LENNY KRAVITZ – (Un-)Sympathisch talentiert

Seit mehr als 30 Jahren ist Lenny Kravitz aus der Musikwelt nicht mehr wegzudenken. Der internationale Superstar und Multi-Instrumentalist kehrt heute mit seinem aktuellen Album „Blue Electric Light“ nach zwölf Jahren Pause, wie er in seiner ersten Ansage erzählt, wieder einmal in Düsseldorf ein. Der picke-packe-volle PSD Bank Dome ist Ort des Geschehens und ein sehr gemischtes Publikum von 5 bis 75 Jahren lässt sich die Laune durch extrem hohe Preise bei Pommes und Bier nicht verderben. Im Vorprogramm gibt es die (sehr lauten) Nova Twins, die zwar freundlich beklatscht werden, aber die Leute sind wegen Lenny hier.
Um 20.20 Uhr gehen die Lichter aus und der Opener „Bring It On“ ist direkt als Statement zu verstehen: Er liefert, und zwar wie! Aus dem Bühnenboden kommt „Mr. Cab Driver“ (der vielleicht einzige Hit, der nicht gespielt wird) ins Rampenlicht und ab Sekunde 1 gibt es eine perfekte Darbietung. Nicht nur der Chef, auch alle seine Begleitmusiker*innen sind absolute Profis, hier sitzt jeder Ton, und eine großartige Licht- und Videoshow untermalt die Musik. Lenny wechselt immer wieder von Gitarre auf Bass oder Keyboard, um zwischen den Songs mit dem Publikum zu flirten. Dass er nicht nur musikalisch begabt, sondern einfach auch unverschämt gut aussieht, weiß er, und spielt damit in jedem Augenblick. Regungslos bleibt er am Bühnenrand stehen, Finger im Hosenbund und grinst einfach nur in die jubelnde Menge, dann noch ein kurzes Hochschieben der Sonnenbrille: Jeder Move ist Sex pur. Dass der Mann mittlerweile 60 ist, merkt man in keinem Moment. Auch wenn hier ein durchchoreografierter Abend stattfindet, gibt es immer wieder die Momente, in denen Kravitz direkten Kontakt aufnimmt und auf Zwischenrufe reagiert. Die natürliche Reaktion auf Menschen, die mit so vielen Fähigkeiten gesegnet sind, ist eigentlich, sie doof zu finden. Aber Lenny ist – trotz aller Show- immer auch spontan und nicht zuletzt dadurch so sympathisch, dass man ihn einfach lieben muss.
Die aktuelle Platte bekommt mit drei Songs zwar den insgesamt größten Anteil im Set, ansonsten spielen sich die Künstler*innen exakt zwei Stunden durch die gesamte Karriere. „Always on the Run”, „It Ain’t Over ‚Til It’s Over”, „American Woman” und zum Abschluss der Smash-Hit „Are You Gonna Go My Way” in dem üblichen Mix aus Blues-, Funk- und Hard Rock, lassen die Halle durchgehend toben. Natürlich wird er nicht ohne Zugabe entlassen, und mit der Ballade „Let Love Rule“ von seinem Debüt endet eine mehr als großartige Nacht.
SETLIST
Bring It On
Minister of Rock ’n Roll
TK421
Always on the Run
I Belong to You
Stillness of Heart
Believe
Honey
Paralyzed
Low
The Chamber
I’ll Be Waiting
(Band-Vorstellung)
It Ain’t Over ‚Til It’s Over
Again
American Woman
Fly Away
Are You Gonna Go My Way
Let Love Rule
Fotocredit: Wollo@Whiskey-Soda