Entstanden nach der zeitweiligen Auflösung der Progressive Metal Band Extol, haben sich Mantric aus Norwegen der kreativ-experimentellen Rockmusik verschrieben. Das Trio, das außerdem in der Blackmetal-Band Lengsel aktiv ist, hat unlängst sein zweites Album „Sin“ veröffentlicht. Gitarrist/Sänger Tor Magne Glidje stellt Euch seine Band bei Whiskey-Soda vor.
Hier haben wir eine kleine Post-Metal-Sludge-Perle aus Schweden. Gloson aus Halmstad in Südschweden sind vier Jungs, die Bands wie Neurosis, Isis und Cult of Luna lieben, aber bei aller Verehrung ihr eigenes Ding machen. Das ist ihnen mit dem 32-minütigen Mini-Album „Yearwalker“ gelungen.
Die nur vier Tracks beben vor Intensivität und oszillieren zwischen hartem Post-Metal und mitternachtsschwarzem Sludge. Melancholisch-sanfte Melodien, die an ihre Landsmänner von Cult of Luna erinnern, kombiniert mit doomigen Todes-Growls und schneidend scharfen Gitarrenriffs sorgen für eine einzigartige Stimmung. Mal mit hoher Spannung, mal mit explodierender Dynamik loten die Herren die Genre-Klischees aus und verpassen denen ihren eigenen Dreh. Sehr lecker, die Herren!
Wer sich traut, auch mal die obskuren Releases in den CD-Player zu schieben, wird hin und wieder für seinen Mut belohnt. Der erste Blick auf das Ölgemälde-Cover des Debütalbums „Death By Burning“ (Svart Records) der Hamburger Mantar verspricht Black Metal, löst dieses Versprechen aber nur in bedingt ein, denn die ersten Töne sind derart düster und räudig, dass es einen schwerfällt, die hässliche Fratze Mantars einer eindeutigen Spielart zuzuordnen. Aber irgendetwas hat der bizarre Sound an sich, das die Neugier in einem weckt. Frühe Venom und Bathory schweben einem vor dem inneren Auge.
Was nach Grunge klingend seinen Anfang nimmt, wird mit heiser-kehligen Vocals und einer tiefschwarzen Gitarre gewürzt, sodass ein Bastard aus Alternative und Black Metal dabei herauskommt. Simpel, aber effektvoll. Diese Mischung ist nicht nur in der Vorstellung böse, sondern spuckt Gift und Galle. Daraufhin paart sich manischer Post Metal mit klassischen Heavy Metal Riffs. ,Cult Witness‘ ist von einem Groove besessen, bei dem man sich bildlich die Satansjünger um das Feuer tanzen vorstellen kann. Mantar fügen Dinge zusammen, die man nicht vereinen darf. (So steht es im Necronomicon mit Blut geschrieben.) Verdammt ist der, der dieses Gesetz zu brechen gewillt ist.
Das Duo aus der Hansestadt gleitet daraufhin in düstersten Stoner Rock ab, hart an der Grenze zum Doom. Kaum zu glauben, dass keine Basssaiten dabei helfen, diesen fiesen schweren Sound zu kreieren. Mit ,Into The Golden Abyss‘ braust der Sound gewaltig auf, um dann in dunkelste Verzweiflung zu verfallen. ,Swinging The Eclipse“ lässt im Uptempo die Lautsprecher bersten, bevor die zweite Hälfte des Songs im Sumpf von Alternative und Post Metal qualvoll ertrinkt. ,The Berserkers Path‘ wälzt sich schwerfällig über den Spoken Words-Part, der die höllischen Vocals für dieses Mal ersetzt.
Blackened Crossover Metal von der Waterkant
So unterschiedlich die zehn Songs in Idee und Aufbau sind, sie entstammen einer schwarzen Feder, die ihre Handschrift auf sämtlichen Liedern hinterlässt. Wer kommt nur auf die Idee, die guten alten Melvins mit dreckigsten Black Metal zu kreuzen? Bei so viel unreinen Klängen liegen die Nerven blank; man möchte nur noch entfliehen, hin zum Licht. Doch dann würde man das grandiose ,White Nights‘ verpassen. Wie ein post-metallischer Lavastrom, der kein Leben hinterlässt, wird man noch tiefer in die Dunkelheit gezerrt. Am Ende wird doch alles Gut – ein finsterer, achtminütiger Brocken Sludge lässt „Death by Burning“ harmonisch ausklingen.
Das Debüt des Düster-Duos Mantar ist nichts für schwache Nerven. Die manisch bedrückenden Songs verlangen einem viel ab, doch am Ende des Tages weiß der am Leben gebliebene Hörer, dass er nicht von irgendeiner Band aus der Massenproduktion zu Tode gelangweilt, sondern mit viel Hingabe und Überzeugung langsam um das Leben gebracht wurde. Wer auf diesen kleinen, aber feinen Unterschied Wert legt, sollte sich unbedingt den zehn Kompositionen aus der Elbmetropole stellen.
Das letzte Cult Of Luna-Meisterwerk „Vertikal“ ist gerade einmal neun Monate alt, da folgt auch schon der Nachfolger. „Vertikal“ war zwar kein lupenreines Konzeptalbum, hat sich aber künstlerisch, inhaltlich als auch musikalisch an Fritz Langs Klassiker „Metropolis“ orientiert, wie Bandleader Johannes Persson zu erklären weiß. „Vertikal II“ (Indie Recordings) ist dem entsprechend mit Nichten nur ein zweiter Teil, sondern der Epilog, der Ausklang, das Ende.
Das Nachwort zu „Vertikal“ fällt, wie zu erwarten war, ruhig und sphärisch aus. „Oro“ geleitet einen in eine tiefe und dunkle Welt, aus der es kein Entrinnen zu geben scheint, so suggerieren es einem die verzweifelten Schreie zum Ende hin. Mit „Light Chaser“ fällt wieder Licht, aber nur ein wenig, in die Welt, die Cult Of Luna kreieren. Das elegisch sich ständig wiederholende Keyboard-Mantra, gegen das sich immer wieder Schreie verbissen wehren, prägt den ungewöhnlichen, sechseinhalb Minuten langen Song.
Lange braucht es bis „Shun The Mask“ zu einem typischen Cult Of Luna-Post Metal-Epos aufbraust, mit allem, was das Songwriting-Rüstzeug der Schweden her gibt: Langes Intro, Orkan, Abklingen, ruhige Passagen, die sich langsam, aber bestimmt steigern; der ganz große Spannungsbogen. Das 18-Minuten-Gebilde „Vicarious Redemtption“ aus Atmosphäre und Gewalt seziert Godflesh/Jesu-Mastermind Justin K. Broadrick und setzt ihn wieder zusammen, wobei er zwar einen „neuen“ Song erschafft, den düster-stimmungsvollen Tenor aber beibehält. Allein schon wegen dieser Ambient-Version lohnt sich „Vertikal II“.
Den Fehler, die vier Songs leise nebenbei zu hören, darf man auf keinen Fall begehen, denn dann werden sie zu bloßer Hintergrundmusik degradiert, ihre Tiefe ginge verloren. Also, die insgesamt über 100 Minuten musikalische Dramatik in voller Lautstärke und in einem abgedunkelten Raum zusammen mit dem Hauptwerk genießen.
Wow! Ein edler, schwarzer DIN A5-Umschlag, verschlossen mit einem Siegel, liegt vor einem. Soll das Siegel gebrochen werden? Leider ja. Zum Vorschein kommt ein hochwertiges Stück schwarzes Papier, geriffelt und mit einer siebgedruckten Illustration in weiß auf der Vorderseite. Die Namen Coilguns und Never Void lassen sich entziffern. In der Mitte befindet sich eine CD in schwarzer Vinyl-Optik; auf der Rückseite, ebenfalls im Siebdruck aufgetragen, die Songs beider Bands, sowie die technischen Daten. Das nenne ich mal einen ersten Eindruck vom Feinsten. Mal sehen, was die acht Lieder her geben.
Jeweils zwei Studio-Songs und zwei Live-Tracks steuern beide Bands zu der Split-CD bei. Die Schweizer Coilguns, aus dem The Ocean-Umfeld stammend, machen den Anfang. Düster, post-metallisch und ein wenig holprig ist der Beginn. Musik und Sound ergänzen sich ausgesprochen gut, beides sehr rudimentär und stimmungsvoll. Doch dann wird es heftig. Wildes Hardcore-Geprügel mit Kreischgesang (Gesang?) setzt ein. Breaks, Tempowechsel, sieben Minuten lang. Der zweite Song ist die komplette Antithese zum ersten, kurz und bündig, dafür aber noch vertrackter und nervenaufreibender. Die beiden Live-Songs sind im ähnlichen Stil gehalten, aber kompakter als der Auftakt. Live-Atmosphäre kommt nicht auf, aber die beiden Songs führen den Stil der ersten beiden konsequent weiter: düsterer Mathcore zwischen Converge und Rorschach.
Math, Jazz, Hardcore, Post Metal – wilde Mischung in exzellenter Aufmachung
Never Void aus dem wässrigen Nachbarland hauen buchstäblich in dieselbe Kerbe, nur nicht ganz so düster, dafür umso hektischer, verbreakter und wütender. Den rudimentären Eindruck ihrer Partner im Verbrechen übernimmt die Band und sorgt somit für eine im Ganzen homogene Veröffentlichung. Auch Never Void stellen kurze Attacken auf das Nervenkostüm neben das genüssliche Ausweiden der Gehirnwindungen des Zuhörers. Die Live-Songs beinhalten zum einen viel Gitarrengefidel und zum zweiten einen Großangriff auf die Klaviatur der Psyche inklusive Jazz-Einlage.
Bei dieser Split-CD, die es auch als 10-Inch-Vinyl gibt, passt alles zusammen. So kann man auf sich aufmerksam machen, mit viel Liebe und Engagement und nicht nur mit irgendwelchen lieblos verschickten mp3-Files. Insgesamt sind die acht Songs anstrengendes Zeug, wobei Coilguns einen Tick besser ankommen, weil sie einfach nicht ganz so sperrig und strapaziös sind wie Never Void. 200 Stück gibt es von dieser handgemachten CD.
Die Schnittmenge zwischen den mächtigen Neurosis und den in Berlin ansässigen Musiker-Kollektiv The Ocean ist groß, in diesem Fall vielleicht zu groß. So ist das Konzept von „Precambrian“ ähnlich komplex angelegt wie Neurosis‘ „Times of Grace“ und die analog dazugehörende Scheibe von Tribes Of Neurot, die beide zeitgleich gehört werden sollen. So kompliziert ist es im Fall von „Precambrian“ (Metal Blade Records) dann doch nicht, ist das Werk in zwei CDs aufgeteilt, die unterschiedlicher kaum sein können.
„Hadean/Archean“ heißt die erste CD, die 22 Minuten lang eine Hölle modernen Hardcores auf einen niedergehen lässt. Musikalisch liegt The Ocean ein bzw. zwei geologische Zeitalter vor dem „Proterozoic“, das streckenweise verdammt nach Neurosis klingt, während „Hadean/Archean“ eher in der Nähe zu Dillinger Escape Plan anzusiedeln ist. Beide CDs zeichnen eine zeitliche, wie musikalische Entwicklung auf. Die Rohheit der Mini-CD geht über in differenzierte Songstrukturen, in denen meist Atmosphäre vorherrscht, die zeitweilig von Ausbrüchen unterschiedlicher, teilweise avantgardistischer Couleur aufgewühlt wird. Friedlicher Gesang geht in wütendes Gebrüll über, Streicher und Bläser in harte Gitarrenriffs und ruhige Passagen in eine Aneinaderreihung von Breaks, wobei die düstere Stimmung immer die Oberhand, die Kotrolle behält. Über 20 Musiker haben dazu beigetragen, dass „Precambrian“ ein Meisterwerk geworden ist. Anders ist dies Hörerlebnis nicht zu einzuordnen.
Dass die immer wieder augenfälligen Anleihen bei den Avantgardisten aus den USA, den Hörgenuss schmälern ist der falsche Ausdruck, aber der große Schatten von Neurosis liegt wenigstens auf der zweiten CD dieses wunderschönen Digi-packs. Und solange sich die Amis nicht über das große Wasser wagen, ist das Musiker-Kollektiv The Ocean die bestmögliche und vor allem einzige ebenbürtige Alternative.