Schlagwort: Punkrock

BAD RELIGION – Neuer Song gegen Polizeigewalt und Rassismus

Die amerikanischen Punkrocker von Bad Religion haben mit „What Are We Standing For“ einen neuen Track veröffentlicht. Dieser stammt aus den Aufnahmesessions ihres im vergangenen Jahr erschienenen Albums „Age Of Unreason“ (Epitaph) und hatte es nicht auf die Platte geschafft. Die Band veröffentlicht ihn nun, um alle zu unterstützen, die gegen Polizeigewalt und Rassismus protestieren.…

TV SMITH – Neues Album „Lockdown Holiday“ im November

Wie anders könnte TV Smith, als mit seinem neuen Album die aktuelle Corona-Situation zu reflektieren? Nun sei es sogar ein Konzeptalbum geworden, lässt der Punk-Barde verlauten. „Lockdown Holiday“ erscheint am 27. November via JKP, dem Label der Toten Hosen, die laut Campino in TV Smith Freund und Vorbild zugleich sehen. Aufgenommen wurde das Album im…

I AM THE AVALANCHE – Erstes Album nach sechs Jahren

Sechs Jahre nach „Wolverines“ melden sich I A The Avalanche aus New York zurück: Die Punk-Band hat mit „Dive“ den Nachfolger für den 20. November 2020 auf Big Scary Monsters angekündigt. Mit „Better Days“, einem wehmütigen Song über das schwelgen in alten, besseren Zeiten, erscheint der erste Vorbote aus dem neuen Album.   „Wir alle…

DIE ÄRZTE – Digitale Liebe in „True Romance“

„Hey Siri, google doch mal Sex mit Alexa“ bringen Die Ärzte ihre eigene Sichtweise auf die digitale Welt süffisant in „True Romance“ auf den Punkt. Bei dem Song handelt es sich um die zweite Single-Auskopplung aus dem für den 23.10.2020 angekündigten Album „Hell“. Dieses wird 18 Tracks umfassen und eine Länge von 61 Minuten besitzen.…

DRITTE WAHL – Arschpogo im Backstage

Livekonzerte sind in COVID-19-Zeiten sehr rar gesät. Zu groß ist die Gefahr einer Ansteckung. Viele Bands nutzen mittlerweile die Möglichkeit, Gigs zu streamen. Die Rostocker Punkband Dritte Wahl hat am 20. Juni ebenfalls ein zweistündiges Stream-Konzert gegeben. Dass hier die Interaktion mit den Fans fehlt, steht außer Frage. Dritte Wahl hält es nicht mehr auf…

Poor And Infamous

Die skandinavische Punk’n’Roll-Flagge weht momentan nicht besonders hoch, aber seit Bands wie The Hellacopters oder Backyard Babies in den letzten Jahren ein kleines Comeback gegeben haben, hängt sie zumindest wieder auf Halbmast. Als noch junge Band wollen Scumbag Millionaire nun helfen, die Fahne wieder weiter hochzuziehen. Nach ihrem 2018er Werk „Speed“ ist „Poor And Infamous“ (Suburban) ihr zweiter Longplayer. Dem gegenüber stehen in sechs Jahren Bandgeschichte übrigens nach eigenen Angaben circa 17 bis 20 Singles. So genau weiß es das Quartett offenbar selbst nicht. Untätig waren sie jedenfalls nicht.

Musikalische Überraschungen darf man auf „Poor And Infamous“ mit seinen zwölf Songs natürlich nicht erwarten. Scumbag Millionaire lassen die Hochzeit des Punk’n’Roll der 1990er Jahre wieder hochleben. Die Uptempo-Nummern wie „Demi God“, „Ain’t No Doubt“ oder die beiden kurzen Raketen „Trouble City“ und „Dead Man’s Hand“ kommen mit knarzenden Riffs und quietschenden Soli daher. Sie wechseln sich in schöner Regelmäßigkeit mit eingängigeren Midtempo-Liedern wie dem zum Mitgröhlen einladenden „Inferno“ ab. In den Tracks werden manchmal kleine Details, wie hier ein Piano oder dort eine Polizeisirene, eingestreut. Diese Feinheiten sorgen dafür, dass auch beim zweiten und dritten Durchlauf noch etwas zu entdecken ist.

„Poor And Infamous“ fühlt sich an wie eine kleine Zeitreise, die durch die Optik der Band auf dem Cover sowie die leicht trashigen, jedoch stilvollen Musikvideos abgerundet wird.

Scumbag Millionaire schaffen es zumindest für ein paar Durchläufe ein wunderbares Rock’n’Roll-Gefühl zu kreieren, bei dem ein bisschen das Feeling wie in einem heißen, schwitzigen und verrauchten Club aufkommt. In diesen Zeiten ist dies zu Hause etwas Wohltuendes.

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Kennt ihr schon… 100 KILO HERZ?

Und plötzlich – oder sagen wir mit dem zweiten Album – sind sie da, diese Bands, für die es von allen Seiten Komplimente hagelt, deren Rauschen im Blätterwald zu einem Sturm anwächst und die allenthalben mit dem Schlagworten „Relevanz“ oder „Wichtig“ bedacht werden. Damit ihr beim next big thing mitreden könnt haben wir 100 Kilo…

DIE ÄRZTE – Mit zweiter Singleauskopplung

Die Ärzte kündigen mit „True Romance“ bereits die zweite Singleauskopplung aus ihrem am 23.10.20 erscheinenden Album „Hell“ an. Außer „True Romance“ enthält die Single noch die beiden B-Seiten „Abschied“ und „Rückkehr“. Möglicherweise einer der besten Gründe um über den Vinyl-Erwerb nachzudenken. Um die Wartezeit auf den Oktober zu verkürzen gibt es eine „True Romance“-Playlist: Außerdem…

3D

Welche Band kann für sich proklamieren, ihr ureigenes Genre geschaffen zu haben? Ob knackige Punkrocker, Metal-Blaster, Rock-Songs, Schlager oder Schunkelnummer, bei den Ropiraten Dritte Wahl kommt fast jedes Stück authentisch und ehrlich rüber, nie klischeehaft oder gar platt. Und wenn, dann ist es Absicht. Dafür haben sie lange gearbeitet, Schicksalsschläge überwunden und es geschafft, immer den Kopf über dem Durchschnitt zu halten. Irgendwie scheint den Jungs nie die Puste auszugehen, wie bei dem neuen Opus „3D“ (Dritte Wahl Records).

Während die Hosen nur noch Alte-Herren-Rock-Songs veröffentlichen, hauen Dritte Wahl eben mal wieder 14 neue Songs raus, die … reinhauen. Auf ihrem elften Studioalbum bleiben die Rostocker ihrem abwechslungsreichen Metier treu. Sie schiffen durch sicheres Fahrwasser. Insgesamt hauen sie aber wieder kräftiger in die Saiten, laute Ecken und knackige Kanten sind überall zu spüren. Vor allem der Sound hat einige Härtegrade oben drauf gesetzt bekommen.

Mit dem mitreißenden ,Was zur Hölle‘, was bei den Harmonien ein wenig nach den Kollegen von Pascow klingt, und dem schnellen ,Fabelhafte Voraussetzung‘ präsentieren sie zudem zwei Spitzenstücke. ,Brennt alles nieder‘ ist sicherlich dem aufgeheizten Zeitgeist zuzuschreiben. Wobei ,Schöne Frau mit Geld‘ ein weitere Auseinandersetzung mit dem unendlichen Thema „Mann und Frau“ ist, zu dem der Vierer ja schon die ein oder andere schöne Geschichte beigetragen hat.

Das hardcorige ,Zusammen‘ ist fast schon philosophisch anmutend, ebenso wie das wehmütige ,Alles nur Chemie‘. ,Elektro Merten‘ drückt mit seiner melancholischen Rückblende auf die guten alten Zeiten herrlich auf die Tränendrüsen („… der Einzelhandel hat es schwer!“ – Wer hatte nicht den Plattenladen seines Vertrauens? Seufz!). Dann ist da noch ,Ohne mich‘, das wie Dritte Wahl zu den Zeiten klingt, als sie regelmäßig etwas flotter unterwegs waren.

Bei Dritte Wahl passt mal wieder alles zusammen: Refrains zum sofortigen Mitsingen, Ohrwürmer, was zum Schmunzeln, was zum Nachdenken, was zum wilden Tanzen und immer hart an der Realität segelnd. Gunnar, Krel, Stefan und Holger ziehen ihr Ding durch, wie man so sagt. Dafür Respekt und Dank für mehr als 30 Jahre aufmunternde Worte und Töne.

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Paradise

Wenn auf „Paradise“ (Inside Job/eOne) die ersten akustischen Töne von „31“ erklingen und Ross Gordon mit seiner sanft-rauen Stimme einsetzt, wirkt es kurzzeitig wie der Himmel auf Erden. Doch dann kommen die lauten E-Gitarren, ein warmer Schauer läuft über den Rücken und man möchte die eingängige Melodie gleich mitsingen. Wer beim nachfolgenden „Life With A View“ immer noch nicht die Fäuste in die Luft reckt, der wird mit Cold Years wohl nie warm werden. Denn besser als mit diesen beiden Tracks kann ein Debütalbum nicht beginnen.

Cold Years gründeten sich im Jahr 2014 als die Kumpels Ross, Finlay und Fraser nachts um die Häuser zogen. Ross wollte unbedingt in einer Band spielen. Deswegen erzählte er Finlay und Fraser unabhängig voneinander, dass der jeweils andere schon mitmachen würde. Daraufhin stimmten beide zu und die Kombo war geboren. Komplettiert wird sie durch Louis Craighead. Nach der ein oder anderen EP klopft das Quartett mit ihrem ersten Longplayer jetzt mächtig an die Pforten des Rockhimmels. Denn diesen wollen sie erobern.

Als Vorbilder nennen die Schotten Bands wie Bad Religion oder Rancid. Von deren Tempo und Streetcredibility sind Cold Years allerdings ein gutes Stück entfernt. Vielmehr muss der Name The Gaslight Anthem mit sämtlichen Brian-Fallon-Nebenprojekten genannt werden. Die Ähnlichkeiten sind unüberhörbar. Dies liegt vor allem an der Stimme von Ross Gordon. Musikalisch verfolgen Cold Years dagegen einen etwas rockigeren, teils punkigeren Ansatz.

Nach dem guten Start halten Cold Years das Niveau weiter hoch. Wunderbare Melodien treffen auf punkrocklastigen Sound, der mit einer Prise Stadionrock garniert wird. Dieser wird die Band sicher bald von den Clubs in die großen Hallen führen. Beste Beispiele hierfür sind „Burn The House Down“, „Electricity“ oder „Too Fae Gone“. Ruhigere Töne werden dagegen in „The Wait“ angeschlagen.

Ausgerechnet in dem Moment, in dem man glauben könnte, dass Cold Years alles gesagt haben und redundant werden, bekommt Paradise mit dem Kracher „62 (My Generation’s Falling Apart“ und dem abschließenden akustischen „Hunter“ ein Ende von höchster Qualität.

Inhaltlich decken Cold Years ein breites Spektrum ab. Von persönlichen Texten bis hin zur Frustration über die politische Situation im britischen Königreich. Als vom Brexit betroffene Schotten können sie im wahrsten Sinne des Wortes ein Lied darüber singen. Dadurch schmeckt „Paradise“ am Ende auch ein wenig nach jugendlicher Rebellion.

Sicherlich könnte bei einem kritischen Blick Cold Years die Ähnlichkeit zu Bands wie The Gaslight Anthem vorgeworfen und ein wenig mehr Eigenständigkeit gefordert werden. Dafür sind die Songs auf „Paradise“ aber einfach zu gut und sprühen vor Spielfreude und Energie. Sie sind viel besser als das, was die großen Paten in den letzten Jahren von sich gegeben haben.

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