Cover-Alben sind so eine Sache für sich – es gibt mehr schlechte als gute und ein paar interessante. Die lärmigen US-Sludger Inter Arma sind durchaus in der Lage, eigenwillige Cover-Songs abzuliefern. Den Beweis treten sie am 10. July an, an dem sie „Garbers Days Revisited“ durch Relapse Records veröffentlichen werden. Dabei verhackstücken sie Nine Inch…
Wie sieht es aus mit einem gehörigen Schluck Endzeitstimmung mit einem Schuss Fuck-You-Attitüde? Könnt ihr haben! Serpent Omega setzen dort an, wo Kylesa aufgehört haben. Sie verbinden groovigen Stoner, derben Sludge und rotzigen Punk auf frische Art und Weise. Die vier Schweden haben Spaß an düsterer Musik und spucken einem dabei ins Gesicht. Gehässigkeit ist…
Dieses Jahr hat schon große Highlights im Bereich Doom, Sludge und Stoner gesehen: Göden, Temple Of Void, Frayle und jetzt brechen Keverra die nächste schwere Tür nieder. Das Trio aus LA ist ganz vom alten Schlag, Routiniers in Sachen kriechendem Lärm. So klingt ihr selbstbetiteltes Debütalbum (Seeing Red Records) wie aus einer längst vergangenen Zeit, roh, düster, eigenständig und zutiefst verzweifelt.
Mit Melodien haben sie es nicht so besonders, dafür mit noisig-kreischenden Vocals und einem hölzernen wie scheppernden und hallenden Sound, wie er in diesem Subgenre gepflegt wird. Die knapp 40 Minuten geben einem das Gefühl, bei den live-haftigen Aufnahmen dabei zu sein. Das Trommelfell vibriert, die Klamotten flattern, die Gesichtszügen schlackern – die zehn Songs sind physisch erlebbar, sobald der Lautstärkeregler auf elf steht. Keverra holen jeden Dezibel Lärm aus ihren Instrumenten heraus und feiern damit eine Orgie aus massiven Schallwellen. Aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung in der Szene, wissen sie aber wie sie ihr Getöse anreichern, variieren und Niveau verleihen.
Keverra kreieren nicht nur fetten, rockigen Sludge, sondern sie lassen ihn Leben, wie eine eigene Wesenheit, die sich vor Schmerz und Verzweiflung windet. Gekonnt kombinieren sie die klassischen Versatzstücke, wie einen walzenden bis holprigen Rhythmus, kehlig verzerrten Gesang, schwere Riffs, ruhige Momente und eine hypnotische Atmosphäre. Die zehn Songs wirken auf einen wie schweißtreibende Arbeit. Während einen die Musik gefangen nimmt, wünscht man sich gar nicht erst, dass der Tunnel je zum Licht führt. Die Dunkelheit lebt in einem, wird Teil von einem. Zeit, lädt ein, sich ihr ganz hinzugeben und in ganzen Zügen zu genießen.
Keverra machen Musik für kleine, versiffte, stinkende Clubs, in denen sich Einfachheit, Leidenschaft und Ehrlichkeit die Hände reichen. Keverras Debütalbum ist so authentisch wie ein Dosenbier in der einen und eine Kippe in der anderen Hand. Keverra muss laut gehört werden. Volume up!
Mit „American Scrap“, ihrer ersten Veröffentlichung in Albumlänge, legte die innovative Rock-Truppe Huntsmen aus Chicago vor ziemlich genau zwei Jahren ein äußerst interessantes Stück Musik vor. Mit den überwiegend ruhigen, bluesig-gospeligen Gesängen, die auf sphärische Post-Metal-Klänge trafen, provozierten sie den Begriff „Americana Metal“ in der Musikpresse.
Nun ist das zweite Album „Mandala of Fear“ erschienen, erneut beim kalifornischen Metal-Label Prosthetic Records. Die Band, inzwischen mit Aimee Bueno (Gastsängerin auf dem Debüt) auf ein Quintett angewachsen, geht den eingeschlagenen Weg konsequent und niveauvoll weiter. Während das Debüt eher wie ein melancholisches Americana-Album in Gospel- und Rootsmusik-Gewand mit schweren Gitarrenriffs daher kommt, ist es mit dem neuen Album genau umgekehrt.
„Mandala of Fear“ ist ein exzellentes Post-Metal-Album mit immer noch stark erkennbaren Einflüssen der Roots-Musik. Aber bei weitem nicht nur! Bereits der Opener „Ride Out“ macht das unmissverständlich klar. Mehrstimmiger, gospelig-melancholischer Gesang wird nach nicht einmal zwei Minuten von Screams und Growls akzentuiert und die doomigen Riffs sorgen für ein Übriges. Auf rund 85 Minuten Spielzeit entfaltet sich ein absolut stimmiges Konzeptalbum, das ein post-apokalyptisches Liebesdrama erzählt. Der Vinyl-Edition in Doppelalbum-Format liegt die Geschichte im Mad-Max-artigen Szenario als eigens angefertigte Graphic Novel bei. Viele der dreizehn Stücke sind über weite Strecken rein instrumental und loten zwischen doomigem Groove und melancholischer Melodik die Grenzen dessen aus, was an Drama akustisch auszudrücken möglich ist. Der atemberaubende acht-Minuten-Kracher „Atomic Storm“ ist dafür ein sehr gelungenes, aber nicht das einzige Beispiel.
Huntsmen verstehen sich ausgezeichnet auf das exstatische Spiel mit emotionaler Dynamik. Bei „God Will Stop Trying“ gibt Sängerin Aimee Bueno mit ihrer sanften Stimme den Einstieg, doch auch hier schöpft der energiegeladene Fünfer alle seine Möglichkeiten voll aus. Mehrstimmiger Gesang (vier der fünf Musiker singen auf dem Album mit) mit jeder Menge Groove wächst sich schließlich zur einer Klangwand begleitet von verzerrten Screams aus. Taktwechsel halten das Crescendo zusätzlich spannend und vielseitig. Mal kommen die Songs psychedelisch („Hill People Drugs“), mal wütend-eruptiv („Bone Cathedral“, „A Nameless Dread“), mal bedrohlich („Awake at Time’s End“) mal tieftraurig („Loss“) und mal erwartungsfroh-entschlossen („The Swallow“) daher. Daß die vielseitigen und unterschiedlichsten Emotionen in den Songs häufig ineinander verwoben sind, macht einen zusätzlichen Reiz des energiegeladenen, innovativen Albums aus.
Was für eine aufregende, gefühlsgeladene und hypnotische Klangreise, die Huntsmen mit „Mandala of Fear“ vorlegen! An die Stelle dessen, was der Gesang beim Debüt bewirkte, sind beim Zweitwerk die Riffs getreten. Sie sind die Grundlage für die abenteuerlich-dramatische Geschichte und auch dafür, wie die Musik beim Hörer ankommt. Ihr könnt euch immer noch nicht vorstellen, wie „Mandala of Fear“ klingt? Als ob Johnny Cash und ein Gospelchor am Vorabend des Weltuntergangs ein schreiendes Kind mit Kylesa, Cult of Luna oder Pelican gezeugt hätten. Ein Wunderkind.
Wir freuen uns sehr, das neue Songvideo der finnischen Dark-Cosmic-Doom-Band DÖ exklusiv in Deutschland zu präsentieren. Das Trio aus Helsinki ist Pflichtprogramm für Fans von Lord Dying, Sourvein, Graves at Sea, Neurosis oder Weedeater. Der Sound von Big Dog, Joe E. Deliverance und Deaf Hank ist ein dreckiger Mix aus Doom, Sludge, Psychedelic und Stoner…
An angry melody inside my head, Deadbeats are not for dancing. (‚Consequences‘)
Damit ist fast alles gesagt, was man über ‚Symmetry Lover‘ (Through Love Records, I.CORRUPT.RECORDS und Trace In Maze Records) wissen muss. Hier wird nicht getanzt, hier wird sich schwerfällig bewegt. Und ernsthaft, bedeutsam, gern auch schmerzvoll dreingeschaut. Das Dortmunder Bandprojekt lässt mit seinem Debütalbum in Screamo-Manier keinen Zweifel an seiner Gereiztheit. Und will einen Rückzugsraum schaffen für alle, die sich unverstanden, abgewiesen und ausgegrenzt fühlen.
I am sick of smiling when I’m filled with pure disgust. (‚Golden Thread‘)
Das kann nur begleitet werden von Klängen der düsteren Art. Das Album ist bepackt mit schweren Riffs und einer sirrenden Snare, der Bass bedient die tiefsten Notenlagen. Die Gitarrenwände geben mit Ansätzen von charmanten Melodien ein bisschen Halt, ansonsten sind die Stücke bewusst sperrig komponiert. Leider sind die Brüche in den Arrangements nicht immer gelungen, sondern wirken oft zu verkopft. Das entspricht wiederum dem hohen Anspruch, den die Band an ihre Songs und besonders an deren Botschaften stellt. Die ist unsubtil verpackt in dystopischen Texten voller Zorn, Enttäuschung und femal anger.
The fire’s raging inside me, I’m gonna burn you down your attempt to shush me will raise my scorn. (‚Golden Thread‘)
Das in fast jedem der acht Songs geäußerte Bedürfnis, sich von seiner Umgebung abzugrenzen, ist vor allem für Heranwachsende wichtig, wenn nicht obligatorisch. Bis zu einem gewissen Maße kann das auch jeder kritisch denkende Mensch fortgeschrittenen Alters nachvollziehen. In seiner Unbedingtheit wird das bei Symmetry Lover aber doch irgendwann anstrengend. Und kann leicht ins Verzweifelte abrutschen, zumal die Sprache der Songs betont intellektgeleitet ist.
I won’t make peace, no I won’t, with a devious demon. I will dissect, I will destroy craving for sunshine. (‚Silent Riots‘)
Nicht allzu glücklich ist die Entscheidung für englische Texte. Hier bestätigt sich, dass sie kaum ein/e Deutsche/r in so einem langgezogenen Kreisch-Gesang wirklich überzeugend rüberzubringen vermag. Das tut der Glaubwürdigkeit der Songs nicht gut. Gewollt hingegen ist, dass ‚Symmetry Lover‘ im Ganzen ein unbehagliches Album ist – so wie das Leben eben auch. Sich seinen Ängsten und seinem Ärger zu stellen, mag schmerzhaft sein, ist für einen ehrlichen Umgang mit sich selbst aber unabdingbar. Wenn so manche/r Hörer/in diese Botschaft mitnimmt, ist doch viel erreicht.
Am kommenden Freitag, den 14.06. erscheint das neue Album „Gold & Grey“ von Baroness. Vor einiger Zeit hat die Band auch bekannt gegeben, dass sie zusammen mit Danko Jones als Support für Volbeat im Herbst an einer Stadiontour durch Europa teilnimmt. Hier nochmal die Daten: 01.11. Berlin – Mercedes -Benz Arena 03.11. Stuttgart – Hanns-Martin-Schleyer-Halle…
Das letzte, sehr gute „Forever Becoming“ der Post-Metaller Pelican aus Chicago ist knappe sechs Jahre her. Mit Riesenschritten steuern die Genre-Pioniere auf ihren zwanzigsten Geburtstag im Jahr 2021 zu. Die Veröffentlichung des neuen Albums „Nighttime Stories“ dürfte das erste seit The Oceans „Panterozoic“ im letzten Herbst sein, das Genre-Liebhabern wohlige Vorfreude durch die von Bässen vibrierenden Eingeweide jagen dürfte.
„Forever Becoming“ war das erste Werk seit dem Weggang von Gründungsmitglied Laurent Schroeder-Lebec, die auch nach der Veröffentlichung im Herbst 2013 noch nachhallt. Im Jahr 2014 verstarb zudem sehr unerwartet Sänger Jody Minnoch, etliche Songtitel und Ästhetik-Ideen hatte dieser seinen Bandkollegen noch kurz vor seinem Tod mitgeteilt.
Die Band selbst beschreibt den seither andauernden Prozess der Konsolidierung als schwierig, aber auch als fruchtbar für die kreative Energie und die Wut. Ein weiterer Grund für die Härte des neuen Albums war auf jeden Fall auch das kulturelle und politische Klima.
„Wir hatten das Album ungefähr zur Hälfte geschrieben, als eine beträchtlicher Teil des Landes Anstalten machte, öffentlich Totalitarismus, Borniertheit und die Überlegenheit der weissen Rasse eine neue Stimme zu geben. Die Furcht und die Wut, die das bei anderen Teilen der Bevölkerung auslöste, hatte erheblichen Einfluss darauf, wie das folgende Material klingt“, beschreibt Gitarrist Trevor Shelley de Brauw die düstere Stimmung, die den Reifungsprozess des Albums umgibt.
Bereits das Album-Intro ‚WST‘ ist geprägt von Pelicans Markenzeichen. Dem Verweben von folkig anmutenden Indie-Akustik-Klängen mit düsteren, langgezogenen Metal-Riffs, die dann in das bereits vor Release vorgestellte ‚Midnight and Mescaline‘ münden. Bei instrumentalem Post-Metal wird dem aufmerksamen Betrachter immer wieder die Bedeutung von Gesang bewusst – in seiner Abwesenheit muss man sich der Musik anders nähern. Und die tiefen Klänge von Pelican sind sehr dazu angetan, die Rhythmen im Bauch zu fühlen und sich so die Klanglandschaften zu erschliessen. Ein Vorgang, der schwer in Worte zu fassen ist. Er hat etwas hypnotisierendes, betörendes, aber auch reinigendes und befreiendes. Lediglich die Songtitel geben ein Richtung vor und wenn ‚Cold Hope‘ fast sieben Minuten überwiegend mega-doomig im Keller herumrumpeln und dann eine kühle Melodielinie über die Riffs und den Beat legt, weiss man Bescheid.
Der Titeltrack akzentuiert das Album mit disharmonischen Gitarren, knarrenden Bässen und noisigen Beinahe-Auflösung einer konventionellen Songstruktur in eine abwechslungsreiche, etwas anders gelagerte Richtung. Das letzte Lied von „Nighttime Stories“, das achtminütige ‚Full Moon, Black Water‘ mit seinen triumphal klingenden Melodiebögen und den ruhigen Abschnitten setzen einen versöhnlichen Schlusspunkt unter ein spürbar gereiftes, hochemotionales Album.
Palehørse, 2007 unter dem Namen Amendfoil im Tampere (Finnland) gegründet, ist eine Wiedergeburt. Amendfoil war aktiv in der nationalen Musikszene und brachte es auf zwei in Eigenregie veröffentlichte Alben und hunderte von Live-Auftritten. Zum Trio um den vielseitig talentierten Frontmann, Sänger und Gitarristen Lassi Mäki-Kala geschrumpft, veröffentlichte die Band nun ihr aussergewöhnliches Debüt unter neuem Namen beim dafür bekannten norwegischen Underground-Label Indie Recordings.
Das Power-Trio kombiniert den sludgy, rifforientierten Ansatz von Bands wie Red Fang, Baroness oder Mastodon mit eingängigem Alternative-Rock. Und das funktioniert wirklich gut und schmeckt extrem lecker!
Mit ‚Dead Wrong‘ geht’s mit einem derben Scream und einen groovy Riff los. ‚Pale Horse‘ hat ein simples, punkiges Riff und einen schön eingängigen Chorus. Bei ‚The Passenger‘ zaubert das Trio aus mehrstimmigem Gesang und wütend-punkigen Shouts eine wunderbare Kombination. ‚Darken Waters‘ schafft es auf verblüffende Weise, an Alternative-Rock-Bands der 90er Jahre zu erinnern und gleichzeitig eine Verbeugung vor Classic-Rock-Bands der 60er und 70er zu machen. ‚Catharsis‘ ist zu Beginn ein wütender Hardcore-Knüppler, betört dann aber kurz darauf mit Britpop-Harmonien. ‚Odious‘ ist einfach wundervoll und schafft den gleichen Spagat: Punkrock-Attitüde, Düster-Riffs und blumige Melodik irgendwo zwischen den Foo Fighters und Mastodon.
Dieses Album ist eines der bisherherigen Highlights des Jahres. Ein Newcomer, der zwar nicht wirklich einer ist, aber alle Lorbeeren eines tollen, überraschenden Debütalbums verdient. Bitte diesen vermutlich nicht mehr lange als solcher zu identifizierenden Geheimtip unbedingt antesten!
Bock auf Rock? Da haben wir die Little Villains für euch im Angebot. Die Band wurde 2004 von den beiden englischen Musikern Philthy Animal Taylor (Ex Motörhead) und James Alexander Childs (Avon) gegründet, als diese sich zufällig in Los Angeles beim Einkaufen (!) trafen. Nach Philthy Animal Taylors Tod im Jahr 2015 macht James Alexander…