Durch Zufall und zur Selbstinspiration habe ich mir die Jahresrückblicke der letzten Zeit angeschaut. Die Favoriten standen ja bereits fest, doch beim Rückblick auf 2014 fiel vor allem eins auf: nahezu alle Bands, die dort von mir gelistet wurden, haben auch 2016 neue Alben veröffentlicht, die genauso stark wie der Vorgänger waren und entsprechend sich auch im Jahresranking eingenistet haben. Es ist mir fast schon etwas peinlich, eigentlich bräuchte ich ja nur die Albumtitel austauschen und schon wäre der 2016er Artikel fertig, aber eine große Überraschung gab es dann doch, die sich auch noch den Titel "Album des Jahres" geschnappt hat.

Die Melodic Death/Black Metaller Craving haben mit „By The Storm“ ein sehr eingängiges und angenehm heftiges Album kreiert, das mit rasenden Melodien, fein gekeiften Vocals und heroischen Chören ein komplexes Werk entstehen lässt, das fordert, aber auch mit großen Emotionen und mitreißender Wirkung belohnt. Speziell die Vorab-EP „Wielder Of Storms“ lief das Jahr über hoch und runter. Sehr zur Freude der Kollegen.
Dass Crematory mit „Monument“ nochmal ein Album veröffentlichen, war nicht unbedingt selbstverständlich, aber die neue Besetzung hat dem Gothic Metal-Schlachtschiff neuen Antrieb verliehen, was dem Material anzuhören ist. Mit Gitarrist Tosse Basler ist jemand an Bord, der Gänsehauterzeugende Klargesänge beisteuert und Songs wie „Die So Soon“ oder „Ravens Are Calling“ zu den intensivsten der Bandhistorie avancieren lässt.
Sehr gespannt war ich auch auf das neue Delain-Album. Von Jahr zu Jahr sind die sympathischen Niederländer noch symphonischer geworden, aber immer noch eine der wenigen Bands, die auch mal die Stimmbänder gurgeln lässt. Diesmal durfte Arch Enemy-Frontfrau Alissa White-Gluz ran und röchelte eindrucksvoll gegen das Rockorgan von Charlotte Wessels an. Die Songs sind wieder mal extrem eingängig und opulent komponiert, dass man mittlerweile bei Delain nichts mehr falsch machen kann.
Weg vom Partymodus der Vergangenheit präsentierten sich Equilibrium auf „Armageddon“, sondern zeigten sich von einer ernsthaften, philosophischen und dunklen Seite. Das die Songs auch mit anderer Botschaft funktionieren, beweist das komplette Album, ob jetzt alle Fans zu Vegetariern werden, sei mal dahingestellt, aber zum Nachdenken regt die Scheibe immer an. Und mit „Born To Be Epic“ lieferte man auch noch gleich einen der Ohrwürmer des Jahres ab.
Der Januar des Jahres begann vielversprechend, denn Rhapsody Of Fire veröffentlichten mit „Into The Legend“ ein Album, dass man von dieser Band erwartet: Viel Pathos, noch mehr Epik und orchestrale Wucht zum Niederknien gab es Anfang des Jahres, das mit „The Kiss Of Light“ sein emotionsreiches Finale fand. Immer noch ein Album, dass man gern auflegt.
Ähnlich kontrovers wie Freedom Call oder Rhapsody Of Fire werden auch Sabaton diskutiert. Viele können mit Ausrichtung und Image nicht viel anfangen, für alle anderen war „The Last Stand“ eine der wichtigsten Veröffentlichungen des Jahres. Und auch wenn die Personalsituation bei den Schweden nicht sehr konstant ist, besitzen alle Album dennoch eine durchweg hohe Qualität. Und auch „The Last Stand“ fällt kompakt und abwechslungsreich aus, mit „Sparta“ stellen Sabaton dann auch noch die Faustschwingerhymne des Jahres.
Der Frontfrau-Verbrauch bei Sirenia ist leider traditionell etwas höher, speziell in den Anfangsjahren der Band. Mit der Spanierin Aylin schien dann Konstanz einzukehren, doch leider war sie beim neuen Album „Dim Days Of Dolor“ dann nicht mehr am Mikro. Ihre Nachfolgerin macht ihre Sache aber durchweg gut und die Songs sind wie immer von Velandscher Qualität. Allerdings brauchte das Album eine Weile, um zu zünden. Danach fraß es sich aber ungezügelt in die Gehörgänge und nistete sich in Moll ein.