Ob es auf dem Saturn Wölfe gibt, darf angezweifelt werden. Sicher ist aber, dass die Band Wolves Of Saturn mit „The Deserts Echo And The Peyote Delusion“ (Clostridium Records) ein spannendes Album vorlegt, das mindestens genauso interessant ist wie sein außergewöhnlicher Titel. Das Trio aus Dresden nahm sein Debütalbum in einem angemieteten Bunker aus dem…
Im Augenblick scheinen die Skandinavier mal wieder aus allen Rohren zu feuern. Nach dem sensationellen Debüt von Die Oberherren folgt mit The Abbey (Season of Mist) gleich der nächste Streich. Auch wenn es musikalisch in eine etwas andere Richtung geht, gibt es doch einige Ähnlichkeiten zwischen den beiden Alben. Bestimmte Momente erinnern aneinander, es handelt…
Das Ende ist nah. In unseren schwierigen Zeiten möchte man das leider fast glauben. „Das Ende“ ist ein großes Thema auf „Payan“ (Noisolution), dem neuen Album des Berliner Trios Samavayo, das ab dem 25. März in den Regalen steht. Es geht um Zerstörung, Krieg, Gier, Isolation – das ganze Programm, verpackt in stampfenden Stoner-Rock, der…
Ist Teddymett eigentlich vegan? Die titelgebende Prinzessin heißt gar nicht Teddymett, sondern Ausbau, und sie hat eine argwöhnische Ornithologie. Wer jetzt nur „Bahnhof“ versteht, den klärt das Hören der zweiten Platte „Prinzessin Teddymett“ (Noisolution) der Berliner Formation Tschaika 21/16 vermutlich auch nur bedingt weiter, Licht ins Dunkel zu bringen.
Mit Songs wie ‚Mutti ist vom Klettergerüst gefallen‘, ‚GoTTdzillas Allzweckwaffe‘ oder besagtem ‚Prinzessin Ausbau’s argwöhnische Ornithologie‘ gewinnt die Band auf jeden Fall schon einmal den Preis für die innovativsten (oder bescheuertsten?) Songtitel des Jahres 2021. Diese Titel werden allerdings in ein überraschend komplexes musikalisches Korsett gezwängt, dass weitab vom spaßigen Punkrock liegt, den man beim Albumtitel und -cover vielleicht hier erwarten möchte. Komplexe Rhythmen aus dem Underground, Jazz, Rock, Stoner, Alternative, brachiale Gitarren direkt vom Black Metal geschickt, schepperndes Schlagzeug und dazu immer wieder Trompeten und ein Quietscheentchen. Das klingt abgedreht – ist es auch, aber trotz allem überraschend anspruchsvoll. Progressive Parts treffen auf krachende Grooves, und das alles fügt sich zu einer spannenden Mischung, die Stoner, Jazzer, Metaller und Progheads begeistern dürfte – wenn sie denn Sinn für absurden Humor besitzen.
Zwischen den Songs gibt es kurze Ausschnitte aus dem Studio zu hören, mehr oder weniger sinnfreies Gelaber vom Hofe der mettigen Prinzessin, das nicht unbedingt nötig gewesen wäre, aber auch nicht allzu sehr stört. Verantwortlich für diese musikalische Gratwanderung zwischen Genie und Wahnsinn ist zu einem Drittel der Gitarrist Tim Mentzel, bekannt durch die Berliner Stoner-Band Rotor. Gemeinsam mit Schlagzeuger „Onkel“ und dem Trompeter Sören, der ansonsten im Orchester des Berliner Konzerthauses tätig ist, erschafft der Musiker ein Album, das nun wirklich mal von vorne bis hinten außergewöhnlich ist. Wird es jedem gefallen? Ganz sicher nicht. Aber eine Chance geben sollte man der Prinzessin auf alle Fälle.
Die Corona-Pandemie hat den Musikern und Fans viel genommen. Fehlende Live-Konzerte und persönliche Begegnungen sind da nur die offensichtlichste Lücke, die – vorübergehend – gerissen wurde. Mit einem Jahr Lockdown hinter uns und einem langsam heller werdenden Licht am Ende des Tunnels wird aber immer deutlicher, dass uns auch etwas gegeben wurde: Zeit. Zeit für uns selbst und für das, was wir lieben und sonst vernachlässigen müssen. Typische Lockdown-Alben sind nicht nur kontemplativ und introvertiert. Sie sind häufig auch lang und mit einem gut durchdachten Konzept ausgestattet.
„Coral Island“ (Run On Records) von The Coral ist so ein Konzeptalbum, in dem viel Arbeit und Zeit steckt. Es ist eine Art Hör-Musical und versetzt uns in das fröhlich-unbeschwerte Leben auf besagter Insel. Ein Erzähler führt in altmodischem Englisch und malerischer Sprache durch eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten. Weniger als ein Doppelalbum hätte es nicht sein können, dieses zehnte Werk der Band aus Merseyside im Nordwesten Englands. Es scheint die Unsitten der Vor-Corona-Welt überwinden zu wollen, in der Rockalben in der Regel kaum noch länger als eine halbe Stunde sind.
Mit leichtfüßigen Surf-Melodien, einem behaglichen Retro-Sound und einer blunigen Sprache ist das Album nur auf den ersten Blick leicht verdaulich. Der Psychedelic-Pop der Briten ist bewusst altmodisch aber nicht altbacken. The Coral beschwören eine Welt, die es lange nicht mehr gibt. Bar, Jukebox, Petticoats, Amüsierbetriebe, alles analog und in entschleunigtem Tempo – „the golden age has yet begun“. In allem schwingt die Melancholie des nahegelegenen Meeres mit. „Coral Island“ ist schwerst nostalgisch, aber nicht weinerlich. Ein bisschen zu sorglos vielleicht, aber so ist gelungenes Entertainment oft.
Es braucht Ruhe und Zeit, sich einem solchen Album zu widmen. Damit kehrt aber ein bisschen mehr Kunst ins Geschäft zurück Hier wird von der Hörerschaft mal wieder etwas gefordert – eben nicht nur ganze 54 Minuten seiner Zeit, sondern auch Aufmerksamkeit und vor allem die Phantasie, sich auf dieses Kopfkino-Erlebnis einzulassen. Dafür wird den Hörer*innen freilich auch etwas gegeben: gut durchdachte Unterhaltung nämlich und ein sinnliches Erlebnis, das eine längere Halbwertzeit hat als so viele andere, auf die Schnelle produzierte Erzeugnisse der Musikindustrie.
Wenn eine Band ihr Album „Prinzessin Teddymett“ nennt, hat sie schon mal unsere ungeteilte Aufmerksamkeit. Die Musik von Tschaika 21/16 klingt genauso merkwürdig wie der Bandname. Der zweite Longplayer der drei Musiker erscheint am 28. Mai vbeim Underground-Label Noisolution. Der Wahnsinn des Debut-Albums wird auf der neuen Platte zum Kinderlied reduziert. Rhythmisch noch komplexer, im…
Israel Nash ist ein Meister der psychedelischen Schwermut. Gut, daß dieses Album im Frühjahr erscheint, wo zumindest die Sonne und sprießende Pflanzen ein wenig Hoffnung verbreitet. Denn Melancholie ist nach wie vor eines der Markenzeichen von Nash, dessen neuestes Album „Topaz“ (Loose Music) jüngst erschienen ist. Dennoch beschreitet der Meister neue Wege:
„“Topaz“ ist technisch gesehen wirklich das erste Album, an dem ich so viel allein gearbeitet habe, und es war nicht nur eine einzige Session, bei der wir uns diverse Freunde und Gastmusiker dazu geholt haben“, sagt Nash. „Diese Platte entstand im Laufe eines Jahres, zwischen den Tourneen, als ich nur für mich allein sein wollte.“
Die zweite offensichtliche Innovation ist der deutliche Ausbau der Streicher und vor allem Bläser. Los geht’s aber mit einer klagenden Steel-Guitar und einem minimalistischen Schlagzeug-Beat in „Driving Lines“. Zärtlich säuselt der bärtige Pastorensohn Nash zur Mundharmonika in „Closer“ über die fehlende Nähe zu seiner Angebeteten. Und dann sind sie da, die Bläser. Eine ganze Sektion zum Auftakt zu „Down In the Country“, akzentuiert von einem Bass-Saxophon. In „Stay“ spielt letzteres nur eine Nebenrolle unter etlichen weiteren Blechbläsern, der Song hat Soul, einen wunderbaren Refrain und ein verträumtes Gitarren-Solo.
Auch in „Indiana“ und „Howling Wind“ verbindet der Singer-Songwriter seinen ohnehin eigenständigen Stil sehr prominent mit Blasinstrumenten. Die Gitarren sind für alle Saiten-Enthusiasten dennoch auch da, auch Orgeln und immer wieder der klagende Gesang. „Topaz“ ist pychedelisch anmutender Bläser-Soul-Folk. Da hat Mr. Nash sich tatsächlich ein wenig neu erfunden.
No one knows, what the fuzz is about but it’s wrestling time.
Beim Fuzz in Darbietung von The Entrepreneurs geht es ziemlich eindeutig um vergangene Zeiten. Und/oder um eine Parallelwelt. In dieser heutigen jedenfalls wollen sie sich nicht so richtig einpassen. Was wiederum immer ein guter Ansatz für Rockmusik ist. Allein darum ist „Wrestler“ (Crunchy Frog) sehr willkommen. Und auch wegen seiner musikalischen Ideen.
What’s so fucking strange about my idea?
Eben gar nicht so viel. The Entrepreneurs sind bei Weitem nicht die ersten, die gemischte und womöglich irritierende Gefühle in Songs verpacken. Man würde sie nur weder im kühlen Dänemark, noch in der zweites-Album-Bandphase verorten. Akustisch passen sie besser in den Nordwesten der USA. Es ist aber North Carolina, wo die drei Dänen einige Zeit verbracht und auch Songs für „Wrestler“ aufgenommen haben.
Die klingen häufig nach einer in den 1990ern verlebten Jugend. Das kommt bei den drei jungen Herren wohl nicht ganz hin, daher Hut ab vor so viel authentischem Bezug. Sehr überzeugend jedenfalls ist die betont desinteressierte und entrückte Attitüde des Albums. The Entrepreneurs driften gern ab und schaffen oft eine etwas umnebelte Atmosphäre. Dabei entsteht mal eine Art Space-Rock, mal ist alles sehr grungig. In einem Moment gibt sich die Band schmeichelnd, im nächsten dann wieder schroff.
Don’t hate me just because I hate you.
Chapeau! Spätestens damit dürfte klar sein, dass The Entrepreneurs auf keinen Fall irgendeinem Trend hinterherlaufen. Eher introvertiert, schaffen sie sich ihr eigenes fuzziges Universum. Das ist alles andere als leicht durchschaubar – allein schon deshalb, weil viel mit Stimmverzerrern gearbeitet wird. Von den asymmetrischen und abrupten Songstrukturen ganz zu schweigen.
„Wrestler“ ist ein bisschen psychedelisch, etwas krautig und bisweilen avantgardistisch. Es ist aus der Zeit gefallen, aber definitiv nicht langweilig – wie ein Regenbogen, bunt und surreal.
Manchmal muss man auch über den eigenen Tellerrand hinaus blicken und in fremden Gewässern schwimmen, um etwas Spannendes zu entdecken. Der Autor dieser Zeilen ist kein expliziter Kenner oder Freund der norwegischen Underground Deathmetal Szene, aber irgendwie landete das neue Album „Strictly Physical“ (Crispin Glover Records) des Quartetts Goat The Head dennoch bei ihm im Player.
Fünfzehn Jahre gibt es Goat The Head schon, die mit „Strictly Physical“ nach zwei Longplayern und zwei EPs nach rund zehn Jahren Pause ihr drittes Album veröffentlichen. Neu dabei ist Kenneth Kapstadt an den Drums, der machen als Schlagzeuger von Motorpsycho der Spidergawd bekannt sein könnte. Das Ergebnis besteht aber nicht nur aus Death Metal, und das ist vielleicht auch der Grund, warum hier auch Freunde des Progressive Metals oder sogar des psychedelischen Rocks durchaus mal ein Ohr riskieren sollten. So ist auch Hardrock vertreten, wie auf ‚Three Krater Symposium‘, das mit seinen atmosphärischen Orgelsounds (ja, auch so etwas darf es im Todesmetall geben!) an Deep Purple erinnert. Überhaupt sind es die kleinen unerwarteten Ecken und Wendungen in den Songs, die immer wieder für Überraschungen sorgen. Hier mal ein Gitarrensolo oder ein Break, da ganz zum Schluss ein stylischer Synthie-Part. „Contemporary Primal Caveman Death Metal“ nennen die vier Norweger ihre Musik. Zwischendurch klingt das fast, als hätten sich Lemmy und Motörhead damals entschieden, auch mal Death Metal zu spielen.
Manche Tracks preschen wild nach vorne, geprägt von einer gewissen Hektik und kantigen Härte wie beispielsweise Songs wie ‚Blästed‘ oder ‚Cemetery Swarm‘. Richtig zu gefallen wissen aber die nicht ganz so brachialen Songs wie erwähntes ‚Three Krater Symposium‘ oder auch der Opener ‚The Call Of Ixodes‘. Am Ende gibt es noch einen starken Longtrack. Manchmal muss auch eine Metalband über den Tellerrand ihres Genres hinaus blicken. Dann kommt dabei ein spannendes Album heraus so wie hier bei Goat The Head und ‚Strictly Physical‘.
THE CHANT OF TREES wurde in den Tiefen des Waldes geboren, wo sich der Geist mit Bäumen und Wasserfällen verbindet. Gesänge erheben sich und verschmelzen abwechselnd mit den Gitarren sowie den Geräuschen des Waldes zu verschiedenen Gemälden. Eine beruhigende Reise in unser inneres Unendlich. Das Crowdfunding wird dazu beitragen, ein exquisites A5-CD-Digipack herzustellen und T-Shirts…