YEAR OF NO LIGHT – Les Maîtres Fous

Bei all der ungestümen Hektik in der Welt, die derzeit ungefiltert auf uns einprasselt, ist es schwer mal einem Moment Ruhe und Entspannung zu finden. Da kommt das Live-Album „Les Maîtres Fous“ (Pelagic Records) des französischen Post-Metal-Kollektivs Year Of No Light genau zum richtigen Zeitpunkt, um die mentalen Wellen etwas zu glätten. Ungewöhnlich daran ist, dass nur zwei Tracks auf dem Album zu finden sind. Doch diese erschaffen ein intensives, knapp 30-minütiges Hörerlebnis, das zwischen Zeremonie und Rausch oszilliert.
Langsam erhebt sich der Sound-Nebel und beginnt, sich bedrohlich im Lautstärkepegel zu steigern. Nach gut zehn Minuten lassen sich die ersten schüchternen Rhythmen im Dunst der Keyboards-Texturen und Gitarren-Effekte erahnen. Allmählich drehen Year Of No Light an der Spannungsschraube. Trotzdem haftet dem ersten Teil von „Les Maîtres Fous“ etwas vorbereitendes, unfertiges und schwer zu greifendes an.
Ein besonderer Bewusstseinszustand in Sound- und Klangwellen
Die tribal anmutenden Trommeln wirken archaisch, fast schamanisch, und bilden das Fundament für die intensiven Gitarrenschichten, die sich unaufhaltsam darüber auftürmen, um dann wieder ich sich zusammenzufallen. Weder ekstatischen noch explodierenden Momente, nur nebulöse Atmosphäre begleiten den Weg, den Year Of No Light gehen. Klassische Liedstrukturen werden dabei gänzlich außer Acht gelassen
Im zweiten Teil brandet der Lärm schneller auf. Die Grundlage ist rhythmischer und strukturierter, das Getöse der Gitarren aber umso dramatischer. Die düstere Klangwirkung flutet immer mehr den Raum, und so entfaltet die Musik eine meditative Dimension – tranceartig, introspektiv, spirituell, transzendental und voller atmosphärischer Tiefe jenseits der gängigen Grenzen der Populären Musik.
Mit „Les Maîtres Fous“ ist Year of No Light ungewöhnliches Live-Album gelungen, dass mehr einem Ritual als einem Konzertmitschnitt gleicht. Kein Publikum ist zu hören, keine Ansagen, keine Riffs, zwei Songs und eine halbe Stunde In-sich-gekehrt-sein bieten die Instrumentalkünstler denen, die sich mutig in der richtigen Stimmung auf dieses Experiment einlassen. Mit epischer Klangkunst werden sie belohnt.
Bewertung: 2