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ROSE TATTOO – For ever Rock’n’Roll Outlaw live on stage

Wie vielen Bands erging es den Australischen Hard Rockern Rose Tattoo ähnlich, sie musste dank der Corona-Epidemie ihre Konzerte immer wieder verschieben. Da die Mannen um den umstrittenen Frontmann Angry Andersen mit den so gar nicht mit dem Rock’n’Roll zu vereinbarenden politischen Ansichten aber nichts zu verlieren haben, wurden die Termine nicht monatsweise verschoben, sondern jahresweise. Dies steigerte nur die Vorfreude auf das Konzert in der Hamburger Markthalle an diesem Donnerstagabend. Bereits vor vier Jahren haben Rose Tattoo die Location am Hauptbahnhof bis in den letzten Winkel elektrifiziert. Dieser Abend sollte kein Deut schlechter werden, dafür noch emotionaler und intensiver.

Bevor der Abend aber von Schweiß, Bier und hartem Blues regiert wird, schicken sich The Poor an, die gut besuchte Markthalle anzuheizen. Dies gelingt ihnen auch vollkommen, aber leider nicht musikalisch. Die Diskrepanz zwischen ihrem Erstliga-reifen Stage-acting und der lahmen Musik ist atemberaubend. Die Jungs hauen Posen raus wie die Großen, ihre Songs saufen dafür im zweiten Gang ab. Wilde Tanzeinheiten, dazu Songs im Schneckentempo. Immer wenn sich das Quartett auf ihre Stücke besinnt, kommt so etwas wie Rock’n’Roll-Flair auf. Nichtsdestotrotz treiben The Poor die Spannung und den Hunger auf den Headliner in schwindelerregende Höhen.

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Dann geht sie ab, die Post! ,Scrarred for Life‘ und ,Rock’n’Roll King‘ lassen die Temperatur in der Markthalle schnell eskalieren. Auch wenn die Bad Boys noch etwas verhalten und hüftsteif rüber kommen, vor der Bühne ist die Stimmung bereits am Kochen und weitet sich immer weiter auf die Ränge aus. Bei ,Black Eyed Bruiser‘ kommt die Energie nun auch auf der Bühne an. Angry Andersen wird redseeliger, dieses Mal ohne patriotische Liebeserklärungen, dafür mit lebensklugen Weisheiten, während Mark Evens immer in Aktion ist, die beiden Sechsaiter immer mehr wie Brüder harmonieren – oder wie Vater (Bob Spencer) und der etwas schüchterne, hochgewachsene Sohn (Mick Arnold) – und Paul DeMarco mit jedem Song vom soliden Handwerker zum Tier mutiert.

Nice Boys Don’t Play Rock’n’Roll

Je mehr sich das Quintett in den Rock’n’Roll hineinsteigert, desto intensiver und emotionaler wird ihre Performance, die ihren Höhepunkt in dem ekstatischen Dreiklang vom „Blood Brothers“-Album – ,Nothing to Lose‘, ,Once in a Lifetime‘ und ,Man About Town‘ – findet und im bluesigen Medley von ,We Can’t Be Beaten / Bad Boy for Love‘ seine Vollendung findet. Nach fast 70 Minuten erklingen dann endlich die ersten Noten von ,Rock’n’Roll Outlaw‘ und der Pöbel will die Band partout nicht in ihre wohlverdiente Pause entlassen. Es wird eine Runde nach der anderen mit dem Refrain gedreht. Mit ,Sweet Love‘ muss die Band noch einmal alles geben. Der kleine Fronter geht in seiner Musik ganz auf, hat aber auch immer seine Fans im Blick, die er regelmäßig mit viel Respekt anspricht. Überall wird inzwischen mit Herzblut gesungen, geschunkelt und sogar getanzt. Die Stimmung ist kaum zu übertreffen. Trotz fiebriger Temperaturen macht sich eine Gänsehaut breit. Die Jungs haben sich die kurze Verschnaufpause redlich verdient.

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Mit ,The Butcher and Fast Eddy‘ zeigen Rose Tattoo, dass der Blues nicht nur traurig, sondern auch schmerzhaft und brutal sein. Mr. Andersen & Co. lassen keinen Deut daran, dass sie das leben, wovon die singen und kein selbstverliebtes Gepose. Echtes Rock’n’Roll Leben! Während die großen Brüder alles tun, um eine große Show zu bieten, spricht aus Rose Tattoo ausschließlich die Leidenschaft. Da ist ein musikalisches Fuck-up hier und da, nur zu gerne zu verzeihen. Und der Grund, warum wir alle, dreckigen Rock’n’Roll so sehr lieben, ist der, dass wir einfach keine „netten Jungs und Mädels“ sein wollen … intoniert von hunderten Rock’n’Roll Outlaws.

Fotos: Christian Zimmermann

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