Schlagwort: Country

Self Made Man

Die beiden Americana-Künstlerinnen Megan und Rebecca Lovell legen nach ihrem grammy-nominierten, weltweiten Erfolgsalbum „Venom & Faith“ (2018) ihr fünftes Album in sechs Jahren vor. Selbst produziert und auf dem eigenen Label (Tricki Woo) veröffentlicht dürfte „Self Made Man“ die gefühlvolle Reinkarnation der Allman Brothers weiter bekannt machen – und das völlig zu Recht. Man spürt das Adrenalin der Ladies bei jedem Ton.

Die in Georgia aufgewachsenen Mädels um die Dreißig haben es einfach drauf und das Momentum der Grammy-Nominierung genutzt. Egal ob mit röhrender Stratocaster oder jaulender Lap Guitar, mit den tiefen Lead-Vocals von Rebecca oder dem harmonierenden Gesang von Megan: die Lovell Schwestern haben den Blues. Und der liegt im Blut und hat rein gar nichts mit der wegen Corona verschobenen Tour zum neuen Album zu tun.

Der Titel der Scheibe fußt offensichtlich auf dem hohen Mass an Unabhängigkeit und Emanzipation der jungen Musikerinnen, der Titeltrack heißt schließlich „She’s a Self Made Man“:

„Auf ihrer selbstbestimmten evolutionären Reise, die zu „Self Made Man“ führte, betreten Larkin Poe als kreative Künstlerinnen, Geschäftsfrauen und Menschen neue Wege. Obwohl sie die Aufrechterhaltung der Tradition schätzen, sind die Lovell-Schwestern entschlossen, die Musik und Kultur voranzutreiben. „

„Für uns als Schwestern und Künstlerinnen war es eine prägende Erfahrung, die kreativen Zügel in der Hand zu behalten. Es war entscheidend für unsere Entwicklung.“, sagt Rebecca. „Es hat uns als Team noch näher zusammengebracht und die Vision, die Megan und ich teilen, herauskristallisiert und destilliert.“ „Es ist sehr wichtig für uns, authentisch zu sein.“, fügt Megan hinzu. „Rebecca und ich sind stark in jede getroffene Entscheidung involviert. Wir sind unabhängige Künstlerinnen und das passt zu alldem, was wir tun.“

Das bemerkenswerte an dem Album ist, daß genau das auch in der Bandweite der Songs spürbar ist. Larkin Poe machen nicht „einfach nur“ Blues oder Blues Rock, sondern ihr ganz eigenes Ding aus Folk (Klasse: „Ex-Con“), Bluesrock („Holy Ghost Fire“), Bluegrass („God Moves On The Water“), Gospel, Country und allem was sonst noch in die vollständige Aufzählung amerikanischer Musikkultur gehört. Und das ist rundum gelungen.

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The Night You Wrote That Song: The Songs of Mickey Newbury

„The Night You Wrote That Song: The Songs of Mickey Newbury“ (Proper Records): Gretchen Peters interpretiert Mickey Newbury. Wen? Dem deutschen Durchschnitts-Fan von Country, Folk und Americana dürften die Namen Gretchen Peters und Mickey Newbury vermutlich nicht so viel sagen, wie das bei ihren amerikanischen Fans der Fall ist. Aber sei es drum, das wollen wir hiermit ändern.

Gretchen Peters aus New York lebt inzwischen natürlich in der US-Countryhochburg Nashville und hat als Songwriter Material für Etta James, Trisha Yearwood, Shania Twain und Neil Diamond geschrieben und auch schon mit Bryan Adams zusammengearbeitet. Für ihre neues Album hat die vielbeschäftigte Musikerin jedoch auf die Neuinterpretation von Stücken des 2002 verstorbenen Singer / Songwriters Mickey Newybury konzentriert. Nach eigener Aussage war Newburys Musik eine Inspiration für Gretchen Peters, die sich immer von ihm und seinen oft traurigen Songs angesprochen gefühlt hat. Dementsprechend geht es hier auch eher getragen, leicht schwermütig und sehr emotional zu.

Die Musikerin covert auf ihrem Tribut zwölf Songs ihres Vorbilds, die sich stilistisch zwischen Country-Ballade, Americana, Blues und Folk bewegen, oft intim instrumentiert und überwiegend von Klavier oder Akustikgitarre begleitet. Unterstützt wird Gretchen Peters dabei von ihrem Ehemann Barry Walsh an Piano und Keyboard und Will Kimbrough an der Gitarre. Eine ganze Reihe von Gastmusikern sorgt mit Bass, Mandoline, Streichinstrumenten, Pedal Steel Gitarre, Harmonika für jede Menge Abwechslung und stimmungsvolle Gänsehaut-Momente in Songs, die oft kleine Geschichten erzählen.

Mickey Newbury ist auch in den USA lange unter dem Radar der Musikindustrie geflogen. Macht es also Sinn, wenn eine (hierzulande) eher unbekannte Künstlerin ein Album mit Covern eines ebenfalls nicht wirklich bekannten Songwriters aufnimmt? Die Antwort kann nur ganz klar „ja“ lauten, denn „The Night You Wrote That Song“ ist mehr als nur ein Tribut. Es ist kein „Best Of“ Mickey Newbury geworden, denn Gretchen Peters hat auch viele unbekanntere Songs ihres Idols aufgenommen und präsentiert damit eine sehr persönliche Auswahl, die auch äußerst emotional und persönlich vorgetragen wird. Wie es sich für ein gutes Tribut / Coveralbum gehört, interpretiert die Künstlerin die  Songs auf ihre ganz eigene Art und Weise und mach sie zu ihrem eigenen Material.  Wer Peters und Newbury noch nicht kennt, dürfte nach diesem Album Lust haben, sich mit beiden Künstlern näher zu beschäftigen.

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On The Widow’s Walk

„On The Widow’s Walk“ (Snakefarm Records): Der Weiße Büffel trabt durch die Prärie, oder ist da doch eher ein Biker auf seiner Harley unterwegs? Unterwegs gibt’s Blues, Rock, Folk, Americana und Country.

The White Buffalo, das ist  der bärtige Barde Jake Smith, der mit „On The Widow’s Walk“ sein bereits sechstes / siebtes Studioalbum vorlegt, produziert von der Country- und  Americana-Legende Shooter Jennings, dem Sohn des großen Waylon Jennings, der auf dem Album auch in die Tasten greifen darf. Hierzulande dürfte Smith nicht so bekannt wie in den USA sein, aber allen Freunden der Biker-Serie „Sons Of Anarchy“ ist The White Buffalo vermutlich ein Begriff, hat Smith doch gemeinsam mit den Forest Rangers einige Songs dazu beigesteuert. Smith ist Multiinstrumentalist und hat das Album bis auf die oben schon erwähnte Hilfe überwiegend alleine aufgenommen.

„On Widow’s Walk“ zeichnet sich durch Abwechslung aus, wobei es oft eher zurückhaltend denn rockig wird. Folkige Americana-Songs mit Gospel-Attitüde, Klavier und Akustikgitarre: The White Buffalo beziehungsweise Jake Smith erfüllen hier alle Klischees. Markige Stimme, griffige Akkorde, ein wenig Bass und Schlagzeug im Hintergrund. Das sind Klänge, zu denen der Cowboy den Hut in die Stirn zieht und lange und nachdenklich in die Prärie hinausstarrt. Die wenigen etwas lauteren Nummern wie ‚No History‘ oder ‚Faster Than Fire‘ grooven. Manchmal wünscht man sich, der Rest des Albums wäre auch etwas schneller. Andererseits: Die langsamen Songs sorgen für schöne Atmosphäre und zeigen, dass Smith ein hervorragender Songwriter ist. Ab und zu werden in der Interpretation Assoziationen an die Americana-Alben des großen Johnny Cash geweckt, so zum Beispiel bei ‚River Of Love And Loss‘ . ‚Sycamore‘ hingegen erinnert an Bruce Springsteen.

Weniger ist hier oft mehr, und damit ist „On The Widow’s Walk‘  ein tolles Album für die ruhige, abendliche Stimmung. Der erwartete Rocker ist es nicht, und ab und zu vermisst man doch ein paar Überraschungen. Roots, Folk, Blues: Eben Americana, nicht zu laut, nicht zu sperrig, nicht zu überraschend. Gehört hat man Ähnliches schon oft, aber zu gefallen weiß es immer wieder, wenn man das Genre mag.

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Local Honey

Mit „Painkillers“ (2016) legte Brian Fallon eine Soloplatte vor, die die Messlatte für alles, was da noch kommen möge, ziemlich hoch gehängt hat. Der Nachfolger „Sleepwalkers“ (2018) blieb dann auch ein wenig hinter den Erwartungen zurück. Nun also „Local Honey“ (Lesser Known Records), das aktuelle Werk des Jersey-Boys. Tja, was soll man sagen? Brian Fallons dritter Solo-Wurf entzieht sich geschickt besagter Messlatte, indem er völlig neue Töne anschlägt.

Wer Fallons Karriere schon ein wenig länger verfolgt weiß, dass er seit langem plant, eine akustischere Richtung einzuschlagen. Mit Produzent Peter Katis (The National, Interpol) an seiner Seite hat er sich nun endlich getraut. „Local Honey“ wird von Akustik-Gitarren und einem Piano getragen. Um diese beiden Hauptdarsteller herum gruppieren sich sanfte, warme Drumbeats, hin und wieder eine Steel Guitar und dezente Percussions.

Im Zentrum steht Brian Fallons rauchige Stimme, die die Geschichten seiner Songs mit der gewohnten Intensität transportiert. „Local Honey“ ist das wohl intimste Album, das der The-Gaslight-Anthem-Frontmann bisher aufgenommen hat. Seine Lieder handeln von der tiefen Liebe zu seinen Kindern („When You’re Ready“), von Schmerz und Verlust („21 Days“) und davon wie unbeschreiblich schön es ist den Menschen gefunden zu haben, mit dem man sein ganzes Leben teilen will („You Have Stolen My Heart“).

Fallon gelingt es, große Emotionen in bewegende Worte zu fassen, ohne kitschig oder schmalzig zu werden. Diese Erkenntnis kommt allerdings erst nach mehrmaligem Hören von „Local Honey“. Denn: Das fallonphile Ohr, das den Künstler bislang für den Spagat zwischen positiven Mitwipp-Sounds und eher düsteren, tiefgründigen Texten geliebt hat, muss sich erst einmal an die neuen Klänge gewöhnen. Ziemlich viel Country, eine großzügige Prise Folk, vielleicht ein Hauch Pop und jede Menge Americana – das will erst einmal durchdacht und verdaut werden.

„Local Honey“ ist keine Platte, in die sich das geneigte Publikum mit einem Juchzen direkt beim ersten Akkord verliebt. Vielmehr ist es ein Album, das Track für Track erobert werden will. Wenn sich HörerIn und Platte schließlich ausreichend beschnuppert und kennengelernt haben, entsteht ein unzertrennliches Duo, das zwar nicht durch Dick und Dünn geht, sich aber in harten Zeiten ohne Wenn und Aber auf einander verlassen kann.

Brian Fallon hat sein Herzens-Album aufgenommen und alles reingesteckt, was er zu geben hat. Das, was sich auf „Sleepwalkers“ in einigen Songs bereits andeutete, vollendet „Local Honey“ nun – es ist reinste Fallon-Essenz, in jeder Hinsicht, und macht ihn als Künstler so nahbar wie keines seiner bisherigen Werke. Für jemanden wie Fallon, der ständig mit seinem Schaffen hadert, ein großer Schritt, der richtig gut gelungen ist.

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Peace, Love & Harmony

Wer strebt nicht nach Frieden, Liebe und Harmonie? High South haben ihr drittes Album zumindest so benannt. „Peace, Love & Harmony“ (Cargo Records) des Trios aus der US-amerikanischen Musikerhochburg Nashville bietet beste Unterhaltung für Freunde von Westcoast-Rock, Americana, Country und einer Prise Rock’n’Roll.

Schon das sonnendurchflutete Coverbild macht klar, wohin die Reise geht. Die Freiheit ruft, Sonne und Abenteuer winken für alle Freunde von Bands wie The Eagles, The Byrds oder Crosby, Stills, Nash & Young. High South transportieren das optimistische Gefühl und den Spirit der 70er-Jahre in die heutige Zeit. Jamey Garner, Kevin Campos und Phoenix Mendoza werden dabei durch Gastmusiker von Bands wie Tom Petty & The Heartbreakers, den Doobie Brothers, den Allmann Brothers und The Mavericks unterstützt. Deren Einflüsse hört man schon gleich im eröffnenden Titelsong. Akustische Gitarren, Mundharmonika und mehrstimmiger Gesang lassen Tom Petty auf die Eagles treffen.

Die schon vorab als Single und Videoclip veröffentlichte Nummer ‚Make It Better‘ setzt ein optimistisches Zeichen und versprüht gute Vibes. Auch hier sorgen die Harmonika und schön ausgearbeitete Gesangslinien für Stimmmung. Die ersten beiden Songs grooven extrem und legen die Richtung für ein gutes Album vor. High South lassen sich nicht lumpen und spendieren „Peace, Love & Harmony“ ganze 15 Songs, die es insgesamt auf rund 54 Minuten Laufzeit bringen. Viele überzeugen mit Atmosphäre, Groove und Eingängigkeit, ein paar fallen aber auch etwas ab. Gerade in der zweite Albumhälfte wirkt einiges repetiv und austauschbar. Dennoch: Westcoast-Vibes, Country-Attitüde, lässiger Poprock und eine excellente Produktion verschmelzen zu einem launigen Sommeralbum und setzen immer wieder Akzente, die im Gedächtnis bleiben.

„Peace, Love & Harmony“: High South geben uns, was wir alle in diesen stürmischen Zeiten gut gebrauchen können.

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Skeleton At The Banquet

Nach den letzten Alben waren die Erwartungen an eine neue Veröffentlichung des amerikanischen Singer-Songwriters Gill Landry sehr hoch. Das aus Louisiana stammende ehemalige Mitglied der Truppe Old Crow Medicine Show überzeugte uns zuletzt 2017 mit „Love Rides A Dark Horse“, einem der besten Dark-Country-Alben des Jahres.

Der Sänger und Gitarrist legt jetzt mit „Skeleton At The Banquet“ (Loose Music ) seinen nunmehr fünften Longplayer vor. Das leicht morbide Cover verrät direkt, was den Hörer erwartet: düster-melancholische Stimmung auf künstlerisch hohem Niveau. Neun eher zurückhaltend instrumentalisierte Songs, bei denen Landrys Stimme und Gitarre klar im Vordergrund stehen, sorgen in gewohnt hoher Qualität für relaxte, melancholische Stimmung. Country, Blues und folkige Americana verschmelzen zu einem eleganten Mix. Egal, ob die Violine in ‚A Different Tune‘ starke Akzente setzt oder ‚Nobody’s Coming‘ mit seinem dezenten Rhythmus und den eingestreuten Bläsern im Hintergrund für leicht morbide Western-Atmosphäre sorgt, Gill Landry schafft es immer wieder, Gänsehaut zu erzeugen.

‚Wicked winds are blowing‘, singt Landry im jazzigen ‚The Refuge Of Your Arms‘, einer starken Dark-Country-Ballade. Man hört ihn förmlich, diesen Wind, der über die einsame Prärie streift und dem Hörer durch die Ohren direkt in die Seele fährt. Gute Musik schafft so etwas, und dieser Musiker versteht etwas davon. Teilweise kann man seine möglichen Vorbilder gut heraushören: Die in ‚Angeline‘ prägnant eingesetzte Mundharmonika erinnert immer wieder an Bruce Springsteen.

Wer den späten Johnny Cash, Leonard Cohen und Tom Waits mag, wird Gill Landry lieben. Wer im Januar 2020 auch nur ein Genrealbum kaufen möchte, sollte hier zuschlagen. Das Bankett ist eröffnet.

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Den Blick öffnen, Begrenzungen überwinden – Danielas Highlights 2019

2019 war ein an guter Musik reichhaltiges Jahr. Das betrifft nicht nur Neuentdeckungen und Albumveröffentlichungen, sondern auch breitere musikalische Entwicklungen und das Ausweiten von Grenzen – bezogen auf Genres wie auch auf Länder. Meine Jahreshighlights beginne ich daher mit einem Ereignis im nichtdeutschsprachigen Raum. 5. Miš Maš Party, Bojkovice Festivals stehen hoch im Kurs, aber…

Guts

Nur Menschen mit Herz haben die Fähigkeit, etwas zu verändern.

Sagt Eamon McGrath mit Bezug auf sein Video zur Single „Guts“. Und meint die Notwendigkeit, Probleme zu thematisieren und an ihnen zu arbeiten, als sie einfach hinzunehmen. Das erfordert guts, also einen Arsch in der Hose, und mit dem ist McGrath die Produktion seines siebten Studioalbums angegangen.

Einen Schritt weg vom direkteren Rocksound (gern auch mit avantgardistischen Nuancen), öffnet der Kanadier nun also sein Herz und gibt „Guts“ (Uncle M) mit Ansage einen introvertierten folkigen Sound, den man so von ihm nicht unbedingt kennt. Der hat zum Beispiel in „Givin Up“ eine große Dichte, dank des harmonischen Kanongesangs. Überhaupt tragen McGrath’s Co-Sänger/innen („To Drink Only Water“, „In Like A Lion“) zu einer Tiefe mancher Songs bei, die der Sänger allein nicht erzeugt. Aber genau diese Stücke zeigen sein Potential, dass er natürlich das Zeug zu sanften und dunklen Tunes hat.

Dennoch, auch die Balladen von „Guts“ haben eine prägnante Dynamik (siehe Titeltrack), die sich am altehrwürdigen Country orientiert und aus der sich McGrath offenbar nicht gänzlich befreien kann oder will. Die neuen Songs sind allesamt sehr traditionell und eher üppig als sparsam arrangiert. Das verhüllt ihren rührenden Kern, anstatt ihn freizulegen. „City By The Lake“ etwa bekommt durch einen Energieschub zum Ende hin einen Stadionrock-Sound, der den eigentlich träumerischen Modus des Songs unnötig unterbricht. Und sogleich in den recht konventionellen Folkrock-Track „Yellow Sticker On An Empty Fridge“ weiterleitet.

Es scheint, als entdeckte der doch eigentlich so erfahrene Eamon McGrath seine folkige Seite erst langsam. Auf „Guts“ hat er jedenfalls noch nicht wirklich Vertrauen in die leisen, von ihm selbst beschworenen düsteren Töne. Natürlich beweist er gutes Handwerk. Aber paradoxerweise braucht es auf diesem neuen Weg noch mehr Zurückhaltung, um den Hörer wirklich zu fesseln.

 

eamonmcgrath.bandcamp.com

uncle-m.com

LAURA COX – Gitarrenpower aus Frankreich

Sie nennt ZZ Top, Lynyrd Skynyrd, Guns n‘ Roses, AC /DC, Sheryl Crow und Joe Bonamassa als ihre Einflüsse und liefert eine energiegeladene Mischung aus Country, Southern – und Hard Rock ab, gerne auch etwas bluesig. Die Rede ist von Laura Cox aus Frankreich. Laura Cox ist genau das was sie verspricht zu sein:  eine…

Out Of Sight

Swing and turn, live and learn.‘ (Jubilee)

Das, was Jake Xerxes Fussell in einer seiner Adaptionen traditioneller amerikanischer Folk-Songs zitiert, gilt zu allererst für ihn selbst: Mit seinem dritten Album ‚Out Of Sight‘ macht er einen Turn und versammelt erstmals eine feste Konstellation an Begleitmusikern um sich. Ein kluger Zug, fügt er doch Fussells Wirken auch für gestandene Fans eine interessante Variation und des Sängers eigenem eloquenten Gitarrenspiel eine ganze Backing-Band voll virtuoser MusikerInnen hinzu.

Die Lern-Komponente des neuen Albums ist eine historische: Fussell präsentiert neun Traditionals aus dem amerikanischen Songbook und besinnt sich damit auf die Grundlagen und Einflüsse dessen, was er selbst als Komponist seit seinen Teenager-Jahren betreibt. Mit seinen eigenen feinfühligen Interpretationen leistet er zudem seinen Beitrag zur Bewahrung dieses kulturellen Gutes für kommende Generationen.

Dafür hat er mit besagter neuer Band ein traditionelles Country-Arrangement gewählt. Pedal Steel, Geige, Klavier und dezente Drums untermalen Fussells angenehm weiche Storytelling-Stimme. Wenig überraschend, dass ‚Out Of Sight‘ somit ein wenig wie aus der Zeit gefallen wirkt – aber das im eher positiven Sinne. Fussell verweigert sich standhaft dem Rush unserer Zeit und fordert für seine Songs ein notwendiges und gesundes Maß an Innehalten und Muße ein. Uptempo-sozialisierte moderne Menschen könnten damit ihre Probleme haben.

Dabei lohnt es sich, sich darauf einzulassen. Das Album beruhigt ganz ungemein und kühlt aufgeheizte Gemüter runter. Spätestens, wenn Fussell für das Instrumentalstück ‚Three Ravens‘ ganz in sich gekehrt, hypnotisch die Gitarre zupft, hat auch der Hörer innerlich alle Regeler runtergefahren und zu sich gefunden. Am Albumende schwebt er einen Meter über dem Erdboden, hat Abstand zu allem Geschehen und einen ganz klaren Kopf. Das tut ihm, uns und der Welt um uns herum hin und wieder sehr gut.