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BAHNHOF MOTTE – Zeit Fressen

Was genau ist das? Art Punk, Postpunk, Noiserock mit Saxophon, Doom trifft Sludge? Keine Ahnung, das ist Bahnhof Motte aus Dresden, und die vier Jungs liefern mit „Zeit Fressen“ (Tonzonen) ihr zweites Album ab. Punk muss roh und laut sein, wütend, und wer könnte es Georg Fleischfresser und seiner Truppe verübeln. Vocals, Saxophon, Synthies, Gitarre, Bass und Schlagzeug knallen da zornig aufeinander, schräge Gitarrenverzerrungen treffen auf prägnante Keyboardsounds, durchaus melodisch, durchaus mitreissend.

Der Opener ‚Zentimeter‘ wechselt geschickt und teils überraschend zwischen ruhigem Sprechgesang und aggressiven Gitarren, das erinnert irgendwie an eine Mischung aus Ton Steine Scherben und den Einstürzenden Neubauten, wechselnd in Tempo und Intensität, retro und doch modern. Georg Fleischfresser und seine drei Kumpel Christoph Margraf, Leonhard Endruweit und Tim Gerwien sind wütend und das kann man ihnen heutzutage ja nicht verübeln. Sie lassen ihre Wut raus im schnellen Titelsong des Albums. „Ich will Zeit fressen!“ heißt es da. Überhaupt sind die Texte ziemlich hörenswert, schön verschachtelt, intelligent und immer überraschend. Das unterstreicht den Art Punk Aspekt dieser ungewöhnlichen Veröffentlichung. Das Saxophon setzt treibende Akzente. 

Bahnhof Motte haben ein spannendes und vor allem ungewöhnliches Album abgeliefert, das eindrucksvoll zeigt, dass Punk auch mit Synthies und Saxophonen funktioniert – vielleicht sogar gerade deswegen? Fans der oben genannten Bands oder Kombos wie Fehlfarben sollten definitiv mal ein Ohr riskieren, und dank der teils extravaganten Instrumentierung eigentlich auch alle anderen, die einen Hang zu dramatischer Musik jenseits des Mainstream innehaben. Die Zeit für das Hören lassen wir uns gerne fressen. 

Note: 2

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