INERTH – Hybris
Wem der Hype um das Comeback der Industrial Metaller Fear Factory auf die Nerven geht und wer immer noch sehnsüchtig auf eine Tour der Industrial Terroristen Godflesh in hiesigen Hallen wartet, der kann den beiden Institutionen den Mittelfinger Zeigen. Denn die Spanier Inerth verbinden zum vierten Mal seit ihrem Demo aus 2020 das maschinell repetitive als auch das düster psychotische Element beider Legenden. Dabei sind die vier Tracks auf „Hybris“ (Abstract Emotions) mehr als bloße Lückenbüßer.
Zwar sind Inerth nicht so sehr um Perfektion bemüht und auch nicht so im Schmerz wühlend, doch sie setzen den industriell abgehackten Arbeitstakten Bodenständigkeit entgegen. Es muss nicht immer die Mega Factory sein, es kann auch die Schrauberwerkstatt nebenan sein, die mit großem Geschick Versatzteile aus modernem Metal, Doom, Post Metal und Industrial zu einem hochwertigen Ganzen zusammensetzen kann.
Hochmut kommt vor dem Fall, nicht aber für Inerth
Insgesamt sind Inerth stimmungsvoller und spannender unterwegs, weil sie sich nicht auf irgendwelche selbst auferlegten Trademarks versteifen. Stattdessen lassen die schwere Grooves auf wehmütigen Gesang treffen, tiefe, teilweise verzerrte Growls mit treibendem Up-beat kämpfen und lärmenden Mahlstrom in düster atmosphärische Intermezzos übergleiten.
Letzter Pluspunkt ist das Können, die entliehenen Elemente nur selten überzustrapazieren und ihnen so einen eigenen Twist zu geben. Bei adäquater Phone-Stärke entfalten die 19 Minuten von „Hybris“ eine fesselnde Magie, die man sich wünscht, in einem kleinen, spärlich beleuchteten Club genießen zu können.
Bewertung: 2+