IDLE HEIRS – Life Is Violence

Mit „Life is Violence“ (Relapse Records) liefern Idle Heirs ein bemerkenswertes Debütalbum ab, vor allem, weil damit Namen wie Coalesce genannt werden. Und die stehen eher für direkten, progressiven Modern Hardcore und nicht gerade für schwelgerische Klänge. Doch für ein Erstlinkswerk positioniert sich der Vierer aus Kansas City gleich in der ersten Liga des Post Metals. Nicht nur, weil das Album wirklich verdammt gut ist, sondern weil sie es schaffen, die Moderne in ihren Sound zu integrieren.
Idle Heirs beginnen ihren Weg, wie viele Bands des Genres, mit ruhigen Tönen, Gitarrengeplänkel und schüchternen Vocals. Ganze drei Minuten halten sie dieses Thema durch bevor sie durch weite Landschaften cruisen, die zuvor auch Isis durchflogen haben. Mit ,Jaded Mountain‘ erobern sie dann die harsche Welt der Belgier Amenra. Doch Idle Heirs fügen dem Bekannten eine moderne Hardcore-Kante hinzu, die es bis dato im Post Metal abgesehen von Black-Metal-Einflüssen noch nicht in dieser Heftigkeit in dieser Ausrichtung gab.
Metalcore war gestern – Post Metal meets Modern Hardcore ist der neue Scheiß
Von hier an gehen Idle Heirs eigene Wege, begleitet von den Großen Alten. Wieder lassen sich Idle Heirs Zeit, um in ,Dim Shepherd‘ einzusteigen, fast fünf Minuten. Und dann leiden sie, Schwermut trifft auf Melancholie mit einem unüberhörbaren Unterton von Wut. So frustriert und deprimiert sind keine Teenager. Hier spricht Lebenserfahrung, langjährige Enttäuschung, die in unglaublich intensiver Musik kanalisiert wird. Heftige Kontraste folgen aufeinander, doch sie gehören zusammen, sie spiegeln das Leben, wie Sonne und Nacht, Freude und Leid. Sie halten sich die Waage.
Besonders erlesen sind die Passagen ohne Gitarren, nur mit dem langsamen Rhythmus, dem knarrenden Bass und der frustrierten Stimme Sean Ingrams. Das ist Hardcore, nur in schwerfällig drückend, mit einem gewissen Verständnis für das Martyrium für das Leben in der heutigen Zeit. Auch dort zeigen sich Widersprüche auf jedem Schritt und Tritt. Machmal ist da Leben lebenswert, manchmal scheiße, zu genießen, dann wieder zum Kotzen, projiziert in einem modernen Sound. Wer tief in die Welt Idle Heirs’ eintaucht, bekommt sogar einen verschrobenen Schuss Tool ins Stimmungszentrum gesetzt.
„Life is Violence“ ist – bei all den guten und sehr guten Alben im Post Metal – eine Frischzellenkur. Mit diesen 51 Minuten können Idle Heirs erwachsene Mondanbeter vielleicht auch junge Metalcore-Enthusiasten in ihren Bann ziehen. Im Post Metal wird immer viel über Vielschichtigkeit gesprochen, „Life is Violence“ gibt diesem Allgemeinplatz neue Nahrung. Sind Idle Heirs das neue Crossover?
Bewertung: 1-