VOID – Horrors of Reality/Return Of The Phantom

Das Intro auf „Horrors of Reality“, den Debütalbum der Metalheads Void – auf Discogs Void (129) – drängt mit Nebenschwaden und Orgelklängen in den Raum bevor Erinnerungen an die Großen Alten wie Metallica, Metal Church oder Agent Steel in ihren Teenager-Tagen aufkommen. Das Album, dass die Band bereits 2023 im Alleingang veröffentlicht hatte, bekommt jetzt dank Shadow Kingdom die Aufmerksamkeit, die es verdient. Denn „Horrors of Reality“ ist ein heißes Stück US-Metal anno 1985.
Dabei bringt es aber genug Eigenständigkeit mit, um nicht als bloße Hommage kategorisiert zu werden. Vom ersten Riff an wird klar: Hier regiert rohe Energie, die einst auch „Ride The Lightning“ von Metallica auszeichnete. Void scheuen sich nicht, an die Zusammenkunft von Euphrat und Tigris des Genres zu erinnern, dort wo sich aus Heavy Metal Speed und Thrash Metal heraus kristallisierte. Schnelle Gitarrenläufe, lange Solos, möchte-gern progressive Instrumentalpassagen, Vocals zwischen Grolls und Gebrüll und kompromisslose Drums mit fettem Double-Bass ziehen sich wie ein roter Faden durch die zehn Tracks.
1985 klingt 2025 wie jugendlicher Metal aus Louisiana
Die Parallelen zu frühen US-Metal-Kapellen aus der Mitte der 80er sind deutlich: Void setzen ebenso auf klassische, aggressive Kompositionen, die mit jugendlichem Ungestüm und einem sympathischen DIY-Charme überzeugen. Ihre messerscharfen Riffs und abrupten Tempowechseln scheinen, direkt aus dem Jahr 1985 zu stammen. Doch statt bloß zu zitieren, erweitern Void die Formel um düstere, fast schon dystopische Facetten verpackt in naive Horrorgeschichten – weniger mit Spinnweben als mit den alltäglichen Grusel, für denen wir Menschen berüchtigt sind.
„Horrors of Reality“ ein starkes Debütalbum, das Traditionalisten wie auch jüngere Metal-Fans gleichermaßen ansprechen dürfte und locker in der aktuellen Retro-Welle mit schwimmen kann. Void gelingt es, die Essenz des Mid-80s-Speed-Metal aufzugreifen und mit ganz viel Respekt in die Neuzeit zu transferieren – rau, direkt und so rein gar nicht aus der Zeit gefallen. Es ist ein Album, das nicht verklärt nostalgisch zurückblickt, sondern Heavy Metal feiert.
Jetzt da „Horrors of Reality“ aus dem Schatten des Insider-Tipps tritt, hauen Void „Return Of The Phantom“ zwei neue Songs raus, die sich durchaus von ihrem Erstlingswerk emanzipieren. Die zehn Minuten sind moderner, anspruchsvoller und so etwas wie Void 2.0. Die Louisiana-Headbanger haben also einen Schritt voran gemacht. Ob das nun eine positive Entwicklung ist, muss jeder Metalhead für sich entscheiden. Auf jeden ist der jugendlich-naive Charme dahin. Aber … mit ,Necromantical Screams‘ zeigen die Youngsters, welchen vorzeitigen, schweizerischen Gottheiten sie huldigen.
Bewertung: 2