Schlagwort: Crust Punk

Death Frequency

Frecuencia De Muerte sind keine durchgeknallten Spanier, die Elektro-Punk machen, wie der Bandname auf den ersten Blick vermuten lässt. FdeM, wie sie sich selber nennen, kommen aus der Stadt der Hardcore-Walrösser Poison Idea, Portland, Oregon. Die Mannen um den From Ashes Rise-Gitarristen Brad Boatright spielen melodischen Crust Punk oder besser beschrieben als Crustpunk mit melodischen Einschüben. Ihr Debüt „Death Frequency“ (Armageddon Label) ist zwar schon im letzten Jahr erschienen, ist aber ein lupenreines Crust-Album mit Motörhead-Kante, das unbedingt Erwähnung finden sollte.

„Death Frequency“ ist ein räudiger Bastard aus ,Bomber‘/,Overkill‘ und dem Anti Cimex-Klassiker „Absolut Country of Sweden“. Die sieben Songs sind also rock‘n‘rollige D-Beat-Granaten, mal mit ungewöhnlich langen Gitarrensolos und mal kurz und bündig über den Schädel gebügelt. Crust-Stücke ohne heiser gebrüllte Vocals sind keine echten. Dementsprechend erfüllen Frecuencia De Muerte auch diese Trademarks. Dass es aber auch Schunkelnummern inklusive abgedrehtem Gesang gibt, das ist ein wenig überraschend und gibt „Death Frequency“ die Lockerheit, um nicht als stumpf und langweilig in der Ecke zu landen. Es darf gebangt und getanzt werden.

Metal-, Post Metal- oder gar Black Metal-Anleihen in Sound und Struktur, wie es viele ihrer Kollegen als Weiterentwicklung verkaufen, lassen die Amis gänzlich links liegen. Die mehrstimmig gebrüllten Refrains sorgen darüber hinaus für einen energischen Hardcore-Punch. Zu einem Teil sind die Lyrics auf Englisch, zum anderen auf Spanisch, was ebenfalls Melodie und Abwechslung hinzufügt.

Frecuencia De Muerte liefern eine gesunde Dosis Wut für zwischendurch. „Death Frequency“ ist ja nur 22 Minuten lang. Wer sich Wolfbrigades „The Enemy: Reality“ zugelegt hat, der kann sich das Debütalbum der Portland-Hardcore-Punks getrost auch kaufen. Das Ding passt auf jeden Fall in jede Crust-Sammlung. In diesem Sinne: In Crust we trust!

Frecuencia De Muerte bei Facebook

Frecuencia De Muerte bei Bamdcamp

 

The Enemy: Reality

An der Spitze der Nahrungskette in der schwedischen Crust-Szene stehen neben Martyrdöd die unverwüstlichen Wolfbrigade, die zur Jahrtausendwende den Namenswechsel von Wolfpack vollzogen haben und aus der Asche der legendären Anti-Cimex auferstanden sind. Mit ihrem siebten Studioalbum „The Enemy: Reality“, dem dritten auf Southern Lord, zementieren sie ihren Ruf, zuverlässig die volle Crust-Kante abzuliefern.

Wolfbrigade lehren wiedermal die reine Lehre des Crusts, indem sie zwar Elemente aus Heavy Metal, Black Metal und Rock’n’Roll in die zehn neuen Songs integrieren, diese aber nicht stilbestimmend werden lassen. Es regiert weiterhin die dreckige und düstere Variante des Punks. Das bedeutet, die Songs sind schnell, direkt und aggressiv, aber in keinem Fall stumpf. Die lange Erfahrung des Quintetts aus Stockholm sorgt dafür, dass die typische Spielart in gesunden Dosen variiert und die unbändige Energie der Band nicht verwässert wird.

Der gnadenlose D-Beat wird immer wieder durch drückende Midtempo-Passagen unterstützt, die simplen, aber effektiven Kettensägen-Riffs durch schwarzmetallische Harmonien aufgewertet und von kurzen Solos angereichert, um den Songs die maximale Durchschlagskraft zu geben. Während die wütend heiseren Vocals vom langjährigen Shouter Mikael Dahl die Dynamik der Songs unnachgiebig in den roten Bereich der Skala des Druckmessers drängt, runden die allegorischen Texte über den Habitus der Wölfe die expressive Kraft des Albums ab. Ein kalter und energischer Sound setzt 28 Minuten nahezu perfekten Crusts das i-Tüpfelchen auf. Auch beim Arwork bleiben Wolfbrigade ihrem Stil treu, düstere Symbolik ziert das Cover der gelben Phase der Lycanthro-Punks.

Schwedischer Crust-Punk ist inzwischen zu einem eigenen Stil geworden, der die nordische Einfachheit mit der Kompromisslosigkeit der skandinavischen Natur paart. Wolfbrigade gehören in diesem Subgenre zu den Hauptprotagonisten. Sie setzen die Maßstäbe und sorgen dafür, dass dank ihrer Inspiration frischer Nachwuchs wie zum Beispiel M:40 diese althergebrachte Spielart des Punks nicht aussterben lässt.

Wolfbrigade auf Bandcamp

Wolfbrigade bei Facebook

 

Arvsynd

So wegweisend die Schweden bei der Digitalisierung sind, so herrlich altbacken sind sie bei ihren Crust-Punk-Bands. Eine davon ist M:40 aus Lidköping, die mit ihrem vierten Longplayer „Arvsynd“ (Suicide Records/Halvfabrikat Records) schon zu den alten Hasen der Szene gehört. Schwarz-graues Artwork mit Weltuntergangsstimmung, zwölf dahin brausende Tracks, wutentbrannte Vocals und ein mörderischer Sound – so muss eine Crust-Platte sein.

In den klassischen D-Beat integrieren M:40 düster-stimmungsvolle Passagen, die es einem kalt den Rücken herunter laufen lassen. Meistens preschen die fünf Crusties aber angriffslustig nach vorn. Auch wenn die Stücke einen Hauch Neo-Crust aufweisen und doch schon mal an die Fünf-Minuten-Grenze klopfen, steht die unbändige Energie der Lieder im Vordergrund. Dieser kann man sich auch nur schwer entziehen – die Mischung aus der klassischem Spielweise und effektiv eingesetzten postmetallischen Elementen ist dermaßen explosiv. Dank des heiseren Geschreis von Sebben, der angenehm an Tomba Lindberg erinnert, stehen sie den Platzhirschen Disfear sehr nah.

Auf die in der Szene angesagte Rock-Kante verzichtet das Quintett gänzlich. Sie bleiben bei dem, was sie seit 2002 am besten können: ihrer Wut musikalisch Nachdruck verleihen. Mit den psychotisch anmutenden akustischen Gitarrenzwischenspielen wie beim Titelstück drängen sie die restliche Wärme aus den 38 Minuten auf „Arvsynd“. Diese entstammen zwar lange nicht so heftigen Wahnvorstellung wie zum Beispiel die der finnischen Brüder Unkind, machen das Album aber zu einem der besseren Releases des Genres. M:40 schaffen es, dass ihr – für Crust-Verhältnisse – abwechslungsreiches Songwriting den Hörgenuss in keiner Weise schmälert. Dasselbe gilt für den Sound, der die Performance nahezu perfekt abrundet. Kein Quäntchen Death, Black oder anderweitigen Metal dringt durch die schneidende Produktion an das geneigte Ohr.

M:40 liefern! Volle Pulle vor den Latz! Im Punk/Hardcore-Mainstream machen eher die großen Namen wie Wolfbrigade und Martyrdöd die Runde, doch M:40 sind keinen Deut schlechter. Sie sind absolut auf Augenhöhe und spiegeln den gegenwärtigen Aufwind im Crust vortrefflich wider. „Arvsynd“ ist ein bärenstarkes Album!

 

M:40 bei Facebook

M:40 bei Bandcamp

Suicide Records bei Bandcamp

Halvfabrikat Records im Netz

WOLFBRIGADE – Der Feind der Realität kommt im November

Wolfbrigade Band pic

Mitten im Kampf gegen die Realität, der von allen Seiten so intensiv und leidenschaftlich geführt wird, setzen die schwedischen Crust-Punks Wolfbrigade mit ihrer zehnten Schwarzrille ein Ausrufezeichen. „The Enemy: Reality“ wird am 08. November dank Southern Lord mit seinen zehn heftigen D-Beat-Granaten die Erde erschüttern. „The Enemy: Reality“ Tracklist:1. Sum Of All Vices2. Fire Untamed3.…

TAU CROSS – Rob Millers Statement – Bruder Stig antwortet

Tau Cross Promo

Wie wir vor ein paar Tagen berichteten, hat Amebix-Gründer und Tau-Cross-Frontmann Rob Miller den Namen eines bekannten Holocaust-Leugners auf die Dankesliste des dritten Albums der Band gesetzt, was dazu führte, dass Relapse die Band gefeuert hat. Mit zwei wenig überzeugenden Statements, die eher einer Verschwörungstheorie gleichen, meldet sich Miller nach den Worten seiner Bandmitglieder und…

TAU CROSS – „Messengers Of Deception“ kommt im August

Tau Cross Promo

Das dritte Album der multinationalen Kapelle Tau Cross „Messengers Of Deception“ wird am 09. August durch Relapse Records veröffentlicht werden. Die Band um Voivod-Trommler Michel „Away“ Langevin und Amebix-Vocalist Rob „The Baron“ Miller hat zwölf neue Songs am Start, die wieder mal ganz anderes sind, als die von den beiden Vorgängeralben. Angesiedelt irgendwo im Niemandsland…

August Landmesser

Die polnische Punk- und Hardcore-Szene ist eine der lebendigsten überhaupt. Neue Trends werden hier so schnell wie in keiner anderen Community in die eigene Musik integriert, mit herum experimentiert. Benannt nach dem norddeutschen Arbeiter, Nonkonformisten und NS-Opfer August Landmesser vermischt das Sextett aus Opole Voivodeship ein ganzes Füllhorn an Stilen. Eine geeignete Schublade zu finden ist schier unmöglich, aber die Grundpfeiler ihrer erste Langrille bildet der Anarcho-/Crust-Punk.

Das Genre-Label kommt den sieben, bzw. neun äußerst eigenwilligen Songs nur ganz schüchtern nahe, obwohl die Lieder vor Ausdruckskraft nur so strotzen. Ein schwer groovender Beat, der eine Menge sludgigen Dreck aufwirbelt, psychotisch postmetallische Repititationen, klassische mehrstimmige Vocals von Frau und Mann in der Muttersprache, dark-wavig verzerrt, dazu wenig verzerrte Gitarren, ein polterndes Schlagzeug und heraus kommt ein Gebräu aus rostigen Nägeln, Wundstarrkrampf und Pest. Die Polen würdigen die Großen Alten – Killing Joke, Axegrinder, Cult Of Luna, Conflict, Nausea – durch das sezieren unserer Zivilisation und bringen ihr den gleichen Respekt entgegen, den wir den Armen, Schwachen und Flüchtlingen entgegen bringen, nämlich keinen.

Roh, wütend und düster sowie teilweise tanzbar loten August Landmesser die Tiefen ihre musikalischen Idole aus. Teilweise übertreiben sie ein wenig, teilweise packen sie einen schon nach der ersten Takten wie zum Beispiel bei „D.I.Y.“, um sich dann wieder mit moderner Elektronika auseinandersetzen wie bei den beiden Bonus-Tracks. Trotzdem schaffen es August Landmesser, diesem wilden Crossover ihren ureigenen Stempel aufzudrücken.

Die Großen Alten dürfen stolz auf die jung-dynamische polnische Szene schauen – neben August Landmesser seien Orphange Named Earth, Means Of Control, Sturmovik oder Norylisk als Beispiele genannt – denn was sich dort zusammenbraut ist ein Lebenselixier, nach dem viele regionale Szenen, die immer wieder die alten Weisen spielen, schon so lange suchen. August Landmessers zweite Veröffentlichung soll ein Gradmesser, ein Leuchtturm für viele junge Bands sein, den Mut zu haben, alte Pfade zu verlassen.

https://augustlandmesserpunx.bandcamp.com/

MANTAR mit Song-Video zum neuen Album und Tour im Herbst

Das schwarzmetallische Doom-Punk-Monster Mantar veröffentlicht am 24. August ihr drittes Album. Der Titel »The Modern Art Of Setting Ablaze« passt wieder einmal perfekt zu MANTARs symbolischer Feuerbesessenheit der früheren Alben; es geht um die nie enden wollende Neigung der Menschen blind zu folgen und für Führer und Despoten ins Feuer zu gehen. Die Platte versteht…

Satori

Vor fast genau 30 Jahren feierten die britischen Anarcho- und Squatter-Punks Axegrinder die Auferstehung der „Serpent Men“. Düster walzende Crust-Punk-Evergreens wie ‚Hellstorm‘ oder ‚Life Chain‘ setzten zusammen mit den Kollegen von Amebix neue Standards und eine weitere Ausprägung dieser Spielart neben dem D-Beat-Dooms, der thrashigen Alternative von Hellbastard und dem klassischen Anarcho-Punk Antisects. „Rise Of The Serpent Men“ ist inzwischen ein unsterblicher Klassiker und Axegrinder Kult. Aus vielen Gesprächen zwischen den Originalmitgliedern Steve und Trevor entstanden nach vorsichtigen Neuaufnahmen alter Kracher tatsächlich neue Songs, die sich auf dem zweiten, nicht mehr erhofften Album „Satori“ wiederfinden.

Wer „Rise“ kennt – und mit Sicherheit liebt – der wird sich freuen, dass der Zahn der Zeit dem typischen dunklen und dumpfen Sound mit den schneidenden Gitarren und Trevors kehlig-gepressten Vocals den Londoner Punks nichts anhaben konnte. Schließlich haben Steve und Trevor die Songs im eigenen Heimstudio in Eigenregie aufgenommen, wo ihnen niemand hineinreden konnte. Musikalisch hat sich aber schon etwas getan im Songwriting. Die neuen Songs sind zwar noch schleppende Rostnägel, aber längst nicht mehr so ungestüm und aufbrausend. Sie verbreiten eine psychotische Stimmung, die einen entweder fesselt oder abweist. Axegrinder arbeiten vermehrt mit Mantra-ähnlichen Wiederholungen in Text und Rhythmus und erzeugen so ein Gefühl von Wahn und Manie. Aber die typischen akustischen Passagen mit Sprechgesang haben sie in ihr zweites Album hinüber gerettet. Samples und der Einsatz einer Frauenstimme mit erzählerischen Motiven sorgen für einen zeitgemäßen Stempel. Nach einem sphärischen Intro folgen acht Songs mit einer Länge zwischen fünf und sieben Minuten, die einen in eine Zwischenwelt aus typischem Crust Punk umrandet von Joy Division und Killing Joke entführen. In diesem Zuge ergibt auch der Titel „Satori“ einen Sinn, denn übersetzt bedeutet er in etwa „Verstehen“ und ist der buddhistischen Philosophie entnommen.

Axegrinder predigen nicht mehr den Untergang, sondern sinnieren über das Schlechte in der Welt als integraler Teil der menschlichen Natur. Ungewöhnlich ist das Artwork mit seinen magentafarbenen Klecksen, was so rein gar mit der Schwarz-Weiß-Ästhetik des Crustpunks in Einklang zu bringen scheint. Doch es spiegelt die neuen Axegrinder wieder, die getreu der Punk-Ethik ihr eigenes Ding durchziehen und nicht mit irgendwelchen Marketing-Tricks herumhantieren. Das überlassen sie voller Weisheit den Kollegen von Discharge und ihrer Hochzeit mit einen Metal-Major.

Musikalisch trennen die beiden Alben keine dreißig Jahre. Im Gesamteindruck sehr wohl. Und das ist gut so. Mit „Satori“ entwickeln Axegrinder ihren ureigenen Stil weiter, wirken reifer und nachdenklicher, aber auch bedrohlicher und sind bereit, endlich die Welt zu erobern. Crusties, watch out!

https://de-de.facebook.com/AxegrinderHQ/