Schlagwort: Sludge

BARONESS – Cover-Artwork kündigt neues Album Gold & Grey an

Die Progressive-Sludge-Band Baroness aus Georgia hat über Facebook bekannt gegeben, dass ihr neuestes Werk den Titel „Gold & Grey“ sein wird und bald erscheinen wird. Ob es sich wie bei „Yellow & Green“ um ein Doppelalbum handelt, ist bisher nicht bestätigt. Sänger, Bandleader und Cover-Artist John Baizley meint dazu: „Here is the full cover painting…

August Landmesser

Die polnische Punk- und Hardcore-Szene ist eine der lebendigsten überhaupt. Neue Trends werden hier so schnell wie in keiner anderen Community in die eigene Musik integriert, mit herum experimentiert. Benannt nach dem norddeutschen Arbeiter, Nonkonformisten und NS-Opfer August Landmesser vermischt das Sextett aus Opole Voivodeship ein ganzes Füllhorn an Stilen. Eine geeignete Schublade zu finden ist schier unmöglich, aber die Grundpfeiler ihrer erste Langrille bildet der Anarcho-/Crust-Punk.

Das Genre-Label kommt den sieben, bzw. neun äußerst eigenwilligen Songs nur ganz schüchtern nahe, obwohl die Lieder vor Ausdruckskraft nur so strotzen. Ein schwer groovender Beat, der eine Menge sludgigen Dreck aufwirbelt, psychotisch postmetallische Repititationen, klassische mehrstimmige Vocals von Frau und Mann in der Muttersprache, dark-wavig verzerrt, dazu wenig verzerrte Gitarren, ein polterndes Schlagzeug und heraus kommt ein Gebräu aus rostigen Nägeln, Wundstarrkrampf und Pest. Die Polen würdigen die Großen Alten – Killing Joke, Axegrinder, Cult Of Luna, Conflict, Nausea – durch das sezieren unserer Zivilisation und bringen ihr den gleichen Respekt entgegen, den wir den Armen, Schwachen und Flüchtlingen entgegen bringen, nämlich keinen.

Roh, wütend und düster sowie teilweise tanzbar loten August Landmesser die Tiefen ihre musikalischen Idole aus. Teilweise übertreiben sie ein wenig, teilweise packen sie einen schon nach der ersten Takten wie zum Beispiel bei „D.I.Y.“, um sich dann wieder mit moderner Elektronika auseinandersetzen wie bei den beiden Bonus-Tracks. Trotzdem schaffen es August Landmesser, diesem wilden Crossover ihren ureigenen Stempel aufzudrücken.

Die Großen Alten dürfen stolz auf die jung-dynamische polnische Szene schauen – neben August Landmesser seien Orphange Named Earth, Means Of Control, Sturmovik oder Norylisk als Beispiele genannt – denn was sich dort zusammenbraut ist ein Lebenselixier, nach dem viele regionale Szenen, die immer wieder die alten Weisen spielen, schon so lange suchen. August Landmessers zweite Veröffentlichung soll ein Gradmesser, ein Leuchtturm für viele junge Bands sein, den Mut zu haben, alte Pfade zu verlassen.

https://augustlandmesserpunx.bandcamp.com/

Sky Burial

Grenzen schränken einen ein, sie behindern einen in seinem Denken und Tun. Grenzen zu überwinden und Unterschiede vereinen bedeutet Entwicklung. Um musikalische Grenzen scheren sich Inter Arma wenig. Das Quintett aus Richmond vermengt auf seinem Debüt-Album „Sky Burial“ (Relaspe Records) Black Metal mit Sludge und Doom und Psychedelic und Post Metal zu gleichen Anteilen zu einer intensiven Melange aus Molltönen.

Viele Einflüsse lassen sich aus dem atmosphärischen Gebräu Inter Armas herausfiltern, aber die acht Songs zu zerlegen würde heißen, das Konzept hinter „Sky Burial“ zu zerfleddern. Das Gebotene muss als Einheit betrachtet und auf sich wirken gelassen werden. Mit viel Hall wirken die Kompositionen fast schon symphonisch, wäre da nicht der eiskalte Sound, der dem Gesamtwerk einen äußerst vielschichtigen Ausdruck verleiht. Akustische Passagen sorgen für noch mehr Tiefe und vorsichtige Keyboards für noch mehr Atmosphäre. Die Länge der Lieder ist ein weiterer Faktor, der mächtig auf das Gemüt schlägt und das Gefühl, allein zu sein, forciert. Dabei lassen lange Gitarrensoli die Gedanken in andere Sphären entgleiten. Die Stimmungslagen wandeln durch wehmütige Weiten und harsche Tiefen in bedrohliche Höhen, sodass „Sky Burial“ zu einem allumfassenden Hörerlebnis wird. Der Titeltrack, der diesen Opus ruhig ausklingen lassen soll, nimmt zum Ende hin mastodonische Hektik auf bevor er langsam stirbt. Wahrlich ein Erlebnis.

„Sky Burial“ nebenbei zu konsumieren wäre eine Schande für diese gewaltige Musik. Die 70 Minuten lange Düster-Oper funktioniert nur laut mit einem Kopfhörer oder über aufgedrehte lautsprecher. Nur so ist die Schmerzgrenze auslotend. Live in einem dunklen Raum könnte Inter Arma ein einzigartiges Erlebnis sein.

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Commuters

Coilguns ist so etwas wie die Resteverwertung des Musikerkollektivs The Ocean. Nee, das kann man so nicht sagen. Auf jeden Fall spielen drei der vier Eidgenossen in eben genannter Band und machen mit Coilguns einen ähnlich schwer verdaulichen Stilmix. Das 50-minütige Debüt „Commuters“ (Pelagic Records) ist mit vielen Gastmusikern live in einem Take eingespielt worden und entfacht daher eine ganz eigene Dynamik.

Schon der Opener geht nicht so leicht runter mit seinem wilden Psycho-Core, wohingegen der zweite Teil durch seine post-metallische Verzweiflung lebt, manische elfeinhalb Minuten lang. Wildes Mathcore-Geprügel schließt sich an, um von derbem Sludge ausgebremst zu werden, nur um wieder von Hektik abgelöst zu werden; alles in einem Song. Die verzweifelte Hast wird mit dem bedeutungsschwangeren ,Plug-in Citizens‘ fortgesetzt, während ,Submarine Warfare Anthem‘ sehr gradlinig, gar hardcorig mit nicht ganz so vielen Breaks ausfällt. ,Minkowski Manhattan Distance‘ ist wieder ein Bastard aus Hardcore und Sludge, der einen regelrecht mürbe macht mit seinen abrupten Übergängen.

Mit ,Blunderbuss Committee‘ lassen Coilguns ein ruhiges Zwischenspiel folgen, das in das schwerfällige und psychotische ,21 Almonds a Day’ überleitet. Schwer lastet einem die Musik auf dem Gemüt. Ein helles Licht am Ende des Tunnels sucht man vergebens. Zum Abschluss geleitet einen das mächtig treibende ,Earthians‘ in seine ganz eigenen post-metallischen Depressionen, die aus Unverständnis für unsere heutige Lebensweise erwachsen sind und sich in einem kranken Verständnis des Begriffs Zivilisation manifestiert haben.

Nach dem ersten Take ist man entweder verstört oder durchgeschwitzt von dem abwechslungsreichen Debüt der Eidgenossen von Coilguns, dem aufgrund eben dieser Abwechslung ein wenig der berühmte rote Faden fehlt. Mit der Zeit entfaltet sich aber eine erlesende Schwermut, die als eine Art Überbau zu den elf Stücken fungiert. Vielleicht hebt sich „Commuters“ gerade aufgrund seiner Sperrigkeit aus dem Meer an Standard-Releases ab.

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