MATCH BÖRNER OPEN AIR – Von Moshpit bis Dudelsack

Tag 1
Bereits zum vierten Mal verwandelt sich der Norderstedter Stadtpark in ein Festivalgelände. Das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite und der Zuschauerbereich ist schon früh gut gefüllt. Als die Veranstalter zur Eröffnung auf die Bühne treten, brandet tosender Applaus auf – nicht nur für ein paar nette Worte, sondern für den Mut, in Zeiten schrumpfender Festivalszene ein Event dieser Art am Leben zu halten.
Den Auftakt macht das Duo Treptow. Obwohl nur zu zweit, liefern sie eine überraschend kraftvolle Performance ab. Ihre Songs kommen live deutlich rauer und direkter rüber als auf Platte. Als zweiter Act des Tages stehen Jaya The Cat auf der Bühne. Die Ska-Punk-Rock-Band aus Amsterdam bringt für Reggae-Vibes auf und vor die Bühne und versetzt das Publikum in ausgelassene Bewegung – bevor Itchy für das erste Moshpit-Highlight sorgt. Der Pulk vor der Bühne kommt bis zum Ende der Show kaum zur Ruhe, und wer nicht tanzt, steht vermutlich an…
…der Bierausgabe. Dort herrscht nämlich Ausnahmezustand. Der vielgepriesene Beerjet – laut Werbung ein Wunderwerk der Zapftechnik – hat Startschwierigkeiten. So bilden sich lange Schlangen leicht angesäuerter Besucher. Es bleibt friedlich, aber der Frust ist spürbar.
Zurück auf der Bühne heißt es dann: Endlich wieder Diskozeit mit Montreal. Das Hamburger Punkrock-Trio überzeugt mit schnörkellosem Sound, launigen Ansagen und humorvollen Texten. Eine große Show braucht es nicht – ihre deutschsprachigen Songs werden aus vollem Herzen mitgesungen und bringen das Publikum auf Betriebstemperatur für den Headliner des Abends. Die Donots aus Ibbenbüren, seit 30 Jahren eine feste Größe der deutschen Punkrocklandschaft, liefern wie gewohnt eine energiegeladene Show ab. Frontmann Ingo rennt, springt und tänzelt über die Bühne, seine Kollegen tun’s ihm nach. Die Mischung aus punkigen Melodien und hymnischen Refrains reißt das Publikum mit. Zum Abschluss des ersten Festivaltages gibt’s Ekstase pur.


Tag 2
Der Samstag startet lokalpatriotisch mit Edelg!ft und Denmantau, zwei Hamburger Acts, die irgendwo zwischen Deutschrock und Indie ihre eigene Nische bespielen. Danach übernehmen Hi! Spencer aus Osnabrück – aber leider ohne unseren Redakteur, der erst zum Set von Massendefekt vor Ort ist. Mit Massendefekt trifft solider, gradliniger Punkrock auf das textsichere Publikum. Ähnlich euphorisch geht es bei Drei Meter Feldweg weiter. Die Band fordert aktiv zum Crowdsurfen auf, die Fans liefern, und die Security? Nimmt’s sportlich – mit viel Einsatz und einem Lächeln auf den Lippen.
Erfreulicherweise ist es über Nacht gelungen, den Beerjet auf Reiseflughöhe zu katapultieren und tatsächlich musste an diesem Tag kein Besucher länger als zwei Minuten auf sein frisch Gezapftes warten. Die Stimmung bleibt entsprechend gelöst.
Ein musikalischer Kontrastpunkt des Tages ist König Boris – ehemals Teil von Fettes Brot. Mit seinem elektro-getränkten HipHop sticht er aus dem restlichen Line-up heraus. Einige Zuschauer wandern ab, doch wer bleibt, wird belohnt: Sphärische Klangteppiche, reduzierte Beats, tiefgründige, teils melancholische Texte – kombiniert mit charismatischer Bühnenpräsenz und scharfsinnigem Humor. Ein echtes Highlight für alle, die sich einlassen. Den finalen Knall liefert Zebrahead aus Kalifornien. Ihr explosiver Mix aus Punkrock, Rap, Metal zündet sofort. Besonders charakteristisch: der Wechselgesang zwischen cleanen Vocals und Rap/Shout-Parts – ein Markenzeichen, das sie von vielen anderen Punkbands abhebt. Mit Zebrahead hat das Match Börner ein echtes Live-Brett verpflichtet.


Neben dem musikalischen Line-up punktete das Match Börner Open Air auch in diesem Jahr mit einem liebevoll gestalteten Rahmenprogramm. Zwischen den Bühnenshows sorgte unter anderem ein Dudelsack- und ein Paukenspieler für überraschende musikalische Farbtupfer. Zahlreiche soziale Initiativen und Infostände luden zum Austausch ein. Match Börner bleibt eben mehr als nur Musik – es ist Haltung, Herz und ein bisschen Heimatgefühl.



Jetzt heißt es Endgegner (Beerjet) besiegt, Level geschafft und weiter zu Level V. Der Vorverkauf für das nächste Match Börner Open Air hat offiziell begonnen.

















































Fotocredit: Markus@Whiskey-Soda.de