Mit dem Herbst kommt die Zeit der kurzen Tage, der meist dunklen Tage und mit ihnen die Melancholie, das In-sich-gekehrt-sein. In dieser Zeit ist nicht immer das anspruchsvolle Geballer von Napalm Death, die kämpferischen Momente von Slime oder das große Metal-Theater von Iron Maiden die richtige Untermalung. Um seinen Gedanken Raum zu verschaffen, bedarf es…
„Was wäre wenn…?“ „Wo würden wir heute ohne das große C stehen?“ Diese Fragen stellen sich sicher viele Bands und Kulturschaffende. So ergeht es auch den belgischen Prog-Post-Hardcore-Rocker*innen von Brutus. Mit ihrem 2019 erschienenen zweiten Album „Nest“ waren sie gerade auf dem Weg nach oben: Die Streamingzahlen stiegen und die Konzertlocations wurden dank ihrer energetischen…
Mit ihrem mutigen und emotionsgeladenen Mix aus Hardcore, Metal, Post-Rock und Showgaze haben sich Brutus in den letzten Jahren eine immer größere Fanbasis erspielt. Nun soll nach 18 Monaten Studioarbeit ihr drittes Album erscheinen. Zwar sind bisher weder Erscheinungstermin noch Name bekannt, dafür gibt es mit „Dust“ jedoch den ersten Song. Auf alles weitere müssen…
Für manche Bands ist ihre Musik ihr Job. Da reicht es ein, das Video der aktuellen Single ganz stumpf mit dem Album-Cover als Visual zu versehen. Es gibt aber auch die Bands, die ihre Musik ernst nehmen, als Kunstform ernst nehmen, sodass selbst ein Promotion-Video einen Anspruch haben sollte. Die spanischen Post Metaller Toundra erzählen…
Beim Domino in Berlin ist man ganz aus dem Häuschen, denn ab sofort gehören die legendären Shoegazer My Bloody Valentine zum Label-Portfolio. Zunächst werden nun alle drei Studioalben plus die Compilation „EP’s 1988-1991 and Rare Tracks“ neu veröffentlicht. Digital sind sie seit dem 31. März erhältlich, physisch wird am 21. Mai nachgeschoben. „Isn’t Anything“ und…
Die Post-Punk-Formation Grundeis aus Hamburg präsentiert mit „Vain“ am 12. März ihre zweite Single. „Es geht um eine Person, die von schmerzhaften Erinnerungen überwältigt wird und auf gewisse Weise darin gefangen ist“, so Sängerin Laura Müller. „Der/die Protagonist:in ist unfähig, über eine verlorene Liebe hinwegzukommen und sich neu zu verlieben. Sie:Er trifft den Herzensmenschen wieder,…
Um dieser Tage live spielen zu können, nutzen viele Bands ihre Proberäume oder Studios, was besser ist als gar nicht ihre Musik zu spielen. So auch die schwedischen Post Metaller A Swarm of The Sun, die uns einen audiovisuellen Vorgeschmack auf ihre dank Pelagic Records veröffentlichte Live-EP „20.11.03 (Live at Studio Gröndahl)” geben. Genießt die…
Zurzeit gibt es viele Gründe, mindestens melancholisch, wenn nicht gar depressiv zu werden. Die Sonne ist nicht zu sehen, es ist kalt, das Jahr geht zu Ende. Na und Lockdown, sowieso. Da passt, was uns Blunt Razors mit ihrer Debüt-EP „Early Aught“ (Deathwish) vorlegen. Schwermut pur, aah.
Es scheint eine Art Katharsis zu sein, was Gared O’Donnell und Neil Keener gemeinsam in Quarantäne-Zeiten durchgemacht haben. Die Songs, die dabei entstanden, wollten mit ihrem elegischen Gewand nicht so richtig in das Repertoir von Planes Mistaken For Stars passen, in denen die beiden Musiker hauptamtlich aktiv sind. Also wurde kurzerhand ein neues Projekt namens Blunt Razors gegründet. Und dessen Timing könnte besser nicht sein. Wenn uns etwas durch den Winter helfen kann, dass ist es „Early Aught“.
Denn die Songs sind absolut entspannend, und trotzdem voller Spannung. Das geht bei der musikalischen Vorgeschichte des Duos wohl auch kaum anders. O’Donnells Gesang hat bekanntermaßen etwas von einer Rasierklinge, razor, ist jetzt aber zurückhaltend, leicht gepresst. Und das gilt auch für die Musik. Die sechs traurig-schönen Songs lassen innehalten und wühlen trotzdem auf. Sie können helfen, nach einem harten Tag runterzukommen; tragen aber die Gewissheit in sich, dass der Kampf am nächsten Tag weitergeht.
You were hungry, I was starving we two puzzles needed solving You were hungry, I was starving we two storms begging calming
Ein Sturm, der darum bettelt, sich legen zu dürfen. Das Bild passt nicht nur zu den Blunt Razors, sondern auch zu Kate Bush. Deren „Under Ice“ hat sich das Duo aus Peoria / Illinois nämlich zum Abschluss seiner EP vorgenommen. Das hat seine Logik
Eine gleichmäßige Sounddecke, auf die sich ein leicht coriger Beat, minimalistische Riffs und der brüchige Gesang legen – tatsächlich erschöpft sich das Konzept mit den sechs Songs von „Early Aught“. Aber bis dahin hat es seinen Zweck voll erfüllt. Wie gesagt, Blunt Razors haben ein perfektes Timing.
Das Londoner Label Hassle Records wird im Oktober mit einer ausgesuchten Reihe limitierter Vinyl-Neuauflagen sein 15-jähriges Jubiläum feiern. Passenderweise werden 15 Platten wiederveröffentlicht, unter anderem Juliette & The Licks, Casey oder frnkiero and the cellabration. Dazu gesellen sich außerdem die Belgier Brutus, die am 23. Oktober mit „Live In Ghent“ ein eindruckvolles Dokument ihrer Live-Qualitäten…
Die passionierten Hobbyköche unter uns wissen es: Erst die richtige Würze macht ein Gericht rund. Ähnlich haben es Spice geschafft, auf ihrem selbstbetitelten Debüt (DAIS Records) mit akkurat dosierten Zugaben ein stimmiges und gut verdauliches Stück Musik zu zaubern. Durch stundenlanges Probieren, Verfeinern und Abschmecken im Studio ist ein organisches Werk entstanden, dem die Band selbst das Label „the power of groupthink“ verleiht. Dem Hörer kredenzt sie unangepassten, aber trotzdem eingängigen Post-Punk, der viel Herz beweist, ohne sich in die Emo-Ecke zu stellen.
Damit bewahrt sich das Sextett aus Los Angeles den Spirit ihrer Roots, die einzelne Mitglieder in Bands wie Ceremony und Sabretooth Zombie haben. Ganz so rabiat und ungehalten wie in alten Zeiten geht es bei Spice zwar nicht mehr zu. Dennoch spricht aus jeder Note ein klares Bekenntnis zum Underground und die Ablehnung jeglichen Mainstreams. Das Album beherrschen Elemente von solidem Alternative-Rock der 90er Jahre; dank der Geige wird außerdem die Erinnerung an den New Wave der 80er wachgehalten. Und trotzdem hat es eine frische Energie, die es direkt ins Heute platziert.
Spice frönen einem angenehm unrein belassenen Garage-Sound mit Shoegaze-Attitüde und schaffen so eine äußerst dichte Atmosphäre. Garage meint in diesem Falle aber nicht spontanes Jammen oder gar low quality. Womöglich ist es der langjährigen Erfahrung der sechs Musiker geschuldet, dass alles unter genauer Kontrolle gehalten wird. Nichts wird dem Zufall überlassen. In der Verzerrung liegt hervorragende Handarbeit, jeder Effekt sitzt. Mit dem Ergebnis, dass die Rhythmen in ihrer Geradlinigkeit fast konventionell daherkommen und das Gesamtkonstrukt zwar noisy, aber doch straight ist.
Trotzdem, oder gerade deshalb: Die Rechnung geht auf. Spice’s Debüt ist unglaublich einnehmend und, ja, einfach sympathisch. Es ist eine Platte von und für Fourty-somethings, die gern ein wenig melancholisch zurückschauen, aber ganz im Heute leben und immer noch energisch vorwärts treiben. Für 90er-Jahre Kids eben, die erwachsen geworden sind. Und trotzdem hungrig bleiben.