Schlagwort: Punk Rock

Terrorgruppe – ist das noch Punkrock?

Berliner Bands, die Punk-Rock machen gibt es zu Hauf. Die Wenigsten geben jedoch Konzerte mit den Deutsch-Rappern K.I.Z. und, sieht man einmal von den Ärzten oder den Beatsteaks ab, gibt es nicht viele Berliner Punk-Rock Bands, deren Fanbasis so groß und treu ist, wie die der Terrorgruppe. Die feierte umlängst den Release ihres neuen Albums ‚Tiergarten‘ im Berliner Astra – und wie das aussah, könnt ihr in unserer Facebook-Galerie sehen.

American Spring

Seit über zwanzig Jahren heben Anti-Flag nun schon mahnend den verbalen Zeigefinger, ob der Misstände und politischen Fehlentwicklungen in der Welt. Auch ihr neuntes Studioalbum ‚American Spring‘ macht dahingehend keine Ausnahme und bietet den von der Band gewohnten schnellen Punkrock mit politischen Texten. Bereits die letzten Veröffentlichungen setzten sich durch poppigen Sound und klaren Gesang vom rotzigeren Klang früherer Zeiten ab. ‚American Spring‘ legt an dieser Stelle noch ein wenig nach, verfällt dabei aber trotzdem nicht dem Mainstream (je nachdem, wie man diesen definiert), was vor allem an den brisanten Themen liegt, die auf der Scheibe besungen werden. Außer Kontrolle geratene Militärabenteuer, Kasinokapitalismus, soziale Ungleichheit. Bereits das Albumcover ist kontrovers. Auf der Vorderseite eine arabische Frau mit Hijab, der scheinbar eine Blüte aus dem Gesicht sprießt, die jedoch auch als Schusswunde interpretiert werden kann. Auf der Rückseite dasselbe Motiv mit einem amerikanischen GI. Bildgewaltig!

Mit vierzehn Tracks hat die Platte einen ordentlichen Umfang. Das Spektrum reicht trotzdem nur von Punkrock bis Punkrock. Keiner der Songs, deren Struktur sich überwiegend ähnelt, sticht in besonderem Maße heraus. Das ist allerdings nicht weiter schlimm, denn ähnlich wie Bad Religion, Pennywise und NOFX, folgen Anti-Flag ihrer bewährten Rezeptur aus beflügelnden Melodien und einprägsamen Hook-Lines. Der Opener ‚Fabled World‘ gehört zu den poppigsten Songs des Albums und erinnert an Blink 182 und Sum 41. ‚The Great Divide‘ und ‚Brandenburg Gate‘ verströmen ein bisschen Green-Day-Flair (bei ersterem hört man regelrecht Billie Joe Armstrong singen) und ‚All The Poison, All The Pain‘ hat eindeutigen Brit-Rock-Charakter. Ansonsten klingen Anti-Flag wie man es von ihnen gewohnt ist. Die Scheibe nimmt einen von Anfang an mit und unterhält konsequent bis zum Schluss. Langeweile kommt dabei nicht auf.

Was auf der einen Seite für das Album spricht, lässt sich ihm auf der anderen Seite aber auch vorhalten. Wer schon einmal ein Anti-Flag-Album gehört hat, wird auf ‚American Spring‘ nichts neues entdecken. Die Lieder sind durchweg gelungen, bleiben aber nur so lange im Gehörgang, bis das nächste Album erscheint. Trotz der berechtigt hervorgebrachten Kritik an der gegenwärtigen Politik, wird man doch das Gefühl nicht los, das alles schon einmal gehört zu haben. Höchstwahrscheinlich sogar auf der letzten Anti-Flag-Platte. Kurzum: eine durchaus gelungene Scheibe mit einigen Ohrwürmern, von der auf lange Sicht aber höchstens das Cover in Erinnerung bleiben wird. Zu sehr ähneln sich die Songs, zu sehr gleicht alles bereits bekanntem Material. Anti-Flag-Fans wird es nicht weiter stören. Wer schnellen, melodiösen Punk mag und sich mit den Popeinflüssen anfreunden kann, darf bedenkenlos zugreifen.

LAGWAGON – Neues Album kommt am 31.10.2014

Die Punkrocker von Lagwagon hauen am 31.10.2014 mit „Hang“ nach neun Jahren mal wieder ein neues Album raus. Die lange Pause seit dem letzten Album „Resolve“ (2005) erklärt sich aus dem derben Tourplan der Band und den unzähligen Nebenprojekten von Sänger Joey Cape (Solo-Platten, Bad Astronaut, Scorpios, Bad Loud und Me First And The Gimme…

Another Live Album From …

Wie der Titel schon sagt: Die britischen Punk-Legende The Damned haben ein weiteres Live-Album – gefühlt das 667. der Bandgeschichte – am Start. Wer sich auf einen Potpourri aus Hits der beiden klasse Alben seit der Reunion zum Milleniumwechsel freut, hat leider auf das falsche Pferd gesetzt. „Another Live Album …“ (Southworld) ist ein klassisches…

Sich fügen heißt lügen

Ist das die Rückkehr der lebenden Toten? Slime-Reunions kann man kaum an einer Hand abzählen. Die letzte ist 18 Jahre her, begann eher uninspiriert mit der nicht ganz überzeugenden „Viva La Muerta“, die starke Momente hatte, aber auch ebenso viele schwache. Eigentlich sollte einer die Hamburger Punklegende mit der grandiosen „Schweineherbst“ in besten Gedenken behalten. Denn diese Scheibe hat einfach alles: großartige Songs, intelligente, mitreißende Texte und die Energie, die eine herausragende Punk-Schallplatte haben muss. Perfekt. Die Live-Reunion in 2010 war auch sehr gelungen mit großartigen Konzerten unter anderem dem Highlight beim Wacken Open Air. Aber ein neues Album? Skepsis überall: Slime-Songs nicht von Stefan Mahler? Texte nicht von dem Schlagzeuger, der „Schweineherbst“ geschrieben hat? Kann das gut gehen? Kein Problem! „Sich fügen heißt lügen“ steht dem letzten Spätwerk in nichts nach! In keiner Hinsicht, weder musikalisch, noch inhaltlich.

Schon der Opener und Titeltrack deutet an, in welcher Topform die alten Herren sind. Nach spätestens 23 Sekunden ist es um einen geschehen, „Sich fügen heißt lügen“ hat einen gepackt. Kämpferisch reckt sich die Faust in die Höhe. Alte Ideale flammen vor den Augen auf. Der fette, rauhe Sound bläst einen um. Das reggae-mäßige „Rebellen“ passt so gut zu Slime und zum rebellischen Text von Erich Mühsam. Damit haben wir auch die Textebene geklärt. Das Quintett hat sich nicht hingesetzt und versucht, Texte zu schreiben, haben Christian, Dirk und Elf doch schon oft zugegeben, dass sie keine anspruchsvollen Lyriker sind. Sie bedienen sich der Texte des Anarchisten und Kabarettisten Erich Mühsam, der 1936 von der SS zu Tode geprügelt worden ist. Und die Texte passen perfekt zu Slime, auf der einen Seite engagiert und kritisch, auf der anderen Seite humorvoll und süffisant. Und aktuell wie es nur geht. Ein Blick auf das Textblatt und in die Werke Mühsams lohnt sich, auch für den, der sich nicht so gern mit Lyrik herumärgern möchte.

Der Kampf geht weiter!

„Freiheit in Ketten“ ist kein Rührstück, der Anfang täuscht, sondern ein frischer Wirbelwind direkt von der Waterkant. Das Einbetten der mühsamen Texte ist überaus gelungen, die Refrains der ersten drei Songs sind schon beim ersten Hören abgespeichert. Elfs leicht metallische Riffs, der melodische Chorus und der druckvolle Rhythmus sind zu einer kompakten Punkhymne kombiniert. „Wir geben nicht nach“ ist eine Gänsehautnummer, die einem Mut macht, den nächsten Tag in der Maschinerie durchzustehen. Dirks Gesang ist so rotzig wie eh und je und bleibt das Markenzeichen Slimes. Das Bankensystem in „Seenot“, so sehr am Puls der Zeit. Der Text ist von 1925 und immer noch brandaktuell: „… wenn die Banker über Leichen gehen.“. „Bürgers Alptraum“ fühlt sich beim ersten Hören ein wenig altbacken an, da er nicht so los prescht wie seine Vorgänger. Seine Eindringlichkeit entfacht er einfach erst beim dritten Hören. Toller Chorus!

„Bett aus Lehm und Jauche“ ist sehr düster und manisch und wird von „Revoluzzer“ stimmungsvoll abgelöst. „Sich fügen heißt lügen“ hat hier in der Mitte eine ruhigere Phase, nur um sich dann noch mal bierseelig mit dem rockigen „Trinklied“ zu geben. Darauf ’n Astra! Als Kampfansage gegen das Schweinesystem hält „Zum Kampf“ auf rock’n’rollige Weise perfekt her. Schon wieder recken sich die Fäuste zum Kampf. Drei Songs vor dem Ende geht „Bauchweh“ noch mal so richtig ab. Absolut Pogo-tauglich! Wir sind das Lumpenpack des Kapitalismus, ausgebeutet und nach Strich und Faden verarscht. Deshalb holen wir am Ende des Tages noch mal „das Beil“ raus und tanzen uns den Frust vom Leib.

So frisch und engagiert haben wir die fünf seit langem nicht erlebt, weder bei den Mimmis, noch bei C.I.A., Rubberslime oder Elf solo. Man spürt förmlich den Spaß, den Slime die Arbeit an den Songs gemacht hat. Nicht ein Ausfall, nicht mal an kleiner Ausrutscher, dem gebührt Respekt. Aber am besten ist es, sich darüber freuen, dass sich Slime noch mal ein so grandioses Album aus den alten Knochen geleiert haben. Auch wenn viele jetzt „Ausverkauf!“ schreien, „Sich fügen heißt lügen“ beweist das Gegenteil. Hier steckt viel Herzblut und Überzeugung drinnen. Viva Slime!

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Homepage von People Like You Records

Capsaicin

Bands, die unterschiedliche Musikstile wahllos mit einander kreuzen, als ob sie im Supermarkt um die Ecke ohne Einkaufszettel alles, was im Weg steht in den Einkaufswagen packen, erleiden meist schwersten Schiffbruch oder sie revolutionieren die populäre Musik, um dann sang und klanglos von der Bühne zu verschwinden. Bubonix haben über die Jahre eine eigene Identität…

Geschichten, die einer schrieb …

So viel frischem Wind kann man kaum widerstehen. Pascow gehen dermaßen mitreißend und begeisternd zu Werke, wie es seit Jahren kaum eine deutsche Punk-Band geschafft hat. Die zwölf „Geschichten, die einer schrieb“ (Plastic Bomb Records) rocken einen gegen die Wand, dann wieder zu Boden und zum Schluss fühlt man sich voller Kraft und Energie, hoch…