Schlagwort: Britpop

Kennt Ihr schon… THE GOVERNORS?

Die Münchner Formation The Governors ist nach einigen Jahren Pause zurück, um mit ihrer neuen Single „Luck Be A Lady“ das Indieversum aufzumischen. In der Hinterhand: ein Newcomer-Preis, reichlich Bühnenerfahrung, die hochgelobte EP „Apollo“ und ein Plattenvertrag. Wir haben den vier Jungs anlässlich der Single-Veröffentlichung ein wenig auf den Zahn gefühlt um herauszufinden, was uns…

0151

Wer in Liverpool aufwächst und Musik machen will, hat stets die gigantisch großen Fußstapfen der Beatles vor Augen. Allerdings hindert einen niemand daran, völlig eigene Wege einzuschlagen. Das taten The Night Café mit ihrem Debut „0151“ (Kobalt /AWAL). Orientierungshilfe waren beim musikalischen Findungsprozess weniger die eingangs erwähnten Pilzköpfe als vielmehr in der Melancholie beheimatete Bands wie die Pixies oder Joy Division. 

„0151“ – übrigens die Ortsvorwahl von Liverpool – gingen zwei EPs voraus, die in der einschlägigen Presse bereits viel Beachtung fanden. Eingeladen von einem sphärischen Intro begibt sich die Zuhörerschaft auf eine Reise durch 18 sorgsam arrangierte Songs, die von viel Liebe zum Detail bei der Komposition zeugen. Auch die Dramaturgie der Platte ist durchdacht: Die ersten sechs Tracks lassen es eher intellektuell-bedächtig angehen. Es folgt ein Block von vier kraftvollen Titeln, darunter die sehr gelungene Single „Turn“. Danach geht es mal ruhiger, mal Uptempo voran. 

Die Länge der Scheibe erfordert bei allem Abwechslungsreichtum Durchhaltevermögen. Nach etwas mehr als der Hälfte beginnt das Gehörte zu verschwimmen, irgendwie nebenbei zu laufen. Die Ursache dafür mag sein, dass es den heutigen Hörgewohnheiten widerspricht, bei einer Gesamtlaufzeit von einer knappen Stunde aufmerksam am Ball zu bleiben. Der hohen musikalischen Qualität von The Night Café lässt es ich jedenfalls nicht in die Schuhe schieben. 

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THE NIGHT CAFÉ mit neuer Single

Die britische Combo The Night Café haut mit ihrer neuen Single „Mixed Signals“ einen feinen Indie-Klopper raus, der sofort die stilvoll abgewetzten Tanz-Sneaker in Wallung bringt. Zunächst auf der 2017er EP „Get Away From The Feeling“ veröffentlicht, wurde „Mixed Signals“ für das am 23. August erscheinende Album „0151“ neu aufgelegt. Man höre und freue sich:…

Dead Debutante’s Ball

Eindringlich ist wohl das Adjektiv, das Ralph Pelleymounters erstes Solowerk „Dead Debutante’s Ball“ (Radicalis Music) am besten beschreibt. Der Frontmann der britischen Indie-Rocker To Kill A King hat mal eben 14 Songs aus dem Ärmel geschüttelt, die sich quer durch den Genre-Garten bewegen und so intensive wie absurde Geschichten erzählen: von wilden Bestien, Hummern, Line Dance (inklusive Banjo), dunklen Seelenmomenten, Hirnaktivitäten und Herzensangelegenheiten.

Pelleymounter findet dafür neben poetischen Worten auch ungalublich abwechslungs- und facettenreiche Melodien, die nicht nur die gesamte Palette an Emotionen abbilden, sondern sogar Witz versprühen. Der Beziehungs-Abgesang „Get Drunk, Get High“ ist dafür ein Paradebeispiel – eigentlich ein eher dramatisches Setting, das der Songwriter unnachahmlich britisch-schwarzhumorig und exaltiert verpackt.

Überhaupt stellt sich beim Hören das Gefühl ein, dass Ralph Pelleymounter einen Heidenspaß daran hatte, sich auszuprobieren und zu sehen, was alles geht, wenn man sich nicht innerhalb der Band abstimmen muss – auch, wenn das anfangs seltsam war, wie er selbst sagt. Er bordet über vor Energie („La De Da“), wird sentimental („My Drunken Love“), hochgradig dramatisch („Wild Beast“), manchmal ein bisschen wehmütig („Now That The Kids Have Gone (Pond For Pound)“) und singt warmherzige Oden auf die Liebe („The Lobster Song“).

Folk, Indie, Pop, Britrock, Singer Songwriter – Ralph Pelleymounter wandelt leichtfüßig abseits des Mainstreams, bleibt dabei aber immer nahbar und sehr menschlich. „Dead Debutante’s Ball“ hätte er nicht besser machen können: Die Platte ist defintiv eines der Alben, die dem Musikjahr 2019 ihren Stempel aufdrücken.

https://ralphpelleymounter.com/

https://radicalis.ch/

THE NIGHT CAFÉ: Debut-Album kommt im August

Seit den Beatles, The Wombats und The Lightning Seeds ist bekannt: Liverpool ist ein gutes Pflaster für Bands. Große Fußstapfen für die Newcomer The Night Café, die am 28. August mit ‚0151‘ via AWAL Recordings / Rough Trade ihr Debut-Album vorlegen und bereits mit dem Titel ihre enge Verbindung zur Heimat klarstellen – 0151 ist…

RALPH PELLEYMOUNTER veröffentlicht Solo-Debut

Ralph Pelleymounter, seines Zeichens Frontmann der britischen Indie-Combo To Kill A King, wandelt auf Solo-Pfaden: Am 24. Mai erscheint sein Erstling ‚Dead Debutante’s Ball‘. Neben Krustentieren besingt Pelleymounter mal euphorisch, mal düster-bedrohlich, auch Linedance und Sozialphobien nebst Panikattacken. Wie er letzeres umsetzt, lässt sich im aktuellen Clip „Wild Beast“ hören und sehen. Aber Vorsicht: Das…

RICHARD HAWLEY: Neuer Clip zum kommenden Album

Am 7. Juni erscheint mit ‚Further‘ Richard Hawleys erstes Solo-Werk. Als zweite Single präsentiert der Mann aus Sheffield nun ‚My Little Treasures‘, eine leise Hommage an die Dinge im Leben, die wirklich wichtig sind. Inspiriert wurde der Song von einer besonderen Begegnung: Nach dem Tod von Hawleys Vater 2007 traf der Sänger dessen zwei älteste…

Sgt Pepper’s Lonely Hearts Club Band – 2CD Anniversary Edition

So ziemlich jedes Album, das seit Erfindung der Popmusik einmal irgendwo die unteren Regionen der Charts gekratzt hat, wurde in den letzten fünf Jahren als Super-Duper-Ultra-Deluxe-Fassung veröffentlicht. Dabei gibt es gelegentlich großartige, einen musikalischen Meilenstein kongenial in zeitlichen Kontext setzende Referenzwerke wie beispielsweise die King Crimson-Boxsets, meist aber eher ein klanglich kaputtkomprimiertes/-gemixtes Originalalbum mit klanglich oder künstlerisch eher bedenklichen Bonustracks.

Vielleicht hat es deshalb so lange gedauert, bis ein The Beatles-Album die Deluxe-Behandlung bekam. Die Ankündigung eines 2017er Remixes zum 50. Geburtstag „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ sorgte ergo zunächst einmal nicht für allzu große Begeisterung, vor allem, weil Giles Martin, Sohn von Original-Producer George Martin, vor einigen Jahren das höchst umstrittene „Love“-Album zu verantworten hatte. Noch dazu wurde ja mit der „Anthology“-Reihe bereits das Meiste für Normalfans interessante Archivmaterial bereits veröffentlicht, desweiteren sind die Alben der Band ehedem produktionstechnische Meisterwerke, die man gar nicht verbessern kann. Beweis: der „Yellow Submarine Songtrack“ und „Let It Be Naked“.

Aber, hier die gute Nachricht: Giles und die überlebenden Beatles haben ihre Lektionen gelernt. „Sgt. Pepper“ ist nämlich ganz klar „Sgt. Pepper“ geblieben. Hier wurden keinerlei zeitgemäßen Effekte oder Klangmanipulationen angewendet, alle Drums und Gitarrensounds klingen genau wie man sie in Erinnerung hat, nirgends gibt’s ein künstliches Echo, das dort nix verloren hat oder gar einen alternativen Gitarrentake. Nun mag der Zyniker natürlich fragen, wozu man diesen Remix überhaupt braucht, wenn alles klingt wie anno 1967. Nun, erinnert Ihr Euch noch, wie das damals war, als Ihr zum ersten Mal einen Film von DVD gesehen habt? Obwohl man jahrelang überhaupt nichts an der alten VHS-Kassette auszusetzen hatte, sah man plötzlich alles klarer und deutlicher, ein Schleier ward geliftet – und die arme alte VHS hatte mit einem Schlag ausgedient. Genau diesen Effekt hat auch der neue Mix von „Sgt. Pepper“. Weg sind das selbst auf den letzten Remasters noch deutlich zu vernehmende Bandrauschen, das Gematsche in den Bässen, die undefinierten Höhen und all die anderen Artefakte, die das zigfache Zusammenmischen der verwendeten Vierspurbänder anno 1967 mit sich brachten. Gerade die musikalisch komplexeren Songs wie ‚Being For The Benefit Of Mr. Kite‘ oder ‚She’s Leaving Home‘ zeigen ihre Details plötzlich ganz offen, ohne den Reiz der Originalfassung im Geringsten zu beeinträchtigen. Schlicht vorbildliche Handwerkskunst.

Über das Album selbst muss man nichts mehr an Worten verlieren. Klar kann man persönlich „Revolver“, „Abbey Road“ oder sogar „Rubber Soul“ vorziehen, aber „Sgt Pepper“ ist eben das einflussreichste Album der einflussreichsten Band der ganzen Popmusik. Keiner der experimentelleren und anspruchsvolleren Spielarten des Genres wären ohne dieses Album und die damit etablierten musikalischen wie technischen Standards denkbar. Natürlich haben „Pet Sounds“ (The Beach Boys) und „Freak Out“ (Frank Zappa) dieses Meisterwerk entscheidend mit beeinflusst, aber hier kommen Anspruch, Experimentierfreude und höchste musikalische Eingängigkeit in Perfektion zusammen wie bei fast keinem Konkurrenzalbum. Denn seinen legendären Ruf hat „Sgt Pepper“ trotzdem nur aus einem Grund: die Songs. ‚A Day In The Life‘, ‚Lucy In The Sky With Diamonds‘, ‚When I’m Sixty-Four‘, ‚Getting Better‘, der Titelsong, ‚With A Little Help From My Friends‘ – noch Fragen?

Auf der 2-CD-Version findet sich noch eine Bonusdisc mit Outtakes der Sessions, die in Verbindung mit dem ausführlichen Text im Booklet einen schön nachvollziehbaren Einblick in die Arbeitsweise der Band und ihres Produzenten gibt. Dazu noch ebenfalls neue Mixes von ‚Penny Lane‘ uns ‚Strawberry Fields Forever‘, die ebenso gelungen sind wie die des Hauptalbums. Auch sind alle Texte abgedruckt und das Artwork fast identisch mit dem Original. Natürlich gibt es auch noch die aufwändige und teure Super-Mega-Variante mit NOCH mehr Material, aber die 2-CD-Version sollte eigentlich allen Nicht-Die Hard-Fans ausreichen. Die ist dafür aber Pflicht, denn genau so muß die Aufbereitung eines klassischen Albums erfolgen. Tja, einmal mehr setzt „Sgt Pepper“ Maßstäbe…

PAUL MCCARTNEY veröffentlicht Deluxe-Edition von ‚Flowers In The Dirt‘

Die „Archive Collection“ von Paul McCartney setzt seit ihrem Start den Standard für Deluxe-Wiederveröffentlichungen klassischer Alben. Ausgestattet mit unveröffentlichten Bonussongs, Videos, ungesehenen Bildern, Kommentaren der meisten Beteiligten – dafür garantiert ohne Murmeln und Schals – sorgt die Ankündigung einer neuen Ausgabe der Reihe bei Macca-Fans immer wieder für Freude. Doch am 24. März 2017 dürfte…

Chasing Yesterday

Oasis nehmen – das steht außer Frage – eine entscheidende und prägende Rolle in der Geschichte des Britpop und in der Geschichte grauenhafter Lagerfeuerfolter ein. Ja, ‪’‬Wonderwall‪’‬, antiker Hut, vergeben und vergessen. Die Vorliebe fürs Mosern und Maulen hat Noel Gallagher sich aus Oasis-Zeiten bewahrt und vermutlich macht es Teil seines Charmes aus. Ein stinkender Stiefel tut der Qualität eines Albums ja zunächst keinen Abbruch. Leider bringt ein umtriebiges Privatleben auch noch keine größere Variabilität und Vielfalt ins Songbouquet und je öfter man musikalische Pfade bewandert, desto ausgetretener und, ‪‬ja, öder werden sie. Alles schon hundertmal gehört. Alles eben irgendwie Oasis‪-‬Britpop.

‪’‬Chasing Yesterday‪’‬ sollte seinem Titel also besser nicht allzu gerecht werden‪,‬ denn eine Band von gestern, die stets dem einen Sound von gestern nacheifert, sind die Langweiler von heute und morgen endgültig passé. Noel Gallagher braucht sich darum zwar grundsätzlich nicht zu sorgen, genau wie die Stones und ähnliche Veteranen der Rund-um-Rock Musik ist er eben immer irgendwie da und sein Sound immer irgendwie gut, weil geschichtsträchtig. Aber nicht immer spannender Ohrenschmaus. Der Opener ‚Riverman‘ lässt entzückt aufmerken. Sollte Noel Gallagher nach seinem zwar erfolgreichen, aber doch eher unaufregenden Debüt mit den High Flying Birds tatsächlich mal mehr wagen? Für ihn in geradezu ausufernder Manier folgt Saxofonsolo (aber ja!) auf Gitarrengeschlinger der feinsten Sorte. Auf ‚Lock All The Doors‘ wagt er sich an punkiges Geschrammel, den Verzerrter im Anschlag. ‚The Girl with X-Ray Eyes‘ beweist, dass selbst professionelle Zyniker wie Noel Gallagher ab und zu melodische Liebeserklärungen an die Herzdame loswerden müssen. Der Zeitknopf Richtung frühe Oasis rostet nicht und funktioniert einwandfrei. Und das ist gut.

‏Kleinod-Charakter hat ‚The Dying Of The Light‘. Hinter dem epischen Titel verbirgt sich eine nicht minder epische Hymne, die trotz ernster und düsterer Bilder hier und da die Lachfältchen wachrüttelt.

‚Gonna try my best to get there / But I can’t afford the bus fair.‘

Schnief. Armer Noel.

‏’Chasing Yesterday‘ überrascht. Noel Gallagher schafft es, zwar seinem typischen Sound treu zu bleiben, trotzdem aber hier und da an entscheidenden Stellschrauben zu drehen und dem alten Gerüst ein neues, attraktiveres Gewand überzustreifen. Sei es das besagte Saxofon oder der Mut, das ein oder andere Emotiönchen charmant zu zelebrieren. Es ist nicht der erwartete uninspirierte Rückgriff, sondern ein (für verkappte Gallagher-Antis) fast ärgerlich lässiger Nachfolger. Im Interview mit dem Intro Magazin gab Noel Gallagher an, dass er bei seinem Album schlicht nicht zu viel über alle Details habe nachgrübeln wollen. Nimmt man ihm ab, fast noch mehr als sein ewiges Gemaule. Entspannter, lässiger – liegt vielleicht auch daran, dass er sein Album selbst produziert hat. Weniger Streit ist weniger Stress ist mehr Entspannung. Sind bessere Songs. Und zum Streiten eignet sich der ältere der Gallaghers ja sonst erfahrungsgemäß ideal.