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20th Anniversary Collection LP-Box

Ob sie gern noch einmal 20 wären, die vier Barden von Hot Water Music? Ungestühm, naiv, ohne Kohle? So gut, wie ihre Band im Moment dieses runden Jubiläums funktioniert, gibt es sicher kaum Anlass für die Beteiligten, sich in die holprigen Anfangszeiten zurückzuwünschen. Wohl aber, in Güte zurückzublicken – gemeinsam mit ihren Fans in Form der ’20th Anniversary Collection LP-Box‘.

Ja, zum Geburtstag gönnt man sich ein vinyl only. Einen noblen Eindruck machen die vier verschiedenfarbigen Platten und der geneigte Gratulant darf für das Sammlerschmuckstück mit knapp 70 Euro auch ein hübsches Bündel Scheine auf den Tisch legen. Der zweite, genauere Blick sorgt allerdings für Ernüchterung, denn viel Mühe hat man sich mit der Box nicht gegeben. Zwar ziert sie erneut eine gelungene Zeichnung von Scott Sinclair, der auf sämtliche HWM-Cover abonniert ist. Zur weiteren Gestaltung musste aber ein alt bekanntes, mehrere Jahre altes Pressefoto der Band herhalten. Von Geschichtsaufarbeitung kann zumindest beim Fotomaterial keine Rede sein.

Das bleibt der Playlist überlassen. Die arbeitet besagte zwei Jahrzehnte ab, in denen die Band zugegebenermaßen nicht durchgängig als solche aktiv war. Aber im Jahre 1995 wurde der Grundstein gelegt für das, was eine der einflussreichsten Post-Hardcore/Punk-Bands der USA werden sollte. Die ’20th Anniversary Collection LP-Box‘ hält – natürlich – vorrangig die Höhepunkte ihrer Geschichte fest. ‚Finding The Rhythms‘ wurde gänzlich außen vor gelassen, was insofern konsequent ist, als dass selbiges kein originäres Album, sondern eine Zusammenstellung der ersten, verstreut erschienenen Songs war. Wenig erstaunlich ist das außerdem im Hinblick auf eine Bemerkung, mit der Chris Wollard den HWM-Erstling einst im Interview mit Whiskey Soda als ‚bad album‘ abkanzelte. Fans lieben es freilich trotzdem, vor allem wegen so starken Momenten wie ‚Arms Can’t Stretch‘, und werden es auf der Anthologie vermissen.

Die leitet also ein mit fünf aufpolierten Stücken von ‚Fuel For The Hate Game‘ und ‚Forever and Counting‘. Sehr geordnet geht es dann weiter mit jeweils vier Songs aus allen Studioalben, die immer eine Plattenseite bilden. Das kleine Sahnehäubchen bildet die letzte B-Seite unter dem Titel ‚Missing Pieces‘ mit vier Tracks verschiedener Singles bzw. EPs, wie etwa dem großartigen ‚Moonpies For Misfits‘.

Die Songauswahl ist mit ganz sicherer Hand erfolgt, ohne Überraschungen, auf die Fans zugeschnitten und damit vorhersehbar. Im Prinzip bildet sie die Set list eines idealen HWM-Konzerts. ‚It’s Hard To Know‘ ist zu hören, ‚Paper Thin‘ und natürlich ‚Trusty Chords‘, wie es sich eben für ein Jubiläumsalbum gehört. Einzig zwei neue Live-Versionen von ‚Manual‘ und ‚Rooftops‘ sind beigegeben. Die zeugen zwar von der ungebrochenen Spielfreude der Band, sind jedoch derart vernuschelt, dass so Mancher wohl die Studioversionen vorgezogen hätte.

Auch ohne die eigentlichen Anfänge zeichnet die ’20th Anniversary Collection LP-Box‘ solide die Entwicklung von Hot Water Music nach. Sie hebt eindeutig ihre Stärken hervor, kann aber eben auch nicht verhehlen, dass ‚The New What Next‘ bei aller Liebe kein gutes Album und diese Phase wohl die schwerste der Band war. Was folgten, war Chuck Ragans zeitweiser Ausstieg und das Ausweichprojekt The Draft der verbliebenen drei Mitglieder. Ebenso deutlich ist aber, dass diese Pause der Kombo nur gut getan hat. Auch wenn es seit der ersten Reunion-Show 2008 noch gut vier Jahre dauern sollte, ehe mit ‚Exister‘ ein neues Album veröffentlicht wurde, zeigt sich der Vierer heute in bester Stimmung, um viele Erfahrungen weiser und mit optimistischem Blick in die weitere Zukunft.

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