten Abschluss gibt. Der Track wird von einem fast durchgehenden Drum-Beat mit Bass-Background getragen, in die sich die anderen Instrumente immer wieder reinschmuggeln, bevor am Ende eine wilde Kakophonie entsteht und ein paar Elektro-Sounds die letzten Takte der sehr abwechslungsreichen dreiviertel Stunde erklingen.
Wer die Jungs kennt und mag, kann hier direkt und unbesehen zugreifen, und wird nicht nur nicht enttäuscht, sondern sehr, sehr zufrieden sein. Wer sie (noch) nicht kennt und ein paar Referenz-Namen braucht, der kann bedenkenlos reinhören, wenn Kollegen wie Kraftklub, Hi! Spencer oder Adam Angst im CD-Regal stehen, und wird sich über eine Erweiterung des musikalischen Horizonts freuen.
Note: 1-