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Blind As Night

Schon vor einiger Zeit hielt man gebannt den Atem, nachdem Team Mes Single-Vorbote ‚Blind As Night‘ mit einem von verwunschenen Bildern getragenen Video ein Feuerwerk zu entfachen schien, das heiß auf die kommende Platte machte. Choralische Gesänge, sanfte Melodien über bedrohlich wirkenden Trommelschlägen und Spieluhrklänge nuancieren die überwältigende Komposition. Analog zur Vielschichtigkeit der ersten Single entstand auch der Nachfolger von ‚To The Treetops‘ in langer Feinstarbeit. Über drei Jahre dienten Isolation und Ruhe der norwegische Heimat als Inspirationsquelle.

Team Me stehen mit ‚Blind As Night‘ zwischen Neuerfindung und der Brücke zu erprobtem Erfolgsrezept: Den Frohsinn und die Leichtigkeit erhaltend spannen sie den Bogen hinüber zu Trennungsschmerz, Verlustangst und der Selbstfindung. ‚Kick & Curse‘ oder ‚F is for Faker‘ knüpfen mit energiegeladenen Kompositionen an vorherige Ohrwürmer wie ‚Show Me‘ an, allerdings nehmen sie musikalisch gesehen durch zu einfache Tricks im Schatten der Vorgänger Platz. Die instrumentalen Explosionen, geleitet von orchestralen Motiven und im Chor angestimmten ‚Ahahaaaas‘ funktionieren zu einfach und vorausschauend, sodass schlussendlich erst die lyrische Arbeit den Reiz der Songs ausmacht:

‚The bubble bursts and I’m so sorry / Couldn’t play out my part / too scared to follow my heart‘

. Die wahre Stärke des Albums liegt folglich nicht im Altbewährten, sondern ganz woanders. Und zwar dort, wo sie die Fragilität und Sehnsucht nicht nur lyrisch, sondern auch musikalisch nach außen kehren.

Mit Songs wie ‚Are You Still In Love?‘, das seinen Gefühlen laut und überkandidelt Luft machen möchte und sein

‚No one loves me like you do‘

mit einer solchen Brutalität nach außen schreit, gewinnen Team Me hier kein Stück. Es sind eher ‚Blind As Night‘ oder ‚Steven‘, die besonders herausstechen. Auf letzterem ist es Keyboarderin Elida Inman Tjørve, die zum ersten Mal ihre weiche Stimme erhebt und dabei sehr minimalistisch begleitet wird. Auf bewegende, traurige Weise sucht sie sich aus Vergangenem zu befreien und neue Hoffnung zu spenden:

‚And threats won’t get the hold of me / no, not anymore / And when you handcuff all my melodies / I still have my voice.‘

Auch ‚Le Sound‘ lässt einiges an Potenzial erahnen, bricht die Ruhe jedoch durch die unbändige Energie von Sänger Marius Drogsås Hagen, der von unerschöpflichem Tatendrang getrieben wieder zum Crescendo ansetzt.

Team Me haben sich mit ‚Blind As Night‘ wesentlich mehr Gedanken gemacht und kehren eine neue dunkle Seite nach außen. Der Spagat zwischen der richtigen Mischung an Emotionen und musikalischer Umsetzung ist zwar in Teilen sichtbar – der grandiose Titeltrack sei hierbei erneut erwähnt -, lahmt aber mit einer zu großen Ansammlung an eher mäßigen Songs. Trotzdem ist ‚Blind As Night‘ keineswegs nur ein durchschnittliches Album, die neuen Stärken müssen schlicht ausgeschöpft und ausgearbeitet werden.

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