Schlagwort: Indie Pop

ME & REAS – „Flucht ins DIY“

Flucht nach vorn bedeutet, durch eine überraschende Aktion das Gegenüber zu überrumpeln. Gerumpelt hat es auch bei Me & Reas ganz ordentlich, bis sie sich von den mitunter schweren Altlasten des eigenen Karrierestarts befreit haben und in der Wohlfühlzone angekommen sind. Natürlich nicht ohne das alles in großartige Songs zu gießen. Müssen ja für irgendwas…

DANIEL BENYAMIN (Ex-SEA+AIR) Tickets für die aktuelle Tour gewinnen!

Ihr habt auch mal wieder richtig Bock auf Live-Musik? Da hätten wir was Tolles für euch! Der süddeutsche Musiker Daniel Benyamin hat nach der Auflösung von SEA+AIR nicht nur ein neues Solo-Album angekündigt, sondern ist seit dem 12.11. auch auf Deutschland-Tour. Die neue Single „Digital Lovers“ ist der erste Song aus seinem im Februar 2022…

Merchcowboy Mixtape Vol. 1

Unter anderem bekommt derzeit besonders die Kulturbranche die Folgen der Corona-Krise hart zu spüren: Seit Monaten dürfen Konzerte oder Veranstaltungen bestenfalls unter sehr strengen Auflagen stattfinden. Aktuell geht gar nichts, denn das Virus tobt sich gerade so richtig aus. Füße stillhalten ist also weiterhin das Gebot der Stunde, damit dieser ganze Wahnsinn hoffentlich bald ein Ende hat. Um Freiberufler in der Musik- und Veranstaltungsbranche zu unterstützen, haben sich Hirsch von Montreal und Carsten vom Online-Merch-Store Merchcowboy etwas einfallen lassen: den Soli-Sampler „Merchcowboy Mixtape Vol.1“. Die Einnahmen kommen vollständig der Initiative #handforahand zugute.

Was steckt dahinter? #handforahand ist ein Solidaritätsfonds, der Menschen in der Veranstaltungsbranche derzeit finanziell unter die Arme greift. Feine Sache. Daher haben sich ganze 16 mit Merchcowboy verbandelte Bands nicht lumpen lassen und einen Song für das „Merchcowboy Mixtape Vol. 1“ beigesteuert.

Mit vertreten sind selbstverständlich Montreal – wenn Bassist Hirsch schon einer der Mit-Initiatoren des Projekts ist … Weitere prominente Namen: Madsen, Donots, Selig, Itchy, Tim Vantol, Antilopen Gang, Royal Republic, Grossstadtgeflüster, Milliarden, Das Pack, Liedfett, KMPFSPRT. Minimum eine Lieblingsband gefunden? Perfekt! Denn völlig wurscht, welche Songs auf dem Sampler sind: Ohne Tontechniker:Innen, Lichtmenschen, Stage Hands, Booker:Innen, Tourmanager:Innen und all die anderen fleißigen Bienchen im Hintergrund hätte niemand ein Konzerterlebnis. Die Band nicht. Die Fans auch nicht.

Also: 12,99 Euro berappen, dat Dingen im Merch-Store Deiner Lieblingsband vorbestellen und die Menschen in der Veranstaltungsbranche unterstützen. Denn am Ende des Tages wollen wir alle wieder auf Konzerte gehen, sobald das machbar ist. Und dafür brauchen wir Leute, die uns und unseren Lieblingsbands das möglich machen. Solidarität rockt!


Merchcowboy

MONOBO SON – Erste Single aus neuem Album

Monobo Son stellen mit „Ottilie“ die erste Singleauskopplung aus ihrem am 05.02.2021 erscheinendem Album „Supersonic“ vor. Mit dem Album wird das 10jährige Jubiläum der Band gefeiert und ist bereits hier hier als CD und auf Vinyl vorbestellbar. Der Song handelt von der Kneipenwirtin Ottilie, die im schummrigen Licht all den Gestrandeten einen (bier)seligen Zufluchtsort bietet.…

BLADED – Viertes Album im August

Bladed heißt das Soloprojekt der norwegischen Sängerin, Komponistin und Produzentin Anita Kaasbøll, die am 28.08.2020 it „The Ballad Of The Hammer And The Nail“ ihr viertes Album veröffentlichen wird. Die Norwegerin wurde von Kritikern als „weiblicher Nick Cave“ beschrieben. Shoegaze trifft auf Artpop und Indierock. Die Künstlerin scheint es geheimnisvoll zu mögen. Keine Webseite, kein…

Do You Wonder About Me?

„Swear I’m good at this!“ Das konnte man anno 2017 als Aufforderung verstehen, und dieser sind wir willig gefolgt. Diet Cig haben sich als mehr als gut auf ihrem damaligen Debütalbum behauptet. Manch Eine/r ist vielleicht schon etwas hibbelig geworden, dass das Duo erst drei Jahre später nachlegt. Zurecht fragen Alex Luciano und Noah Bowman also „Do You Wonder About Me?“ (Frenchkiss Records).

Wer sich also fragt, was in der Zwischenzeit passiert ist: Die Beiden haben das dauerhafte Touren, das ihr Leben seit Bandgründung im Jahre 2014 beherrscht hat, eingeschränkt und sich zum Songschreiben zurückgezogen. Tatsächlich lässt sich der Unterschied erkennen, zwischen den früheren Stücken, die als Live-Versionen auf Konzerten entstanden sind, und dem neuen Material, das ausgefeilter und als „erwachsener“ präsentiert wird. Gutmeinend kann man den Songs mehr Tiefe zuschreiben. Allein, es fehlt die Unmittelbarkeit und frische Energie von dem, was wir bisher von Diet Cig kannten, und das schmerzt.

In Zeiten von „Swear I’m Good At This“ hat die Band ihr Tun noch selbst als „approaching punk with radical softness“ qualifiziert. Dem kommt auf dem neuen Album nur noch „Flash Flood“ nahe. Der Rest ist schlicht zu süßlich geraten. Nun hat Lucianos Stimme an sich schon etwas Püppchenhaftes. Wird sie zusätzlich mir Klavier und leichtfüßigen Melodien („Priority Mail“) unterlegt, gerät es leicht ins Kitschige. Angenehmer und fesselnder sind dann schon die Shoegaze-Parts von „Broken Body“, aber sie bleiben kurze Ausreißer. Der kantige, lautere und auch tanzbare Sound vom Debüt haben der Sängerin und der Band insgesamt besser getan.

Dumm also, dass Diet Cig gerade jetzt ihre Tourtätigkeiten pandemiebedingt nicht wieder aufnehmen können. Die Live-Probe würde den Songs womöglich nachträglich einen raueren Schliff verleihen. So können wir leider unser erfreutes Fazit von vor ziemlich genau drei Jahren nicht wiederholen, dass die Devise des Frühlings nämlich „wild bleiben mit Diet Cig“ lautet. So glatt gebastelt und zurückhaltend, wie „Do You Wonder About Me?“ daherkommt, trägt es eher zum Quarantäne-Koller bei.

 

Diet Cig Homepage
Diet Cig bei Facebook
Diet Cig bei Bandcamp

THE GOVERNORS – Neue Single „Lucid Dreamer“

Die Indie-Combo The Governors aus München meldet sich pünktlich zum Wochenende mit dem Clip zur neuen Single „Lucid Dreamer“. Der Song handelt von Klarträumen, die sicher jeder schon einmal erlebt hat: Du schläfst zwar, das Bewusstsein ist dennoch hellwach und gaukelt Dir vor, dass Du die Handlung Deines Traumes aktiv beeinflussen kannst.  The Governors haben…

Die Sterne

Die Sterne. Das ist Hamburger Schule in Reinkultur, das ist Rebellion der hintersinnigen Art, das ist Poesie, Intellekt und das sind Klänge, die sich weitab vom Gewohnten bewegen, aber trotzdem ein feinsinnig arrangiertes akustisches Zuhause bieten. Von den Gründungsmitgliedern ist nur noch Frontmann Frank Spilker übrig. Umso konsequenter mutet es an, das neueste Werk „Die Sterne“ (PIAS) zu taufen. Manch eineR mag dahinter Egomanie wittern. Doch angesichts der umfangreichen Liste der MitmusikerInnen – darunter das Kaiser Quartett, Düsseldorf Düsterboys und Spilkers langjährige Live-Kumpanen Dyan Valdes und Max Knoth – lässt sich konstatieren: Die Sterne sind inzwischen eine kleine Galaxie, deren Kern Frank Spilker mit seinen Ideen und Gedanken ist.

Für letztere schuf der gebürtige Herforder in zwölf Songs mehr als genug Platz zur freien Entfaltung. Er beginnt vergleichsweise harmlos: Leichtfüßig, sonnig, unbeschwert startet die Platte mit „Das Herz schlägt aus“, einer Ode an das metaphorische Zentrum unserer Emotionen. Spilker arbeitet sich kontinuierlich weiter vor, spielt in „Du musst gar nix“ durch, was wohl wäre wenn jeder alles und nichts tun könnte oder was passieren würde, wenn sich niemand mehr für die Organisation eines Staates zuständig fühlte („Der Palast ist leer“).

Doch dann wird es offen politisch. „Unterschiedlich subtil“, „Das Elend kommt nicht“ und „Die Message“ sind bitterböse, ebenso klug wie feingeistig formulierte Weckrufe. AdressatInnen: diejenigen, die auf dem rechten Auge nach wie vor blind sind. Die Sterne knallen ihnen unverblümt vor den Latz, was gerade passiert:

„Das Elend kommt nicht mit Fackelmärschen // Das Elend kommt nicht mit Kriegsandrohungen // Und es trägt auch keine Springerstiefel // Das Elend kommt nicht in Uniformen oder anderen Sachen, an denen man es erkennen kann // Das Elend kommt mit bunten Fähnchen // Es kommt mit neuen Liedern, die den Gepflogenheiten der Popkultur entsprechen // Und mit neuen schicken Frisuren“ („Das Elend“) 

Zum Ende der Platte hin wird es schließlich mit der düsteren Synthie-Pop-Nummer „Drinks & Love“ und dem sphärischen, von einer Akustik-Gitarre getragenen „Halbvergangener Tag“ ein wenig melancholisch. Ein sehr treffender Ausklang für ein anspruchsvolles Album, das nicht nur inhaltlich die grauen Zellen anregt: Die Sterne gönnen sich musikalisch jede erdenkliche Freiheit und fordern damit ihre HörerInnenschaft heraus. Pop und Easy-Listening-Einflüsse gehen Hand in Hand mit Fuzz-Gitarren, Funk und Disco-Sounds. Spilker und seine MitstreiterInnen kleiden jeden Titel in das passende Gewand, akzentuieren und pointieren sehr subtil, wodurch eine beeindruckende akustische Varianz entsteht.

„Die Sterne“ hält fest, schüttelt durch, rüttelt auf, lädt zum Träumen und Verweilen ein, entführt, bereichert, fasziniert. Da ist schlicht keine Luft nach oben. Punkt.

Bandhomepage

Die Sterne bei Facebook

Die Sterne bei Instagram

Martini Sprite

Feminismus. Nimmt Frau diesen Begriff in den Mund, hat sie die Etiketten frigide, prüde, männerfeindlich und spaßbefreit schneller weg, als sie ihren BH verbrennen kann. Blond lösen dieses Dilemma ziemlich clever, indem sie das vermeintliche Unwort auf ihrem Debüt „Martini Sprite“ (Beton Klunker Tonträger / Rough Trade) einfach nicht in den Mund nehmen – und trotzdem mit doppelter Frauen- und ein-facher Man-Power den Machos und Chauvis dieser Welt fröhlich den Mittelfinger zeigen.

Leichtfüßig auf Synthie-Melodien tänzelnd, gerne mal die Saiten schrammeln und den Bass wabern lassend, brechen Blond kleinere und größere Tabus und weisen allzu erklärungsfreudige Männer, neudeutsch Mansplainer, in ihre Schranken. Stellvertretend für letztere muss „Thorsten“ herhalten. In dem Song rechnen die Schwestern Lotta und Nina Kummer mit all den Kerlen ab, die ihnen weder einen professionellen Soundcheck noch eine selbstbestimmte Kleiderwahl zutrauen. Auch das Thema Menstruation wird nicht ausgespart – schließlich kündigt die sich immer dann an, wenn es überhaupt nicht passt, denn „Es könnte grad nicht schöner sein“. Verflixter Uterus.

Ihren tempogeladenen, hart an den 80ern, Glam Rock und Soul-Rhythmen kratzenden Sound beschrieben Blond einmal treffend als „Las Vegas Glamour“. Der gleichnamige Track hingegen berichtet humorvoll von den Höhen und Tiefen des Tour-Lebens. Überhaupt strotzt „Martini Sprite“ nur so vor Augenzwinkern und (Selbst)Ironie. Die ChemnitzerInnen nehmen sich selbst und das Leben nicht bierernst, finden auch in der ätzendsten Situation noch eine Prise Witz und wissen diese virtuos zu pointieren.

Mit „Martini Sprite“ liefern Blond definitiv ein gelungenes Debut. Die zehn Tracks nebst Intro und Outro sind energiegeladen, gehen mit Druck nach vorne und dürften live den gesamten Saal zum Tanzen bringen. Hier ballen sich Kreativität, Talent und innovative Klänge – bitte mehr davon!

Blond bei Facebook

Blond bei Instagram

VON DISCO UND PAVIANEN – Christinas Highlights 2019

Bevor ich mich unter dem Tannenbaum mit Plätzchen und Lebkuchen mäste um anschließend dem Jahr 2020 entgegenzurollen, haue ich noch schnell meine Highlights aus 2019 raus. Es wird teils skurril, teils kitschig, und ein bisschen verdientes Eigenlob ist auch dabei – so viel sei verraten. Platz 5: Royal Republic, „Club Majesty“ „I’m a fire-fireman and…