MANFRED MANN’S EARTH BAND – Manfred’s On The Road Again

Satte 84 Jahre hat Manfred Mann mittlerweile auf der Lebensuhr, und ist immer noch unermüdlich mit seiner Earth Band unterwegs, deren Mitglieder zwar alle jünger sind als der Namensgeber und Chef, aber auch schon seit vielen Jahren im Rentenalter. Heute gastieren sie im Rahmen ihrer umfassenden Europa-Tournee im rappelvollen Jovel in Münster. Große Teile des Publikums haben – wenig überraschend – die gesamte Karriere der Truppe miterlebt, aber es sind auch viele jüngere Gäste im Club, die teilweise die Ur-Enkel von Manfred Mann sein könnten.
Um Punkt 20.00 Uhr geht das Licht aus, und es geht ohne Support direkt los. „Captain Bobby Stout” als Opener macht schnell klar, was heute zu erwarten ist: Handwerklich hervorragend dargebotene Rockmusik, von echten Könnern gespielt, was sie auch in langen Solo-Parts gerne unter Beweis stellen. So stehen gerade einmal ein Dutzend Lieder in 100 Minuten Spielzeit auf dem Programm. Das fortgeschrittene Alter merkt man den Künstlern nicht an, auch wenn Mann sich selbst weitestgehend im Hintergrund hinter seiner Keyboard-Burg aufhält, oft verdeckt von Bassist Steve Kinch, der seinen Platz unmittelbar vor dem Band-Leader hat. Ein einziges Mal kommt er kurz vor Schluss nach vorne und singt eine Strophe am Bühnenrand, ansonsten konzentriert er sich auf seine Keyboard-Parts. Die meisten Zeilen singt Robert Hart, der optisch und auch stimmlich ein wenig wie der uneheliche Bruder von Rod Stewart wirkt, aber auch Gitarrist Mick Rogers darf den ein oder anderen Track intonieren. Dass er gerade erst eine Erkältung auskuriert hat (und daher um Entschuldigung bittet, wenn er nicht jeden Ton trifft), merkt man ihm nicht wirklich an.
Manfred Mann verstand sich immer schon eher als Arrangeur, denn als Komponist, und so finden sich ausschließlich Cover-Versionen im Set. In der ersten Hälfte sind eher Nummern aus der zweiten Reihe auf dem Zettel, die sehr wohlwollend, aber doch verhalten aufgenommen werden, aber spätestens im Endspurt mit „Blinded By The Light“ (eigentlich ein Springsteen-Titel) und dem finalen „Davy’s On The Road Again“ kocht der Saal, und jede Zeile wird mitgesungen. Nach einer kurzen Verschnaufpause kommen zunächst Rogers und Drummer John Lingwood allein zurück, um „Pretty Flamingo“ und „Do Wah Diddy Diddy“ zum Besten zu geben, bevor die gesamte Truppe zum abschließenden „The Mighty Quinn“ noch einmal alles gibt. „Quinn“, im Original von Bob Dylan, ist dann wirklich der Schlusspunkt, und selbst als die Musiker sich in den Feierabend verabschieden, singen knapp 1500 Menschen die Zeilen „Come all without, come all within“ immer und immer weiter. Doch das war es, das Saallicht geht an, und ein kurzweiliger Abend endet.
SETLIST
Captain Bobby Stout
Don’t Kill It Carol
Martha’s Madman
Stronger Than Me
You Angel You
Father of Day, Father of Night
For You
Blinded by the Light
Davy’s on the Road Again
Pretty Flamingo
Do Wah Diddy Diddy
Quinn the Eskimo (The Mighty Quinn)
Fotocredit: Wollo@Whiskey-Soda