HIRAX – Immortal Legacy

Wenn einer Thrash Metal-Band Kultstatus zugestanden werden muss, dann gehören Hirax auf jeden Fall zu den heißesten Anwärtern. 1982 von Schreihals Katon W. de Pena gegründet, gehörte Hirax zu der Garde von Bands, die härter, schneller und brutaler als die damals bekannten Kapellen Anfang der 80er agierten. Der Durchbruch war Hirax nie vergönnt, was zu großen Teilen am nervtötenden Gesang von Herrn de Pena lag. Da kann man schon mal – einem Herzkasper nahe – zum Plattenspieler hechten und unkoordiniert den Tonabnehmer von der Scheibe fegen. Die Nachfolge-Combo Phantasm – mit Metallicas Original-Basser Ron McGovney und Dark Angels Gene Hoglan – kam über den Demostatus nicht hinaus. Seit der Reunion 2000 sind zwei Langrillen und ein halbes Dutzend EPs erschienen, von denen besonders „New Age of Terror“ regelmäßig den Weg in den CD-Player findet. Ob Opus Nummer drei „Immortal Legacy“ (Steamhammer/SPV) ein ähnliches Maß an Zustimmung erfährt, ist wie immer bei Hirax nicht eindeutig zu klären.

Der erste Durchlauf von „Immortal Legacy“ erweist sich als durchweg annehmbar, während beim zweiten die CD den schnellstmöglichen Weg aus dem Player zurück ins Case antritt. Um mit Hirax klar kommen zu können, bedarf es der richtigen Stimmung, im Die-hard-Old-School-Modus, überall Leder und Nieten. Ist man im besagten Modus, dann geht der Opener „Black Smoke“ schon mal gut ins Ohr, der zwar kein gnadenloses Gethrashe abliefert, dafür treibenden Up-tempo Metal, der zum Headbangen einlädt

Wie ein rostiger Oldtimer – aber dann doch kultig

Schon jetzt fällt auf, das de Penas Organ nicht mehr ganz so penetrant nervt, trotzdem aber noch allumfassend über den elf Songs thront und immer noch nicht jedermanns Tasse Bier ist. Das ist sicher. Aus ähnlich altem Holz ist „Hellion Rising“ geschnitzt und rangiert ebenfalls knapp unter dem roten Drehzahlbereich, ist aber eingängiger als der Starter. „Vicims of the Dead“ bietet hingegen biederen 08/15-US Metal. Ein weiteren Gang runter schalten Hirax mit dem vierten Song, der zwar zum Solo hin etwas Fahrt aufnimmt, aber das Blut nicht so richtig zum Kochen bringt. Nach einem verheißungsvollen Auftakt, drohen Hirax in Eintönigkeit zu ersaufen, die Songs sind alle nach demselben Muster gestrickt.

Nach dem Fiddel-Intro „Earthshaker“, das wahrlich kein Beben auszulösen vermag, hat sich der Vierer gänzlich im 80ies US Metal-Sumpf festgefahren. Der Song an sich ist okay, aber von einem Musclecar, auch wenn es schon ein antikes Model ist, ist mehr Durchschlagskraft zu erwarten. Im Stile der beiden Songs geht es mit angezogener Handbremse weiter. Erst „Violence of Action“ erinnert ein wenig an die guten alten Hirax, die schon mal acht Songs in knapp 16 Minuten auf Vinyl gebannt haben. Das war 1986.

Ein Basssolo leitet das Ende ein: „The World Will Burn“ ist zwar nicht der erhoffte Kracher, aber wenigsten so etwas wie ein Hit mit viel Groove, kurz und bündig. Am Ende des Tages gehört zu einer Kultband natürlich ein ebensolcher Produzent: Urgestein Bill Mettoyer zeichnet sich für den knackigen Sound verantwortlich, sodass Hirax zwar nicht unsterblich werden, aber weiterhin unter der Bezeichnung Legende firmieren dürfen.

Was die letzten Releases – „Assassins of War“, „Chaos and Brutality“ und „El rostro de la muerte“ – bereits angekündigt haben, Hirax haben das irrwitzige Tempo ihres ersten Lebens zum Teufel gejagt. Inzwischen ist ihr Output nur noch biedere Hausmannskost mit wenig Abwechslung, die zuweilen gerne auf den Tisch zu packen ist, wobei der ganz große Genuss leider nicht mehr aufkommt. Zu Gute halten ist Katon, dass er sich nicht von seinem Weg abbringen lässt und sich nirgends anbiedert. Und genau deshalb sind Hirax noch immer Kult.

Bewertung: 3

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