JOE BONAMASSA – Pünktlicher als die Deutsche Bahn

Die Deutsche Bahn und Konzerte haben einige Gemeinsamkeiten: Es gibt eine festgelegte Uhrzeit, zu der die Reise beginnen soll. Diese wird selten pünktlich eingehalten, oft gibt es (mindestens) das „akademische Viertelstündchen“ Verspätung und manchmal wird gar ein kurzfristiger Ausfall vermeldet. Dass es früher losgeht, ist dagegen sehr ungewöhnlich. So aber heute Abend bei Joe Bonamassa und seiner Band in Oberhausen in der randvollen Rudolf-Weber-Arena, direkt am berühmten Centro. Um 19.55 Uhr wird das Intro abgespielt und drei Minuten später stehen die Musiker auf der Bühne und eröffnen den Abend mit „Hope You Realize It“.
Die fünf Herren und zwei Damen machen ab da klar, was sie können: Bluesrock at its best. Zunächst wirkt Bonamassa mit seinem Anzug und der Sonnenbrille ein wenig unnahbar. Fast eine Stunde spricht er – abgesehen von einem „Thank You“ – kein Wort, das lässt er seine Gitarre übernehmen – und die kann viele Sprachen. Absoluter Wahnsinn, was er aus diesem Instrument rausholt. Zwischendrin nimmt er dann doch die Brille ab und lacht in die Runde. Seine Mitstreiter*innen sind dabei weitestgehend in einer Statistenrolle, die den Laden musikalisch zusammenhalten. Selten blitzt das Können der Begleitenden hörbar auf, einzig Keyboard-Legende Reese Wynans bekommt ein paar Solo-Spots, ansonsten steht Joe im Mittelpunkt einer fehlerfreien Darbietung.
Fehlerfrei? Nein, nicht ganz! Bei „I Want to Shout About It“ kommt ein deutlich vernehmbares „Düsseldorf“ aus dem Background, was den meisten Zugereisten im Publikum jedoch herzlich egal ist – ein Glück ist die Show nicht in Köln. Aber auch der Saitenhexer gönnt sich einen kleinen Fauxpas: Nach etwas mehr als einer Stunde redet er das erste Mal ein wenig mehr und stellt seine Kolleg*innen vor, gönnt ihnen einen kurzen Moment, in dem sie ihr Können zeigen können. Da stehen absolute Profis auf den Brettern, und man kann nur vermuten, wie es – speziell Co-Gitarrist Josh Smith – manchmal in den Fingern zwicken muss, dem Chef das Rampenlicht zu überlassen, aber gleichzeitig wie wichtig sie für den Gesamtsound sind.
Nachdem alle namentlich eine Erwähnung gefunden haben, wendet sich Bonamassa an die knapp 6.000 Fans in der „Ralf-Webber“-Arena, wie er die Halle nennt, um von der Seite einen Hinweis auf den korrekten Ortsnamen zu bekommen, was er mit einem Grinsen und dem Hinweis „That’s not on the teleprompter“ abtut. Das sind aber die einzigen Schwachstellen in dem 125-minütigen Set, ansonsten gibt es eine bunte Mischung aus lauten und rockigen Nummern, und immer wieder kleineren leiseren Einheiten, so wie bei „The Last Matador of Bayonne“ wenn sie das Tempo kurz rausnehmen, aber nur, um dann wieder mit Vollgas weiterzumachen.
Als Zugabe gibt es mit „Mountain Time“, den „probably most requested song“, wie Joe klar macht und um kurz nach 22.00 Uhr ist dann eine rundum grandiose Blues-Messe gelesen.









SETLIST
Hope You Realize It (Goodbye Again)
Dust Bowl
Twenty-Four Hour Blues
Well, I Done Got Over It
Driving Towards the Daylight
I Want to Shout About It
The Last Matador of Bayonne
Pack It Up
The Heart That Never Waits
It’s Hard But It’s Fair
How Many More Times (incl. Snippet of The Hunter)
Mountain Time
Fotocredit: Wollo@Whiskey-Soda