Schlagwort: Space Rock

HUMULUS – Flowers Of Death

Die Italiener von Humulus haben am 01. September mit „Flowers Of Death“ (Kozmik Artifactz) ihr viertes Album veröffentlicht. Aber irgendwie ist das aber auch ein Debüt, denn die Band erfindet sich quasi neu und hat mit Thomas Mascheroni (Gesang und Gitarre)  einen neuen Frontmann bekommen. Humulus spielen psychedelischen Space-Rock, Post-Stoner Doom mit sehr viel Tiefgang,…

ACID ROOSTER – Flowers & Dead Souls

„Flowers & Dead Souls“ (Tonzonen Records) heißt das zweite Album des Leipziger Trios Acid Rooster. Der Bandname passt perfekt zum instrumentalen Space Rock, den die drei Jungs hier abfeiern. Psychedelisch, losgelöst, treibend wird hier improvisiert und gejamt, was das Zeug hält. Dabei wirken die sechs Songs dennoch strukturiert und lassen oft Assoziationen wach werden an…

BLACK MOON CIRCLE – Leave The Ghost Behind

Im norwegischen Trondheim muss es nicht nur sehr musikalisch zugehen, wenn man einmal die schiere Menge dort ansässiger Bands und Labels betrachtet, es muss auch psychedelisch-spacig sein, zumindest im Proberaum von Black Moon Circle. Die 2014 eben in Trondheim gegründete Band veröffentlicht mit „Leave The Ghost Behind“ (Crispin Glover Records) bereits Ihr zehntes Studioalbum. Darauf…

KASKADEUR – Phantom Vibrations

Schon lange kennen die Ärzte Phantomschmerzen, wenn beispielsweise ein Amputierter Schmerzen in einem nicht mehr existierenden Körperteil verspürt. In unserem technisierten Zeitalter hat sich jetzt auch der Begriff „Phantomvibrationen“ etabliert – man hört sein Handy summen und vibrieren, aber auch dies ist nur eingebildet. „Phantom Vibrations“ (Noisolution) ist der nicht eingebildete Titel des ganz und…

DAILY THOMPSON – Live At Freak Valley Festival

Wer zum Ende des Jahres noch mal ein richtig schönes Livealbum hören möchte, darf gerne zu „Live At Freak Valley Festival“ (Noisolution) greifen. Das Dortmunder Trio Daily Thompson veröffentlich den Mitschnitt seiner Show auf dem titelgebenden Festival, das jährlich in der Nähe von Siegen stattfindet. Sommer 2022, endlich wieder Livemusik nach oder in der Pandemie,…

DAILY THOMPSON – Viertes Album im August

Am 21. August erscheint „Oumuamua“, das vierte Album der Band Daily Thompson. Die Musik lässt sich in keine Schublade stecken: Indie- und Gitarrenrock treffen auf Noise, Deserst Blues, Fuzzrock, Stoner, Space- und Hardrock. Wir sind gespannt, wie es mit dem Trio weitergeht. „Oumuamua“ ist benannt nach dem ersten interstellaren Objekt in unserem Sonnensystem, dem zigarrenförmigen…

Under Stars

Jede SciFi- oder Fantasy-Story wird erst zum akzeptierten Epos, wenn sie es ins Trilogie-Format schafft. Wir vergessen an dieser Stelle einmal das Marvel Cinematic Universe (22 Kino-Episoden sind eh reine Streberei) und gratulieren lieber John Mitchell dazu, es mit seinem Lonely Robot-Projekt in eine Reihe mit „Matrix“, „Mad Max“, Zurück in die Zukunft“, „Der Herr der Ringe“ (schon die Vorlage eine Trilogie!) und natürlich der EINZIG WAHREN „Heiligen Trilogie“ geschafft zu haben. Und auch wenn „Under Stars“ keine Ewoks zu bieten hat, schafft es der Vielbeschäftigte, „seiner“ Trilogie ebenfalls einen ziemlich krönenden Abschluss zu setzen.

Wobei, so ganz habe ich die die Story hinter den bisherigen Lonely Robot-Alben nicht so ganz verstanden, wenn es denn überhaupt eine wirkliche traditionell erzählte Geschichte gab. Unterhaltsam waren Mitchells gerne sarkastisch vorgebrachte lyrische Exkursionen zur menschlichen Befindlichkeit, Individualität und Einsamkeit aber dennoch. Musikalisch hat Mitchell sowieso noch nie etwas anbrennen lassen, und auch auf „Under Stars“ reißt da nichts ein: vielleicht etwas Synthie-lastiger und atmosphärischer als auf den Vorgängern, aber jederzeit urtypisch JohnMitchell. Die vielen ruhigeren Stücke lassen aber deutlicher denn je erkennen, dass John nicht nur ein großartiger Songschreiber und Gitarrist ist, sondern auch ein ziemlich feiner Sänger, der sich trotz oder eben wegen Komplettverzicht auf Falsett-Pathos mit weit mehr authentischem Gefühl artikuliert als der Großteil der Prog-Konkurrenz. Wobei er sich der „Prog-Konkurrenz“ allerdings eh‘ nur teilweise zum Vergleich anbietet. Schon bei der Alternative-Rock-Band The Urbane (eigentlich auch ein Soloprojekt) hat sich Mitchell als großes Talent für eingängige Pophooks bewiesen, und mit Songs wie ‚The Authorship Of Our Lives‘, ‚How Bright Is The Sun‘ (einfach schön!) oder ‚Icarus‘ darf er dieses auch auf „Under Stars“ ausspielen. Dass der progressive Anteil dabei ein wenig geringer ausfällt, macht überhaupt nichts – unterm Strich zählt schließlich die Qualität des Ganzen, und „Under Stars“ kann ohne Frage mit dem ersten Kino-Album und dem „Glitter“-Zweitwerk der erwähnten The Urbane als in sich geschlossenstes und ganz subjektiv betrachtet auch bestes Album von Johns bisheriger Karriere gelten. Und auch ohne das Konzept hinter Lonely Robot verstanden zu haben, die lyrischen wie musikalischen Querverweise, die sich über das Album verteilt haben, sorgen tatsächlich für ein episches Flair und vereinen die drei Alben schließlich wirklich zur zusammengehörigen Trilogie.

John Mitchell hat in den letzten Jahren mehrmals (auch von Whiskey-Soda) die Kritik hören müssen, auch abseits von Arena etwas zu omnipräsent zu sein und damit einen gewissen Übersättigungseffekt auszulösen. Speziell auch, weil seine Projekte wie Frost*, It Bites oder Kino stilistisch recht ähnlich ausgefallen sind und ihn allesamt als Sänger, Gitarrist und, mit Ausnahme von Frost*, als Hauptsongschreiber featuren. Mit „Under Stars“ präsentiert er aber ganz eindeutig den Beweis, dass er es nach wie vor auch in sich hat, wirklich Besonderes abzuliefern – vielleicht wäre es nicht schlecht, wenn John sich tatsächlich künftig mit voller Energie einem einzigen Soloprojekt widmen würde. Auch wenn Lonely Robot mit „Under Stars“ erst einmal abgeschlossen scheint: über ein Prequel würde sich mit Sicherheit nicht nur der Schreiber dieser Zeilen freuen. Solange John darin nix von Midichlorianern erwähnt, versteht sich.

The Classic Years Trilogy (Vinyl-Boxset)

In den späten Siebzigern kam hierzulande kein Progressive-Rock-Fan an Eloy vorbei. Ob man die Band mochte oder nicht, dank ihres enormen kommerziellen Erfolges hatte aber jeder Interessierte eine Meinung zur Band. Speziell auch, weil Eloys Erfolg sich gerade dann einstellte, als die ursprüngliche Progblase entweder auflöste (King Crimson, Van Der Graaf Generator, ELP) oder sich in Richtung poppiger und kürzerer Songs orientierten (Genesis, Yes) – es ist somit anzunehmen, dass Eloy für viele Progfans, die mit Punk und New Wave nichts anzufangen wussten, die Retter des Tages waren. Heutzutage sind Eloy aber leider unter Proggern ziemlich vergessen. Zugegeben, sowohl die gerne spöttische Kritik an der Band als auch die teils eher halbgaren Alben, die Bandboss Frank Bornemann seit Mitte der 1980er unter dem Eloy-Banner veröffentlicht hat, waren nicht angetan, Neufans für die Band zu rekrutieren.

Das vorliegende Boxset „The Classic Years Trilogy“ kommt für Eloy-Neulinge also sehr gelegen. Es enthält nämlich mit „Dawn“, „Ocean“ und „Silent Cries And Mighty Echoes“ genau die drei Eloy-Studioalben, auf die sich auch die der Band eher kritisch gegenüberstehenden Hörer einigen können. Die drei Alben entstanden in der Besetzung Frank Bornemann (v., gtr), Klaus Peter Matziol (bs), Detlev Schmitdchen (keys) und Jürgen Rosenthal (dr) – genau das Line-Up, das generell als beste Inkarnation der Band gilt. Die Alben sind in der Box sowohl auf Vinyl als auch auf CD enthalten, Grobschnitt-Guru Eroc hat das Material neu remastert, und die Pressqualität ist absolut untadelig ausgefallen. Gefütterte Innersleeves, und auch die Artworks (allesamt Gatefolds) wurden wunderbar mit Texten und Fotos aufbereitet. Die CDs kommen in einem weiteren, LP-großen Gatefold-Cover, das noch dazu ein paar knappe Kommentare zu den Alben enthält. Bonus-Tracks sucht man leider vergeblich, auch die beiden Zugaben zur Remaster-Version von „Silent Cries And Mighty Echoes“ wurden für diese Auflage wieder gestrichen. Für den doch relativ hohen Preis der Box hätte man auch gerne noch ein ausführlicheres Booklet beilegen können. Oder der Vollständigkeit halber noch das in der gleichen Besetzung entstandene und absolut essenzielle 1978er „Live“-Doppelalbum hinzupacken – damit hätte man wirklich die komplette Rosenthal-Ära der Band in einem Set abgedeckt.

Musikalisch sollten sich von der Box all die angesprochen fühlen, die sowohl bombastischen Symphonic-Prog als auch leicht psychedelische Frühsiebziger-Floyd-Klänge mögen und die Sympathie für Spacerock mitbringen, denen Hawkwind und Konsorten aber zu dreckig klingen. Die Songstrukturen von Eloy sind relativ straight ausgefallen, komplexe Klanggebilde wie von King Crimson oder Yes sollte hier niemand erwarten. Dafür gibt’s breite, mystisch klingende Synthieflächen mit New-Age-Flair, ausladende Gitarrensoli und immer wieder für den damaligen Prog unerwartet Hardrock-lastige Abschnitte. Eloy waren auch im UK sehr erfolgreich, und so kann die hier verewigte Trilogie auch als starker Impulsgeber für die wenige Jahre später startende Neoprog-Bewegung gelten. Speziell die frühen Twelfth Night („Live At The Target“-Ära) klangen schon mehr als nur ein wenig nach Eloy, und auch auf den frühen Marillion- und IQ-Werken finden sich viele ähnliche Stilmittel. Was immer wieder schwer kritisiert wird, ist der Gesang von Frank Bornemann – oder vielmehr, dessen Umgang mit der englischen Sprache. In der Tat kann man das fast nicht mehr als Akzent bezeichnen – ein Freund aus England behauptete einmal, Bornemann singe nicht Englisch, sondern Deutsch mit lauter Worten, die es in der deutschen Sprache nicht gibt. Man sollte sich also schon einmal eine Hörprobe gönnen, bevor man das Boxset in den Warenkorb legt, der Gesang ist eben für Viele ein Knackpunkt bei Eloy.

Hat man damit – wie der Rezensent – keine Probleme, wird man hier aber definitiv drei echte Schätzchen der progressiven Rockmusik finden. Klar, Eloy spielten nicht wirklich in der gleichen Liga wie Pink Floyd, Genesis oder Yes, aber das machten viele andere, heute trotzdem kultig verehrte Siebziger-Bands (und 99% ihrer Nachfolger) auch nicht. Tolle Musik gibt’s hier dennoch. „Dawn“ ist dabei das kantigste und spacigste der drei Alben, hier gibt es noch jede Menge harte Gitarren und viel Schweineorgel – leider aber auch etwas schmalzige Streicherarrangements, die das Ganze gefährlich nah an die Grenze zum Kitsch ziehen. Wer aber vor Dur-lastigem Schönklang Angst hat, ist bei Eloy eh‘ am falschen Platz. Das erfolgeichste Album der Band, „Ocean“, ist ohne Frage auch der Höhepunkt der Band-Discografie. Die vier Songs des Albums zeigen den Bandsound in Perfektion, die Mixtur aus hartem Rock, Space-Feeling und Bombastkeule sollte nie mehr so überzeugend gelingen wie auf speziell ‚Poseidon’s Creation‘ und ‚Atlantis Agony‘. Auch nicht auf dem ebenfalls sehr starken dritten Album der Box, „Silent Cries And Mighty Echoes“, das sich eventuell ein büssken zu stark an Pink Floyd anlehnte – so ist es schwer, in den ersten Minuten (‚Astral Entrance‘) nicht an ‚Shine On You Crazy Diamond‘ zu denken, und das Finale von ‚Apocalypse‘ kupfert kräftig bei ‚The Great Gig In The Sky‘ ab. Dafür klingt ‚Pilot To Paradise‘ mit seinem treibenden Groove wie die Blaupause für die legendären „Die Drei ???“-Soundtracks und sammelt alleine damit schon wieder Sympathiepunkte. Kurz, jeder, der sich für deutsche Prog-Klänge interessiert, muss diese drei Alben einfach kennen – und auch im internationalen Vergleich haben Eloy hier dreimal ins Schwarze getroffen.

Prog-affine Vinylsammler können sich das Boxset also bedenkenlos ins Regal stellen. Wem allerdings eine CD-Fassung ausreicht, der kann sich die drei Alben nach wie vor bei den „üblichen Verdächtigen“ in den Remaster-Fassungen von 2005 für jeweils ’nen Fünfer abgreifen. Se Tschoiss iss juhrs, wie Frank Bornemann sagen würde. Haben sollte man die drei Scheiben als Genrefan aber auf jeden Fall, so oder so.