WARFECT – Exoneration Denied

Thrash Metal ist kein Schimpfwort mehr. Immer mehr junge Headbanger prügeln sich voller Enthusiasmus durch ihre Songs, huldigen den Ikonen wie Slayer, Kreatur, Destruction, Exodus usw. usf. Egal ob Old School oder Neo, sie kommen den Helden oft gefährlich nah. War das Debüt Warfects „Depicting the Macabre“ noch etwas unausgegoren, haben die Schweden inzwischen ihre Lektionen gelernt, und liefern mit ihrem zweiten Versuch „Exoneration Denied“ (Cyclone Empire) ein gehöriges Brett ab, das sich sehen bzw. hören lassen kann.
Mit einem lauten Schrei stürzt sich Warfect in den ersten, den Titelsong und bringt auch gleich das Blut mächtig in Wallung. Jawoll, so thrasht es sich richtig, schnell, brutal und mit einer gehörigen Portion Wut versehen. Aktueller denn je ist „Drone Wars“, das (vielleicht) unseren depperten Politikern gewidmet ist und herrlich nach „Show No Mercy“-Zeiten klingt. Damit ist auch klar, dass Warfect nicht in gammeligen Gedärmen wühlen, sondern zornig das derzeitige Tagesgeschehen kommentieren.
Der furchtlose Atem in den Nacken der Alten Garde
Das Thrash-Trio hält, wie uns spätestens bei „Filled With Hate“ gewahr wird, nicht viel von Intros, stattdessen fallen sie immer gleich mit der Tür ins Haus, was sehr sympathisch ist. Selbst die langsameren Passagen und stampfende Songs wie „Nation Divided“ sind so brutal wie ein Schlag mit der Axt in den Nacken. Mit Samples und Spoken Words wird sehr effektiv gespielt, was eine gelungene Auflockerung in all dem Geballere ist. Auch das Spiel mit unterschiedlichen Stimmungen in den einzelnen Songs hat Warfect drauf, wie „Inflammatory“ eindrucksvoll zeigt.
Einen tonnenschweren Beat wie in „Retribution Unfold“ kriegt die Band ebenfalls gekonnt hin. Es gibt kaum ein Genre-Element, das Frederik, Kristian und Matthias nicht wie alte Hasen in ihre Songs einbauen. Sogar Hardcore-Crew-Shouts finden ihren Weg in die Songs, die fast alle um die fünf Minuten lang sein. Zu keinem Moment lassen uns die zehn Tracks los, sondern reißen uns einfach nur mit, schütteln einen mächtig durch und stoßen einen von einer Ecke in die nächste. Wo oben und unten ist, ist nach 50 Minuten kaum noch zu sagen. Der Sound bratzt deftig aus den Lautsprechern, ist das Tüpfelchen auf dem „i“ und der Garant für ein Maß an Eigenständigkeit, das man einer jungen Band kaum zutraut.
Mit sehr viel Old School-Charme sägen Warfect am Thron der alten Garde, die zusehen müssen, ihre Pfründe zu sichern. Alles was Thrash Metal über die Jahre hinweg ausgemacht hat – gebündelte Aggressionen, in Szene gesetzte Brutalität, gnadenloses Tempo, sowie das Ignorieren aller Trends – findet sich in den zehn Songs Warfects Der Thrasher in uns darf restlos begeistert sein und freut sich unbändig auf den nächsten Durchgang von „Exoneration Denied“.
Bewertung: 2+