Schlagwort: Gothic Rock

THE DAMNED – Darkadelic

Welche Band auf eine 48jährige ununterbrochene Historie zurückblicken kann, die werfe den ersten Stein. Oder so. The Damned stehen über solchen Dingen, sie machen einfach Musik, die ihnen gefällt, die sie für relevant halten. Schaut einer auf die meist ausverkauften Konzerte, fahren sie mit dieser Einstellung sehr gut. Dies ist auch das Pfund, mit dem…

THE ABBEY – Word Of Sin

Im Augenblick scheinen die Skandinavier mal wieder aus allen Rohren zu feuern. Nach dem sensationellen Debüt von Die Oberherren folgt mit The Abbey (Season of Mist) gleich der nächste Streich. Auch wenn es musikalisch in eine etwas andere Richtung geht, gibt es doch einige Ähnlichkeiten zwischen den beiden Alben. Bestimmte Momente erinnern aneinander, es handelt…

Strength


Das Schöne am „Weltschmerz“ ist seine Ambivalenz: Seine Bedeutung ist konkret und abstrakt zugleich. Außerdem kann dieses Gefühl sowohl negativ als auch in einer Art positiven Melancholie empfunden werden – und das nicht nur in Deutschland! Denn durch den Einzug des Wortes in andere Sprachen wird es weltweit verstanden. Besonders emotional wird es immer dann, wenn er wie bei Unto Others in den Mittelpunkt von Musik gerückt wird. Auf „Strength“ (Roadrunner) wollen sie mit ihm nämlich den Erdenball erobern.

Vorweg sei aber gesagt, dass Unto Others keine Unbekannten sind. Bis 2020 hatten sie unter dem Namen Idle Hands eine EP sowie ein im Underground vielbeachtetes Album namens „Mana“ herausgebracht. Aufgrund markenschutzrechtlicher Probleme musste sich die aus Portland stammende Band jedoch umbenennen. Deswegen erscheint ihr Zweitlingswerk „Strength“ unter neuem Bandnamen.

Musikalisch setzen sie ihre eingeschlagene Richtung jedoch konsequent fort. Klassischer Hard Rock und Heavy Metal amerikanischer Prägung treffen auf Gothic und 80er-Jahre-New-Wave. Obwohl die Mischung im ersten Moment vielleicht altbekannt klingen mag, ist der Sound von Unto Others überraschend frisch. Trotzdessen der Opener „Heroin“ überraschend heftig daherkommt, zieht er einen direkt in die dunkle Sphäre des Weltschmerzes hinein. Bis zum Ende der 46 Minuten wird man auch nicht mehr ausgespuckt, sondern immer tiefer hineingetrieben. Nicht zuletzt das düstere Riffing und der sich durch das ganze Album als Trademark ziehende Hall beim Gesang von Gabriel Franco sorgen dafür. Selbst härtere Passagen schaffen es dadurch, eine gewisse Ruhe auszustrahlen.

Dass „Strength“ nicht langweilig wird, liegt vor allem an den kleinen Nuancen, die immer wieder für Abwechslung sorgen. „No Children Laughing Now“ überrascht mit flirrenden Black-Metal-Gitarren, während bei „Destiny“ die Double-Bass stimmungsvoll eingesetzt wird. Mit einem Song wie „Why“ kommt die rockige Seite der Band nicht zu kurz. Generell scheint ihnen trotz ihres durchaus vorhandenen Pop-Appeals die Gitarrenarbeit wichtig zu sein, wie vor allem die regelmäßig auftauchenden äußerst melodischen Gitarrensoli immer wieder beweisen.

Das Quartett nimmt sich jedoch ebenfalls die Zeit, Songs zu entwickeln. „Hell is for Children“ und die fantastische erste Single „When Will Gods Work Be Done“ sind hierfür die besten Beispiele. Vom ruhigeren oder New-Wave-lastigen Beginn bauen sie sich zu sich zu echten Rock- und Metal-Gewittern auf.

Unto Others kreieren eine überraschend distanzierte Atmosphäre, von deren tiefgründigem Weltschmerz jedoch kaum ein Lossagen möglich ist. Gepaart mit größtmöglicher musikalischer Ausgefeiltheit bieten sie eine Mischung aus Metal, Rock, Gothic und New Wave, die auf diesem Niveau schon lange nicht mehr zu hören war. „Strength“ gehört auf jeden Fall zu den spannendsten Alben 2021.

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CELLAR DARLING – Video zu neuem Song „DANCE“

Schon vor einigen Wochen veröffentlichten Cellar Darling ihr neues Stück „DANCE“ über die mysteriöse Tanzwut von 1518, ein elfminütiges Mammutprojekt, das mehr Ähnlichkeiten mit einer keltischen Prog-Sinfonie denn mit einem herkömmlichen Rock-Song hat. Ebenso mutig und visionär beschreitet das Trio aus Anna Murphy, Merlin Sutter und Ivo Henzi jetzt auch aus bildlicher Sicht neue Wege:…

Dreams Of The Deep

Kein Label. Keine Promo. Keine Tour. Nichts. Nur ein Youtuber. Einer, der Musik macht seit er Teenager ist. Keine Regeln, keine Verpflichtungen. Er verkauft seine Alben über Bandcamp, über seinen youtube-channel und das wars. Im Endeffekt könnte das eine zukunftsträchtige Musikbusinessvision sein. Aber weg von der Politik, hin zur Musik.

Man muß die Band kennen – per Empfehlung. Mund-zu-Mund-Propaganda. Aber dann kann es passieren, dass es einen erwischt. Wie war das bei Liberace? „Zu viel des Guten ist wundervoll“. Genau nach diesem Motto released Aviators Alben – alle 9 Monate. Man kann das abonnieren wenn man will – noch so eine schicke Idee.

Und was ist das für Musik. Musik, die einen in dunklen Stunden glücklich macht, egal wie dunkel sie sein mögen. Er haut alles in seine Musik, was es gibt, was er hat, was ihn beschäftigt. Ja, sehr viel Fantasy, Videospiele, Bücher, Serien, Filme. Mal ist es einfach eine Reflektion über das Kino, über Fiktion – unterlegt mit Musik, die eine seltsamstmögliche Schnittmenge aus Miami Vice, Kiss From A Rose, Gothic, cinematischer Breitwand, John Carpenter, Stranger Things und Computerspielscore darstellt.

Einige Stücke sind eher voll mit Drive – andere sprühen ganz liberacemäßig über vor Kitsch, dass es eine Freude ist. Das ist Musik zum Dahinschmelzen. Viel Percussion, Effekte, durch und durch von Intensität durchdrungen, auch wenn es fast ausschließlich Synthis sind, die man zu hören bekommt.

Auf dem neuesten Album „Dreams Of The Deep“ beschäftigt Aviators sich mit H.P. Lovecraft. Das Album ist ebenso ein Konzeptalbum wie alle anderen Alben davor – es lohnt sich, bei Bandcamp die Alben durchzugehen und zu schauen, ob es Themen gibt, die einen besonders interessieren. Das neue Album spielt aufgrund der Thematik mit mehr düsteren Elementen als früher, es gibt massive Gitarren und Hommagen an die Musik der Gruselfilme aus den 70ern und 80ern. Kitschig mit vielen Glocken und Bombast ist es trotzdem immer noch.

Wer in der momentanen Situation Musik zum völlig darin auflösen, verschwinden, hinvongleiten sucht, kann sich den gesamten Bandkatalog mit über 60 Releases für gerade mal 80 Dollar zulegen und sich darin verlieren. Ansonsten seien als Anspieltipps das unglaubliche „Summon The Choir“ genannt – oder, wer es besonders kitschig mag, darf sich „Let There Be Fire“ anhören. Das ist zwar vom vorherigen Album, zeigt aber, wer Aviators ist und was er tut. Und das ist einfach unglaublich gut.

 

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CREMATORY – Musikvideo zu „Like The Tides“

Creamtory haben ein Musikvideo zur ihrer Coverversion von „Like The Tides“ herausgebracht. Der Song stammt ursprünglich von der 1990er Jahre Synthie-Pop-Band !distain. Die deutschen Gothic-Pioniere hatten sich das Lied für ihr aktuelles Album „Unbroken“ (Napalm) zu eigen gemacht und zu einer Ballade umgeformt. BandhomepageCrematory bei FacebookCrematory bei InstagramFoto: Stefan Heileman

ERIC CLAYTON & SAVIOUR MACHINE – Eine Zeitreise von 1992 bis 2020

Die Geschichte der christlichen Gothic-Rock-Pioniere Saviour Machine ist zu großen Teilen die Geschichte von Sänger und Frontmann Eric Clayton. 1993 steht die 1989 gemeinsam mit seinem Bruder Jeff Clayton (Gitarre) gegründete Band mit ihrem Debütalbum an der Schwelle zum großen kommerziellen Durchbruch. Der Bandname ist vom gleichnamigen Song von David Bowies Album „The Man Who…

ERIC CLAYTON – Von Narben, Baseball und langen, deutschen Wörtern

Jahrelang war er und damit seine Band von der Bildfläche verschwunden. Manch ein Rockmusik-Liebhaber fragte sich: „Was ist eigentlich aus Eric Clayton und den fantastischen Saviour Machine geworden? Gibt es die noch?“ Selbst die engsten Fans erfuhren beinahe ein Jahrzehnt so gut wie nichts über den Status der Band, die Anfang der 90er ihrer Zeit…

Kennt ihr schon … GUILLOTINE DREAM?

Der englische Musiker Ian Arkley ist ein altgedienter Veteran der Metalszene auf der Insel. Metalheads jenseits der 40 kennen ihn möglicherweise noch von Paramaecium, Ashen Mortality oder Seventh Angel. In den letzten Jahren war er als Gitarrist und Sänger der Gothic-Doom-Deather My Silent Wake überaus aktiv, auch dieser Tage erscheint ein neues, experimentelles Album sowie…

A Thousand Scars

Sehr, sehr selten passieren Dinge, mit denen niemand mehr gerechnet hat. Womöglich nicht einmal Eric Clayton selbst, der neunzehn Jahre nach Saviour Machines „Legend III.I“ (dem letzten Teil der unvollendeten Legend-Trilogie) ein neues Solo-Album herausgebracht hat. Was hat der Poet mit dem warmen Bariton in dieser langen Zeit gemacht? Genau das und mehr ist die Geschichte von „A Thousand Scars“. Dieses Werk ist nicht „einfach nur eine Geschichte“, sondern eher eine Art mitreißende, autobiographische Rock-Oper in 15 Akten. Sehr intim, wunderbar poetisch erzählt, emotional, tiefgründig, mutig und wahrlich beeindruckend.

Ist „A Thousand Scars“ ein Saviour Machine Album? Nein! Klingt es wie Saviour Machine? Nun, es klingt so sehr nach Saviour Machine, wie Clayton ein Teil von Saviour Machine war. Zumal auch sein Bruder Jeff, Gitarrist bei Saviour Machine, bei vier Songs auf dem neuen Werk beteiligt war. Wo Saviour Machine von Bombast geprägt waren, setzt das Solo-Album allerdings auf sprichwörtlich leisere Töne – ohne dabei weniger packend, dicht und emotional zu sein.

Getragen ist das ganze Werk (natürlich) von Claytons vielseitiger, ausdrucksstarker Stimme, die bei aller Wichtigkeit und Qualität der Instrumentierung stets im Vordergrund steht. Mit dieser trägt er die biografischen Akte in seinen persönlichen, metaphorischen Lyrics vor, für die er auch bei Saviour Machine stand und steht. Die sind düster und metaphernreich, aber auch hoffnungsvoll. Die Songs als Ganzes sind stilistisch vielfarbig und doch homogen. Sie klingen „irgendwie“ nach Saviour Machine, sind aber weniger Metal als „Saviour Machine I & II“ und (musikalisch) weniger dramatisch als „Legend“. Die Beschreibung „balladesk“ trifft die einzelnen, natürlich im Rock verwurzelten Songs auf „A Thousand Scars“ wohl am Besten. Streicher, Chöre, Synthesizer- und Piano-Elemente tragen dazu einen großen Teil bei.

Der Album-Opener ist „The Space Between Us“. Die wunderbar eingängige Melodie legt den hoffnungsvoll-versöhnlichen Grundstein für eine Geschichte, die viele düstere Aspekte hat. Fazit: Letztlich ist es die Liebe zu sich selbst und anderen, die einen mit sich selbst und anderen versöhnen. Den Album-Abschluss macht „The Greatest of These“, das in Anlehnung an die Bibel ebenfalls auf die Liebe verweist: „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese Drei, aber die Liebe ist die Größte unter Ihnen.“ (1. Kor 13,13). Der gospelige Song erinnert zudem vom Aufbau und der Spannungskurve an die beiden großartigen Titel „Love Never Dies“ und „Jesus Christ“ von Saviour Machine.

Eingerahmt von diesen beiden „Säulen der Liebe“ gehen die dreizehn Lieder dazwischen ans Eingemachte. Sie blicken schonungslos und mutig auf die düsteren, häßlichen Episoden in Claytons Lebensgeschichte und seiner Sozialisation bis zurück in seine Kindheit („Where It Starts“, „A Man’s Heart“). Perfektionismus, Machtmißbrauch, intergenerationale Gewalt („In the Lines“), Selbstzweifel und -zerstörung („Lacerations“), Ängste („Chasing Monsters“), Depression, Indoktrinierung durch Kirche, Medien und Konsumgesellschaft („Initiated“, „American Whore“) und einiges mehr. Diese Geschichte ist zutiefst menschlich und berührend. Das Wunderbare an all dem ist, daß Clayton seine Dämonen besiegt hat, wie er im wunderbaren „New Man“ besingt:

When all the world was broken
And all the love had slipped away
When madness claimed the faithful son
The new man took his place.

Then all my dreams were shattered
Then all my hope was lost in vain
Then all my ashes gathered
And the new man, he remained.

Dieses Album muss man in einem gemütlichen Sessel über Kopfhörer, mit den Texten auf dem Schoß anhören. Wer sich mit dem entsprechenden Einfühlungsvermögen und Aufgeschlossenheit darauf einlässt, geht mit Eric Clayton auf eine Reise durch dessen Seele. Und das ist mehr als Musik. Das ist eine spirituelle Erfahrung.

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