DONOTS – Ein JAK in drei Akten

Schön, wenn sich ein Kreis schließt, und die erste Band des Jahres, auch die letzte ist. Angefangen beim eiskalten (und damit ist nicht allein das Winterwetter gemeint) Empfang der FCKAFD auf dem Prinzipalmarkt in Münster im Februar, als u.a. die Donots und Kapelle Petra der Nicht-Alternative den musikalischen Mittelfinger gezeigt haben, und beendet beim traditionellen Jahres-Abschluss-Konzert im Rosenhof, wobei der Begriff eigentlich hakt, denn es ist mittlerweile eine Residency geworden, und für gleich drei Abende in Folge ist der Club gebucht (und ausverkauft).

Freitag, 27.12.2024

Smile And Burn eröffnen die erste Show des bereits sehr früh sehr vollen Saales, und haben u.a. die sehr geile (und von Purgen, Guido und Stagemanager Phil produzierte) Scheibe „Seid Ihr stolz auf mich“, die sie in diesem Sommer veröffentlicht haben, mit im Gepäck, und nicht nur JD Donot am Bühnenrand feiert die Vier euphorisch ab. Eine gewisse Spannung ist in Gesprächen im Saal zu hören, denn in diesem Jahr haben sich die Donots nicht in die Karten schauen lassen, was es denn zu hören gibt, außer dass jede Menge Songs geprobt wurden und bei Facebook eine Wunschabfrage stattfand. Mit den üblichen „Don´t Bring Me Down“ und „Girls Just Wanna Have Fun“ als Intro wird dann um kurz nach 21.00 Uhr die Bühne für die fünf Ibbenbürener bereitet und dann geht es mit dem sehr ungewöhnlichen Opener „Saccharine Smile“ los. Sofort bebt der Saal. Weitestgehend gehen die Jungs auf Nummer Sicher, was die Setlist angeht und alle relevanten Hits sind dabei, aber es wird auch tief in die Mottenkisten gegriffen: Das New-Order-Cover „True Faith“ (laut setlist.fm seit 2001 nicht gespielt), oder „Outshine The World“ und „Wretched Boy“ bedienen die Nerd-Sektion im Saal, was Ingo zur Selbsterkenntnis bringt: „Bei einigen sieht man den Glanz in den Augen, und die anderen denken, dass es Zeit ist, sich ein Bier zu holen!“

Hat man jahrelang gedacht, die Donots seien eine basisdemokratische Truppe, wird man heute eines Besseren belehrt. Ingo („Ich bin Sänger und bei Wikipedia steht, ich darf das!“) will unbedingt seinen Willen durchsetzen, und „Song 2“ von Blur auf die Abende verteilt spielen. Alex hat keine Ahnung mehr, wie die Akkorde gehen, und die anderen schütteln den Kopf, doch der Frontmann setzt sich durch. Kurz vorm „Whoho“ wird abgebrochen und für den Rest auf morgen vertröstet. Doch da hat „Chef“ die Rechnung ohne das Publikum gemacht, das nun die volle Nummer fordert (und sie bekommt). Mit „Goodbye Routine“ endet dann nach mehr als zwei Stunden Tag 1 auf der Empore, und an vielen Ecken hört man beim Rausgehen: „Bis Morgen!“

Samstag, 28.12.2024

Nicht nur JAKs an sich sind traditionell, auch die post-weihnachtliche Krankheit bei Purgen. Während er sich die letzten Jahre noch mit reichlich pharmazeutischen Hilfsmitteln auf die Bühne geschleppt hat, geht heute gar nix mehr. Doch Absagen kommt für die restlichen Vier nicht infrage, und da im Crew- und Freundeskreis fähige Saitenzupfer sind, wurden ab vormittags reichlich WhattsApp-Nachrichten verschickt, backstage die Läufe geübt und ab geht´s.  Vorher eröffnen Indecent Behavior die Nacht und schaffen es, bereits einen ersten Moshpit zu initiieren.

So freundlich die Herren auch beklatscht werden, alle sind gespannt, was die Ersatzbank der Donots heute zu bieten hat. Als erster Einwechselspieler ist Kruse von Adam Angst dabei, und los geht es dieses Mal mit „Calling“. Jan-Dirk ist via Facetime für ein paar Minuten zugeschaltet und bekommt Genesungs-Applaus ins Krankenzimmer. Das Programm enthält weniger Deep Cuts, einzig „Junger Mann zum Mitleiden gesucht“ und „Scheißmatratze“ fallen in diese Kategorie, die sich Backliner Michel für seinen Guest-Spot gewünscht hat. Wenig überraschend bekommt der kranke Kollege auch ein paar (gespielt) fiese Sprüche. Guido: „Eigentlich viel geiler also sonst, vielleicht lassen wir Jan-Dirk morgen einschläfern!“, was von Alex nur mit: „Warum bis morgen warten?“, gekontert wird und für reichlich Gelächter sorgt. Dass das nicht ernst gemeint ist, wird klar, als Ingo dem Patienten ein Ständchen bringt. Trotz Probenstress hatte er am Nachmittag noch Zeit, einen kleinen Song zu schreiben, und dieser wird live mit Publikums-Chor eingeübt und performt. Technik-Chef Phil muss seine üblichen Tänze an der Seite von Alex unterbrechen, denn nun übernimmt er den Tieftöner, und hat gar seinen Fanclub inklusive Namen-Shirts in der ersten Reihe. Da er an der Seitenlinie aber unverzichtbar ist, ist für ihn nach „Hey Ralph“ und „You´re So Yesterday“ wieder Schluss, und das ehemalige sechste (Live-) Mitglied Robin Völkert übernimmt den Job. Immer wieder bedankt die Band sich bei ihren „Lückenfüllern“, die doch weit mehr als das sind. Es grenzt an ein Wunder, wie harmonisch trotz minimaler Probe (oder auch ganz ohne, wie beim Part von Merchcowboy-Freund Toby bei „Whatever happened To The 80s“ und „We´re Not Gonna Take It“) das ganze mehr als zweistündige Konzert abläuft. Bevor alle mit „So Long“ nach Hause geschickt werden, gibt es noch eine All-Star-Performance, und das alte Schlachtross „Blitzkrieg Bob“ wird mit fünf Bassisten unter den feuchten Augen des wieder zugeschalten Rekonvaleszenzenten dargeboten.

So geil dieser Abend war, wünschen sich natürlich alle, das beim letzten JAK wieder eine normale Show in Stammbesetzung stattfinden kann.

Sonntag, 29.12.2024

Den Sonntag beginnen die wieder vereinigten Heisskalt aus Sindelfingen, und machen ihrem vorderen Namensteil alle Ehre, denn sie heizen ordentlich ein. Das eigentliche Trio wird durch Bassistin Lola ergänzt, die später von Ingo als „coolste Sau auf der Bühne“ geehrt wird. Dann das übliche Procedere der halbstündigen Umbaupause, und pünktlich um 21.10 Uhr steht die ehemalige Schülerband zum Intro von Guidos Tochter und dem folgenden „Auf sie mit Gebrüll“ auf der Bühne. Das Wichtigste: Jan-Dirk ist wieder fit! Obwohl bei 100% ist der arme Mann dann doch noch nicht wieder. „Der hat noch unmittelbar vor der Show gekotzt!“, weiß Alex kurz nach dem Beginn zu berichten, was zu lauten „Purgen“-Anfeuerungsrufen in der Menge führt. Aus „gesundheitlichen Gründen“ und sehr zum Leidwesen seiner Kollegen verteilt der jüngere Knollmann daher Knoblauch ins Publikum, und von dem wird reichlich Gebrauch gemacht. „Du krankes Schwein!“, schimpft Ingo lachend einen Fan, der sich die Heilpflanze (als solche gilt sie wirklich!) wie einen Apfel komplett einverleibt, was den Sänger beim üblichen Bad in der Menge zu „Kaputt“ auch kurz zögern lässt.

Aus der Abteilung „Rare Ware“ haben es heute „Du darfst niemals glücklich sein“ und „Endlich irgendwo“ in die Playlist geschafft, ansonsten gibt es zum wirklich allerletzten Auftritt in diesem Jahr in erster Linie die Klassiker, wobei mehr als zwei Drittel den deutschsprachigen Nummern gehört. Hier liegt der Schwerpunkt auf „Karacho“, das mit insgesamt acht Titeln vertreten ist. Es ist nicht nur der letzte Gig des Jahres, sondern auch für eine längere Zeit, wie Guido in einer leicht wehmütigen Ansage klarmacht, da er nun für längere nicht mehr diese „Augen sehen“ wird. Bis zu den Sommerfestivals bleibt die Reisegruppe erst einmal zu Hause, auch wenn schon angeteasert wird, dass es bald Neuigkeiten geben wird. Nicht wenige im Rosenhof hatten gehofft, dass hier und heute die Katze aus dem Sack gelassen wird. doch dieses Geheimnis wird mit in das neue Jahr genommen. Trotzdem (oder vielleicht genau deshalb) ist die Stimmung heute noch einmal mehr am Kochen, als an den beiden Vortagen – was kaum möglich ist.

Im Zugaben-Set nötigen die Fans den Donots noch das ungeplante „Scheißmatratze“ ab, obwohl Ingo sich eigentlich schon an die Backstage-Bar zu „einem trocken Gin Tonic“ hofft. Laut ausgedruckter Setlist soll „So Long“ der Rausschmeißer sein, doch kann ein Donots-Jahr ohne „Goodbye Routine“ enden? Genau! Deshalb muss der Frontmann seinen Drink erneut um ein paar Minuten verschieben, und um kurz nach 23.30 Uhr und beinahe zweieinhalb Spielzeit ist auch dieses JAK Geschichte, und ein durchgeschwitzter (und nach Knoblauch stinkender) Saal leert sich, auch wenn bei einigen leichte Traurigkeit ob des vorerst letzten Donots-Konzertes zu hören ist. Allerspätestens zu den Münster-Slams im November und den JAKs 2025 wird es aber wieder abendfüllende Shows geben, und bis dahin bleibt die Erinnerung an drei unvergessliche Abende in Osnabrück!

 

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Fotocredit: Wollo@Whiskey-Soda

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