Schlagwort: Grunge

Deuce Ex Machina

Pabst hatten vielleicht eine der schönsten Ideen, mit dem ausfallenden Festivalsommer umzugehen. Sie haben sich mit jedem einzelnen Song ihrer neuen Platte „Deuce Ex Machina“ (Ketchup Tracks) und per Green Screen auf verschiedene Festivalbühnen gebeamt. Man kann wehleidig werden, wenn man sich den „PABST’s Virtual Festival Summer“ anschaut. Oder – besser – halt einfach abrocken, als gäbe es kein Morgen mehr.

Denn das ist die eigentliche Mission der Band aus Berlin, und die verfolgt sie auch mit ihrem zweiten Album fast orthodox. Übertreibung? Da reicht es, in den Opener reinzuhören. „Machina“ klingt so gar nicht nach Maschine, sondern nach guter alter Handarbeit, nach Blut, Schweiß und Tränen. Die Spezialität des Trios sind erdige Rocktöne, die gerne noch aus der analogen Zeit vor 50 Jahren stammen könnten. Allerdings, wenn der Song zur Mitte hin an Tempo zunimmt, kommen auch Pabst auch im 21. Jahrhundert an. Mit „Ibuprofen“ sollten auch die partyerprobten Kids von heute was anfangen können.

Überhaupt trifft die Band zwischen den Zeilen und in ihren Videos die Ästhetik ihrer Generation Y. Zur Musik ihrer Eltern vermitteln sie uns ein Gefühl zwischen Allwissen, Fatalismus, Verlorensein, Alles-zu-verlieren-haben, Provokation und konsequentem Grenzenüberschreiten „Throw me away, all over the place / I’m useless scum“ oder „This city is no place for losers like us / This city’s got no skyline“ – sind das Hilferufe oder Posen?

Wirklich entscheiden müssen sich weder die Band, noch die Hörer. Mit „Deuce Ex Machina“ kann man sich dank fuzzigen und wüstigen Tunes erden lassen. Oder auf leicht psychedelischen und noisigen Lo-fi-Klängen abheben. Pabst lieben Gitarren und mehr noch, wissen damit umzugehen. Das Produktionstalent trägt sein Übriges dazu bei, Seventies-Rock, Grunge und das Timbre der Millennials in ein funktionierendes Ganzes zu fügen.

Vom verträumten „Wish.Com“ versöhnlich gestimmt, lässt sich als Fazit feststellen: Ist doch schön, wenn sich hier die Generationen treffen – und verstehen. Noch schöner ist, dass Pabst nicht im Überangebot und Mittelmaß der heutigen Zeit untergehen. Wem sich „Deuce Ex Machina“ nicht dauerhaft in Hirn und Herz einnistet (was sehr unwahrscheinlich ist), bei dem macht es mindestens einen mächtigen Eindruck.

 

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Fleet Union

Grief, Roses & Gasoline

Tour abgesagt, Albumrelease verschoben. Das Schicksal und Corona meinten es nicht gut mit „Grief, Roses & Gasoline“ (Noisolution), aber jetzt gibt es kein Halten mehr. Die Hathors melden sich zurück.

Das Album markiert quasi den Neustart der Schweizer Band. Gitarrist und Sänger Marc Bouffè holte sich mit Dominique Destraz am Schlagzeug und dem Bassisten Marco Naef neue Kollegen ins Boot. Der Sound ist weiterhin old-schoolig: Grunge trifft 80er Hardrock trifft Noise, aggressive und vorpreschende Klänge werfen teils nur so mit Theatralik um sich. Wer Bands wie Sonic Youth mag, ist hier sicherlich gut beraten. Das Trio aus Winterthur rockt, psyedelisiert und grunget, dass es eine wahre Freude ist. ‚Where Were You?‘ fragen die Hathors im Opener und pflügen mit viel Groove durch Post-Punk und Grunge, werfen ein paar Retro-Vibes in den Tank und cruisen lässig durch die folgenden zehn Tracks.

Nach dem Vor-Vorgänger „Brainwash“ war es das Ziel der Schweizer, die rohe Kraft ihrer Live-Gigs auch auf den Alben herüberzubringen. Das hat mit „Panem Et Circenses“ vor drei Jahren schon ganz gut funktioniert und wird mit „Grief, Roses & Gasoline“ hervorragend fortgeführt. Egal, ob teils sehr aggressive Tracks wie ‚Sleepwalker‘ oder das groovende, relaxte ‚The Valley‘: Die Hathors überzeugen mit griffigem Songwriting und druckvollem Sound, der insbesondere auch live wieder richtig fett aus den Boxen kommen dürfte. Man kann nur hoffen, dass es bis dahin nicht mehr lange dauert. 

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HATHORS – Neuer Videoclip und Konzertstream

Die Hathors aus der Schweiz melden sich mit einem neuen, vierten Album zurück. Eigentlich sollte „Grief, Roses & Gasoline“ bereits im April erscheinen, ist jetzt aber auf den 22. Mai verschoben worden. Dafür kündigt das Trio aus Winterhur das bevorstehende Release jetzt mit einer weiteren Single an: Schon der erste Track “Where Were You” hat…

PEARL JAM – Vier Konzerte für Sommer 2020 angekündigt

Einen Monat, dreizehn Shows: Die Grunge-Giganten Pearl Jam sind zurück in Europa. Erstmals seit 2000 sind die Herren um Eddie Vedder in Zürich und erstmals seit 1992 in Frankfurt zu sehen. Weitere Konzerte finden in Berlin und Wien statt. Dabei haben die Alternative-Rocker immer namhafte Special Guests – mal die Pixies, mal die Idles und…

ALTER BRIDGE – Fotoreport aus Zürich

Alter Bridge machten auf ihrer „Walk the Sky“ Tour Station in Zürich. Die Halle 622 war ausverkauft, und eine souverän aufspielende Band der Extraklasse wusste zu begeistern. Besonders die drei Gitarren und die überragende Stimme von Miles Kennedy hinterließen einen bleibenden Eindruck. Seit 2004 gibt es Alter Bridge, aber deren Wurzeln reichen fast weitere zehn…

WHEEL – Finnische Prog-Metaller auf Tour im Februar

Im Zuge ihres Debütalbums „Moving Backwards“ (Odyssey Music Network) kündigen die Progressive-Metaller Wheel nun ihre Headline Tour in Deutschland, Österreich und der Schweiz für Februar 2020 an. Ihr beachtenswertes Debütalbum „Moving Backwards“ stellt eine unverkennbare Collage aus Progressive Rock, Grunge und Filmmusik dar, was zum Teil in Tool-esque Meisterwerke ausufert. Lest hier auch unser Interview…

THE COLOR BLEW – Exklusive Single-Premiere der südafrikanischen Alternative-Rocker

The Color Blew, ein junges Alternative-Rock-Quartett aus Johannesburg bringt ein Live-Video flankierend zum zweiten Album „Light Switch“, das am vergangenen Freitag erschienen ist. Wir freuen uns sehr, euch ‚The Man‘, ein politisch aufgeladenes Stück Alternative-Rock mit 90er-Vibe exklusiv für den deutschsprachigen Raum präsentieren zu dürfen! „Light Switch“ ist ab sofort erhältlich auf Spotify, Apple Music…

MUDHONEY – Digitaler Müll zum Frühstück

Im vergangenen Jahr haben Mudhoney ihr zehntes Album ‚Digital Garbage‘ veröffentlicht. Am 20. September schieben sie nun ‚Morning In America‘ nach: eine 7-Song-EP mit Tracks, die während der Album-Sessions letztes Jahr entstanden sind. Zu den Tracks gehören ‚Let’s Kill Yourself Live Again‘ (eine alternative Version von ‚Kill Yourself Live‘ und der Bonustrack für die japanische…

J MASCIS covert TOM PETTY-Klassiker ‚Don’t Do Me Like That‘

J Mascis hat ein Cover des Tom Petty-Klassikers ‚Don’t Do Me Like That‘ geteilt. Welche weiteren Kollegen der Dinosaur Jr.-Sänger so schätzt, kann man derzeit im australischen Radiosender Double J hören. Hier moderiert J Mascis im Laufe des Monats April jeden Sonntag (EU: Samstag) Abend die ‚Artist in Residence‘-Show. Seine erste Playlist enthält Alben von…

Black Jesus And White Lines

Langsam dümpelnde Doomriffs laden ein zum gepflegten Kopfnicken. Darüber liegt eine markante Sologitarre, während das Schlagzeug im Hintergrund scheppert. Knarzig-schwerer Gesang druchbricht die in den Songs oft eingesetzten Samples und verbreitet düstere Stimmung. Soundgarden-ähnlicher Grunge trifft auf eine geballte Ladung verzerrten Psychedelic-Rock mit schwerer, tiefergelegter Stonerdoom-Attitüde.

Calma sind ein Quartett aus Hamburg und legen mit „Black Jesus And White Lines“ ihr Debütalbum vor, das beim Kultlabel Kozmik Artifactz gleich auf Vinyl erscheint. Für ein Debütalbum geht die Scheibe sehr direkt und durchaus zielgerichtet nach vorne und überzeugt durch geschicktes Songwriting und genug Abwechslung, um den anspruchsvollen Stoner bei Laune zu halten. Sechs Songs haben die vier Hamburger Jungs auf die Scheibe pressen lassen und können damit durch die Bank weg überzeugen. Richtig gut gefallen die immer wieder eingestreuten Kapriolen der Solo-Gitarre, mit denen die Hamburger zeigen, dass sie bei allen großen Vorbildern auch jetzt schon auf Eigenständigkeit und viele eigene Ideen setzen. „Black Jesus And White Lines“ lädt damit auch gleich zum wiederholten Hören ein, denn es gibt viel darauf zu entdecken.

Das Quartett erfindet das Genre nicht neu, bewegt sich aber sicher im ausgeloteten Terrain. Damit sind die Grundsteine gelegt. Wir behalten Calma definitiv im Auge, denn nach diesem Debüt wird die Band ganz sicher ihren Weg gehen.