Es gibt wohl kaum einen Künstler, der weltweit so oft auf irgendeiner Bühne zu finden ist, wie Frank Turner, außer vielleicht der deutlich ältere Bob Dylan. Meist begleitet von seinen „Sleeping Souls“, manchmal Solo (wie Dylan zu Beginn seiner Karriere) oder mit seiner Hobby-Band „Möngöl Hörde“. Dem rastlosen Folk-Punk-Rocker dürfte die Zwangspause daher vielleicht noch…
Dem englischen Folk-Punk-Rocker Frank Turner kann man eine Sache nicht vorwerfen, und das ist Faulheit. Entweder tourt er unermüdlich durch die ganze Welt, oder veröffentlicht eine neue Platte. Da die Zwangspause Konzerte vereitelte, hat er die Zeit genutzt, neue Songs zu produzieren. Mit „A Wave Across A Bay” gibt es nun einen weiteren Vorgeschmack auf…
Acht Eimer Hühnerherzen erfreuen die Welt mit einem neuen Video. Dazu die Band: Sind die geraden Zahlen nicht ein einziges Unglück für die Menschheit?Total hässlich und Schuld an so viel Missvergnügen?Nur die Acht stellt eine Ausnahme dar.Und die Zehn sowieso, da ja die Quersumme Eins ist.„Zahlen“ ist das vierte (!) und letzte Musikvideo/Single zum zweiten…
Weihnachten steht vor der Tür – und auch wenn manch einer sich vielleicht wegen der Corona-Pandemie nicht zum feiern fühlt – Mascot Records bringen einen interessanten Weihnacht-Sampler-EP heraus. Warum nicht der Lieblingstante den ganz eigenen Blick auf traditionelle Weihnachtslieder unter den Baum legen? Wer darauf Bock hat, hat ab kommendem Freitag die Gelegenheit dazu, wenn…
Wie anders könnte TV Smith, als mit seinem neuen Album die aktuelle Corona-Situation zu reflektieren? Nun sei es sogar ein Konzeptalbum geworden, lässt der Punk-Barde verlauten. „Lockdown Holiday“ erscheint am 27. November via JKP, dem Label der Toten Hosen, die laut Campino in TV Smith Freund und Vorbild zugleich sehen. Aufgenommen wurde das Album im…
Rong Kong Koma beehren uns mit einem weiteren Video, diesmal zum Song „Ich war früher Mörder“. Es ist die vierte Single aus dem aktuellen Album „Lebe dein Traum“. Noch interessanter als die Visualisierung ist aber womöglich der Begleittext, den uns die Band aus Berlin mit auf den Weg geben: Unter der Lupe siehst du wunderschön…
Mit „Beer & Loathing“ haben The Real McKenzies einen neuen Longplayer angekündigt, welcher am 03.07.2020 erscheinen wird. Den dazu passenden Titeltack haben die Kanadier nun auch veröffentlicht. „Beer & Loathing“ wird das bereits zehnte Studioalbum der Folk-Punker sein. The Real McKenzies bei FacebookBandhomepage
Der St. Patrick’s Day wird nicht nur in Irland gefeiert, und eine Party hatten sicher auch Uncle Bard & The Dirty Bastards. „The Men Beyond The Glass“ (Eigenvertrieb) lädt ein zu einem Ausflug nach Irland. In den aktuellen Zeiten der Reisebeschränkungen eine gute Idee für alle, die Irish Folk mit traditionellen Instrumenten mögen, aber auch immer wieder mal rockige Gitarren genießen wollen, dargeboten von sechs Norditalienern.
Klingt bekannt? Die Idee, irischen Folk mit Rock und Punk zu vermischen, ist wahrlich nicht neu und wird gerne von Bands praktiziert, die eigentlich gar nicht aus Irland kommen (aber zumindest irische Wurzeln haben wie Flogging Molly oder die Dropkick Murphys). Prominenter Vertreter aus Deutschland: Fiddler’s Green. Italien macht da ebenfalls mit und schickt Uncle Bard & The Dirty Bastards ins Rennen, die mit „The Men Beyond The Glass“ ihren dritten Longplayer vorlegen und 12 kleine Geschichten erzählen, musikalisch auf den ersten Blick ähnlich wie die oben genannten Bands, aber doch ganz anders, liegt der Schwerpunkt doch hier eindeutig auf Folk.
Nach ihrem Pressetext zu urteilen haben die Italiener alle einen Bezug zu Irland, und das hört man auch sofort heraus. Spielfreudig und erfahren legen sie los, gibt es die Band doch immerhin schon seit 13 Jahren. Uilleann-Pipes, Tenor Banjos, Mandoline und irische Flöten treffen auf zwei Gitarren, Bässe, Schlagzeug. Alles schon mal dagewesen, aber hier nicht (nur) verpackt in launige Songs über das Saufen und Feiern, sondern insbesondere in Vielseitigkeit. Akustische Balladen gibt es ebenso wie zum Schwofen einladende Shanties und straighte Rock’n’Roller. Der Opener ‚Hey Man‘ verbreitet gar Westernatmosphäre und dezente (irische?) Coutry-Attitüde. Mitwippen und Tanzen darf man gerne bei den meisten der Songs, die vor allen Dingen durch Abwechslung bestechen. Manchmal klingt es auch ein wenig nach den Genrespezialisten The Pogues, von daher dürften sich hier alle Folk-Fans schnell heimisch fühlen.
Das Gebotene ist nicht neu, wird aber packend und abwechslungsreich dargeboten und kann auch handwerklich voll und ganz überzeugen. Dieser Onkel macht Spaß!
Das meint Apocalypse Vega so witzig wie ernst. Konservative Kackbratzen und stocksteife Schnösel könnten beim Hören der Werke von Acht Eimer Hühnerherzen freilich meinen, dass sie das schon längst ist. Die Frontfrau der Berliner Kombo singt so unmittelbar, unverblümt und ausgelassen, dass Jemand ohne Humor hier sofort verloren hat.
Auch sein zweites „album“ (Destiny Records) präsentiert das Trio mit einem erfrischenden instrumentalen Minimalismus, der zum Einen pogo-, zum Anderen lagerfeuertauglich ist. „Mit dieser schönen Flüchtigkeit“ („Immer schlimmer“) bietet es uns Esprit und Leichtigkeit, mit denen Viele wohl gern durch’s Leben gehen würden. Diese auf Vinyl gepresste Straßenmusik made in Kreuzberg und ihre textliche Ingredienz mag zunächst naiv, manchmal sogar albern wirken – wie im Prinzip das gesamte Bandprojekt, siehe Name. Es liegt aber eine stattliche Portion Lebenserfahrung und auch eine gewisse Weisheit darin.
Also sind sie sehr authentisch, die Songs von Acht Eimer Hühnerherzen. Und auch wenn das Ganze eine humorvolle Angelegenheit ist, ist es doch keine Witz. In der scheinbaren Unbekümmertheit lässt sich nämlich eine ausgeprägte Widerstandshaltung erkennen: gegen eine Pflicht- und Verbotskultur („Kozmic Schlüsseldienst“), Konsum- und Produktionswahn („Zahlen“), gegen das Mantra des Vernünftigseinmüssens („Somnambulismus“), überhaupt wider den stoischen Ernst:
Ich will Orgien, Stress und Streit und mehr Gemeinheit und weiter narkoleptisch bleiben.
Eine Prise Acht Eimer Hühnerherzen tut jedem Lebenskonzept gut. Auch mal nicht wissen, „wann man aufwacht und wo man aufwacht“ („Somnambulismus“). Aber Obacht! Auch das kommt nicht ohne Seelentäler und traurige Momente aus. So, wie es im irdischen Dasein nunmal läuft. Und dann überrascht vielleicht doch ein wenig das Fazit aus „Gesellschaftstanz“:
In diesem Text wird nicht auf den Corona-Virus verwiesen. Und schon ist er ein Oxymoron.
Ist es also moralisch vertretbar, in diesen Zeiten keine Bemerkung über die Pandemie verlieren? Frage falsch gestellt. Denn Moral ist nichts, wessen sich Rong Kong Koma verstärkt verpflichtet fühlen würden. Darum erlauben sie sich Textzeilen wie
und endlich bist du sprachlos war auch Zeit, dass du einfach einmal die Fresse hältst und akzeptierst, dass es ab hier nur noch bergab geht. (Drogen oder Liebe)
Das ist aber aus dem Zusammenhang gerissen und kommt darum viel negativer rüber, als das Debütalbum der neuen Band um Sebastian Kiefer (Diving For Sunken Treasures, Huck Blues) sein will. Nicht von ungefähr ist es „Lebe dein Traum“ (Rookie Records) benannt. Die wilden Spekulationen mal beiseite gelassen, die die fehlerhafte Grammatik im Albumtitel hervorruft, darf man ihn als Aufforderung getrost ernst nehmen. Denn er begreift all seine schönen, verklärten, feuchten, schlechten und beängstigenden Varianten ein. Vorherrschend ist in alledem eine Lebenslust, die sich nicht nur textlich, sondern vornehmlich musikalisch Luft macht. Rong Kong Koma servieren ihren Folk-Punk medium rare, klingen nach Straßenmusik und Spontankonzert. Instrumentierung und Produktion der Songs werden auf das Notwendige reduziert; Tempo und Dynamik wird absolute Priorität eingeräumt.
Und ich treff dich heut mal wieder in meinem Bauch. (Blutdurst)
Dazu schwadroniert der Herr Kiefer offenherzig und ungeschönt vom Leben, mit all seinen Tiefen und Höhen und Tiefen. Er tut das mit bildreicher, gewitzter Sprache, ohne Illusionen, aber mit einer guten Portion Romantik:
und zum weitergehn brauch ich dich und deine wärme und den sturm, den wir säen / und zum weitergehn muss ich deine liebe spürn. (Sieben Jahre)
Dazu gehört eine eigene Form von Lokalkolorit, die bereits mit der ersten Single „Scheiss Berliner“ frech vorgebracht wurde. Auch „Der schwerste Stein“ zeugt von Freude und Leid des Lebens in der Hauptstadt:
zu den dächern von berlin stinkt der zugang nach urin da gibt es monotonie zu elektronischer musik und existenzangst als antrieb
Schöne und harte, nie gefällige, aber immer ehrliche Worte liegen Sebastian Kiefer und seinen Mannen genauso im Blut wie ein ungezügelter Rhythmus. Das macht Rong Kong Koma und ihr „Lebe dein Traum“ zu einem überraschenden, wilden und geistreichen Erlebnis. Denn schließlich haben wir keine Zeit zu verlieren:
Ich glaube, wir gehen zu weit. Eine Nacht mehr, in der niemand schläft.