Schlagwort: Southern Rock

Bless Your Heart


Bluesrock und Americana mit kräftigem Südstaaten-Einschlag liefert „Bless Your Heart“ (BMG) der Allman Betts Band. Devon Allman und Duane Betts sind die Söhne der berühmten Gründungsmitglieder der Allman Brothers Band, einer der Legenden des amerikanischen Southern Rocks, die nachhaltig das gesamte Genre beeinflusst haben. Nach dem hervorragenden Debüt „Down To The River“ geht es jetzt also mit der Allman Betts Band und „Bless Your Heart“ weiter.

Auf „Bless Your Heart“ gehen die Southern-Rocker auffallend experimentierfreudiger zu Werk als noch auf dem Vorgänger. Neben dem allgegegenwärtigen Southern-Rock sind Einflüsse von Soul und Blues, ja sogar Jazz unüberhörbar. Der Opener ‚Pale Horse Rider‘ besticht durch das Wechsel- und Zusammenspiel der beiden Gitarren, die schnell einen funkigen Groove entwickeln und den Hörer mitten in die staubige Wüste versetzen, wie übrigens das gesamte Album immer wieder Bilder vor dem inneren Auge erscheinen lässt. Stimmungen warden hier ganz groß geschrieben, die oft durch Gitarrenslides und erdige Blueslicks heraufbeschworen werden. Mal driften die Songs ab in den Countryrock wie  ‚Carolina Song‘ oder das großartige ‚Much Obliged‘, bei dem Devon Allmans Vocals ein wenig an Johnny Cash erinnern. Bassist und Sänger Berry Duane Oakleys gibt auf ‚The Doctor’s Daughter‘ sein Gesangsdebüt.

Für Abwechslung sorgen auch die musikalischen Gäste, sie steuern Saxophone und die genretypischen Orgeln bei. Die Riffs sind mal schwer und bluesgetränkt, galoppieren dann wieder unbeschwert wie ein Pferd über die Prärie, um bei den Stimmungen und Bildern zu bleiben. Der vorab schon veröffentlichte Song ‚Magnolia Road‘ mit seinen Slidegitarren ist ein weiteres Highlight des mit 13, teils ausufernden Songs ungewöhnlich langen Albums. Die zwölfminüte Instrumentalnummer ‚Savannah’s Dream‘ wird trotz ihrer Länge keine Sekunde langweilig. Blues und Jazz treffen hier aufeinander und werden mit hoher Spielfreude dargeboten, wie ingesamt das instrumentale Können der Band auf höchstem Level liegt.

Eigentlich braucht man in diesem Genre die Allman Betts Band niemandem mehr vorzustellen, denn alleine das Vermächtnis der legendären Allman Brothers reicht aus, um jeden Southern-Rocker aus der Reserve zu locken. Und dennoch stehen die Jungs keineswegs im Schatten ihrer berühmten Väter. Mit „Bless Your Heart“ zeigen sie erneut, dass Sie ihr eigenes Ding durchziehen und damit goldrichtig liegen. „Bless Your Heart“ ist eines der besten Bluesrock-Alben des Jahres.

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Last Light on the Highway

Das wunderbare, kalifornische Southern-Rock-Quintett Robert Jon and the Wreck besteht erst seit sieben Jahren, in denen wir bereits mehrmals über sie berichtet haben. In dieser kurzen Zeit haben die fünf Jungs geackert und geschuftet: Newcomer-Auszeichnungen, erfolgreiche nationale und internationale Touren mit Namen wie Keith Urban oder Billy Sheehan und sage und schreibe vier Studioalben. Die Jungs sind heiß!

Ab Mitte Mai hätte die musikalische Verkörperung Amerikas erneut auf einer großen Europa-Tour mit einem neuen Album antreten sollen. Doch wie wir alle wissen, ein gewisses Virus machte ab dem Frühjahr alle Live-Musik-Veranstaltungen zunichte. Sehr schade, doch das neue Album „Last Light on the Highway“ ist ein gewisser Trost. Und das gerade Mal ein Jahr nach dem Vorgänger „Take Me Higher“!

Ein neues Rezept hat der Trupp um Frontmann Robert Jon Burrison nicht auf Lager. Aber das erwartet auch kein Mensch. Die Mischung macht’s. Und bei der ist wieder alles dabei, was der Americana-Fan liebt. Schon das Album-Cover nimmt einen mit an einen einsamen Highway irgendwo im Mittleren Westen der USA. Los geht’s der Roadtrip allerdings nicht in Kalifornien, sondern an der Ostküste. Die mehrstimmig vorgetragene Southern-Rock-Ballade „Oh Miss Carolina“ hat eine charmante Steel-Guitar und ein wunderbares Piano – und natürlich einen Refrain, den man in kürzester Zeit mitsingen kann. „Work It Out“ ist Country in Reinform, „Can’t Stand It“ eine launige Mischung aus Folk und Gospel. Und natürlich haben es die fünf Herren satt, „on the road“ ganz alleine im Hotelzimmer zu trinken, wie sie in „Tired of Drinking Alone“ sehr überzeugend aber kein bißchen melancholisch besingen.

In „This Time Around“ groovt eine Hammond-Orgel rauchig im Duett mit einer einsamen Country-Gitarre. Nach dem zweiteiligen Titeltrack verabschieden sich die fünf Southerner mit dem explosiven „Don’t Let Me Go“, das einfach alles hat, was ein toller Song braucht: Knarrig-verzerrte Gitarren, souligen Background-Gesang und eine Melodie, um sich auf direktem Weg nach Kalifornien zu träumen.

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Poison Stuff

Auch wenn das Southern-Rock-Territorium doch von wenigen Ausnahmen abgesehen in US-amerikanischer Hand ist, gibt es immer wieder mal Genrebands aus anderen Ländern, die den Fan aufhorchen lassen. So zum Beispiel das Quartett Black River Sons aus dem französischen Lille, das mit „Poison Stuff“ (Music Records) drei Jahre nach der EP „Run Like Hell“ seinen ersten richtigen Longplayer vorlegt.

Und der macht durchaus Spaß, ohne das Genre neu zu erfinden. Mit viel Drive und Tempo preschen die Franzosen vor, haben dabei durchaus auch Ohrwürmer im Gepäck wie zum Beispiel ihr ‚Born Again‘. Zwei groovende Gitarren, Bass, Schlagzeug. Ohne viel Firlefanz geht es auf die Straße, um den Beweis anzutreten, dass uramerikanischer Southern-Rock auch aus Europa stammen kann. Wobei dieser Rock gar nicht so ganz amerikanisch ist, denn immer wieder glaubt man, sich gleichzeitig auch in Australien zu befinden. Die Black River Sons wissen, wie man gute Songs schreibt und liefern ehrliche Vocals, die hin und wieder an Steve Marriott von Humble Pie erinnern, griffige Riffs und mit Herzblut und Whiskey vorgetragene Soli.

Auch wenn der Vergleich im Genre inzwischen abgedroschen ist, kommen wir nicht darum herum, den Namen Lynyrd Skynyrd in den Raum zu stellen. Und die Franzosen hinterlassen auch im direkten Vergleich einen guten Eindruck. Wer von ‚Free Bird‘ immer noch nicht genug hat, wird auch mit „Poison Stuff“ sehr glücklich. Und eine Prise Gov’t Mule gibt’s noch obendrein dazu. Was will man also mehr? Wer noch einen Geheimtipp im Southern-Rock braucht, sollte unbedingt mal probehören oder das Album gleich mal bestellen. Es lohnt sich.

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Black River Sons Albumimport via Just For Kicks Music

ALLMAN BETTS BAND – Neues Album Ende August

Es ist ein gutes Jahr her, dass die Allman Betts Band ihr Debüt „Down To The River“ veröffentlicht hat. Nun steht der Nachfolger „Bless Your Heart“ in den Startlöchern, der am 28. August 2020 veröffentlicht werden wird. Der neue Longplayer erscheint gleich als Doppelalbum, das Gastauftritte von Jimmy Hall, Shannon McNally, Art Edmaiston, Susan Marschall…

From The Highway To The Show

„From The Highway To The Show“ (Diamond Day Records), das Leben eines Musikers, immer unterwegs, um die Zuhörer bei kleinen oder großen Gigs zu unterhalten und dabei ein wenig Ruhm und Ehre zu genießen. Ob das die Inspiration für den Titel dieses Albums war, wissen wir nicht genau, aber man kann es sich sehr gut vorstellen. Die Show, das ist in diesem Fall ein kleiner, akustischer Gig eines Sängers mit seiner Gitarre, der uns mit markiger Stimme Folk, Blues und Southern Rock spielt, während wir gemütlich unser Bier am Tresen genießen und den Cowboyhut tiefer in die Stirn ziehen. Dies sei als Stimmungsbild zu „From The Highway To The Show“ des amerikanischen Multitalents Jeff Massey gesagt.

Massey ist der Texter, Sänger und Gitarrist der Chicagoer Bluesrocker The Steepwater Band, deren aktuelles Album „Turn Of The Wheel“ wir euch gerade erst vorgestellt haben. Bevor es an die Aufnahmen für diese Platte ging, hat Massey noch Zeit gefunden, zwölf Songs für sein erstes Solo-Album „From The Highway To The Show“ aufzunehmen. Solo trifft es übrigens sehr gut, denn Massey hat sich keine Unterstützung ins Studio geholt, sondern alle Titel so intim und persönlich wie irgend möglich eingespielt: Gesang, Akusitikgitarre, fertig. Er spielt neue Songs (von denen sich ‚Abandon Ship‘ auch auf dem aktuellen Steepwater Album wiederfindet, aber eben in einer gänzlich anderen Instrumentierung), covert ein paar seiner Lieblingsmusiker wie Muddy Waters, Neil Young oder Bob Dylan, und natürlich auch alte Songs seiner Hauptband, die er in ein neues, akustisches Gewand steckt.

Jeff Massey geht es vorrangig um Stimmungen, und die erschafft er mit seinem betriebenen Minimalismus sehr gut. Manchmal wundert man sich gar, was man aus einer einzelnen Gitarre alles herausholen kann, wenn Massey zupft, klopft, slided und  harmonisiert. Das Ergebnis ist ein relaxtes Singer-/Songwriter-Album, bei dem man sich höchstes noch mehr neue Songs gewünscht hätte. Dennoch, für alle Fans der Steepwater Band eine lohnende Addition zur Sammlung.

Das Album ist bei uns über den Importspezialisten Just For Kicks Music erhältlich.

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Turn Of The Wheel

Mit „Turn Of The Wheel“   (Diamond Day Records) meldet sich The Steepwater Band zurück, das Bluesrock-Quartett aus Chicago rund um den Sänger, Textschreiber und Gitarristen Jeff Massey. Über 20 Jahre Bühnenerfahrung haben die vier Musiker, die mit dem neuen Lonplayer ihr siebtes Studioalbum veröffentlichen.

Die Bandbreite reicht dabei von klassischem Blues mit launigem Groove, lässigem Chicago-Blues-Rock über Southern-Rock bis hin zu eher im Classic Rock zu verortenden Nummern. Das klingt oft nach Muddy Waters, Neil Young oder den Black Crowes: Genrefans werden üppig bedient und haben Spaß an der Mischung.  Das Material wurde direkt an der Küste des Michigan-Sees aufgenommen und es markiert gleichzeitig den Einstieg des Neuzuganges Joe Bishop am Bass. Dennoch schließt sich das Album nahtlos an den bisherigen Output der Steepwater Band an.

Für die Songs haben sich die Amerikaner ein paar helfende Hände ins Studio geholt, die immer wieder tolle Akzente setzen können, so zum Beispiel Eddie Money-Keyboarder Chris Grove oder das überraschende Saxofon-Solo von Terry „Sonny Lee“ Tritt auf dem Song ‚That’s Not The Way‘. Im Falle der Steepwater Band ist genau diese Innovation aber ein guter Weg und verleiht „Turn Of The Wheel“ immer wieder neues Drehmoment. Der Schwerpunkt liegt auf bei den beiden Gitarren, die ihre Sounds gemeinsam oder auch in starken Soli zu einem feinen, groovenden Klangteppich verweben. Großartig: Die Nummer ‚Trance‘, die etwas an Grand Funk Railroad oder ELO erinnert mit ihrem mitreissenden Uptempo und dem breiten Sound.

The Steepwater Band liefern mit „Turn Of The Wheel“ ein sehr gutes Bluesrock-Album ab, das den Genrefans viel Spaß machen sollte.  In Europa ist die Scheibe als Import erhältlich.

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Albumimport via Just For Kicks Music

ROBERT JON & THE WRECK – Southern-Rocker ab Mai auf Tour

Das wunderbare, kalifornische Southern-Rock-Quintett Robert Jon & The Wreck besteht erst seit sieben Jahren, in denen wir bereits mehrmals über sie berichtet haben. In dieser kurzen Zeit haben die fünf Jungs geackert und geschuftet: Newcomer-Auszeichnungen, erfolgreiche nationale und internationale Touren mit Namen wie Keith Urban oder Billy Sheehan und sage und schreibe vier Studioalben. Die…

OK Hotel


Raus aus dem Alltag, rein in ein Hotel? Rock’n’Roll pur im „OK Hotel“ (Spinefarm Records) der Broken Witt Rebels?

Das 2015 gegründete Quartett aus dem britischen Birmingham checkt im stylischen Hotel auf dem Coverbild ein und legt von dort seinen zweiten Longplayer vor, der ebenso stylisch aus den Boxen kommt. Aufgenommen haben die Briten ihr neues Album im US-Bundesstaat Texas zwar nicht in einem Hotel, aber doch eben weit genug von der britischen Insel entfernt, um in eine andere Welt einzutauchen.

Die Broken Witt Rebels wandeln auf durchaus bekannten, aber dennoch immer wieder spannenden Genrepfaden zwischen Retro, Blues- und Southern-Rock. Die Mischung stimmt. Musikalische Einflüsse wie The Gaslight Anthem oder Kings Of Leon sind unüberhörbar, was den Sound nicht wirklich originell oder neu macht. Aber wenn die Songs, durch die Bank weg gut geschrieben und richtig groovend, dennoch ein Lächeln in das Gesicht aller Rockfans zaubern, haben die Broken Witt Rebels viel richtig gemacht. Gitarrenlastige Arrangements, lässige, teils leicht melancholisch wirkende Indie-Attitüde, kleine Ausflüge in Pop-Gefilde – und doch wirkt alles homogen.

Der Hotel-Check-In wird besetzt vom Opener ‚Running With The Wolves‘, der wegweisend für die folgenden insgesamt 13 Songs ist. Die Stimme des Frontmannes Danny Core schwebt wohlig zwischen Lebensfreude, Wehmut und manchmal auch Verzweiflung.

In der Hotelbar kann man ‚Love Drunk‘ werden, und zu ‚Save My Life‘ wird (mit stets gesenktem Kopf!) ‚Fearless‘ langsam durch die Lobby getanzt. Am Ende kehren die Broken Witt Rebels zurück nach Europa. Dort steht eine akustische Hommage an die Heimatstadt Birmingham mit Roots- und Folk-Elementen auf dem Programm und beschließt ein Album, dass wirklich retro ist, das viele Erinnerungen weckt, aber zu jeder Minute bestens unterhält. Der Reiseführer sagt: Dieses Hotel ist ok. Mehr sogar. Vier Sterne.

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Peace, Love & Harmony

Wer strebt nicht nach Frieden, Liebe und Harmonie? High South haben ihr drittes Album zumindest so benannt. „Peace, Love & Harmony“ (Cargo Records) des Trios aus der US-amerikanischen Musikerhochburg Nashville bietet beste Unterhaltung für Freunde von Westcoast-Rock, Americana, Country und einer Prise Rock’n’Roll.

Schon das sonnendurchflutete Coverbild macht klar, wohin die Reise geht. Die Freiheit ruft, Sonne und Abenteuer winken für alle Freunde von Bands wie The Eagles, The Byrds oder Crosby, Stills, Nash & Young. High South transportieren das optimistische Gefühl und den Spirit der 70er-Jahre in die heutige Zeit. Jamey Garner, Kevin Campos und Phoenix Mendoza werden dabei durch Gastmusiker von Bands wie Tom Petty & The Heartbreakers, den Doobie Brothers, den Allmann Brothers und The Mavericks unterstützt. Deren Einflüsse hört man schon gleich im eröffnenden Titelsong. Akustische Gitarren, Mundharmonika und mehrstimmiger Gesang lassen Tom Petty auf die Eagles treffen.

Die schon vorab als Single und Videoclip veröffentlichte Nummer ‚Make It Better‘ setzt ein optimistisches Zeichen und versprüht gute Vibes. Auch hier sorgen die Harmonika und schön ausgearbeitete Gesangslinien für Stimmmung. Die ersten beiden Songs grooven extrem und legen die Richtung für ein gutes Album vor. High South lassen sich nicht lumpen und spendieren „Peace, Love & Harmony“ ganze 15 Songs, die es insgesamt auf rund 54 Minuten Laufzeit bringen. Viele überzeugen mit Atmosphäre, Groove und Eingängigkeit, ein paar fallen aber auch etwas ab. Gerade in der zweite Albumhälfte wirkt einiges repetiv und austauschbar. Dennoch: Westcoast-Vibes, Country-Attitüde, lässiger Poprock und eine excellente Produktion verschmelzen zu einem launigen Sommeralbum und setzen immer wieder Akzente, die im Gedächtnis bleiben.

„Peace, Love & Harmony“: High South geben uns, was wir alle in diesen stürmischen Zeiten gut gebrauchen können.

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Willkommen

Neuere deutschsprachige Rockbands haben mitunter einen schweren Stand. Einige werden teils zu Recht, teils zu Unrecht in die rechte Ecke gestellt. Dann gibt es denn Effekt, daß – wieder teils zu Recht und teils zu Unrecht – deutsche Texte mitunter „prollig“ wirken. Inklusive mancher Bandnamen wie Kärbholz, Krawallbrüder oder Unantastbar. Und mit den Texten ist das auch ästhetisch so eine Sache – manch einer zieht englischsprachige Songs schlicht wegen des Klangs vor. Da ist es oft egal, ob man die Texte versteht oder ein englischer Bandname genauso pathetisch klingen mag. Da läßt es im wahrsten Sinne des Wortes aufhorchen, wenn eine deutsche Band ihre Texte von Englisch zu Deutsch ändert.

So geschehen bei den Groove-Metallern Kyler aus dem südbadischen Offenburg auf ihrem neuen Album „Willkommen“. Kyler treiben mit ihrem augenzwinkernd „Black Forest Groove Metal“ bezeichneten Schwermetall schon an die zehn Jahre ihr Unwesen, Supportshows für Bands wie Agnostic Front oder Ektomorf und dem Gewinn von Talentwettbewerben inklusive. Mit „Willkommen“ liegt nun das zweite Studioalbum vor. Und das hat es in sich!

Um auf das Thema „Texte verstehen“ zurückzukommen: Die angepissten Growls von Frontmann Marco Schulz kommen schlagkräftiger, wenn man die flankierenden Texte auch direkt versteht. Nicht, daß es die Starkstrom-Mucke nötig hätte, aber das „Gesamtpaket“ haut dem träge-satten politischen Bewußtsein in Deutschland mit vollem Karacho eins in die Fresse. Songtitel wie „Brandstifter“, „Revolution“ oder „Keinen Plan“ sprechen eine mehr als deutliche Sprache. Bestünde der Gesang nicht größtenteils aus derben Growls, dürften sich hier viele Punk-Freunde wohlfühlen.

Das Tolle an „Willkommen“ ist aber nicht alleine seine authentische Stimmigkeit oder der Fakt, daß die Jungs ordentlich Gas geben. Es ist der Abwechslungsreichtum. Wer genau hinhört, findet bei der groovigen Midtempo-Nummer „Loch im Herz“ erstklassige Southern-Rock-Anleihen, bei „Abschaum“ Highspeed-Oldschool-Thrash neben dem bandtypischen Groove und zwischen den Zeilen dazu noch jede Menge symbadische Selbstironie.

Fazit: Schaut über den Tellerrand, Leute! Hartwurst-Mucke mit deutschen Texten muss nicht prollig sein, im Gegenteil. Ihr steht auf Bands wie Devildriver oder Five Finger Deathpunch, fühlt euch der Hardcore-Punk-Szene nahe und sucht euren ganz persönlichen Soundtrack dafür, was in unserer Welt 2020 alles schief läuft? Dann ist Kyler für euch!

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