Es groovt die Gitarre, Metal trifft auf Grunge, darüber einprägsame, weibliche Vocals. „Rabies“ (Dogspeed! Records) ist die die dritte EP in drei Bandjahren. Dog Dimension aus Berlin veröffentlichen am 03. Mai „Rabies“, und trotz des Namens stehen weder die Band noch das Album für tollwütige Hunde, sondern für schnörkellosen Alternative Rock mit dem gewissen Schäufelchen…
Eingängigkeit ist nicht immer ein Garant für Qualität, aber doch meistens einer für Ohrwürmer und damit Hit-Qualitäten. Im Fall der Pighouds und ihrem Debütalbum „Hilleboom“ (Noisolution) stimmt aber auch die Qualität, so dass die Scheibe im wahrsten Sinne des Wortes eine runde Sache geworden ist.
Aber der Reihe nach: Pighounds? Die Schweinehunde, das ist ein Dortmunder Duo, das zuvor als Quartett unter dem Namen Fitches aktiv war. Nach der inoffiziellen Bandauflösung 2018 machten die beiden Musiker Peter Bering und Alessandro „Sandro“ de Luca nahtlos weiter und gründeten The Pighounds. Nach einer letztjährigen EP erblickt nun „Hilleboom“ mit elf Songs das Licht der Welt.
Noise, Grunge, Punk und Alternative Rock prallen aufeinander, ohne schmerzhaft zu kollidieren, sondern um ineinander aufzugehen, zu einem neuen Sound zu verschmelzen, irgendwo dahinwabernd zwischen den Picturebooks und Daily Thompson, oder doch eher Hodja, den Hathors und Soundgarden? Der Grunge ist auf jeden Fall dabei, die Nähe zu Daily Thompson vermutlich am größten, und man kann eigentlich nur erstaunt darüber sein, dass die Pighounds wirklich „nur“ ein Duo sind, denn der Sound klingt mit jeder einzelnen Note kraftvoll und breit. Das ist eine richtige Band mit genug Ideen und Kreativität für vier oder fünf Mitglieder.
Das Album soll innerhalb von einer Woche auf einem alten Bauernhof entstanden sein, und die Sessions dort waren sehr produktiv: kurze und knackige Drei-Minuten-Songs machen Laune und sorgen für die schon erwähnten Ohrwürmer, denn hier stimmen nicht nur die Umsetzung, sondern auch das Songwriting. Die Nummern sind durch die Bank weg eingängig, rhythmusbetont und mit oft verzerrten Vocals durchsetzt. Der schon als Single veröffentlichte Track ‚Love Yourself‘ groovt dermaßen, dass man Angst und Bange bekommt. The Pighounds zollen außerdem ihrem Lieblingsschauspieler Rutger Hauer im gleichnamigen Song Tribut.
Groove und Grunge bestimmen „Hilleboom“, Ohrwürmer und die seltene Tatsache, dass keiner der Songs wirklich abfällt oder überflüssig wirkt. Diese Schweinehunde haben’s drauf!
Dinosaur Jr. werden ihr neues, nun schon 12. Studioalbum am 23. April bei Jagjaguwar veröffentlichen. Nach bester Bandtradition hat für zwei der zwölf neuen Songs nicht J Mascis, sondern Bassist Lou Barlow den Gesang beigesteuert. Einer davon ist „Garden“, der als zweite Vorabsingle dient. Das dazugehörige Video entstand in Massachusetts. Regie führte Barlow in Zusammenarbeit…
Beim Domino in Berlin ist man ganz aus dem Häuschen, denn ab sofort gehören die legendären Shoegazer My Bloody Valentine zum Label-Portfolio. Zunächst werden nun alle drei Studioalben plus die Compilation „EP’s 1988-1991 and Rare Tracks“ neu veröffentlicht. Digital sind sie seit dem 31. März erhältlich, physisch wird am 21. Mai nachgeschoben. „Isn’t Anything“ und…
Pumuckl sagt: „Was sich reimt, ist gut“. Mit seinem anarchischem Charme und dem roten Strubbelkopf könnte der Kobold beinahe als waschechter Punk durchgehen, und damit würde ihm vermutlich auch 24/7 Diva Heaven gefallen. Nicht nur, dass sich der Bandname reimt, wenn man ihn englisch ausspricht, sondern dazu legt das Damen-Trio aus Berlin mit seinem Longplayer-Debüt „Stress“ (Noisolution / Soulfood ) auch ein ziemlich cooles Punkrock-Album auf den Tisch.
Schon 2018 erschien die EP „Superslide“, mit der sich 24/7 Diva Heaven einen ersten Namen machen konnte. Seither wurde vor allen Dingen live gespielt als Support, 2019 auch mit Festivalauftritten und einer Tour mit den Schweizer Hathors. Die drei Damen sind nicht vom Grill, sondern sehen sich als Antreiber der Berliner Grrl-Noisy-Szene, verneigen sich vor ihren Vorbildern Bikini Kill, Babes in Toyland und Hole und setzen sich ein für Frauen in der Rock-Szene. Aber auch Männern dürfte „Stress“ gefallen.
Grunge-Noise, Alternative, Heavy Fuzz und jede Menge Energie und dazugehöriger Rotz treffen bei 24/7 Diva Heaven auf bewegungsintensiven Bubblegum-Punk, der oft an die griechischen Barb Wire Dolls erinnert. Die Refrains sind zornig und sehr melodisch, so dass lautes Mitsingen nicht nur möglich ist, sondern geradezu zur Pflicht wird. Dabei stimmt die Mischung aus schön aggressiven Nummern wie ‚Death To‘ , eher lässigeren Stücken à la ‚Bitter Lollipop‘ und kantigen, aber ziemlich groovenden Songs wie ‚Topped With Cheese‘. 24/7 Diva Heaven mögen „Stress“ haben, der Hörer aber freut sich über ein gelungenes Album, und Pumuckl applaudiert.
No one knows, what the fuzz is about but it’s wrestling time.
Beim Fuzz in Darbietung von The Entrepreneurs geht es ziemlich eindeutig um vergangene Zeiten. Und/oder um eine Parallelwelt. In dieser heutigen jedenfalls wollen sie sich nicht so richtig einpassen. Was wiederum immer ein guter Ansatz für Rockmusik ist. Allein darum ist „Wrestler“ (Crunchy Frog) sehr willkommen. Und auch wegen seiner musikalischen Ideen.
What’s so fucking strange about my idea?
Eben gar nicht so viel. The Entrepreneurs sind bei Weitem nicht die ersten, die gemischte und womöglich irritierende Gefühle in Songs verpacken. Man würde sie nur weder im kühlen Dänemark, noch in der zweites-Album-Bandphase verorten. Akustisch passen sie besser in den Nordwesten der USA. Es ist aber North Carolina, wo die drei Dänen einige Zeit verbracht und auch Songs für „Wrestler“ aufgenommen haben.
Die klingen häufig nach einer in den 1990ern verlebten Jugend. Das kommt bei den drei jungen Herren wohl nicht ganz hin, daher Hut ab vor so viel authentischem Bezug. Sehr überzeugend jedenfalls ist die betont desinteressierte und entrückte Attitüde des Albums. The Entrepreneurs driften gern ab und schaffen oft eine etwas umnebelte Atmosphäre. Dabei entsteht mal eine Art Space-Rock, mal ist alles sehr grungig. In einem Moment gibt sich die Band schmeichelnd, im nächsten dann wieder schroff.
Don’t hate me just because I hate you.
Chapeau! Spätestens damit dürfte klar sein, dass The Entrepreneurs auf keinen Fall irgendeinem Trend hinterherlaufen. Eher introvertiert, schaffen sie sich ihr eigenes fuzziges Universum. Das ist alles andere als leicht durchschaubar – allein schon deshalb, weil viel mit Stimmverzerrern gearbeitet wird. Von den asymmetrischen und abrupten Songstrukturen ganz zu schweigen.
„Wrestler“ ist ein bisschen psychedelisch, etwas krautig und bisweilen avantgardistisch. Es ist aus der Zeit gefallen, aber definitiv nicht langweilig – wie ein Regenbogen, bunt und surreal.
Ein Melvin zu sein, bedeutet ein Leben auf der kreativen Überholspur zu führen. So viele Gliedmaßen hat einer gar nicht, um die Veröffentlichungen aus dem Dunstkreis der Band um Mastermind Buzz Osborne und Trommler Dale Crover aufzuzählen. Solo-Alben, illustre Kooperationen und eigene Releases sprudeln wie eine Quelle, zwei vollständige Alben in einem Jahr sind keine Seltenheit. Und keine gleicht der anderen. Eigenwillig, wild, abstrus und rockend ist das neue – geschätzte 129. – Album „Working With God“ (Ipecac Recordings). Wer hätte das gedacht!?
Alternative Noise Rock’n’Roll quillt in einer gruseligen Möchte-gern-Cover-Version von den Quietchboys’ ,Get around‘ namens ,I Fuck Around‘ aus den Boxen. Für solch eine geschmackliche Verirrung sind Melvins berühmt und berüchtigt. Viele obskure Songs sollen noch folgen. Aber erstmal geht es schwerfällig noisy mit ,Negative No No‘ weiter. Für solche rockende Schwergewichte sind sie ebenfalls berühmt und berüchtigt. Mit Song Nummer 3 ist klar, Melvins scheren sich einen Dreck um Konventionen, denn mit dem freakigen Feedback-Origie ,Bouncing Rick‘ machen sie deutlich, wer ein reines Rockalbum möchte, kann den Raum jetzt verlassen. Ab jetzt werden nur noch die Die-hard-Melvins-Fans befriedigt.
Melvins spielen Melvins Music
Wirre, kunterbunte Intermezzi wechseln sich mit kräftigen Rocksongs mit unverkennbaren Noise-Einschlag ab, die Kopf-nick-Fuß-wipp-Groove-Qualitäten haben. Die leichte überdrehte Stimme Buzz Osbornes, der heiser knarrende Bass von Steven Shane McDonald und die treibenden Drums von Dale Crover machen Melvins ebenso aus, wie die ungewöhnlichen Sound-Experimente, den naiven Unsinn und das nervtötende Feedback. Keine Ahnung, ob das ätzend-fröhliche ,Fuck you‘ den Beach Boys gewidmet ist, es klingt jedenfalls mächtig nach den Sunnyboys. Einen Song zur Hälfte rückwärts gespielt gibt es obendrauf. Tja, so sind die Melvins.
„Working With God“ nervt, rockt, groovt, ätzt. Die 13 Songs wirken so eigenwillig wie aus dem Ärmel geschüttelt, wobei dies nicht bedeutet, dass sie Asse sind, sondern eher ihre Zufälligkeit darstellt. Melvins spielen Melvins Music, was irgendwie eine ganz eigenen Kategorie ist. Roten Fäden oder einen homogenen Guss handelt das Trio mit Überzeugung entgegen. Trotzdem hat die Band eine treue Fangemeinde, die das erste Album in 2021 abfeiern und gespannt auf das zweite in diesem Jahr warten wird.
The Picturebooks veröffentlichen am 04.12.2020 ihre ersten beiden Alben „List Of People To Kill“ (2009) und „Artificial Tears“ (2010) erstmals als Vinyl-Sonderausgabe. Beide Alben waren bisher nur als CD erhältlich. Die Schallplatten enthalten zusätzlichen Bonustracks, viele Fotos und Linernotes. Aber für die wahren Fans und Sammler haben sich die Jungs etwas ganz Besonderes einfallen lassen.…
Kaum einer Band merkt man so stark an, dass ihnen die Konzerte und das Publikum fehlen. Die kanadischen Metz sind auf ihrem neuen Album „Atlas Vending“ (Sub Pop) derart energisch, laut und rastlos, als wollten sie sich und ihre eigene Live-Performance selbst übertreffen. Ja, dem Hörer soll etwas geliefert werden, was ihn beim Hören an sich und letztlich auch beim Stream-Konzert flasht.
Aufgabe erfüllt. Die Platte ist nichts weniger als ein Wirbelsturm. Das Trio aus Toronto hat diesmal besonderen Wert auf einen vollen, vielschichtigen Sound gelegt. Ein wenig erinnert es an das kürzliche erschienene Spice-Album, nur dass hier noch beim Tempo angezogen wurde. Damit liefert „Atlas Vending“ ein Hörerlebnis, das wenig zu wünschen übrig lässt. Metz bewegen sich auf ihrem vierten Album wild, aber nicht unkontrolliert zwischen Post-Punk, sehr angepisstem Garage-Rock und melodischem Noise.
Schön, wie präsent dabei das Schlagzeug ist. Dringlich und ohne nachzugeben treibt es jeden der zehn Songs voran. Das hat – gemeinsam mit mehrfachen Refrain-Wiederholungen – etwas positiv Redundantes, ist berauschend und will Einem doch die Nerven rauben. Mitunter legen sich einnehmende, Metal-affine Melodien über das Gehämmer. Die sorgen für einen leicht versöhnlichen Ton auf „Atlas Vending“. Der bleibt zwar zielsicher, aber sehr sparsam dosiert. Denn das letzte, was Metz mit dem Album wollen, ist Wohlgefallen erzeugen. Dazu gibt sich Sänger Alex Edkins schlicht zu wütend bis angewidert und lässt das in seinem Gesang auch aus.
So eindringlich wie die Bassdrum gleich zum Albumbeginn hämmert sich „Atlas Vending“ in Gänze in den Kopf des Hörers. Es ruft eine große innere Unruhe, Ungeduld und Unmut hervor. Das sollten im Prinzip die ganz natürlichen Reaktionen auf den Zustand der Welt und die ihr eigene Zivilisation sein. Mit Metz im Ohr dreht man deswegen wenigstens nicht durch – oder gerade doch?
Dieses Jahr hat schon große Highlights im Bereich Doom, Sludge und Stoner gesehen: Göden, Temple Of Void, Frayle und jetzt brechen Keverra die nächste schwere Tür nieder. Das Trio aus LA ist ganz vom alten Schlag, Routiniers in Sachen kriechendem Lärm. So klingt ihr selbstbetiteltes Debütalbum (Seeing Red Records) wie aus einer längst vergangenen Zeit, roh, düster, eigenständig und zutiefst verzweifelt.
Mit Melodien haben sie es nicht so besonders, dafür mit noisig-kreischenden Vocals und einem hölzernen wie scheppernden und hallenden Sound, wie er in diesem Subgenre gepflegt wird. Die knapp 40 Minuten geben einem das Gefühl, bei den live-haftigen Aufnahmen dabei zu sein. Das Trommelfell vibriert, die Klamotten flattern, die Gesichtszügen schlackern – die zehn Songs sind physisch erlebbar, sobald der Lautstärkeregler auf elf steht. Keverra holen jeden Dezibel Lärm aus ihren Instrumenten heraus und feiern damit eine Orgie aus massiven Schallwellen. Aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung in der Szene, wissen sie aber wie sie ihr Getöse anreichern, variieren und Niveau verleihen.
Keverra kreieren nicht nur fetten, rockigen Sludge, sondern sie lassen ihn Leben, wie eine eigene Wesenheit, die sich vor Schmerz und Verzweiflung windet. Gekonnt kombinieren sie die klassischen Versatzstücke, wie einen walzenden bis holprigen Rhythmus, kehlig verzerrten Gesang, schwere Riffs, ruhige Momente und eine hypnotische Atmosphäre. Die zehn Songs wirken auf einen wie schweißtreibende Arbeit. Während einen die Musik gefangen nimmt, wünscht man sich gar nicht erst, dass der Tunnel je zum Licht führt. Die Dunkelheit lebt in einem, wird Teil von einem. Zeit, lädt ein, sich ihr ganz hinzugeben und in ganzen Zügen zu genießen.
Keverra machen Musik für kleine, versiffte, stinkende Clubs, in denen sich Einfachheit, Leidenschaft und Ehrlichkeit die Hände reichen. Keverras Debütalbum ist so authentisch wie ein Dosenbier in der einen und eine Kippe in der anderen Hand. Keverra muss laut gehört werden. Volume up!