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You Know Who You Are

‚You Know Who You Are‘ – Du weißt wer du bist. Als ob Nada Surf einen Wink mit dem Zaunspfahl geplant haben, nennen sie ihre Platte so wie sie auch klingt: Bodenständig, selbstbewusst, geerdet. Nada Surf wissen seit über 20 Jahren ganz genau, wer sie sind. Die Dreads von Sänger Daniel Lorca wackeln zu den Beats von Drummer Ira Elliot und werden von den typisch Nada-Surf-mäßigen Harmonien zusammengehalten. Experimente machen die anderen, Nada Surf macht stur und gut eben Nada Surf.

Es ist beinah wie einen Freund, den man Jahre nicht sieht, aber der sich beim Wiedersehen absolut Null Komma Null verändert hat. Als wäre er nie weg gewesen. So verhält es sich mit der Musik auf dem achten Longplayer von Nada Surf. Aufgelegt, hingehört und sofort wiedererkannt. Milder 90’s angehauchter Indie-Sound. Wenig Ecken, noch weniger Kanten. Treibend, luftig, unaufgeregt und an manchen Stellen wie in ‚Friend Hospital‘ sogar ein bisschen rockig.

Das ist konstant, gibt Halt und spendet irgendwie auch ein wenig Trost, dass sich ein Stück in dieser schnelllebigen Welt so vertraut anfühlen kann. Andererseits ist es eben auch das komplette Gegenteil von Spannung, Aufregung und Begeisterung. Die Platte ist ein bisschen so wie ein Sonntagskaffeebesuch bei Oma: Ist schön, fühlt sich gut an, tut nicht weh, aber irgendwie könnte man sich auch irgendwo anders aufhalten, wo es sehr viel wilder zugehen könnte. Es fehlt der Herzschlag und das Adrenalin.

Sicher, Entschleunigung ist auch gut fürs Herz, doch etwas mehr Tiefe und Innovation hätte es bei ‚You Know Who You Are‘ schon sein können. Aber das ist Meckern, das irgendwie schmerzt. Schließlich kritisiert man seinen Kumpel, der vor Jahren den gleichen Pullover wie beim erneuten Wiedersehen trug, auch nicht sofort. Stattdessen freut man sich darüber, dass er sich nicht verändert hat. Schließlich weiß man so immer noch, wer er ist.

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