Schlagwort: Alternative Rock

FHEELS – Single aus Debüt-Album thematisiert Tabu-Thema

Es heißt korrekt „Mensch mit Behinderung“ und nicht „Behinderter“. So soll auch sprachlich klargestellt werden, dass die Person und nicht die Einschränkung im Vordergrund steht. Manchmal bleibt Betroffenen aber gar nichts anderes übrig, als diese Eigenschaft und die damit verbundenen Vorurteile ausdrücklich zu thematisieren. Die Hamburger Rockband FHEELS singt in ihrer neuen Single „Sharp Dressed…

JUNGER – Debüt-Album kommt im Februar

Das österreichische Quartett Junger veröffentlicht mit „Kein Land in Sicht“ ihr Debüt-Album. Es handelt sich bei der Truppe -trotz Erstveröffentlichung- nicht um Jungspunde, sondern um gestandene Männer mitten in den Vierzigern. Tatsächlich handelt es sich nicht einmal um die erste Scheibe der Gruppe. Unter verschiedenen anderen Namen und wechselnden musikalischen Ausrichtungen spielen sie bereits seit…

Grunge Locomotive

Regen in der Wüste? Oder doch eine stampfende, tonnenschwere Dampflokomotive? Der Opener heißt Desert Rain, die Band Desertrain, das Album „Grunge Locomotive“ (Grimond). Das klassisch besetzte Quartett aus Wroclaw in Polen hat sein Debütalbum in der Heimat bereits im Jahre 2020 veröffentlicht und ist in der dortigen Grunge- und Stoner-Szene nicht mehr ganz unbekannt. Nach dem üblichen Virus-Break nimmt die Band jetzt neu Anlauf, und „Grunge Locomotive“ erscheint jetzt auch bei uns.

Das Debüt von Damian Kikola (Gesang), Piotr Piter Bielawski (Gitarre), Szymon Sajmoon Makowiecki (Bass) und Lukasz Roman Romanowski (Drums) ist durchaus mit der auf dem Cover abgebildeten schweren Lok vergleichbar: Stampfend, rüttelnd, voranpreschend. Desert Rock und Stoner treffen Grunge, und wer auf Soundgarden oder Alice In Chains steht, wird hier schon mal nicht schlecht bedient. Das ist nicht wirklich neu – okay, aus Polen hat man diesen Sound bisher nur selten gehört, zugegeben – aber macht durch die Bank weg Spaß. Frontman Kikola überzeugt mit einer rauen, passenden Stimme, und insbesondere die Gitarre setzt immer wieder schöne Akzente mit viel Kraft und Spielfreude. Dabei ist festzustellen, dass die erste Hälfte des Albums alle potentiellen Hits enthält und gegen Ende die Luft ein wenig ausgeht. Der Opener ‚Desert Rain‘ (diesmal wirklich der Regen!) groovt sich schnell ins Ohr, und das folgende ‚White Moon‘ sorgt für orgentlich Stimmung mit leicht psychedelischen Tendenzen.

Im letzten Drittel schwächelt die Platte etwas, und der über neun Minuten lange Track ‚No Name Moment‘ besticht zwar mit wuchtigten Bässen und waschechter Stoner Attitüde, weiß aber nicht so recht, wohin er eigentlich will. Nicht falsch verstehen: alle Tracks machen Laune, grooven und trotzen nur so von purer Spielfreude. Aber wenn das Album sein Ende erreicht hat, bleiben manche Stücke eben nicht unbedingt im Gedächtnis. Aber dennoch: die vier Polen haben ein spannendes Debüt erschaffen, und gerade die erste Handvoll Songs zeigt, dass hier viel Potential steckt. Die Grunge Lokomotive mit ihrem ganzen Zug ist noch lange nicht abgefahren, sondern setzt sich jetzt erst richtig in Bewegung. Wir sind gespannt auf mehr!

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God Of Spinoza

Große Gefühle, Schweiß, Ekstase, ein Höhepunkt nach dem anderen. Wir reden hier nicht vom Sex, sondern vom neuen Daily Thompson Album „God Of Spinoza“ (Noisolution). Wenn man aber bei dem Vergleich bleiben möchte: das Cover des fünften Studioalbums der Dortmunder Band trügt. Es geht hier nicht um Blümchensex.

Der jüdisch-niederländische Philosoph Baruch de Spinoza ist Namensgeber des Albums, dessen Titel sich auf das Albert Einstein-Zitat bezieht, er glaube nur an „Spinozas Gott“. Das Dortmunder Trio beschäftigt sich aber nicht nur mit Religion und Philosophie, sondern in erster Linie mit dem Musikmachen. Herausgekommen ist eine musikalische Zeitreise zurück in die 90er Jahre. Sonic Youth trifft auf die Pixies, Grunge und Alternative begegnen immer noch vorhandenen Elementen des psychedelischen Stoner-Rocks. All das und noch viel mehr ist „God Of Spinoza“ geworden. Ein ungewöhnlicher Titel für einen ungewöhnlichen Song für ein ungewöhnliches Album.

Das Album ist ohne jeden Zweifel das bisher reifste Werk der dreiköpfigen, nach dem britischen Zehnkämpfer Daily Thompson benannten Formation. In der Besetzung Gesang, Gitarre, Bass und Schlagzeug legen Danny Zaremba, Mercedes Mephi Lalakakis und Matthias Glass acht Songs vor, die sich stilistisch auffallend von der Musik des Vorgängers abheben. Die fuzzigen Stoner-,  Spacerock- und Psychedelic-Attitüde treten etwas in den Hintergrund, präsenter werden nun Noise, Desertblues, und ganz besonders der 90er Grunge. Der Opener ‚Nimbus‘ verschwindet nicht in selbigem, sondern schlägt gekonnt die Brücke zwischen den eher psychedelischen Tönen des Vorgängers und dem Alternative Rock der neuen Platte. ‚Cantaloupe Melon‘ wirkt fast schon progressiv mit seinen wechselnden Stimmungen von zart und zerbrechlich bis hin zum aggressiven Höhepunkt mit dem wechselseitigen Gesang. Das stylische ‚Golden Desert Child‘ hingegen bezaubert das Stoner-Herz mit groovendem Desert-Blues.

Daily Thompson haben auf „God Of Spinoza“ ihre bisher stärksten Melodien geschrieben. ‚Midnight Soldier‘ hat nicht nur eine tolle Hookline, sondern auch treibende Gitarrenriffs, die zum Nackenschütteln einladen. Und dann sind da ja noch ‚Songs wie ‚Muaratic Acid‘ und ‚I Saw Jesus In A Taco Bell‘, für uns die beiden Highlights der an Höhepunkten nicht armen Platte. Um zum eingangs erwähnten Sex zurückzukommen: Daily Thompson schütteln und die ganze Nacht hindurch. Das sind nicht nur große Gefühle, das ist auch treibende Ekstase. „God Of Spinoza“ ist  musikalische Lust und Soundtrack für innige Begegnungen und vermutlich eines der ganz großen Genre-Sterne dieses Jahres. Blumen für Daily Thompson und ein dickes Dankeschön!

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Ambition Freedom

Heavy, stoned, angejazzt, überraschend, fast schon progressiv, all das und noch viel mehr ist „Ambition Freedom“ (Drabant Music), das neueste Werk von Thulsa Doom. Die 1999 gegründete Band (nach Auszeit und Rückkehr des Sängers immer noch in Originalbesetzung) ist schon lange eine große Nummer im heimischen Norwegen. Benannt nach dem Bösewicht in Robert E. Howards Conan bzw. Kull Geschichten haben die fünf Bandmitglieder lustige Namen wie Papa Doom, El Doom oder auch Doom Perignon.

Musikalisch wurde die Band aus Oslo beeinflusst durch die frühen Black Sabbath oder auch die Stoner-Rocker von Kyuss, man wird aber auch ein wenig Thin Lizzy oder frühe Deep Purple entdecken. Auf „Ambition Freedom“ kommen zusätzlich Einflüsse aus dem Jazz und Psychedelic Rock hinzu. Heavy Rock trifft Classic- und Stoner-Rock trifft nordisch-unterkühlten, aber ausgesprochen groovenden Alternative. Dabei schwingen oft 70er Jahre Attitüde mit, so im Opener ‚Endless, Unless‘. Zwischendurch wird es fast schon poppig mit dem energiegeladenen ‚Man With Ambition‘. Der Song ‚Die Like An Aviator‘, ein heimliches Highlight des Albums, das durch die Bank weg mit starken Songs aufwartet, hat einen ganz starken Refrain, der Erinnerungen an schwedischen Hard Rock weckt, aber auch mit jazzigen Parts aufwartet, die der Platte an dieser, aber auch an vielen anderen Stellen eine ganz besondere Note geben. Besonders spannend sind ohnehin die kleinen Details am Rande: Hier eine Slide Guitar, dort orgelnde Keys. Kleine Akzente lockern den schweren Rock auf und sind begeisternde Zeugen von großartigem Songwriting.

Bei manchen Titeln denkt man sich beispielsweise am Anfang, dass man genau weiß, was als nächstes kommt. Doch weit gefehlt! Das norwegische Quintett überrascht immer wieder mit dem Bruch sämtlicher Konventionen, mit unerwarteten Effekten auf den Vocals und einer dichten, modernen Produktion. Das Ergebnis: Acht faszinierende Songs, ein starkes Album für alle Heavy-Rock-Freunde.


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DAILY THOMPSON – Neues Album und Tour im Dezember

Daily Thompson melden sich am 03. Dezember mit ihrem neuen Album „God Of Spinoza“ zurück. Die Dortmunder legen auf dem neuen Album den Schwerpunkt weniger auf die spacigen Psychedelic-Sounds des Vorgängers, sondern liefern überwiegend 90er Alternative-Rock, Grunge und natürlich jede Menge Überraschungen ab. Wer die Pixies oder Dinosaur jr. mag, sollte sich den 03. Dezember…

BIFFY CLYRO – Neue Platte im Oktober und zweite Single (Update)

Es ist noch gar nicht so lange her, da haben Biffy Clyro mit „A Celebration of Endings“ ein neues Album herausgebracht. Dass es zeitnah einen Nachfolger geben würde, pfiffen die Spatzen bereits von den Dächern. Nun ist es offiziell. Mit „The Myth of the Happily Ever After“ wird ein neuer Longplayer bereits am 22. Oktober…

Apparatschik

Ein in schwarz und weiß gehaltenes Art-Noir-Albencover macht Lust auf „Apparatschik“ (Augeil Records / Noisolution) , einem musikalischen Gruß aus Zürich. Nach einigen EPs und dem 2019er Album „Gourrama“ legen The Shattered Mind Machine mit „Apparatschik“ ihren neuen Longplayer vor.

Das Schweizer Trio wurde vor sechs Jahren gegründet und besteht aus Simon Fehr (Gitarre und Gesang) sowie Kaya Guggenheim am Schlagzeug und Simon Hirzel am Bass. Diese Besetzung hört sich zunächst nach klassischem Rock an, doch wer die EPs schon kennt, der weiß, dass diese Maschine zwischen den Genres kreuzt. Alternative (Post)Rock trifft auf klassischen und Post Punk, trifft a Wave und Stoner Rock. Das wird mal psychedelisch, mal poppig, mal fühlt man sich an The Cure erinnert, mal an Szenebands wie Coogans Bluff (abzüglich der Bläser) oder Daily Thompson. Die Songs bleiben dabei bis auf zwei Ausnahmen im Vierminutenbereich überraschend kurz (aber hey, es ist ja auch Punk!) und schraddeln irgendwo zwischen zwei und drei Minuten. Schade eigentlich, denn das Songwriting ist überwiegend so gut, dass man gerne mehr beziehungsweise länger gehört hätte.

Viel mehr gibt es aber auch gar nicht zu meckern. The Shattered Mind Machine überzeugen mit griffigen Kompositionen, wabernden, ziemlich psychedelischen Gitarren und tadelloser Gesangsarbeit, welche die teils philosophischen Texte gut herüberbringt, sei es nun im treibenden Opener ‚Paper‘ oder im etwas leichteren, fast schon poppigen ‚Josaphat‘. Richtig gut, wenn auch sehr kurz: der Titelsong und das vorangehende ‚Anyway‘, die Höhepunkte der Platte, welche die Härteschraube etwas anziehen und leicht noisige Soundscapes aufbauen. ‚Mosquitos‘ groovt und bleibt auch nach dem Ende noch lange im Ohr. Und der geneigte Hörer wird nach dem Ende der Platte nicht lange zögern und sich das Ganze noch einmal von vorne anhören. So muss das sein.

Das Albumcover mag nur schwarz und weiß sein, aber die Musik der Shattered Mind Machine hat viele Farben, viele Formen.

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THE BEAT-HELLS – Eine WhatsApp später…

Es kann schon mal vorkommen, dass einen die kleinen aufpoppenden Textnachrichten völlig unverhofft herausreißen und zum Grinsen bringen. Im Falle von Sibbi Hafner aber auch zu einer neuen Band. Denn genau so wurde die Idee zu The Beat-Hells geboren. Was eineinhalb Jahre später dabei rauskommt, wenn man eine Band ohne Drummer gründet, Songs der Beatles…