Schlagwort: Indierock

No Cities To Love

Riot Grrrl (auch Riot Grrl oder Riot Girl; von englisch riot ‚Aufruhr‘ und girl ‚Mädchen‘) bezeichnet eine Anfang der 1990er Jahre in der US-amerikanischen Hardcore-Punk-Szene, ursprünglich vor allem in Olympia (Washington), entstandene feministische subkulturelle Bewegung. Die Riot Grrrls reagierten sowohl auf die starke Überzahl männlicher Musiker und deren Dominanz in der Musikszene als auch auf als typisch männlich empfundene Bestandteile von Bühnenshows.

Jede fundierte wissenschaftliche Ausarbeitung beginnt bekanntermaßen mit einem Wikipedia-Zitat. So auch dieser Exkurs meinerseits in Sphären, die sonst jenseits meines Einflussgebietes liegen. Sleater-Kinney, gegründet 1994, ganz groß in ihrer Szene, aufgelöst 2006. Nun die Reunion, ein neues Album mit dem Namen ‚No Cities To Love‘.

2006 bis 2015 – das sind fast zehn Jahre Pause. Zehn Jahre, in denen die Blumen auf dem Albumcover verwelken. Zehn Jahre in denen Musikerinnen älter werden, sich zehn Jahre weiter weg von der wilden Jugend entfernen. Das spiegelt sich auch in der Musik der drei Riot Grrls wieder. Ohne Frage ist nach wie vor das Aufzeigen gesellschaftlicher Missstände Sleater-Kinneys erklärtes Hauptziel, was das Trio mit ihrer Musik auch nach wie vor vermag, doch hat sich der präferierte Klang in den zehn Jahren stark gewandelt. Professionell abgemischte, saubere Rockmusik, irgendwas mit Grunge, einem Hauch von Hardcore und einer ordentlichen Ladung Britpop. Ohne ein Störgeräusch, ohne Hall ohne Raum. Blitzeblank sauber. Im Gegensatz zum Vorgängeralbum ‚The Woods‘ vielleicht schon einen Tick zu sauber, um nach ‚Dagegen‘ zu klingen, wenn auch passend zu den Hosenanzügen, Pumps und Blazern, mit denen die Damen sich neuerdings im Fernsehen zeigen. Nicht mehr ganz so leger, gehört aber bestimmt zum Konzept.

Trotzdem muss man sagen, dass Sleater-Kinney es auch mit sterilem Klang und Hosenanzug schaffen, einzigartige Musik zu komponieren. Die Texte nicht zu konkret formuliert, bleiben offen zur Interpretation. Die Singstimmen wirken eher sanft, bewegen sich zwischen moderatem Shouting und schon fast klarem Gesang, was aber bei den drei Musikerinnen durchaus prägnant sein kann. Die Gitarren werden nicht zu sehr verzerrt, die Bassistin ist trotz weichem Sound sehr präsent. Vor allem die Melodiekurven von Gesang und Begleitungs-Hook stechen heraus – das mag an recht weiten Intervallsprüngen und starker Dynamik im Gesang liegen, aber auch daran, dass die Gitarren-Riffs – vor allem während der Strophen – in ihrer Entwicklung bisweilen vollkommen losgelöst von den Melodiekurven der Sängerinnen eine Art Kontrapunkt setzen.

Wenn man also vom sterilen Sound absehen mag, ist ‚No Cities To Love‘ ein durchaus vielschichtiges, interessantes Album, das es sich durchaus anzuhören lohnt – so sauber wie bei Sleater-Kinney klingt Kritik selten.

TITO LARRIVA – Die Kultfigur bringt alte Kumpels mit

Wer die Filmszene kennt, in der Salma Hayek lasziv mit einer Schlange um den Hals über die Tische eines schäbigen Nachtclubs tänzelt, der wird sich auch an den Soundtrack dazu erinnern. Mit dem Song ‚After Dark‘ und dem Auftritt in Robert Rodriguez´ Kultfilm From Dusk Till Dawn hat sich der sympathische Mexikaner Tito Larriva mit…

Quatscherei

Da ist sie also…die letzte Veröffentlichung über das bandeigene Label Delikatess Tonträger. Findus bringen fünf Lieder auf Vinyl und als Download, die den Abschied feiern. Auch, wenn man die EP natürlich käuflich erwerben muss und nicht etwa hinterher geworfen bekommt, verschenken die Hamburger gleich im Opener der Platte, ‚Hafenklang‘, etwas: Wörter. Nicht nur das: Findus verschenken auch Zeit. Gut, es sind nur etwa zwölf Minuten. Danach kann man sich, dank Repeat-Button, jedoch noch einmal zwölf Minuten des deutschen Indie-Rocks schenken lassen und das beliebig wiederholen, was die EP dann doch zu einem recht großen gekauften Geschenk macht. Im Titeltrack erzählt uns Sänger Lüam, dass er von so ziemlich allem gelangweilt sei. Mir als Hörer geht das glücklicherweise ganz anders. Instrumental experimentiert die Band nicht wirklich, dafür klebe ich an den verschenkten Wörtern. Findus erzählen Geschichten aus dem Leben, die vor Metaphern nur so strotzen: ‚Wir legen unsere Taschen ab und halten Ausschau nach dem Grab/Und wir hoffen, wenn wir schwimmen/Doch wir jagen, weil wir so sind/Nach dem Schatz im See/Nach dem Gold in Athen‘

Zugegeben, wer diese Zeilen liest könnte denken, dass Findus die Texte für Helene Fischer und alle anderen Schlagersternchen hätten schreiben können. Wo sonst kommt noch ‚Gold in Athen‘ in Texten vor? Die Band schafft es jedoch, selbst solch klebrig-romantische Verse in ein charmantes Indie-Gewand zu hüllen. Charme, das ist überhaupt das Stichwort, das Findus ganz gut beschreibt. Von echtem Gesangstalent kann bei Lüam nämlich nicht die Rede sein. Trotzdem verkauft, oder besser verschenkt, er diese Zeilen so, dass ein ganz eigener Charme entsteht. Er schafft es, dass man ihm zuhört. Er lädt mit einfachen, aber wirkungsvollen Gesangsmelodien zum Mitsingen ein. Die Songs sind einfach, puristisch. Kein Instrument tanzt aus der Reihe, alles ist aufeinander abgestimmt, dennoch bin ich im Gegensatz zu Frontmann Lüam in den zwölf Minuten nicht gelangweilt. Ich gönne mir noch mal zwölf Minuten ‚Quatscherei‘. Auch, wenn der Anlass dieser Veröffentlichung schon eher traurig ist, habe ich nach dem Hören ein gutes Gefühl. Wem zwölf Minuten nicht genug sind, der kann sich ganze 18 Minuten Findus gönnen, denn die Jungs beenden die Labelarbeit nicht nur mit der EP, sondern mit einem kleinen Film, der alle Tracks beinhaltet … zu gütig.

TIGER LOU – Neues Album und ausverkauftes Berlin-Konzert

Sechs Jahre nach ihrem letzten Album veröffentlichten Tiger Lou nun ihre neue Single ‚Homecoming #2‘, in der es um eine Sehnsucht nach dem Unterwegssein, der Fangemeinde und nicht zuletzt auch nach der Freundschaft zwischen den Bandmitgliedern geht. Also ganz so wie die Sehnsucht nach dem Zuhause. Hier kannst Du Dir den Song anhören: Im Jahr…

JESPER MUNK – Alles neu: Album, Tourdaten, Video

Staubige Wüste, alter Mustang, Flaschenbier und Feinrip-Unterhemd – so lässt sich der neue Clip von Jesper Munk rein optisch beschreiben. Der Bluesrock-Bursche hat zu dem Song ‚Courage For Love‘ aus dem neuen Album ‚Claim‘ (VÖ: 06.03.2015) ein wirklich passendes Video gezimmert. Der staubige Look passt perfekt zur kratzig-rauen Stimme des 22-jährigen Genre-Juniors. Dieses Jahr beehrt…

Feelings aus der Asche

Marc Oliver Schulz ist ein Phänomen. Nicht erst, seit er vor allem in den letzten beiden Jahren als TV-Entertainer abseits vom Mainstream-Allerlei mit „Circus Halligalli“, „Neo Paradise“ und „Schulz in the Box“ einem breiteren Publikum bekannt wurde. Schließlich ist der vor wenigen Wochen 40 Jahre alt gewordene zweifache Vater bereits seit 2003 ein produktiver Singer-Songwriter, der sich in keine Genre-Schublade einordnen lässt. Wenngleich Schulz schon immer sein Publikum (vor allem Live) mit gewitzten Texten und skurrilen Anekdoten aus dem Leben hervorragend zu unterhalten wußte, wurde das Etikett „witziger Liedermacher“ ihm nie auch nur im Ansatz gerecht. Wer daran je einen Zweifel hatte oder das wegen dem einen oder anderen Scherz anders sah, wird dem spätestens mit dem neuen Album „Feelings Aus Der Asche“ zustimmen. Schulz sinniert auf seinem sechsten Album weiterhin über (sein) Leben und die Liebe, Musik und Begegnungen, jedoch gereifter und vor allem musikalisch-stilistisch deutlich vielseitiger als bisher, die E-Gitarren und die launigen Hymnen sind gleichzeitig so gut wie passé . Auch wenn mal tragikkomische, mal selbstironische Seitenhiebe auch auf dem neuen Album immer wieder vorkommen, ist der Grundton deutlich melancholischer – was dem Album hervorragend zu Gesicht steht. Schulz gibt damit, so lassen es einzelne Passagen der Texte zumindest erahnen, eine ehrliche Momentaufnahme seines Innenlebens als Person. Das Ergebnis ist ein sehr gelungenes Album, aus dem vor allem die nachdenklichen Songes Songs besonders herausragen.

Der Albumauftakt ‚So muss es beginnen‘ lässt vom erwähnten melancholischen Grundton zumindest musikalisch zunächst nichts hören, denn dort sorgt eine helle Gitarre und eine schicker Groove für launigen Drive. Sehr wohl erkennt die Ausrichtung jedoch, wer auf die Töne und Zwischentöne in den Texten hört: „Meine Helden sind alt, meine Träume dahin, ich weiß nicht wie es endet, aber so muss es beginnen.“ ‚Phase‘, in dem Olli ironisch über ein „aufgehendes Sternchen“ sinniert mit dem er liiert ist, wurde als Singleauskopplung bereits vor etlichen Wochen und als Video zum Album-Release veröffentlicht. ‚Kinder der Sonne‘ ist eine wehmütige Ballade über eine gescheiterte Beziehungen, getragen von einem vom wunderbar melodischen Refrain. In der augenzwinkernd selbstironischen Beschreibung der Schattenseiten des Lebens als zunehmend bekannte öffentliche Person mit allen in ‚Passt Schon!‘ übt sich Olli erfolgreich in Sprechgesang und auch der Beat liegt irgendwo zwischen Drum’n’Bass und Hip-Hop. ‚Boogieman‘ portraitiert sehr anschaulich eine Hamburger Hafenkneipe, in der Olli gescheiterten und geltungsbedürftigen Existenzen begegnet. ‚Als Musik noch richtig groß war‘ ist ein feinfühliger (Rück)Blick auf die Bedeutung der Musik im eigenen Leben und einer der wohlklingenden Beweise, daß auch Olli’s Musik „richtig groß“ ist. ‚Mann im Regen‘ geht inhaltlich und auch stimmungsmäßig in eine ähnliche Richtung wie ‚Kinder der Sonne‘. Die krönende Abschluß des Albums ist der überragende Titelsong mit dem Bild des verbrennenden Fotografie im Aschenbecher als Metapher für eine gescheiterte Beziehung. Das Lied hat alles, was ein großer Popsong braucht: Ein atmosphärisches In- und Outro, musikalische Dynamik, Vielseitigkeit und Drama und einen Gänsehaut-Refrain, den man tagelang nicht los wird. Und viel, viel Gefühl. Wow!

Olli Schulz sprach mit seiner Musik vom „Gute-Laune-Hit“ ‚Mach den Bibo‘ mal abgesehen (und den ganz ohne Kalkül) nie ein Massenpublikum an. Stattdessen hat der charismatische Liedermacher über die Jahre (und bereits lange vor seiner TV-Karriere) eine begeisterte Fangemeinde irgendwo im deutschsprachigen „Indie-Rock-Untergrund“ aufgebaut, indem er sich so gab, wie er selber ist. Ein sympathischer Kerl mit Ecken und Kanten, nie um einen Scherz oder Streich verlegen, aber genausowenig, seine Meinung zu sagen oder das zu tun, was ihm Spaß macht – ohne Rücksicht auf Verluste. Vermutlich macht ihn genau diese Integrität zu einer so faszinierenden Person. Mit einer Vertiefung der eher traurigen Seiten seines Lebens auf feinfühlige und ansprechende Art und Weise hat er der öffentlichen Wahrnehmung seiner Person eine weitere, deutliche Facette hinzugefügt. Womöglich wird das in seiner Fangemeinde nochmals die Spreu vom Weizen trennen. Vermutlich würde Olli dazu etwa folgendes sagen: „Wer mich nur für einen komischen, skurillen Entertainer hält und mir mit meinem neuen Album unterstellt, ich würde jetzt auf plötzlich intellektuell machen, soll sich verpissen. Er hat weder in der Vergangenheit noch jetzt verstanden, daß ich einerseits mehr als das bin und andererseits gar nicht den Geltungsdrang habe, etwas „Besonderes“ zu sein, möglichst viele Platten zu verkaufen oder irgendeinem Bild zu entsprechen.“

EELS – Umfangreiche Live-Veröffentlichung im April

Mark Oliver Everett alias „E“, der einzigartige Kopf hinter den Eels, blickt auf eine ereignisreiche Karriere zurück. Nach insgesamt zehn Studioalben seit dem Debüt „Beautiful Freak“ (1996) und dem hervorragenden „The Cautionary Tales of Mark Oliver Everett“ vom letzten Jahr verkündet Everett nun eine ganz besondere Veröffentlichung. Während der Welttournee, die im Mai 2014 startete…

OLLI SCHULZ – Video zur Albumveröffentlichung und Tourdaten

Morgen erscheint das sechste Album des inzwischen auch durch seine TV-Sendungen bekannten Musiker-Entertainers Olli Schulz. Pünktlich zum Erscheinen hat der gebürtige Hamburger nun auch das Video zur bereits vorab ausgekoppelten Single ‚Phase‘ veröffentlicht. Seinen Humor hat Schulz nicht verloren, ihm aber noch einiges mehr an tragikkomischen Tiefgang verliehen. Das ist auch der Tenor des im…

OLLI SCHULZ mit Infos zum neuen Album ‚Feelings Aus Der Asche‘

Schon lange bevor er im Radio und Privatfernsehen (Neo Paradise, Schulz in the Box) einer breiten Öffentlichkeit als unkonventioneller Scherz- und Liedermacher bekannt wurde, ist Olli Schulz einer kleinen, fast eingeschworenen Fangemeinde in der deutschen Indie-Singer-Songwriter-Pop-Rock-Nische sowas wie ein Star im Kleinen. Der Mann ist kein Comedian, aber hat Entertainerqualitäten. Ein Geschichtenerzähler, mal mit Musik,…

Unravelling

We Were Promised Jetpacks haben sich bei mir vor allem mit einem Song als Kombination aus Feinfühligkeit à la Radiohead und die Energie von Queens Of The Stone Age eingebrannt: ‚Quiet Little Voices‘. Dieser Song hat Höhen und Tiefen und strotzt in beiden Teilen nur so vor Power. Beim neuen Werk ‚Unravelling‘ beweisen die Schotten erneut, dass sie sowohl dahinplätschern als auch energiegeladen durchdrehen können. Über dem Ganzen steht in dicken Lettern ‚Atmosphäre‘. Die Band legt sehr viel Wert auf feine Akzente und hat das Gespür für den richtigen Moment, um im scheinbaren Chaos zu versinken und den Hörer mit in den Strudel zu reißen. Das klingt alles sehr spannend und ist es auch … zumindest bis zu Song vier oder fünf. Ab da wird es nämlich berechenbar. Die Schotten spielen mit Emotionen. Die Strophe meist spartanisch mit wunderschönen Gitarrenparts und der Charakterstimme von Sänger Adam Thompson, der Refrain hingegen läasst die in der Strophe zurückgehaltene Energie los. Dieses Wechselspiel endet dann doch sehr oft in einem kontrollierten Ausrasten aller Bandmitglieder.

Es ist wirklich bemerkenswert, wie es We Were Promised Jetpacks schaffen, eine gewollt düstere Atmosphäre aufzubauen und immer wieder den Schalter auf Power umlegen. Leider passiert das in nahezu jedem Song des Albums. Zugegeben: Die Band bemüht sich, dies auf ausgetüftelte und intelligente Weise zu variieren, jedoch zieht sich ein dünner roter Faden der Eintönigkeit durch die eigentlich starken Songs. Dieser Effekt entsteht durch das Tempo, das in jedem Stück fast dasselbe ist. Für sich steht jeder Song für Atmosphäre, Energie und Abwechslung. Im Flow des Albums gehen diese Effekte leider immer wieder unter, da sie vorhersehbar sind. Dadurch sind auch keine wirklichen Hits, die besonders herausstechen, auszumachen. Einzig der Opener ‚Safety In Numbers‘ und das düstere ‚Night Terror‘ bringen die Charakterstimme von Adam Thompson besonders gut zur Geltung.

Insgesamt haben sich die Schotten da ein paar starke Songs gebastelt, die vermutlich auch live überzeugen werden. Im Kontext der ganzen Scheibe verschenken die Jungs jedoch durch Eintönigkeit die Gesamtwirkung von ‚Unravelling‘.