Wendigo’s Alben 2014: Ein süffiger Jahrgang
Schwierig ist es mit Rückblicken. Wenn es ein schwaches Jahr war geht es ja noch, aber wenn ein Jahr so vollgestopft mit grandiosen Releases war wie 2014, dann wird es mühsam. Wo will man die Linie ziehen? Sind es die gröbsten Schoten des Jahres dann überhaupt noch wert, genannt zu werden oder soll man den Platz lieber ausschließlich den Highlights vorbehalten? Mal sehen…fangen wir mit den Highlights an. Auf Platz 10 retten HOUSE OF CAPRICORN den Gothic Metal. Auch 2014 gibt es noch spannende Neuverfilmungen von Type 0 Negative.
Platz 9 kommt von BLOODBATH mit „Grand Morbid Funeral“. Oldschool as Oldschool can. BÄM! Und wie herrlich es ist, Nick Holmes grunzen zu hören. Platz 8 geht an DIGGER BARNES mit „Frame By Frame“. Einige der Stücke sind zwar etwas durchschnittlich (auf hohem Niveau natürlich, sonst wäre er gar nicht hier) um noch besser platziert zu sein, aber dennoch überragt Digger Barnes mit seiner ultramelancholischen Version nordamerikanischer Chansons alles, was im Americana-Sektor sonst veröffentlicht wurde.
Auf dem 7. Platz lärmen DARK FORTRESS mit „Venereal Dawn“ – immer noch und schon wieder die beste deutsche Black Metal Band, die genau die richtige Mischung zwischen Anspruch, Raserei und Melodie trifft. Platz 6 vertritt ein Genre, das in diesem Jahr mehr vor sich hin vegetiert ist, als es mir gefällt. ROME haben mit „A Passage To Rhodesia“ das einzig nennenswerte Neofolk-Album dieses Jahres abgeliefert. Noch dazu ist das Album in einer zwar teuren, dafür aber unfassbar wertigen, vollgestopften Box erschienen und verbucht damit den Titel „Bestes Limited Release“ für sich. “
Die Top 5 eröffnen tun die grandiosen ABNEY PARK mit „Nomad“ auf Platz 5. Steampunk in Vollendung, eine Mischung aus viktorianisch und Electro, Gothic und Rock. Einfühlsam, weltschmerzig, traurig, hoffnungsfroh, wunderschön. Der Captain hat mal wieder ein wunderschönes Stück Musik zusammengezimmert. Knapp hinter den Top 3 findet sich MACHINE HEAD auf Platz 4. „Bloodstone & Diamonds“ ist das mit Abstand beste Album der Band, das mit Abstand beste moderne Thrashalbum überhaupt und eins der besten Thrashalben, das sich problemlos auf dem Level von „Master Of Puppets“ einsortieren kann. “
Die Top 3 eröffnen BEHEMOTH mit „The Satanist“. Intelligente satanische Musik mit anspruchsvollen Texten – allein das schon hat Seltenheitswert. Wenn dazu noch genialste Musik, virtuoses Songwriting und der momentan beste Black Metal-Shouter kommen, dann haben sich die Polen ihren Top 3–Platz verdient.
Silber in diesem Jahr geht an AT THE GATES. „At War With Reality“ ist das grandioseste Comebackalbum aller Zeiten – noch dazu ZWANZIG!!!! Jahre später. Zu At The Gates muß man nicht mehr viel sagen – nur dass sie in jedem anderen Jahr auf Platz 1 eingelaufen wären, wenn… ja wenn denn nicht PRIMORDIAL mit „Where Greater Men Have Fallen“ einen Instant Classic veröffentlicht haben, der noch in Jahrzehnten als ein Meilenstein gelten wird. Die Brillanz, das Konzept, die Musik, die tiefgründigen Texte, die vollkommen perfekte Umsetzung eines Gefühls ohne die Klischees zu bemühen – Nemtheanga und Co. haben ein Über-Album kreiert, für das die Bezeichnung „Meisterwerk“ fast zu kurz gegriffen ist. Ganz ganz klar und mit anständigem Vorsprung das Album des Jahres. “
Mit Overkill („White Devil Armoury“), Voltaire („Raised By Bats“), Fräkmündt („Landlieder & Frömdländler“) und Velvet Acid Christ („Subconscious Landscapes“) gibt es noch fünf freundliche Erwähnungen aus teilweise noch nicht erwähnten Genres.
Opeth bekommt für „Pale Communion“ die Auszeichnung „Bestes Album, das ich persönlich aber scheiße finde“.
Einen Nebenpreis für das überflüssigste Comeback erhalten Sanctuary für ihr wie eine schlechte Nevermore-Kopie klingendes „The Year The Sun Died“.
Arschtritte gibt es für :Wumpscut: (wann hört der ENDLICH auf?), Bethlehem (mit aller Gewalt sinnlos sein macht noch kein gutes Album…), Blues Pills (treten den Beweis an, dass auch unendlich gehypte Grütze… Grütze ist) sowie Judas Priest (viel Vorfreude – nur Enttäuschung).
Die Top 5 Songs des Jahres sollen auch nicht unterschlagen werden: Platz 5 geht an Behemoth mit „O Father! O Satan! O Sun!“. Auf Platz 4 liegt hier das düster-bombastische „Sail Into The Black“ von Machine Head. Auf Platz 3 finden sich zum ersten Mal Primordial mit dem über-epischen „Wield Lightning To Split The Sun“ (wofür Primordial gleich auch noch den „Songtitel des Jahres“-Preis abstauben). Platz 2 geht hier an Sivert Hoyem für sein unfassbar trauriges „Inner Vision“, und natürlich finden sich auch auf Platz 1 Primordial, diesmal mit einem der besten Songs seit Jahren: „Where Great Men Have Fallen“ – ein Song der musikalisch und textlich wirklich niemanden kalt lassen kann.
2015 steht vor der Tür, und es kann kaum so gut werden wie 2014. Natürlich – es gibt zwei vor der Tür stehende Releases die vermutlich einen Platz in der nächstjährigen Top 5 sicher haben werden: PARADISE LOST go Death Metal sowie das neue „Psychonautika“-Album von CHANGES. Aber sonst? Machen Tiamat weiter? Ist der Neofolk tot oder kommt da endlich was neues? Gibt es mal wieder einen OHA!!-Effekt? Es war grandios – und es wird spannend…..hoffentlich ziehen in puncto Qualität die restlichen Genres im Jahr 2015 nach.