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Shadowmaker

In der Vergangenheit holten sich Apocayptica unter anderen mit Nina Hagen, Ville Valo oder Max Cavalera Vokalisten ins Boot, die durch außergewöhnliche Gesangstimmen ganz besondere Klangfarben in die kunstvollen, klassisch geprägten Violoncello-Arrangements brachten. Zugegebenermaßen durfte man sich schon beim Auftritt Matt Tucks zusammen mit Max Cavalera fragen, ob Tucks Stimme wirklich so besonders klingt, dass sie das musikalische Niveau vergangener Kooperationen halten kann. Doch was Apocalyptica mit Shadowmaker veröffentlichen, ist schon kaum mehr streitbar eine klare Anbiederung an die populärste Form der Musik, die mit Violoncelli produzieren werden kann.

War es in der Vergangenheit diskussionswürdig, inwiefern ein Gastschlagzeuger seinen Platz in der Band haben sollte und welche Stücke wirklich perkussive Unterstützung bräuchten, so gibt es auf Shadowmaker kaum ein Stück ohne den Einsatz von Drums – allzu oft in Situationen, wo nicht einmal besondere Rhythmen zu unterstützen sind. Trommeln um des Trommelns willen? Der Opener ‚Cold Blood‘ lässt jedenfalls kaum andere Interpretationsmöglichkeiten.

Ohnehin ist das Arrangement ‚Cold Blood’s eine mittelschwere Enttäuschung. Eine reißerische Cello-Hook, die sich gleichbleibend immer wieder im ganzen Lied wiederfindet, ist wohl das Aufregendste, was der Song musikalisch zu bieten hat, denn Sänger Franky Perez bietet keinerlei musikalischen Mehrwert. Das Arrangement des Titeltracks ‚Shadowmaker‘ ist zwar immerhin etwas abwechslungsreicher, jedoch scheint es so, als ob Apocalyptica ihre stilistische Ausrichtung von hochwertiger Cello-Musik mit kunstvollen Arrangements auf Cello-gestützten Populär-Metal verschieben wollten. Erst das lange Solo in der Mitte des Songs lässt durch spannende Melodiekurven und wechselnde Rhythmen wieder etwas Hoffnung aufkommen.

Generell schafft der Gesang Perez‘ in den Liedern des Albums ein Spannungsgefälle. Während der Instrumental-Passagen, selten in Lied-Strophen, kommt die Arrangier-Kunst der finnischen Cellisten immer wieder zur Geltung. Doch spätestens im Refrain beschränkt sich die Cello-Metal-Band darauf, ihren Sänger zu begleiten – und das, mit Verlaub, ist sterbenslangweilig.

Die einzigen Lichtblicke dieses sonst unterdurchschnittlichen Langspielers sind ‚Reign Of Fear‘, ‚Till Death Do Us Part‘ und eventuell noch ‚Hole In My Soul‘ sowie ‚Dead Mans Eyes‘, falls man denn herzzerreißende Balladentexte leiden kann.

Insgesamt liefern die Finnen mit Shadowmaker eine ziemlich schwache Leistung ab. Das ist schade und es wäre wünschenswert, wenn Apocalyptica sich für das nächste Album wieder stärker auf ihre Kernkompetenz konzentrierten, aufregende Stücke komponieren und Schlagzeug wie Gesang nur dort einsetzen, wo sie zur klanglichen Vielfalt beitragen können.

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