Kategorie: concertrev

Hogjaw – Wie man Hanseaten entkühlt

Ausgelassen vor der Bühne tanzende Menschen, Pfützen aus verschüttetem Bier auf dem Boden und frenetisch nach vorn gestreckte Fäuste: Der eigentlich eher kühl-reservierte Norden taut auf. Grund dafür sind die Amerikaner von Hogjaw, die an diesem Dienstag im Oktober in das Bremer Meisenfrei eingefallen sind und die Dielenbretter des rustikalen kleinen Bluesclubs wahrlich zum Erbeben bringen. Sie haben Hardrock mit gehöriger Blues- und Southern-Rock-Attitüde mitgebracht, und es dauert nicht lange, bis sie damit ihre Bremer Fans aus der Reserve gelockt haben.

Agent Fresco – Von der Liebe zu nahen Menschen und fernen Städten

Das Kölner Underground ist gefüllt mit einer Mischung von Menschen, wie man sie selten zu sehen bekommt. Dass es an diesem Abend rund um dynamische, progressive Musik geht, spiegelt sich auch in der Menge wider, in der vom Metalhead bis zum Indie-Fan alles vertreten ist. Die Stimmung ist gut, denn der trübe Tag findet in einem milden Abend mit einem Bilderbuchsonnenuntergang einen nur allzu passenden Anklang für die bevorstehenden Stunden.

The Delta Saints – Voodoo Rock’n’Roll im Künstlerdorf

Der kleine Ort Worpswede liegt nordöstlich von Bremen mitten im Teufelsmoor. Er ist für zwei Dinge auch überregional bekannt: Zunächst sind das eine Künstlerkolonie und zahlreiche Kultureinrichtungen, dann gibt es dort aber auch noch die Music Hall, einen kleinen aber feinen Club, in dem schon Rocklegenden wie Albert Hammond, Uriah Heep oder Slade aufgetreten sind. Die Music Hall bietet immer wieder beste Qualität in einem rustikal-gemütlichen Ambiente – kein Wunder, dass viele Musiker gerne in Worpswede Halt machen und immer wieder kommen.

Saviour Machine: Unmasked & Unplugged

Vor beinahe auf den Tag genau einem Jahr hatten die Ausnahme-Musiker von Saviour Machine ihre noch immer solide Fangemeinde mit ihrem exklusiven „Unmasked/Unplugged“ Konzert überrascht. Der furios stimmungsvolle Konzertabend war ein überragender Erfolg und ein Quasi-Comeback der Band auf einer deutschen Konzertbühne nach beinahe einem Jahrzehnt Bühnenabstinenz. Emotional enorm berührend und gleichzeitig musikalisch äußerst ansprechend hatte das Quintett um Frontmann Eric Clayton große Teile ihres Back-Katalogs für den akustischen Auftritt neu arrangiert.

Ace Frehley wirft das Handtuch

Vor wenigen Tagen erst haben Kiss die Festivals gestürmt, und auch in Hamburg gespielt, die Mengen in Wallungen gebracht und hunderttausende von Menschen mit ihrer Musik begeistert. Eine der größten und wichtigsten Rockbands aller Zeiten, keine Frage. Gründungsmitglied Ace Frehley ist schon lange nicht mehr bei Kiss, und der Hamburger Traditionsclub „Grünspan“ fasst gerade mal um die 900 Zuschauer. Das sagt aber erst einmal gar nichts über die Qualitäten des ehemaligen Kiss-Gitarristen aus. Wir waren daher für Euch live dabei und haben Ace Frehley beim Gitarrespielen auf die Finger geschaut.

Kiss – 42 Jahre ungebrochener Enthusiasmus

40-jähriges Bandjubiläum feierten die geschminkten Rock-Ikonen Paul Stanley, Gene Simmons, Eric Singer und Tommy Thayer – besser bekannt als (aktuelle Besetzung von) Kiss, bereits vor gut zwei Jahren. Doch die 40th-Anniversary-Tour läuft mit Pausen auch schon ein knappes Jahr – nach den USA, Japan und Südamerika ist nun Europa und damit auch das Zürcher Hallenstadion an der Reihe. Wenige Tage zuvor spielten AC/DC im doppelt ausverkauften Letzigrund-Stadion vor 100.000 Fans. Vielleicht mag das der Grund sein, warum der Auftritt von Kiss in Zürich entgegen dem letzten Konzert 2013 nicht ausverkauft war – schließlich schlagen Bands dieser Größenordnung ein tiefes Loch ins Portmonnaie. Trotzdem hatte sich eine immer noch beeindruckende Kiss-Army von schätzungsweise 7000 Anhängern eingefunden, um die „heißeste Band der Welt“ gebührend abzufeiern.

Accept – Profis machen Heavy Metal!

In puncto Live-Professionalität gibt es wohl kaum ein Genre, das es mit dem Oldschool-Heavy-Metal aufnehmen kann. Das ist zumindest der Eindruck, den man beim letzten Accept-Konzert im Berliner Huxleys bekommen konnte. Fernab von Star-Allüren, Technikpatzern oder merkbarem Security-Stress stellten die Solinger eine rundum runde Show auf die Beine, die das Fan-Herz höher schlagen ließ.

The Statesboro Revue – Americana-Wohlfühlstimmung

Europa, du hast es besser! Schon seit April darfst du das dritte Album der Statesboro Revue hören, welches in deren Heimatland USA erst im August auf den Markt kommt. Verrückte Marketing-Welt. Und ein paar Bremer haben es offenbar auch schon gehört oder einfach nur Bock auf gute Live-Musik, und so ist der kleine rustikale Bluesclub in der Innenstadt knapp zur Hälfte gefüllt an diesem Dienstag Anfang Juni. Es ist der letzte offizielle Termin in Deutschland auf dieser zweiten Europatour der Band, und nach dem hervorragenden neuen Album durfte man mehr als gespannt auf diesen Auftritt sein.

Agnostic Front – Hipsters gonna Hop

Spätestens seit dem neuen Agnostic-Front-Album ‚The American Dream Died‘ wissen wir: Berlin und New York haben eine ganze Menge gemeinsam. Singt Roger Miret über seine Wahl-Heimat New York: ‚The greatest city of them all, but it just don’t feel the same – I miss the old New York‘, könnte ich dasselbe von Kreuzberg behaupten – der einst schäbigen, linken Hochburg Westberlins, wo besetzte Häuser und Billig-Bier durch kreativ-alternative Intellektualität in stilvollen Cafés mit Augustiner-Bräu und Chai-Soja-Latte im handgetöpferten Fair-Trade-Service ersetzt werden. Es versprach also eine interessante Mischung zu werden, die sich da beim Agnostic-Front-Konzert im Berliner SO36 die Klinke in die Hand gab, denn Agnostic Front sind nicht The Naked And Famous. Eine New-York-Hardcore-Band traf auf Berlin-Hardcore-Fans. Und jene, die mal gucken wollten, was da so los ist.

Testament und Exodus – Thrash-Metal-Sturm bei 108 Dezibel

Basel, Anfang Juli 2014. Die berühmteste Thrash-Metal-Band der Welt spielt im größten Stadion der Schweiz vor 30.000 Fans ein Konzert. Die Produktion ist solide, wie es sich für Metallica gehört. Gegen Ende des Auftritts von James Hetfield und Co. werden die Klassiker der Band von den eindrucksvollen Blitzen eines Sommergewitters begleitet, die dem recht euphoriearmen Auftritt dann die Portion „Ride The Lightning“ verleiht, die eigentlich fehlt. Der Auftritt ließ viele Fans der ersten Stunde erstaunlich nüchtern zurück. Ganz nett, aber nicht mehr. Alles eine Spur zu glatt, zu professionell, zu klinisch, zu routiniert, teils fast bemüht.