Schlagwort: Folk

THE MONTREUX YEARS – Reihe wird mit Mitschnitten von Muddy Waters und Marianne Faithfull fortgesetzt

Das legendäre Schweizer „Montreux Jazz Festival“ geht in diesem Sommer in das mittlerweile 55. Jahr. Mehrere Künstler*innen sind in den sechs Jahrzehnten immer wieder dort aufgetreten. Einigen von ihnen wird mit qualitativ hochwertigen und neu gemischten Aufnahmen unter dem Reihen-Namen „The Montreux Years“ (BMG) ein Andenken gesetzt. Nach den Veröffentlichungen von Nina Simone und Etta…

NOISEHAUSEN – Summer Stage 2021

Nach der Verlegung des Noisehausen Festivals auf 2022, wird es heuer wieder ein paar wunderbare Konzertabende auf der Noisehausen Summer Stage im Freibad Schrobenhausen (bei Ingolstadt) geben. Wir freuen uns sehr am 28.08.21 Haindling in der Stadt begrüßen zu dürfen. Die Kultband aus Bayern, ist mit ihrem unverwechselbaren Klang wohl das außergewöhnlichste Musikereignis, das Bayern…

Surrounded

Some people have a landscape written in their bones.

Er hätte gar nicht vorgehabt, ein weiteres Soloalbum aufzunehmen, erzählt Justin Sullivan im ausführlichen Interview für den Video-Podcast Couch Riffs. Zentral sei eigentlich die Arbeit mit seiner Band New Model Army, der derzeit seine ganze Loyalität gehört. Aber dann – kam der Lockdown, und Sullivan saß zu Hause, allein mit seiner Gitarre, aller Pläne beraubt. Damit bestätigt sich einmal mehr, dass in Sachen Kreativität und musikalischer Output diese eigenartigen Zeiten doch für etwas gut sind.

When you have to change your life is when you know you’re living.

Wer das erste Solowerk „Navigating By The Stars“ kennt, dessen Veröffentlichung ganze 18 Jahre zurückliegt, der dürfte ein seliges Lächeln auf den Lippen gehabt haben bei der Ankündigung von „Surrounded“ (earMUSIC). Und wird nicht enttäuscht. Der Zweitling löst ein, was das Debüt als Versprechen hinterlassen hat. Die Basslinie von „Amundsen“ zum Beispiel knüpft fast nahtlos an „Twilight Home“ an, dem Opener von „Navigating By The Stars“. Wieder gibt es auf „Surrounded“eine Stunde lang fesselnde Geschichten, starke Bilder, die fast greifbare Szenen heraufbeschwören und Naturgewalten, denen sich der Erzähler mit stoischer Ruhe ergibt.

Grey skies, dry stone walls, stretching all the way to the western islands
Where the rebels have the best songs and you know them line by line.

Aber eines ist auch ganz deutlich zu hören: der Altersunterschied. Sullivans Stimme ist jetzt gesetzter, tiefer, rauer – eben so, wie es die Natur bei einem inzwischen 65-Jährigen richtet. Was hingegen schon lange da ist und als Markenzeichen des Texters Justin Sullivan gelten kann, das sind die Menschlichkeit und Weisheiten, die er ganz nebenbei in seine Geschichten einstreut und die immer eine Erkenntnisgewinn garantieren.

The looked at me like they could not understand
That I’d die for a cause but not kill for it.

„Surrounded“ ist voller wunderbarer Melodien, in die sich ganz tief eintauchen lässt. Klare Höhepunkte sind „Stone and Heather“, „Unforgiven“ und „Sea Again“. Viele der Stücke bekommen eine ernste, bisweilen geheimnisvolle Note durch das großartige Bassspiel. Auch Violine, Harfe und Cello entfalten auf zurückhaltende Art eine faszinierende Wirkung. Erst dank dieser wohl dosierten Arrangements, die sich Sullivans von einer Reihe Musikerfreund*innen hat beisteuern lassen, wird das ganze Potential jedes einzelnen der 16 Songs freigelegt. Zum Glück hatten weder Sullivan noch Lee Smith, der Mann am Mischpult, Angst vor einer guten Prise Pathos, der im Zweifelsfall von den mitunter dramatischen Texten geerdet wird.

They took me to a commune farm where everyone smiled,
They were pure and kind and sure
I felt their goodness surrounding me and headed for the door.

Auch alle Mitglieder von New Model Army haben ihren musikalischen Beitrag auf „Surrounded“ geleistet. Dem Album folgt im Sommer zunächst eine Solotour von Justin Sullivan. Weil es aber irgendwie auch eine Angelegenheit der family ist, könnte sich der ein oder andere Song problemlos in die Playlist der kommenden New Model Army-Konzerte einfügen.

It only lasts a moment but what a moment it has been.

 

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Oktober Promotion

Saturday Moon

Das Video zum Song „Saturday Moon“ ist zwei lebenserfahrenen Frauen gewidmet, die – wie es im Abspann heißt – Chantal Acda durch ihre anmutige Art beeinflusst haben. Deren Würdigung ist visuell auf eine Art und Weise umgesetzt, die auch musikalisch das gesamte neue Album der Belgierin prägt: Spartanisch arrangiert und auf das Wichtigste reduziert, kommt eine starke weibliche Persönlichkeit zum Tragen.

Das passiert aber nicht extrovertiert, sondern fast wie durch die Hintertür. Mit ihrer sanften, aber bestimmten Art gewinnt Chantal Acda schnell das Vertrauen der Hörenden. Choreografisch perfekt platziert, wirkt der Opener hymnisch und schafft eine einlullende Stimmung. Die meisten Songs von „Saturday Moon“ (Glitterhouse Records) sind voll schöner Melodien. Gleichzeitig haben sie aber auch einen beunruhigenden Unterton. Acda erzählt starke Geschichten, die nicht immer gut ausgehen und oft von einer gewissen Besorgnis geprägt sind. Das kann dann schon mal in ein fast verzweifeltes Lamento von nur zwei Zeilen münden: „I can’t stay here, he said. He couldn’t recall the conversation anymore.“

Die folkig-jazzigen Arrangements auf „Saturday Moon“ sind von hervorragender Qualität. Das Album ist mit Hilfe von 18 Musiker*innen entstanden, unter anderem mit Mitgliedern der Band Low. Trotzdem folgt es Acbas Motto „weniger ist mehr“, das sie besonders dem Stück „Disappeare“ zuschreibt. Dessen Text hätte sie mit zwei gegensätzlichen Gefühlen geschrieben, fährt die Musikerin fort: auf der einen Seite Unglaube und Protest, auf der anderen Seite Hoffnung und Freude. Das gesamte Album vermittelt eine Ahnung davon, dass Acba genauso ihr Leben meistert.

Vor allem aber ist sie tief romantisch. „The Letter“ etwa erzählt die Geschichte zweier Liebenden, die Jahre lang auf sich warten – und das vergeblich. Das Bild dieser Beziehung wirkt wie aus einem anderen Jahrhundert und enthüllt eine eher konservative Sicht auf die Liebe, die von Treue, Zurückhaltung und viel Unausgesprochenem begleitet wird. Hinzu kommen spirituelle und naturreligiöse Motive, so wie in „Back Against The Wall“: „Another year has passed, still looking at the tree, and I think that it is looking back at me. This is what we forgot, touch the wooden skin, feel the warmth within.“ Der archaische Rückgriff auf „the ground th we held dear“ lässt Einen, eine gewisse historische Sensibilität vorausgesetzt, dann fast schon innerlich erstarren.

So berechtigt Acbas Sorge über den Zustand der Welt ist – ihre Fluchtszenarien müssen nicht für alle Hörer*innen als Lösungsansätze oder gar Lebensphilosophie taugen. „Saturday Moon“ bietet durchaus ein intensives Hörerlebnis, das die reale Welt außen vorlässt und hilft, sich auf sein Inneres zu konzentrieren. Ein solcher Rückzug kann für den Augenblick heilsam sein. Man scheint aber gut beraten zu sein, sich nicht ganz darin zu verlieren.


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Starkult

Topaz

Israel Nash ist ein Meister der psychedelischen Schwermut. Gut, daß dieses Album im Frühjahr erscheint, wo zumindest die Sonne und sprießende Pflanzen ein wenig Hoffnung verbreitet. Denn Melancholie ist nach wie vor eines der Markenzeichen von Nash, dessen neuestes Album „Topaz“ (Loose Music) jüngst erschienen ist. Dennoch beschreitet der Meister neue Wege:

„“Topaz“ ist technisch gesehen wirklich das erste Album, an dem ich so viel allein gearbeitet habe, und es war nicht nur eine einzige Session, bei der wir uns diverse Freunde und Gastmusiker dazu geholt haben“, sagt Nash. „Diese Platte entstand im Laufe eines Jahres, zwischen den Tourneen, als ich nur für mich allein sein wollte.“

Die zweite offensichtliche Innovation ist der deutliche Ausbau der Streicher und vor allem Bläser. Los geht’s aber mit einer klagenden Steel-Guitar und einem minimalistischen Schlagzeug-Beat in „Driving Lines“. Zärtlich säuselt der bärtige Pastorensohn Nash zur Mundharmonika in „Closer“ über die fehlende Nähe zu seiner Angebeteten. Und dann sind sie da, die Bläser. Eine ganze Sektion zum Auftakt zu „Down In the Country“, akzentuiert von einem Bass-Saxophon. In „Stay“ spielt letzteres nur eine Nebenrolle unter etlichen weiteren Blechbläsern, der Song hat Soul, einen wunderbaren Refrain und ein verträumtes Gitarren-Solo.

Auch in „Indiana“ und „Howling Wind“ verbindet der Singer-Songwriter seinen ohnehin eigenständigen Stil sehr prominent mit Blasinstrumenten. Die Gitarren sind für alle Saiten-Enthusiasten dennoch auch da, auch Orgeln und immer wieder der klagende Gesang. „Topaz“ ist pychedelisch anmutender Bläser-Soul-Folk. Da hat Mr. Nash sich tatsächlich ein wenig neu erfunden.

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Don’t Look Back in Anger – Wolfgangs musikalischer Jahresrückblick 2020

Wenige Wochen vor Ende des Jahres stolperte ich auf dieser Seite über den Aufruf, sich bei Whiskey-Soda als Redakteur zu bewerben, inzwischen bin Redakteursanwärter. Als der schreibe ich meinen musikalischen Jahresrückblick, nach diesem extrem denkwürdigen Jahr. Das Jahr 2020 sollte gut starten. Kurz vor Weihnachten 2019 war ich einer der Glücklichen, der Tickets für Die…

Thank you for the music! – Christinas 2020, musikalisch betrachet

Da geht’s dahin, das Corona-Jahr. Vieles war und ist mega ätzend. Aber es gab auch kleine Lichtblicke und Highlights. Ich habe an dieser Stelle mal die Top 5 zusammengetragen, die mein kleines Universum aufgehellt haben. Brian Fallon: November 2021. Itchy: Dezember 2021. Die Ärzte: Dezember 2021. – Und das sind nur drei der verschobenen Konzerte,…

KRAYENZEIT – Singleauskopplung „Unsterblich“

Und aus dem Meer Wie ein Phönix aus der Asche Steigen wir in Staub gehüllt hervor Wer Staub frisst, wird Gold ernten. Ziemlich plakative und dennoch treffende Zusammenfassung für das jüngste Krayenzeit-Album „Staub und Tränen“. Sie sind durch die Hölle gegangen, waren mehr als einmal ganz am Boden, haben sich aufgerafft, gegenseitig aufgeholfen, sind weitergegangen.…

THE CHANT OF TREES – Crowdfunding für ein psychedelisches Folk Metal – Album

THE CHANT OF TREES wurde in den Tiefen des Waldes geboren, wo sich der Geist mit Bäumen und Wasserfällen verbindet. Gesänge erheben sich und verschmelzen abwechselnd mit den Gitarren sowie den Geräuschen des Waldes zu verschiedenen Gemälden. Eine beruhigende Reise in unser inneres Unendlich. Das Crowdfunding wird dazu beitragen, ein exquisites A5-CD-Digipack herzustellen und T-Shirts…

FIDDLER’S GREEN – Online-Anniversary-Show und Crowdfundingaktion

Fiddler’s Green sind wohl die Speedfolk-Band überhaupt. Immerhin frönen sie dieser Musik nun schon seit 30 Jahren. Anlässlich des Jubiläums steigt am 04. Dezember 2020 auf ihrem Youtube-Kanal eine Online-Jubiläumssause mit vielen Gästen. Der Eintritt dazu ist frei. Es darf jedoch gerne gespendet werden. Hier geht es zur Show: https://www.youtube.com/channel/UCg6DF6Bl17sIc9hDvXrw24A Passend zum Konzert wird am…