Schlagwort: Djent

Neues aus dem Halluzinogenozinozän

16 Monate ist „Verk Ferever“, der letzte Streich der immer umtriebigen Extrem Metal-Kabarettisten aus Nordrhein-Westfalen, dem Bundesland des neuen CDU-Ober-Onkels Armin Laschet, alt. Lockdown, Social Distancing und allgemeine Vereinsamung haben es möglich gemacht, 31 Minuten Japanische Kampfhörspiele liegen zur Diskussion auf dem Tisch. Die unwirtliche Zeit hat aber auch dafür gesorgt, dass „Neues aus dem Halluzinogenozinozän“ (Bastardized Recordings) ein klein wenig sehr anders geworden ist.

Mit dem Mantra „Sehr gut, sehr gut – Ja!“ starten die JaKas in den ,Schweinetransport‘, der sich überraschend wütend gebärdet. Ist ja auch ein unmenschliches Thema. Am Nörgeln, Ätzen und dreckige Finger in Wunden legen waren sie ja schon immer sehr gerne, aber so auf die Kacke – textlich und musikalisch – haben sie lange nicht gehauen. Ihren typisch break-lastigen mit Gedudel angereicherten und an Wiederholungen nicht geizenden Metal pimpen sie mit Hip Hop und … viel Elektronik. Wenn alles auf einmal auf einen einkracht, macht das Wirrwarr sogar Spaß. Es nervt aber auch, vor allem diese ständigen 8-Bit-Melodien im Hintergrund.

„Halt deine Schnauze“

Werden die vier monotonen, aber auch eigenwilligen Instrumentalstücke addiert und dann von der Gesamtspieldauer subtrahiert, dann bleiben gerade mal 22 Minuten JaKa in Reinform. Diese 22 Minuten sind dafür auf gewohntem JaKa-Niveau, was heißen soll breakig, groovig, manisch und wild. Auf einem 40- oder gar 45-minütigen Tonträger hätten die avantgardistischen Einlassungen ihren Platz gefunden, so dienen sie als Bremsen. Bei allem Schnickschnack sind Songs wie ,Drohnenangriff auf unsere Werte’ und ,Lass deinen Müll auf dem Festivalgelände liegen’ nicht nur wegen der genialen Namen schon coole Baller-Songs. Kurzweilig sind auch wieder die Lästereien über unsere sogenannte Zivilisation und ihre speziellen Ausprägungen. Mit anderen Worten: Spießer-Alarm!

Die Japanischen Kampfhörspiele sind halt wie als Fleischfresser, die für einen Veganer kochen müssen: interessante Interpretationen und unterschiedlichste Zutaten treffen auf die ein oder andere Fehlleistung auf dem Teller. Wer ausschließlich Bock auf Schnitzel mit Pommes hat oder bunten Salat mit Räuchertofu, wird mit „Neues aus dem Halluzinogenozinozän“ nicht glücklich. Insgesamt ist aber recht wenig Musik auf dem Teller. Vorspeise, Zwischenmahlzeit, Nachtisch, oder was jetzt?

Homepage der JaKas

JaKa bei Bandcamp

JINJER – Beenden Jahr mit sozialkritischem Video

Mit einem großen Knall nehmen Jinjer Abschied vom Corona-Jahr 2020. Mit einem Video zu Fan-Liebling „Home Back“ geht für die ukrainische Sprengstoff-Truppe um Power-Frontfrau Tatiana Shmayluk das Jahr zu Ende. „Home Back“ ist das siebte Video zum aktuellen Album „Macro“ und thematisiert den Krieg, den die Band aus der Donetsk-Region nur zu gut kennt. Bassist…

EUROBLAST FESTIVAL 2020 – Abgesagt! (Update)

Das Kölner Euroblast, neben der (für dieses Jahr abgesagten) Night of the Prog das renommierteste deutschen Festival für progressive Rockmusik, geht in diesem Oktober in die mittlerweile 16. Ausgabe. In den vergangenen Jahren haben wir für euch umfangreich aus der Kölner Essigfabrik berichtet, wo die kleine aber feine Zusammenkunft jeden Herbst stattfindet. In Bezug auf…

Rise Radiant

Das Cover mit dem Elch und dem Berg weckt Assoziationen an Skandinavien, aber der Kenner weiß natürlich, dass Caligula’s Horse Australier sind. Mit „Rise Radiant“ (InsideOut Music) melden sie sich jetzt eindrucksvoll zurück. Inzwischen sind seit dem Debüt der Progressive-Metaller bereits fast zehn Jahre vergangen. Zehn Jahre, in denen sich Jim Grey, Sam Vallen und ihre Kollegen nicht nur in Down Under einen festen Namen in der Szene gemacht haben. Der inzwischen fünfte Longplayer „Rise Radiant“ macht da weiter, wo die Band 2017 mit dem Vorgänger Bloom aufgehört hat – und klingt doch irgendwie anders.

Immer noch sind Caligula’s Horse gemeinsam mit Haken und Leprous Vorreiter im modernen Prog-Metal, auch wenn es hier melodischer und vielleicht auch etwas weniger technisch, dafür organischer als bei den erwähnten Kollegen zugeht. Abwechslungsreiche Gitarrenparts bilden erwartungsgemäß den Schwerpunkt, ohne dass sich die Australier in zu vielen Frickel-Soli verzetteln würden. Der Sound ist breit und wuchtig, man spürt den Berg auf dem Cover, wie er sich massiv und majestätisch vor dem Hörer aufbaut. Das ist ein schroffes Felsmassiv aus wuchtigen Grooves, Djent-Riffs und melodischen Klängen, aber mit genug Spalten und Rissen im Gestein, durch die immer wieder fast verborgene Bergkristalle wie das zurückhaltende Zwischenspiel ‚Resonate‘ leuchten und schimmern. Es gibt viel zu entdecken auf dieser Reise, und auch beim wiederholten Hören wird man noch viel Neues erleben.

‚Autumn‘ ist eine getragene, ruhige Perle, funkelnd, melodisch und doch genretypisch versperrt, und mit ‚The Ascent‘ gibt es zum Ende noch den genretypischen Longtrack, der in zehn Minuten noch einmal von hart bis zart alle Berggipfel umschifft und sich präsent in die Wolken erhebt. „Rise Radiant“ ist großes Ohrenkino, etwas stromlinienförmiger und nicht ganz so sperrig wie die Vorgänger, was man mögen muss, um nicht vielleicht doch ein wenig enttäuscht zu sein. Aber Stillstand ist ein Fremdwort im progressiven Genre – von daher: Ziel erfüllt.

Caligula’s Horse Bandhomepage

Caligula’s Horse bei Facebook

ANY GIVEN DAY – Metalcore-Brett im Dezember auf Tour

Die Modern-Metal-Shooting-Stars Any Given Day aus dem Herzen des Ruhrgebiets starten heute ihre große EU Headline-Tour! Als Unterstützung mit an Bord sind ihre Arising-Empire-Label-Kollegen von Landmvrks aus Marseille und die US-Deathcore-Granaten Bleed From Within. 2012 gegründet, haben sie 2014 mit dem Debüt „My Longest Way Home“ (#28 in den deutschen Album Charts) bereits für großes…

Undying Light

„Undying Light“ heißt der mittlerweile vierte Longplayer der Prog-Death-Metaller von Fallujah. Was hatten mich die Jungs mit „The Flesh Prevails“ (2014) umgehauen: Sphärische Melodien trafen auf frickeliges Gitarrenspiel und abstrakt-hypnotische Rhythmen. Auch der Nachfolger „Dreamless“ (2016) bediente sich dieser charakteristischen Merkmale der Band. Hier zeigte sich die Band zudem noch etwas experimentierfreudiger, auch wenn im Nachklang die Halbwertszeit der Songs nicht an die Qualität von „Flesh…“ heranreichte.

Von den ersten Tönen von „Undying Light“ an sind die Trademarks der Band wieder sofort erkennbar. Polyrhythmik, treibende Drums, der bandtypische Gitarrensound. Einziger Unterschied: Nach dem Weggang von Alex Hoffmann präsentieren die Kalifornier ihren langjährigen Bandkumpel Antonio Palermo als neuen Frontmann. Dessen Hardcore-ähnliche Vocals stellen einen starken Kontrast zur gutturalen Ausrichtung seines Vorgängers dar und wurden bereits im Vorfeld nach Veröffentlichung des Vorab-Tracks ‚Ultraviolet‘ sehr kontrovers diskutiert. Der Gesang hat seine Reize, auch wenn an der einen oder anderen Stelle etwas mehr Variabilität gut getan hätte, so wie es in Ansätzen in ‚Sanctuary‘ zu hören ist.

Insgesamt wurde der Atmosphäregrad der Songs gegenüber den beiden Vorgängern wieder etwas zurückgeschraubt, was dem Livesound der Band letztendlich guttun könnte, zu verschwommen und undifferenziert kamen sie mir jüngst bei ihrem Auftritt in Aarau rüber. Leider beschreitet die Band dieses Mal nicht so experimentierfreudige Wege wie zum Beispiel in Songs wie ‚Scar Queen‘ von „Dreamless“.

Was der Platte letztendlich fehlt und sie gegenüber ihren Vorgängen etwas abfallen lässt, ist das grundlegende Fundament einer jeden Platte: Nachhaltige Songs mit Wiedererkennungswert. Hier fehlen einfach Bandklassiker wie ‚Sapphire‘, ‚The Void Alone‘ oder ‚Cerebreal Hybridization‘. Das macht es auch schwer, auf einzelne Songs einzugehen, zu ähnlich klingen sie in ihrem Riffing und ihrer Melodieführung oft. Einzig der abschließende Track ‚Departure‘ bleibt auf Anhieb im Ohr hängen.

Es soll kein falscher Eindruck entstehen: „Undying Light“ ist ein gutes Album und alle Akteure spielen auf technisch höchstem Niveau. Ich hätte mir von den fünf Jungs aus San Francisco einfach den nächsten Schritt gewünscht. Warum keine weiteren Experimente mit Sound und Songwriting, auch vermisse ich die eingestreuten weiblichen Vocals. So bleiben die Prog-Deather in ihrer eigens geschaffenen Komfortzone, in der man sich Jeder wohlfühlt. Dem vorwärts gerichteten Hörer bleibt aber letztendlich zu wenig Unvorhergesehenes, um „Undying Light“ langfristig im Gedächtnis zu behalten.

(Geschrieben von Marcel Mattner)

EUROBLAST FESTIVAL – Line-Up und Running Order stehen fest

In gut einem Monat wird es in Köln wieder laut: Vom 05. bis 07. Oktober 2018 ist die Rheinmetropole wieder einmal die Pilgerstätte für alle Technical Death Metal – und Prog-Fans. Für drei Tage steht die kultige Location Essigfabrik ganz im Zeichen des progressiven Metals der härteren Gangart. Das Euroblast Festival öffnet schon zum 14.…

EUROBLAST FESTIVAL – Welle neuer Bands für das Line-Up

Vom 05. bis 07. Oktober 2018 ist Köln wieder mal die Pilgerstätte für alle Technical Death Metal – und Prog-Fans. Für drei Tage steht die kultige Location Essigfabrik in der Rheinmetropole ganz im Zeichen des progressiven Metals der härteren Gangart. Das Euroblast Festival öffnet schon zum 14. Mal wieder seine Tore. Auf der Facebookseite hat…

From Mars to Sirius

Mächtig stampfend und bombastisch kommt das dritte Album „From Mars to Sirius“ (Listenable Records) der Franzosen Gojira daher. Wie eine Mischung aus Achtziger-Jahre Progressive Metal und Fear Factory gehen Gojira 66 Minuten lang zu Werke. Dem fetten und harten Sound ist es zu verdanken, dass sich das Qaurtett aus Frankreich über dem Metal-Durchschnitt positionieren können.

Abenteuerlich ist das richtige Wort, um die Strukturen der zwölf Songs zu beschreiben. Ihr eigenes Strickmuster wenden Gojira sehr konsequent an, verlieren dabei oft an Spannung, da zu oft das Gefühl aufkommt, es wiederholt sich vieles. Das Double-bass Geballer geht einem nach dem fünften Song ziemlich auf die Nerven. Da müssen die Jungs flexibler werden. Sie können es ja besser, wie sie bisweilen unter Beweis stellen. Als positiv ist ebenfalls zu vermerken, dass sie sich zwar esotherischen und science fiction-mäßigen Inhalten hingeben, dies aber nicht zu einem Image stilisiert. Deshalb wirken Gojira relativ frei von Klischees, bodenständig und sympathisch. Dasselbe gilt auch für das etwas andere Artwork.

„From Mars to Sirius“ ist ein Album, dass nicht die vorgearbeiteten Pfade der Musikindustrie beschreitet, sondern versucht, etwas eigenes darzustellen. Dies klappt zwar nicht immer, ist aber immer noch besser als der derzeitige Metalcore-Einheitsbrei.

Homepage von Gojira