Schlagwort: Gothic

III: Dark Black

Ginger Wildheart wird von einigen wenigen Fans kultisch verehrt, der Rest hingegen zuckt eher mit der Schulter, wenn der Name fällt. Das liegt auch daran, daß sich David Leslie Walls, so sein echter Name, neben einem unbestreitbaren Talent für echt schnieke Hooklines bei seiner Band The Wildhearts oft eher durch platt-peinliche Provokationen und drogenbedingte Ausfälle als durch musikalische Höchstleistungen auffiel.

Seit einer Weile bedient er nun mit Mutation all die, die bis heute den Industrial-Metal-Extremisten Strapping Young Lad nachweinen. Noisiges High Speed-Getrümmer mit poppigen, durchaus eingängigen Hooklines und verfrickelten Songstrukturen – da schaut auf dem dritten Album auch Ex-SYL-Boss und Ginger-Kumpel Devin Townsend gerne mal persönlich vorbei und leiht ‚Devolution‘ seine unverkennbare Stimme. Ansonsten agieren Mutation vielleicht ein wenig punkiger (z.B. in ‚Hate‘) und noisiger als Strapping Young Lad, aber über weite Strecken schwimmt das alles doch ein wenig zu sehr im gleichen Fahrwasser, inklusive der „psychotischen“ bis albernen „Fuck-Shit-Cunt-Hate“-Texte. Die hat der jugendliche Devin damals mit Anfang zwanzig auch noch geschrieben, beim 52jährigen Ginger wirkt das dann doch eher berufsjugendlich und aufgesetzt. Was Ginger und somit Mutation aber im Vergleich zu den Vorbildern fehlt, ist die musikalische Vielschichtigkeit. So hat man nach den 26 Minuten (plus zwei extrem verzichtbare Bonusdemos von Albumtracks) eher das Gefühl, sich neunmal den selben Song angehört zu haben.

Unterm Strich also das Gleiche wie immer bei Herrn Wildherz. Mit Sicherheit nicht schlecht, mit vielen coolen Ideen und Ansätzen, aber aufgrund der eher geringen Originalität und der kurzen Spielzeit (ist doch voll unangepasst, Punk und total Indie, ey!) eben auch keineswegs ein Pflichtkauf.

Videogrüße für das FEUERTAL

Am 25. und 26. August ist es wieder soweit: Die urige Wuppertaler Waldbühne Hardt verwandelt sich in das Feuertal. Das bekannte Mittelalter-Festival lockt wie immer eine Vielzahl von Fans an. Und es lohnt sich auf jeden Fall: Bands, Mittelaltermarkt und ein passendes Rahmenprogramm sorgen für stimmungsvolle Atmosphäre. Das Festival erlangte durch die ansprechende Bandauswahl und…

Cigarettes After Sex

Wer zu den Millionen gehört, die Cigarettes After Sex durch diverse Klicks auf deren Youtube-Videos zu einem beachtlichen Bekanntheitsgrad verholfen haben, wird von der Langsamkeit fasziniert sein, die Mastermind Greg Gonzalez mit seinem Bandprojekt zelebriert. Einmal in dessen Songs gefangen, verliert man leicht jedes Zeitgefühl. Selbiges scheint der Herr Gonzalez schon lange aus seinem eigenen Leben verbannt zu haben – das zumindest könnte eine Erklärung dafür sein, warum die Bandhistorie in langen Zeitabschnitten geschrieben wird: Bandgründung 2008, erste EP ‚I.‘ 2012, Debütalbum 2017.

Bewundernswert, wie sich hier über die Schnelllebigkeit und Konsumlogik des 21. Jahrhunderts mit der größten Selbstverständlichkeit hinweggesetzt wird. Denn es geht ja nur um Eines – im Leben im Allgemeinen und bei Cigarettes After Sex im Besonderen: die Liebe. Die braucht ihre Zeit, ihre langen schönen Momente und all die Laszivität, mit der Gonzalez beim Singen seine Zähne kaum auseinander bekommt.

Dem größten aller Gefühle gibt sich der Wahl-New Yorker mit aller aufzubringenden Leidenschaft hin. Äußerlich tiefenentspannt, lodert innerlich das Feuer.

‚I’d gladly break my heart for you.‘

(Sweet‘) – Gonzalez verschreibt seine gesamte Existenz der Liebe: der platonischen und der physischen, der verrückten und der banalen, der kurzlebigen und der ewigen, der glücklichen und der unglücklichen. Sollte man selbst gerad von Letzterer befallen sein, wird das Album einem das Herz brechen.

Für die gefühlsmäßig Ausgewogeneren unter uns ist ‚Cigarettes After Sex‚ das richtige Album, um sich an lauen Sommerabenden schön einlullen zu lassen. Es gehört in die weingeschwängerten Momente zwischen Tag und Nacht, in denen sich das Licht zurückzieht und das Dunkel noch nicht wirklich durchsetzen kann. Die Momente, die dem Innersten des Menschen gehören, seinen unerfüllten Träumen und Sehnsüchten. Darauf einen genüsslichen Zug an der Zigarette.

Slowdive

Wer anno 1993 Teenager und verzweifelt genug war, sich von Slowdives Kult-Album ‚Souvlaki‘ die Schwermut in Ohren und Herz brennen zu lassen, wird dieses seelisch-musikalische Erlebnis bis heute kaum vergessen haben. Und das Gefühl des Verlassenwerdens erst, als sich die Band zwei Jahre später und mit einer Diskografie aus nur drei Alben auflöste. Wen die bittersüße Melancholie jener Tage anno 2017 immer noch nicht in Ruhe lassen will, dem machen Slowdive mit ihrem selbstbetitelten Album das schönste Comebackgeschenk des Jahres.

Nicht völlig überraschend freilich, spielt der Fünfer aus Reading/UK bereits seit 2014 wieder Konzerte in seiner Kernbersetzung und kündigte mit seiner Reunion neue Aufnahmen an. Deren Klasse und Aktualität vermögen nun auch hartnäckige Skeptiker in Staunen zu versetzen. Selbstbewusst lassen Slowdive für die acht neuen Stücke schlicht ihrem Bandnamen stehen – was all Jenen aus Musik-Business und -Presse, die die Band Mitte der Neunziger kaltschnäuzig fallengelassen haben, vor Augen führen dürfte, was uns Allen in den 22 Jahren ihrer Veröffentlichungsabstinenz entgangen sein dürfte.

Für die Kids des 21. Jahrhunderts wiederum kann diese Shoegaze-Perle ebenso die wichtigste Entdeckung ihres jungen Lebens sein, wie es ‚Souvlaki‘ für ihre Elterngeneration war. Ja, es ist Zeit, wieder auf seine Schuhe und nicht das Smartphonedisplay zu starren, sich in seine eigenen Gedanken und nicht die Facebook-Timelines von imaginären Freunden zu versenken. Raum genug geben die neuen Songs dafür allemal, sowohl in ihrer Länge, die durchschnittlich auf fast sechs Minuten pro Track kommt, als auch in den dichten Soundwänden, die die Band in dieser Zeit ein ums andere Mal entstehen lässt. Selbstredend sind es die beiden eingängsten Songs ‚Star Roving‘ und ‚Sugar For The Pill‘, die dem Album als Singles vorausgeschickt wurden. Zum Glück ist das aber noch nicht alles, was ‚Slowdive‚ an einnnehmenden Melodien zu bieten hat. Nein, da ist auch noch ‚No Longer Making Time‘, dieser absolute Übersong, in dessen Soundwolke man sich willig verliert und nie mehr den Weg nach draußen finden will.

Slowdive vertrauen auf ihrem neuen Werk wieder mehr auf die Kraft der Gitarren und weniger auf Elektrowerkzeuge, die zuletzt den Sound von ‚Pygmalion‘ geprägt hatten. Damit macht die Band nichts wesentlich anders als früher. Wozu, können kritische bis zynische Zeitgenossen fragen, brauchen wir also heute wieder Platten von ihnen? Die Antwort ist einfach: Um sich auf das grundlegend Schöne zu besinnen, das das Leben zu bieten hat. Zwischen Hate Speeches, Shitstorms, Fake News, Aggro-Politik und oberflächlichem Massenkonsum tut sich mit einem Album wie diesem ein Fleckchen Hoffnung auf, eine wärmende Oase. Ein Zufluchtsort, der umso wichtiger wird, je kälter sich unser Umfeld gibt. Slowdive zielen auf das ab, was den Menschen im Innersten zusammenhält. Es darf hemmungslos gefühlt, gelittem, geheult werden. Und geträumt, viel geträumt.

Das FEUERTAL Festival geht im August in die 14. Runde

Zum 14. Mal ist es im August wieder soweit: Die urige Wuppertaler Waldbühne Hardt verwandelt sich vom 25. bis zum 26.08. wieder in das Feuertal. Das bekannte Mittelalter-Festival lockt wie immer eine Vielzahl von Fans an. Und es lohnt sich auf jeden Fall: Bands, Mittelaltermarkt und ein passendes Rahmenprogramm sorgen für stimmungsvolle Atmosphäre. Das Festival…

Minor Sun – Live In Zürich

Wenn das Gothic Rock-Genre tatsächlich so tot ist, wie das ein Kollege vor kurzem verkündete, hat das noch niemand Michael Sele gesteckt. Denn der präsentiert mit The Beauty Of Gemina das 2016er Jubiläumskonzert in Zürich auf CD, DVD und BluRay und macht dabei einen nach wie vor quicklebendigen und frischen Eindruck – alten Szeneklischees zum Trotz.

Ob man nun das visuelle Format oder ganz traditionell die CD bevorzugt, ist gleich. „Minor Sun – Live In Zürich“ bietet 100 Minuten düsteres, aber nie kitschiges Liventertainment, das sich eher am düsteren Arm des Postpunk in den frühen Achtzigern, also Joy Division respektive New Order (der Peter Hook- Bass!), frühe The Cure, Killing Joke oder gar alten The Cult (‚Close To The Fire‘!) orientiert als an Schlagergoth, Düsterdance oder Moll-Metal. Durch den Kontrast der noch recht elektronisch eingefärbten Klassiker wie ‚Suicide Landscape‘ und ‚The Lonesome Death Of A Goth DJ‘ und den eher rockigen Songs vom letzten Album „Minor Sun“, das dem Albumtitel entsprechend bis auf drei Songs komplett im Set enthalten ist, gibt es auch ordentlich Abwechslung. Die hypnotisch-minimalistischen Kompositionen gehen sofort ins Ohr, und die Band spielt dynamisch und stimmungsvoll. Ein großes Plus der Band ist natürlich Seles Gesang, der nicht selten an Bowie zu Berlin- und Scary Monsters-Zeiten erinnert, und mit Songs wie ‚Down On The Lane‘ und ‚Crossroads‘ ist die Entfernung zu dessen Spätwerk auch stilistisch nicht mehr allzu groß.

Die DVD-Version bietet neben einem Making Of natürlich den Vorteil, daß man Seles Charisma und die stimmungsvolle Lichtshow noch genießen kann. Aber auch ohne diese Komponente zündet das Hitfeuerwerk bestens. The Beauty Of Gemina haben mit ihrem aktuellen Livealbum (der letzte Livemitschnitt war eine reine Akustik-Show) eine tolle Bestandsaufnahme abgeliefert, die durchaus auch außerhalb der Szene Freunde finden könnte. Feine Sache.

Second Age

Wer zum Geier ist Odoric? Und wo liegen seine Reiche? Eine einfache Antwort darauf gibt es nicht. In Belgien. Im Rheinland. Aber eigentlich auf den Schatteninseln. Odoric ist ein mystischer Krieger, der als Deux Ex Machina im Zentrum der Fantasygeschichte „The Wall of Doom“ steht, dessen Grundidee der bekannte belgische Metal-Artwork-Künstler Kris Verwimp sich bereits Mitte der 1980er Jahre erdacht hat. 1996 erschien eine Graphic-Novel, die Verwimp mit dem Co-Autoren Filip Keunen selbst veröffentlichte. 2013 kam Verwimp auf Arkadius Antonik (den Bandleader der deutschen Melodic-Death-Folk-Band Suidakra) zu, um „sein Baby“ zu vertonen. Und so gelangte die Geschichte von Odoric schliesslich ins rheinische Monheim, wo Antonik lebt und arbeitet. Antonik komponierte einen gänzlich metallfreien, instrumentalen Soundtrack als Nebenprojekt seiner Metalband Suidakra.

Das selbstbetitelte erste Album erschien als reines Studioprojekt 2015, Verwimp lieferte die künstlerische Illustration in einem 28-seitigen A5-Booklet. Nun liegt mit „Second Age“ der zweite Teil der noch lange nicht abgeschlossenen Geschichte vor, zu dem dieses Mal ein 80-seitiges A4-Buch mit Bildern von Verwimp gehört. Dazwischen hat Antonik das Thema in diesem Frühsommer sogar mit Suidakras zwölftem Album „Realms of Odoric“ (dieses Mal mit Stromgitarren und Gesang) vertieft, ohne die eigentliche Handlung weiter zu erzählen.

Ein Metalmusiker also, der anstatt Metal einen Soundtrack komponiert und ein Illustrator, der statt Metal-Artworks seine selbst erdachte, epische Fantasygeschichte illustriert. Doch wer sind die Musiker bei Realms of Odoric? Im Gegensatz zum Vorgänger, der komplett digital erschaffen wurde, konnte Antonik für „Second Age“ eine illustre Auswahl an klassischen Musikern verpflichten. Neben etlichen internationalen Solisten an Violine, Cello, Oboe, Harfe und Flöte ist auch das 66-köpfige Brandenburgische Staatsorchester sowie das Budapest Film Orchestra auf dem 44-minütigen Fantasy-Soundtrack zu hören. Und das gibt der ganzen Sache natürlich ordentlich Würze und klingt so nochmal um einiges dramatischer und organischer als der bereits gelungene Vorgänger. Auch musikalisch ist das Album nochmals vielseitiger und zeigt die Reifung von Antonik als Komponisten, der in der Zwischenzeit auch ein Kompositions-Studium abgeschlossen hat. Eine ganz klare Steigerung in jeder Hinsicht!

„Second Age“ beginnt mit jener Schlacht, die bereits zu Beginn des Vorgängeralbums wie ein Damoklesschwert über der dramatischen Fantasy-Geschichte hängt. Mit deutlich mehr Illustrationen kann man sich zu den Klängen des Auftakts ‚Odoric Overture‘ in die wunderbaren Bilder von Verwimp vertiefen. Odorics Sohn Alaric wird abseits der Schlacht von den Schergen des grausamen Magierkaisers Pisces-Ra gefangen genommen und entführt, der namensgebende Held der Geschichte fällt in der finalen Schlacht. Während er über Jahre zu einer Legende verblasst, hebt eine Rebellion der überlebenden Verbündeten von Odoric an, die Schatteninsel zurück zu erobern. Doch natürlich sind auch im zweiten Teil der Geschichte Tränen und Verlust nicht weit von Blut und Ehre entfernt. Aber womöglich stimmen ja die Legenden um Odoric über die Eroberung des Schlangenturms? Mit dem zauberhaften ‚Aenea‘ gibt Arkadius Antonik den Liebhabern seines Projekts einen vielversprechenden Ausblick auf die Fortsetzung „Third Age“.

Vorausgesetzt, man kann mit instrumentaler Soundtrack-Musik etwas anfangen, kriegt man hier ein wunderbares audiovisuelles Erlebnis direkt nach Hause geliefert. Das mag nicht jedermanns Geschmack sein, aber ehrlich: In Zeiten von „Herr der Ringe“ und „Game of Thrones“ und dem Aufstieg von sowohl Graphic Novels als auch Netflix & Co ist doch heute jeder ein potentieller Fantasy-Konsument. Wenn da ein künstlerisch so hochwertiges Projekt keine Berechtigung hat, wann dann? Zumal es wirklich hervorragend umgesetzt ist und sehr viel Leben in sich hat. Das Album ist wie bereits der Vorgänger als CD nur über den Onlineshop des Labels MDD und wenige ausgewählte Einzelhändler erhältlich. Bis Weihnachten auch in einer limitierten Sammler-Edition, danach in einer Standard-Edition mit oder ohne Buch.

Realms of Odoric – Ein Abenteuer zwischen Metal und Klassik

Ein Metalmusiker, der anstatt Metal einen Soundtrack für ein Symphonie-Orchester komponiert und ein Illustrator, der statt Metal-Artworks seine selbst erdachte, epische Fantasygeschichte illustriert. Das sind die beiden Personen, die die Eckpfeiler des Soundtrack-Artwork-Projekts Realms of Odoric sind. Arkadius Antonik (SuidAkrA, Fall of Catharge) ist der Komponist, sein malender Parter bei diesem Projekt der belgische Künstler Kris Verwimp. Der ist nicht nur für Albencover von Antoniks Band bekannt, sondern seit einigen Jahren auch für die Texte von SuidAkrA zuständig. Wir fanden diese Idee in Zeiten eines Überangebots an Fantasyfilmen und -serien mutig, aussergewöhnlich und sehr interessant, weshalb wir Antonik zum Interview gebeten haben. Dabei nahm er nicht nur zur Entstehunggeschichte des Projekts und dessen Umsetzung Stellung, sondern gab auch einen sympathischen und persönlichen Ein- und Ausblick auf das Projekt und die damit verbundenen Träume.

Fantasy-Soundtrack von REALMS OF ODORIC gewinnen

Arkadius Antonik von den deutschen Celtic-Death-Metallern Suidakra und Artwork-Künstler Kris Verwimp (Marduk, Manegarm, Thyrfing, Arkona) werden in wenigen Tagen das zweite Realms of Odoric Album „Second Age“ über MDD Records veröffentlichen. Wie bereits der Vorgänger bietet das Projekt eine spannende crossmediale Erfahrung Klassische Musik und Fantasy-Artworks. Mit freundlicher Unterstützung des Labels MDD Records verlosen wir…

REALMS OF ODORIC – Fortsetzung des crossmedialen Projekts von Suidakra-Bandleader

Arkadius Antonik von den deutschen Celtic-Death-Metallern Suidakra und Artwork-Künstler Kris Verwimp (Marduk, Manegarm, Thyrfing, Arkona) werden im Dezember das zweite Realms of Odoric Album „Second Age“ über MDD Records veröffentlichen. Der Vorgänger mit dem stimmigen Namen „First Age“ war vor knapp 2 Jahren erschienen und bietet eine spannende crossmediale Erfahrung Klassische Musik und Fantasy-Artworks. Das…