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TURBOSTAAT – Alter Zorn

Fünf Jahre sind in der heutigen schnelllebigen Zeit eine ganz schön lange Distanz zwischen zwei Alben. Doch es ist einiges passiert bei Turbostaat, und faul waren sie auch nicht. Erst im letzten Jahr wurde eine umfassende Tour zum 25. Band-Geburtstag gespielt. Nun liegt aber endlich die neue Scheibe „Alter Zorn“ vor und die „fordert heraus – und zwar nicht zuletzt deshalb, weil es großteils im herausfordernden Jetzt zu spielen scheint und eine klammkalte Dystopie andeutet, die der Realität dramatisch ähnlich sieht“, wie es im Presstext heißt. Klingt ganz schön anstrengend, aber Musik muss ja nicht immer einfach sein.

„Affenstrasse“ als Opener gibt direkt die Marschrichtung für das Dutzend Songs, die – bis auf wenige Ausnahmen – kaum länger als drei Minuten andauern und stetig treibend nach vorne gehen. Jan Windmeier schreit seine Zeilen meist mehr, als dass er sie singt. Man muss schon genau hinhören, wenn man alles aufnehmen möchte, und um all die Wort- und Satzschöpfungen mitzubekommen, wie zum Beispiel in der Single „Scheissauge“:

Und der Stillstand tief in ihrem Gesicht“ und der Feststellung, dass es „schon immer 50 Wörter für grau“ gibt.

Ein wenig aus der Reihe fällt zur Halbzeit das eher ruhige „Isolation“, für das sich die Jungs auch fast fünf Minuten Zeit lassen, davon alleine 60 Sekunden als instrumentales Intro, bevor sich bereits mit der ersten Zeile „Hier gibt es keine Hoffnung, nur noch Ernst und Heroin“ die oben zitierten Promo-Hinweise mehr als bestätigen.

Davor und danach geht es wieder zügig weiter und es wird kräftig auf die Tube gedrückt. Musikalisch bleiben sie ihrem Punk-/Indie-/Rock-Sound treu, den man von ihnen kennt. Um Virtuosität geht es hier an keiner Stelle, sondern um die Übermittlung des jeweiligen Gefühls, und das gelingt hervorragend. Zum Ende wird mit „Jedermannsend“ das Thema Trauer aufgegriffen, ohne sich inhaltlich direkt aufzudrängen. Erst durch das dazugehörige Video wird klar, worum bzw. um wen es geht. Im letzten Sommer ist das langjährige Crew-Mitglied Andre aka „Friese“ seiner schweren Krebserkrankung erlegen und taucht nun als Wandaufkleber auf.

Nein, Spaß macht „Alter Zorn“ nicht. Die Platte fordert heraus, und ist bestimmt nichts für jeden Tag. Sie ist auch nicht als tumbe Hintergrundberieselung geeignet, sondern will gezielt gehört und verstanden werden. Es wird spannend, wie die Lieder sich auf der anstehenden Tour im Live-Set machen, wobei Sing-Along und Gute-Laune-Hits waren eh nie das Kerngeschäft der Husumer.

Note: 2+

„Alter Zorn“ – Live 2025

26.02.2025 Münster, Sputnikhalle

27.02.2025 Wolfsburg, Hallenbad

28.02.2025 Marburg, KFZ

01.03.2025 Magdeburg, Factory

02.03.2025 Rostock, Peter Weiss Haus

12.03.2025 Köln, Kantine

13.03.2025 Hannover, Faust

14.03.2025 Leer, Zollhaus

15.03.2025 Wiesbaden, Schlachthof

16.03.2025 Bochum, Bahnhof Langendreer

02.04.2025 Dresden, Tante Ju

03.04.2025 AT-Wien, Das Werk

04.04.2025 Erlangen, E-Werk

05.04.2025 Leipzig, Conne Island

16.04.2025 Jena, Kassablanca

17.04.2025 CH-Winterthur, Salzhaus

18.04.2025 CH-Bern, ISC

19.04.2025 München, Feierwerk

20.04.2025 Karlsruhe, P8

15.05.2025 Berlin, SO36

22.05.2025 Hamburg, Markthalle

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