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One Man Army

Nach dem letzten, eher ruhig gehaltenen Album „Unsung Heroes“ melden sich jetzt die finnischen Krieger Ensiferum mit „One Man Army“ überraschend heftig wieder zurück.

Mit Metalblade und Gyula Havancsák gibt es neues Label und neuen Artwork-Künstler, mit Anssi Kippo (u. a. Children Of Bodom) einen neuen Produzenten, was zusammen für eine frische Scheibe sorgt, die den Brückenschlag zu den Beginnen der Band (härtetechnisch) besorgt.

„One Man Army“ ist natürlich DER perfekte Titel für ein Ensiferum-Werk, die Songs sind vielschichtig und abwechslungsreich wie die letzten beiden Werken, gehen aber schneller ins Ohr und bleiben genauso haften wie die Stücke der ersten beiden Alben. Es gibt natürlich jede Menge Folk, wundervolle Melodielinien, epische Männerchöre und mitunter die heftigsten Passagen der Bandgeschichte.

Schon das Intro „March Of War“ ist eindeutig Ensiferum, solche Akustik-Gebilde gibt es nur von Markus Toivonen. Überraschenderweise ballert dann „Axe Of Judgement“ so intensiv wie seit langem nicht mehr bei Ensiferum, Petri Lindroos eröffnet mit perfektem Schrei zu den ersten hymnenhaften Heldenchören, dazu feinstes Geklöppel, Giterrenraserei, einige Spoken Words und ein Melodiefaktor, über den sich einige ESC-Teilnehmer neidvoll wundern dürften. Dieser Song dürfte dieses wohlige Gefühl der Zuschauer wieder erzeugen, die die Band mit dem ersten Album im Vorprogramm von Finntroll gesehen haben.

Hymnenhaft geht es mit „Heathen Horde“ weiter in der klassischen Ensiferum-Formel: Melodie en masse, Schreigesang, Klargesang, brillanter Chor und dazu Galopp-Gitarren. Ist bekannt, bekommt aber keine andere Band so hin! „One Man Army“ ist die perfekte Kombination aus Titel und Musik, mitreißend, emotional und pathetisch will sich der Hörer mit der Band auf die imaginären Feinde stürzen und den Einzelkämpfer unterstützen.

„Burden Of The Fallen“ leitet zu einem der stärksten Stücke des Albums über: „Warrior Without A War“ beginnt gemäßt bombastisch, wuchtet aber das nächste Hit-Monster hervor. Sehr gelungen ist auch die geteilte Vocalarbeit zwischen Petri Lindroos und Bassist Sami Hinkka. Ein weiterer Höhepunkt folgt mit „Cry For The Earth Bounds“, einem sehr cineastischem Stück mit allem, was die Band so groß gemacht hat plus dem sehr soundtrackartigen Charakter des Stückes. Irgendwie ungewöhnlich für die band, aber doch typisch Ensiferum.

„Two Of Spades“ beginnt mit schnellen Melodien der frühen Alben, dazu kommt ein Banjo und Western-Flair. Ensiferum im Saloon beim Poker mit Dschingis Khan? Klingt schräg, ist aber absolut partytauglich. Frank Farian hätte seine Freude. Mit „My Ancestor’s Blood“ und „Descendants, Defiance, Domination“ gibt es noch zwei klassische Stücke, die ebenso hochwertig sind wie die Vorgänger. Überraschend wird es nochmal mit „Neito Pohjolan“, das mit Country-Attitüde und der ehemaligen Turisas-Akkordeon-Spielerin Netta Skog punktet. Nicht hart, aber absolut stimmig.

Ensiferum haben es geschafft, die eingängige Härte der ersten Alben mit der Komplexität der beiden vorangegangenen Werke zu kombinieren, ohne ihre typischen Attribute zu verwässern. Ganz starker Auftritt.

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