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Jomsviking

Eigentlich muss man den schwedischen „Schicksalsberg“ nicht mehr näher vorstellen. Jedem Metaller – egal, ob von der älteren Garde oder von den neuen Jüngern – ist Amon Amarth in all den Jahren zu einem Begriff geworden, den man mit brachial-hymnenhaftem Metal und einer grossartigen Live-Auftritten verbindet. Die einstig kompromisslosen Prügelknaben aus „Once Sent From The Golden Hall“ haben sich mit jedem Album weiterentwickelt, ohne ihren grundlegenden Kurs zu verlassen. Auch wenn spätestens seit ihrem Durchbruch mit „Versus The World“ und den nachfolgenden Alben die ersten Nasenrümpfer der hartgesottenen Death Metal Fans kamen, die ihnen Verrat an ihren Wurzeln nachsagten. Aber so ist es nun mal, wenn man zunehmend mehr Budget für die Produktionskosten zur Verfügung hat und entsprechende Optimierungen anbringen kann. Den Einen ist es dann halt eine Kante zu viel, die abgebügelt wurde, während sich die Anderen über glasklare technische Finessen und Neuerungen freuen.

Und das wird sich auch mit dem neusten, bereits zehnten Werk „Jomsviking“ nicht ändern. Vermutlich werden weitere Fans der ersten Stunde jetzt erst recht dem Schicksalberg den Rücken zuwenden, denn das Album ist die konsequente Evolution von „Surtur Rising“ und „Deceiver Of The Gods“. Die Einflüsse der klassischen Helden der Marke Priest, Maiden, Accept und Metallica schimmern noch ausgeprägter durch, was sich vor allem an den zweistimmigen Gitarrenläufen heraushören lässt. Die paaren sich perfekt mit den typisch-epischen Amon-Amarth-Riffattacken und präsentieren die Songs noch ausgefeilter und durchdachter. Beste Beispiele dafür sind ‚On A Sea Ff Blood‘ oder ‚At Dawns First Light‘. Zudem lautet die Devise „Weniger ist Mehr“. Man stürzt sich nicht mehr blindlings und kompromisslos ins Geprügel, sondern verteilt die ungebündelte Aggression gekonnt und dosiert aufs gesamte Album. Dadurch wirken selbst auf den ersten Blick eher moderate Songs wie ‚Wanderer‘ oder ‚One Thousand Burning Arrows‘ durchweg bleischwer. ‚The Way Of The Vikings‘ stampft dann nachfolgend doch noch alles in Grund in Boden!

Die typischen Kracher wie der Opener ‚First Kill‘ und ‚One Against All‘ sind dann gewohnt großes Kino, wie auch das folkloristisch angehauchte ‚Raise Your Horns‘, welches wie eine richtige Wikingerhymne anmutet. Tatsächlich braucht der eine und andere Song etwas Eingewöhnungszeit, doch wer kein Problem damit hat, daß Amon Amarth ihre Gradlinigkeit auch mal zugunsten ihrer musikalischen Vorbilder opfern, der dürfte auch an Songs wie ‚Vengeance Is Mine‘ oder ‚A Dream That Cannot Be‘ (Duett mit Doro Pesch!) großen Gefallen finden. ‚Back on Northern Shores‘ fängt dann als Abschlusstrack alle Elemente und Stärken nochmals ein und bündelt sie in einem einzigen Song vortrefflich zusammen.

Man kann es drehen und wenden wie man will, aber in ihrer Einfachheit einprägsame und epische Melodien zu erschaffen und gleichzeitig in ein wuchtiges Soundgewand einzupacken, darin sind Amon Amarth auch 2016 unschlagbar. Es kommt nicht von ungefähr, dass diese Herren mit ihrem Sound breitgefächert sozusagen die gesamte Metalszene ansprechen. Egal, ob kompromissloser Death-Metaller oder eher in den klassischen Heavy beziehungsweise Power-Metal-Gefilden zu Hause: An „Jomsviking“ (übrigens ein Konzeptalbum über einen gefürchteten Wikinger-Söldnerbund) führt in diesem Jahr für keinen Metalhead ein Weg vorbei. Amon Amarth stellen mit diesem ambitionierten Werk klar, daß sie zu Recht zu den größten Metalacts der Gegenwart gehören. Überzeugt euch selbst!

(geschrieben von Rosario Fazio)

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