SHIRLEY HOLMES – Mein bestes Selbst

Kennt noch wer das Kinderspiel „Teekesselchen“? Ein Begriff mit zwei Bedeutungen? Hier kommt eins: Was bezeichnet die zwölfjährige Urgroßnichte von Sherlock Holmes und ein Berliner Trio, das seinen Stil als „knallharte Stromgitarren mit Pop-Appeal“ bezeichnet? Richtig, Shirley Holmes! Im Gegensatz zur fiktivem Detektivin sind die drei Berliner*innen aber real, und wie! Fünf Jahre nach dem letzten (leider in Corona veröffentlichtem) Album, und nachdem sie in den letzten Jahren (neben reichlich eigenen Shows) sowohl Die Ärzte, die Beatsteaks und die Donots supportet haben, legen Mel Marker (Gitarre, Gesang), Miss Ziggy (Bass, Co-Gesang) und Schlagzeuger Chris nun mit „Mein bestes Selbst“ endlich nach. Ob sich die Wartezeit gelohnt hat, erfahrt Ihr hier.
(Falls wer keine Zeit hat, den gesamten Artikel zu lesen, hier die Schnell-Antwort: JAAA!).
„Verstört“ heißt der Opener, der aber alles andere als das ist. Mit seiner Die-Sterne-Text-Referenz und seinem treibenden Beat, der sofort das Tanzbein zucken lässt, ist die Nummer eine Vorbote, von dem, was sich in der kommenden guten halben Stunde auch nicht wirklich ändern soll. Irgendwie ist es Punk, aber auch Pop, aber auch – ja was denn nun genau? Es werden musikalische Erinnerungen an die genialen Ideal um Annette Humpe wach (am deutlichsten bei „Koks oder Käse“ – zugleich Highlight der Scheibe), was ja eindeutig nicht die schlechteste Referenz ist, ohne dass das Trio hier eine billige Kopie versucht. Dass sie dabei (laut Pressetext) „die ernsteste lustigste Band oder die lustigste ernste Band“, die „zu 87 Prozent ironisch“ ist, ist dabei ein ganz gute lyrische Standortbestimmung – und gleichzeitig eine Herausforderung, (auch) genau auf die Texte zu achten. Kleine Kostprobe? „Was führen sie im Schilde? Da kommt schon Bob, der Builder, baut ´ne Work & Leisure Villa mitten hier im Kiez. Sechs Meter hohe Decken und bodentiefe Fenster. So’n neuer Kiezmagnet, ja, hat hier gerade, hat hier gerade noch gefehlt“ (aus „Koks und Käse“). Wenn dann noch Teile in einem mitunter leicht osbskuren Englisch dargeboten und mit Kraftwerk-Zitaten kombiniert werden („Less scheiße heavy“) ist das einfach nur unterhaltsam. Dass sie dabei aber nicht immer nur lustig sind, wird in dem (Anti-) Angst-Track „Angst & Hobbys“ deutlich, zeigt sich dieses Phänomen (nicht erst, aber noch deutlicher seit Corona) fast schon als Volkskrankheit.
Was bleibt nach elf Songs? Höchst spannende und meist gute Laune verbreitende Lieder, die – so darf man vermuten – live vermutlich noch viel mehr ballern als auf Platte (Tourdaten s.u.!). Wer es nicht zu den Terminen schafft (oder auch so für zwischendurch), hat mit „Mein bestes Selbst“ aber auf jeden Fall mehr, als einfach nur eine schlichte Konserve!
Note: 1-
SHIRLEY HOLMES -„Mein bestes Selbst“-Tour 2025
07.03.25 Dresden, Chemiefabrik
08.03.25 Erfurt, Museumskeller
14.03.25 Hamburg, Nochtwache
15.03.25 Bremen, Lagerhaus
27.03.25 Hannover, Lux
28.03.25 Essen, Don’t Panic
29.03.25 Würzburg, Immerhin
05.04.25 Berlin, SO36
06.06.25 Beverungen, Orange Blossom Special
07.06.25 Merkers, Rock Am Berg
05.07.25 Remchingen, Steinbruch Benefiz Open Air