Schlagwort: Rock

Ships Will Come

Endlich mal ein Album, das nicht den Menschen beim Wundenlecken beobachtet, sondern den Makrokosmos ins Visier nimmt. Und vor allem endlich einmal Musiker, denen das Thema Sci-Fi-Dystopie nicht zu blöd ist. Warm Graves, ein amerikanisch-italienisch-deutsches, sprich internationales Musikertrio eingeflogen aus Boomtown Leipzig, probieren mit ihrem ersten Album schallende Zukunftshymnen instrumental undeutlichen Ursprungs, unterkellert von ortsabwesenden Chören und angetrieben von stoisch-hypnotischen Schlagzeugrhythmen.

‚Ships Will Come‘ jedoch wiegt seine Hörer in schwebender Unsicherheit nicht nur darüber, welche Schiffe wann wohin kommen, sondern auch über die genaue Marschrichtung seiner Stücke, die über weite Strecken Ausbrüche versprechen, diese dem Hörer aber mit jedem Stück aufs Neue schuldig bleiben.

Was die Chöre singen, ist kaum zu verstehen; die Aufnahme klingt verhallt und wie vom Instrumentalgeschehen abgekoppelt. Es handelt sich um einen Jedermannschor, der gerade durch seine harmonisch unsaubere Natürlichkeit eine besondere Dramatik in sich birgt.

Was nicht heißen soll, dass vom instrumentalen Rest nicht ohnehin schon leicht abzulenken wäre. Mächtiger Orgelpomp, strahlende Texturen schön und gut, allerdings hätten Warm Graves gut daran getan, den nächsten Schritt auch gleich zu machen. An Zeit mangelt es ihnen, legt man die Track-Längen zugrunde, offenbar nicht, dafür aber womöglich an Entschlossenheit. ‚Ships Will Come‘ nämlich bringt wahrlich großartige Ideen ein, ohne sie aber auszuformulieren. Statt zu dynamisieren, changiert es schüchtern und in engen Bahnen daher, so als seien der Band die Mutreserven mit Fassen des Grundentschlusses zum Album schon ausgegangen. Oder der Leadgitarrist krank geworden. Offene Wünsche allenthalben.

Was bleibt ist viel Meer, aber wenig Wind. Was bleibt ist ein vollgemalter, aber notizsteriler Notizzettel, so wie man ihn oft geistesabwesend während des Telefonierens anfertigt. Was fehlt, ist die Gestalt. Was retten könnte, wäre ein Makeover. Oder ein Film zur Musik, in dem sie uns abholen kommen. Warm Graves, und die Schiffe auch. Dann gäb’s dabei wenigstens was zu tun. Over.

Playland

‚Homo Ludens‘ – so der Titel einer 1938 publizierten Lektüre des niederländischen Kulturwissenschaftlers Johan Huizinga. Darin definiert er die These, dass das Konzept des Spiels als Grundbaustein für die charakterliche Entwicklung gilt. Der Mensch entdeckt seine individuellen Eigenschaften im Spiel und formt somit über die gesammelten Erfahrungen seine angelegte Persönlichkeit. Diesem Modell entnimmt Johnny Marr seinen Albumtitel ‚Playland‘. Und im Nachhinein merkt man, dass er zu den sinnvollsten ‚Um-Die-Ecke-Denken‘-Plattennamen gehört, der in letzter Zeit auftauchte. Denn nach dem Hören der elf Songs kann man sich bildlich vorstellen, wie die Studioaufnahmen abliefen: Marr hat eine Idee, die anderen Instrumente steigen ein, es wird drauf los gejamt und Bumm – schon ist der nächste Song im Kasten. Was auch erklären würde, wieso die Zeit zwischen seinem Solodebüt ‚The Messenger‘ und dem neuen Release gerade mal anderthalb Jahre beträgt.

Und genau so ist die Persönlichkeit des Albums mit Verweis auf das ‚Homo Ludens‘ Modell entstanden und zu erklären. Es ist ideenreich, mit großer Soundvielfalt und authentisch. Grob gefasst kann man ‚Playland‘ in drei Klangarten unterteilen. Die erste wäre die indie-punkige Rock-Wucht, mit der versucht, die Umgebung zum Erschallen zu bringen – in dem Fall London und Manchester. Dabei hört man sowohl Anlehnungen an britischen Punk der späten 1970er als auch moderne Einflüsse à la Arctic Monkeys heraus. Der Opener ‚Back In The Box‘ beispielsweise lädt mit pulsierendem Tom-Beat, schlichten Gitarren-Riffs und flottem Space-Synthesizer nach zehn Sekunden zum Mitwippen ein. Auch das düsterere ’25 Hours‘ mit Sprechgesang, klirrender hoher Gitarre und Muse-Charakter oder der Song ‚Playland‘ mit dem für Punk typischen Dialog zwischen Gesang und E-Gitarre zählen dazu. Und die ganze Zeit über singt Marr wie Alex Turner, nur erwachsener. Trotzdem merkt man in der Stimme des Ex-Smiths seine 50 Jahre überhaupt nicht an. Der frische Gesang könnte eher vermuten lassen, dass er gerade mal halb so alt ist.

Der zweite Sound des Albums setzt dann einen eher luftigen, abhebenden (nicht abgehobenen) Fokus wie in ‚Dynamo‘ und ‚The Trap‘: mit ihren sphärischen Synthies, reichlich Delay und dem Kontrast zwischen relativ eintönigen Melodien und interessant wechselnden Harmonien, die als prägende Stütze dienen und locker um den Kopf des Hörers herumschwirren. Zum Schluss von ‚Playland‘ beweist Marr noch, dass er diese beiden Klangarten vereinen kann: ‚Little King‘ liefert sowohl irgendwo oben in den Wolken hallende Gitarren als auch einen prägnanten Beat und eine durchrushende Bassline.

Witzigerweise ist der beste Track des Albums ‚Easy Money‘ in keine der beiden Sparten wirklich einzuordnen: für Punk ist es zu ‚indie‘, und das Sphärische fehlt hier komplett. Dank seiner hohen Twang-Gitarre, stark verzerrtem Synthie-Bass und einem straighten Schlagzeug, welches von einem Shaker charismatisch unterstützt wird, ist der Song zwar recht simpel gehalten, aber dafür knackig und voll auf den Punkt gespielt. Man kann gleich im zweiten Refrain mühelos die melodiös catchigen Verse mitsingen (

‚I used to want it all – that’s money money! That’s money money! That’s money money!‘

) und wird diesen garantierten Ohrwurm so leicht nicht mehr los.

So kreiert Johnny Marr innerhalb kurzer Zeit eine abwechslungsreiche Scheibe, welche sich seinem Stil und Sound trotzdem treu bleibt. Innerhalb der einzelnen Songs sind dann manche Stellen zu eintönig oder mit weniger Einfällen versehen als möglich wäre. Mit etwas mehr Zeit wäre es womöglich zu einem Erste-Sahne-Rock-Album herangereift. Aber so haben wir bereits jetzt unseren Spaß und Johnny hat uns netterweise das häufig unterträgliche Warten auf Nachfolgeralben verkürzt, ohne uns dabei zu enttäuschen.

An Evening with Kris Kristofferson

Einer der größten und bekanntesten Stars der amerikanischen Country-Szene gab sich im September 2013 in London die Ehre und spielte ein intimes Konzert in der Union Chapel. Die Rede ist von Kris Kristofferson, dem inzwischen 78jährigen Sänger, Songwriter und Schauspieler. Der Enkel schwedischer Einwanderer wurde 1936 in Texas geboren 1970 nach einigen kleineren Erfolgen von Roger Miller und Johnny Cash entdeckt. Einer der bekanntesten Titel Kristoffersons ist ‚Me And Bobby McGee‘, der durch die spätere Interpretation der Blues-Legende Janis Joplin weltbekannt wurde. Internationale Erfolge verzeichnete Kristofferson von 1985 bis 1995 auch als Mitglied der Countryband The Highwaymen, zusammen mit seinen langjährigen Freunden Johnny Cash, Willie Nelson und Waylon Jennings. Außerdem wurde der Sänger durch seine Auftritte in zahlreichen Kinofilmen bekannt. 1976 spielte er in der Neuverfilmung von „A Star Is Born“ an der Seite von Barbra Streisand. Für diese Rolle wurde er mit einem Golden Globe ausgezeichnet, zudem war er für einen Oscar nominiert. In Sam Peckinpahs Film „Convoy“ verkörperte er den Fernfahrer Rubber Duck, in der „Blade“-Reihe war er als Whistler zu sehen.

Diese Legende trat nun, wie oben erwähnt, am 26.09.2013 in der Londoner Union Chapel auf, einer Kirche im Stadtteil Islington, die zudem als Konzerthalle, aber auch als Unterkunft über Obdachlose genutzt wird. Das Konzert wurde von den Abbey Road Studios mitgeschnitten und endlich – ein Jahr später – als Doppelalbum veröffentlicht. „An Evening with Kris Kristofferson“ ist genau das, was der Titel verspricht: Ein Solo-Konzert mit einem großen Künstler, einer markanten Stimme, einer Legender der amerikanischen Countrymusik. Kristofferson bestreitet das Programm dementsprechend auch komplett allein und ohne Band, begleitet sich selbst auf der Akustikgitarre und der Mundharmonika. In der intimen Atmosphäre der Kirche entstand so eine sehr persönliche und eher ruhige Live-Aufnahme, bei der Kristoffersons Stimme und seine einfühlsamen Songs bestens zur Geltung kommen. Das Publikum ist beinahe nur zwischen den Songs beim Applaudieren zu hören, und der Sänger selbst präsentiert sich in Bestform. Ideale Voraussetzungen also für ein sehr persönliches und intimes Live-Album in ungewöhnlicher Umgebung. Kristofferson spielt erwartungsgemäß viele seiner bekanntesten Songs, so z. B. ‚Help Me Make It Through The Night‘, ‚Loving Her Was Easier‘ oder natürlich das unvermeidliche ‚Me And Bobby McGee‘, das schon relativ am Anfang des Programms seinen Platz gefunden hat. Schön der Moment, als der Sänger während des Songs kurz Janis Joplin erwähnt. Solche Momente machen eine Liveaufnahme ebenfalls zu etwas Besonderem. Gänsehautstimmung kommt auch beim Song ‚Here Comes The Rainbow Again‘ auf, der durch John Steinbecks Beststeller ‚Früchte des Zorns‘ inspiriert wurde. Nach ‚Silver-Tongued Devil‘ folgt passenderweise zum Ende des Konzerts ‚For The Good Times‘, das durch die Zeile ‚Don’t look so sad / I know it’s over‘ eingeleitet wird. Ganz vorbei ist es an dieser Stelle auch noch nicht, es folgen naturgemäß noch einige Zugaben, bis mit ‚Please Don’t Tell Me‘ das Ende eingeleitet wird: ‚This may be our last good night together / we may never pass this way again / just let me enjoy it till it’s over forever / please don’t tell me how the story ends‘. Bei solch einer Legende wie Kris Kristofferson kann man nur hoffen, dass dieser Mann auch weiterhin auf den Bühnen stehen und großartige Musik machen wird.

Das Doppelalbum selbst kommt unspektakulär daher mit einem schwarzen Cover und drei schwarz-weiß Fotos des Konzertes in der Innenseite. Ein Booklet mit weiteren Informationen zum Konzert oder ausführlicherem Bildmaterial vermisst man leider. Jeder, der mit amerikanischem Akustikfolk in minimalistischer, aber dafür umso intensiverer Darbietung etwas angefangen kann, sollte einmal in dieses Album reinhören. Und für die Fans ist es ohnehin ein Pflichtkauf.

The Intersphere – Kons(ch)tanz auf der Bühne

Der Kulturladen ist in der Bodenseemetropole Konstanz DIE Institution, wenn es um Live-Konzerte geht. Der Veranstalter deckt ein breites Feld von Rock über Punk, Blues und ab und an sogar Metal ab. Der Club ist eher überschaubar, dafür aber besonders charmant und war in der Vergangenheit nicht selten auch Seismograph für aktuelle Entwicklungen. Nicht nur Rammstein standen hier vor Jahren vor ihrem großen Durchbruch auf der Bühne, sondern zahllose andere Namen der alternaticen Musikszene Deutschlands. Aber auch internationale Stars wie der kürzlich verstorbene Johnny Winter, Wishbone Ash oder die Metal-Flinkefinger von Dragonforce machen in dem netten kleinen Club halt.

Zweiter Song vom neuen CRACKER-Album veröffentlicht

Vor kurzem berichteten wir vom neuen, bereits zehnten Album der Alternative-Country-Rocker Cracker. Nun gibt es mit ‚Almond Grove‘ einen weiteren Vorab-Song vom Doppelalbums im Soundcloud-Stream. Für das Doppelalbum haben sich die Herren Hickman und Lowery von den zwei Gesichtern Kaliforniens inspirieren lassen. Auf der ersten CD „Berkeley“ spielt die Band erstmals seit 20 Jahren in…

FOO FIGHTERS legen nach mit weiterem Vorab-Song von ‚Sonic Highways‘

Die Uhr tickt. Noch knapp zwei Wochen, dann erscheint das neue Foo Fighters Album „Sonic Highways“. Die zugehörige Doku-Serie bei HBO (wir berichteten) ist in den USA ebenfalls gestartet, parallel zur zweiten Episode präsentieren die Rocker um Front-Charisma Dave Grohl nun den zweiten Song mit dem Titel ‚The Feast And The Famine‘. Die Veröffentlichung des…

Something Supernatural

Something supernatural, etwas Übernatürliches lauert und wartet auf uns, seine Opfer. Übernatürliches versteckt sich ja gerne einmal im Schatten, wurde aber gerüchteweise auch schon im hellen Sonnenschein beobachtet. Dementsprechend gib es auf ‚Something Supernatural‘, dem ersten Longplayer des amerikanischen Quartetts Crobot aus Pottsville in Pennsylvania, auch viel Licht, aber auch ein wenig Schatten. Crobot wurde 2011 von Brandon Yeagley (Gesang und Harmonica) und Chris Bishop (Gitarre und Gesang) gegründet. Die Brüder Jake und Paul Figueroa an Bass und Schlagzeug stießen dazu und komplettierten die Band. Ein Jahr später folgte die EP „The Legend Of The Spaceborne Killer“, auf welche jetzt das erste richtige Album folgt. Die Band hat sich zur Aufgabe gemacht, den guten alten Gitarrenriff-orientierten Rock von Bands wie Deep Purple, Soundgarden oder Rage Against The Machine wieder aufleben zu lassen. Die Zielsetzung war klar, und damit ist auch klar, was wir auf „Something Supernatural“ erwarten dürfen: Straighten Gitarren-Rock, und genau den bekommen wir auch.

Eröffnet wird die Scheibe von der ‚Legend Of The Spaceborne Killer‘, und es bleibt passend zum Albumtitel überwiegend übernatürlich und phantastisch: Der Teufel persönlich, die lateinamerikanische Legende vom Chupacabra, Zauberer, Drachen, Menschenopfer und Schädel sind die Themen der elf Songs des Albums. Musikalisch wird grooviger Hardrock geboten, mal etwas mehr Alternative, dann wieder leicht bluesig. Hin und wieder überrascht Brandon Yeagley mit dem Einsatz der Mundharmonika und treibt die Songs dann noch mehr in Richtung Bluesrock, wie beispielsweise im Track ‚The Necromancer‘. Insgesamt sind die ersten drei Titel gut schrieben, gut dargeboten und makellos druckvoll produziert, aber eben auch nicht mehr als „gut“. Solide, bodenständig, griffig, ohne wirklich innovativ zu sein. Das ändert sich mit dem vierten Song der CD, wenn erstmals das Tempo stark gedrosselt wird: ‚La Mano De Lucifer‘ ist eine kleine Slow-Rock-Perle und der erste Moment, bei dem man wirklich aufhorcht und merkt, dass hier keine x-beliebige Band am Werke war. Der Song ist sozusagen teuflisch gut, eine langsame bluesige Nummer mit den nötigen Ecken und Kanten, die ein wenig an ZZ Top erinnert. Klarer Anspieltip für das Album. Mit ‚Skull Of Geronimo‘ wird die Geschwindigkeit wieder gesteigert, ein flotter Rocker, bei dem Frontmann Yeagley wieder einmal mit seiner markanten Stimme überzeugen kann. Die folgenden Nummern ‚Cloud Spiller‘, ‚Fly On The Wall‘ und ‚Night Of The Sacrifice‘ können vor allen Dingen durch die soliden Gitarrenriffs überzeugen, kommen aber nicht ganz an das Highlight ‚La Mano De Lucifer‘ heran. Als nächstes wird der Chupacabra losgelassen, ein ursprünglich aus Puerto Rico stammendes Fabelwesen, das Ziegen oder Schafen gleich einem Vampir die Kehle aufschlitzen und das Blut aussaugen soll. Entsprechend kommt das Monster auch mit krachenden Gitarren und treibenden Bassläufen aus den Boxen gesprungen, wird in der Songmitte von einem leider etwas kurzen Gitarrensolo gebändigt und verschwindet etwas abrupt wieder in der Dunkelheit des Übernatürlichen.

‚You’ve gotta slay a few dragons before you’ll get to the princess‘ heißt es dann im Song ‚Wizards‘. So richtig zum Drachenschlachten animiert der zwar halbwegs groovende, doch irgendwie eher schleppende Song jedoch nicht. Ein paar eingestreute quietschende Effekte und Schreie sollen wohl die Drachen anlocken oder die Prinzessinnen vertreiben…wer weiß das schon? Den Schluß macht dann eine weitere langsame Nummer. ‚Queen Of The Light‘, die sich zum Finale hin in schweren Heavyrock wandelt und noch einmal zum sanften Kopfnicken animiert. Ja, das Übernatürliche lauert auf diesem Album. Licht und Schatten sind auf „Something Supernatural“ vertreten. Es gibt kaum wirkiche Durchhänger und mit dem Opener und ganz besonders dem teuflischen ‚La Mano De Lucifer‘ zwei Hammersongs. Das ist für ein Debüt nicht schlecht, lässt aber auch Luft nach oben, denn manche Tracks sind einfach zu ähnlich oder austauschbar. Für Freunde des gepflegten Gitarrenrocks sind Crobot aber auf jeden Fall einmal einen Blick bzw. ein Ohr wert, und mit etwas mehr Innovation könnte das nächste Album dann noch übernatürlicher werden.

Kaliveoscope

Anfang diesen Jahres hat die Prog-Formation Transatlantic ihr aktuelles Album Kaleidoscope veröffentlicht. Es gab eine ausgedehnte Tour und unter anderem einen beeindruckenden Auftritt auf dem diesjährigen Night of the Prog Festival an der Loreley. Transatlantic ist eine „Super Group“, bestehend aus den Musikern Neal Morse (ex Spock’s Beard), Roine Stolt (The Flower Kings), Mike Portnoy (ex Dream Theater, Flying Colors, The Winery Dogs) und Pete Trewavas (Marillion). Im Rahmen der Kaleidoscope-Tour wurde ein umfangreiches Live-Paket aufgezeichnet: Zwei DVDs (sowie eine Blu Ray mit identischem Programm) und drei CDs umfasst das „KaLIVEoscope“-Set, wie die Box passenderweise betitelt ist. Die DVD / BluRay enthält ein vollständiges Konzert aus Köln sowie eine Reihe von Bonus-Tracks und Interviews sowie eine Tourdokumentation. Zusätzlich gibt es auf den CDs ein komplettes weiteres Konzert zu hören, das im niederländischen Tilburg aufgenommen wurde. Die Entscheidung, das Konzert in Köln zu filmen, begründet Neal Morse damit, dass der Auftritt relativ in der Mitte der Tour lag. „Wir wussten, dass wir zu diesem Zeitpunkt sehr viel entspannter waren, was unser Set anging. Außerdem musste auch die Location für die Filmaufnahmen geeignet sein.“ Und es hat sich gelohnt.

Die beiden Live-Sets aus Köln und Tilburg unterscheiden sich von den Songs her kaum, auf den CDs aus Tilburg gibt es gegen Konzertende noch ein paar Lieder mehr, aber im Großen und Ganzen wird musikalisch die gleiche Setliste abgearbeitet. Die zusätzlichen Songs aus den Niederlanden finden sich im Bonusmaterial der DVDs, so dass man wirklich nichts verpasst. Die CDs bieten das Konzert aus den Niederlanden in bester Tonqualität. Zwischen den Songs sind immer wieder einmal Ansagen und kleine Anekdoten zu hören („Wir spielen heute die längste Setlist dieser Tour, ich hoffe, Ihr wart alle noch einmal vorher auf der Toilette!“), und auch die gute Stimmmung im Publikum wurde passend eingefangen. So muss eine Live-Aufnahme klingen. Besonders interessant für Fans ist die Tatsache, dass kein Song live genau wie auf dem Studioalbum klingt. Immer wieder wird einmal das Arrangement oder Tempo leicht variiert, oder ein Solo wird verlängert und anders betont. Es gibt natürlich auch ein paar besondere Live-Momente, wie beispielsweise im epischen halbstündigen Titeltrack ‚Kaleidoscope‘, als im Segment ‚Ride The Lightning‘ plötzlich ein kleines Riff aus dem gleichnamigen Metallica-Song einbaut wird. In einer späteren Passage des gleichen Tracks darf sich Basser Pete Trewavas dann auch einmal im Singen versuchen und macht seine Sache sehr gut.

Der Schwerpunkt der Setlist liegt natürlich auf dem aktuellen Album „Kaleidoscope“, das auch komplett dargeboten wird. Unterstützt wird die Band live zudem noch von Ted Leonard (Gesang bei Spock’s Beard und Enchant). Zwischen den Kaleidoscope-Songs gibt es älteres Material, u. a. ‚My New World‘ vom allerersten Transatlantic-Album. Neal Morse singt ‚Beyond The Sun‘ als einfühlsame und äußerst intime Ballade, im ersten Teil sogar komplett á capella. Wie schon auf der Bonus-CD des Studioalbums wurden live auch einige Coverversionen gespielt, so zum Beispiel ‚Nights In White Satin‘ (Moody Blues) und als besondere Schmankerl die beiden Titel ‚Sylvia‘ und ‚Hocus Pocus‘ der holländischen Prog-Band Focus. Deren Sänger Thijs van Leer gesellt sich dann auch live dazu und überzeugt mit seiner einprägsamen Stimme und verursacht beim Hörer die Lust, sich doch einmal näher mit der Band zu beschäftigen.

Insgesamt bieten die drei CDs eine wunderbare Live-Show mit packender Atmosphäre und einer Band in hervorragender Spiellaune. Technisch wurde zudem alles richtig gemacht, die Aufnahmen klingen sauber und druckvoll und fangen die Live-Stimmung perfekt ein. Wer also schon immer einmal Transatlantic live hören und sehen wollte oder einfach eine Erinnerung an die letzte Tour benötigt, kann bei diesem Set unbedenklich zugreifen. Noch mehr Transatlantic live geht nur auf der nächsten Tour beim tatsächlichen Konzertbesuch. Bis dahin kann man es sich getrost zu Hause gemütlich machen und die Farbe des Kaleidoscopes immer wieder neu genießen.

SWEDEN ROCK FESTIVAL 2015 mit MÖTLEY CRÜE, JUDAS PRIEST und TOTO

Auf der offiziellen Sweden Rock Kreuzfahrt „Rockbaten“ wurden am Samstag die ersten 19 Bands für das Sweden Rock Festival 2015 bekanntgegeben. Und es gleich mindestens zwei Headliner dabei! Auf ihrer endgültigen und wirklich finalen Abschiedstournee werden Mötley Crüe ihr allerletztes Konzert in Schweden spielen. Judas Priest haben sich bereits vor einigen Jahren beim Sweden Rock…

Pit Stop

Jon Bon Jovi würde in seiner acid-wahsed Jeans anerkennend mit dem Kopf nicken – alle anderen fühlen sich angenehm an die 80er zurückerinnert. Die fünf schwedischen Herrschaften mit dem klangvollen Bandnamen “Dalton“ sind aus der Versenkung auferstanden und haben mit ‘Pit Stop‘ nach über 25 Jahren nun doch noch das dritte Album auf den Markt gebracht.
Ende der 80er war das Quintett noch eine große Nummer in der Szene – erfolgreiche Tourneen, auf Augenhöhe mit Europe und Treat, Radiohits; das volle Programm. Dann wurde es jedoch still um Dalton und erst der Gig als Opener für die Scorpions ins Schweden 2012 brachte neues Leben in die Bude. Aus bislang unveröffentlichten Demos und einigem an neuem Material wurde das neue Album – und das ist gar nicht übel. Musikalisch sicherlich eher leichte Kost mit beschwingtem gute-Laune-Faktor, aber das kann man ja durchaus auch mal haben.
Ein so spätes Comeback ist vielleicht nicht unbedingt die Gelegenheit für ausgefallene Experimente. Deshalb gibt es auf Pit Stop auch nicht wirklich Höhen und Tiefen. Solide Kost, könnte man sagen. Eingängige Melodien, harmonische Riffs, emotional-energetischer Gesang – alles da.

Bei Songs wie ‘Bad Love‘ kann man als Altrocker ruhig mal die geballte Faust in die Luft strecken und mit den Bikerboots aufstampfen. Obwohl die Platte stellenweise etwas zu überzeichnet und kitschig, ja fast bemüht wirkt, ist sie dennoch ein Werk, dass sich problemlos in das Hier und Jetzt einordnen lässt. Oben genannter Bon Jovi erfreut sich schließlich auch bis heute noch generationsübergreifender Beliebtheit.

Das dritte Album der “alten Schweden“ ist also eine gelungene Rückmeldung mit ehrlicher und anständiger Rockmusik, die jeden Hausputz ein bisschen leichter von der Hand gehen lässt.