Classics
Gibt es die eine ‚gute alte Zeit‘? Eine Phase, an die sich jeder voll Wohlwollen zurückerinnern möchte? Jedem von uns bescheren manche musikalische Epochen nostalgische Träumereien – ob nun zurück zum Duft eines herrlichen Sommerregens oder zum Kribbeln vor seinem ersten Kuss. Für She & Him sind diese magischen Glücksmomente mit der Ära der Salonmusik der 30er Jahre verbunden. ‚Classics‘ ist deshalb überwiegend eine wohl sehr persönliche Hommage von She & Him an zeitlose Jazzstandard-Klassiker wie ‚Stars Fell On Alabama‘ oder ‚Oh No, Not My Baby‘. Und allein das CD-Cover in schicker Plakat-Retro-Optik bereitet Sixtees-Fans gute Laune und stimmt schon in den magischen Flair dieser Epoche ein.
Die Jazzstandards weichen nun bluesigem Country. Statt vor seiner Anlage lauschend sitzt man innerlich nach den ersten drei Takten auf einem Schaukelstuhl auf der Veranda eines Prärie-Holzschuppens in den Südstaaten der USA – einen Grashalm im Mund kauend. Was nicht heißen soll, dass der Country kitschig und aufgesetzt klingt, im Gegenteil: die jazzige Attitüde verleiht ihm eine locker-flockige Frische. Dazu passt Zooey Deschanels weiche, leicht kehlige Stimme wie die Faust auf’s Auge zum altmodischen ‚Popsound‘ dieser Zeit. Hervorzuheben ist, dass die Melodien tonal keines Falls leicht zu singen sind wie im Standard-Pop von heute. Schade bloß, dass Deschanel und M. Ward für ein Duo recht wenig Duette vorzuweisen haben. Denn gerade zu zweit harmonieren die Stimmen – ihre weich, seine kerniger – besonders wunderbar.
‚Classics‘ ist nicht das Über-Album. Und das soll es auch nicht sein, dazu ist der Sound zu lässig und soft. Man muss auch nicht ganz genau hinhören, denn es entspannt herrlich nebenbei laufend beim Frühstück oder draußen an einem gemütlichen Sommerabend auf der bereits erwähnten Veranda sitzend … und beschert uns eine kleine ‚gute alte Zeit‘.